Wenn Ihr denkt, das mit der Spitzmaus war einen Eintagsfliege, muss ich Euch leider enttäuschen. Bei manchen Leuten frag ich mich wirklich, ob da oben im Kastl Spinnen hausen oder gruselige Tumble Weeds durch die Gegend kullern. Mangels Hirn wäre zumindest ausreichend Platz – beispielsweise beim heutigen Exemplar aus der Reihe “Nicht Dein Ernst!?” … Da hab ich echt kurz überlegt, ob ich die Beratung an den Nagel hänge.

Zu Hülf! – Aber wie?
Manche Leute kommen zu Mäusen wie die Jungfrau zum Kinde. Besonders einfach ist das bei Wildmäusen. Man kann den Findern also schlecht verübeln, wenn sie eher dürftig für den Notfall ausgestattet sind – sprich gar nicht. So auch der Finder einer etwa 8 Wochen alten, unterkühlten Waldmaus.
Die konnte er da unmöglich liegen lassen, erklärt er mir lang und breit und auffallend höflich. Aber sie frißt halt nix. Was tun? Ich erkläre also helfend: Maus muss warm sein, weil wo nix Körpertemperatur, da nix Verdauung und in der Folge auch nix Appetit. Also am besten unter ein Rotlicht. Das wärmt gut durch.
Hat er nicht. Ok, haben die meisten nicht. Ob Heizung geht? Wenn er die Maus braten will, dann ja. Also keine Heizung. Heizdecke wäre ok, wenn regelbar. Hat er auch nicht. Wärmflasche vielleicht? Nein, auch die besitzt er nicht. So langsam wird es dünn. Letzter Versuch: Schraubglas nehmen, mit heißem Wasser füllen, Handtuch drum, Maus ins Handtuch kuscheln.
Mein Gegenüber strahlt so glücklich, dass die Bits in der Leitung glühen. Ja, ein Glas hat er. Prima. Also hurtig, hurtig, Mausi anwärmen – aber bitte laaangsam, damit der Kreislauf mit seinen Runden auch hinterher kommt.
Aufgewärmtes Essen
Zwei Stunden später bekomme ich eine aufgeregte Nachricht. Die Maus krabbelt wieder rum. Was er denn füttern soll. Ich schicke ein Stoßgebet gen Himmel und sage “zarte Haferflocken”. Mein Gebet wird erhört. Er hat tatsächlich welche.
Die bitte zum Teil einweichen und als Brei anbieten und dazu noch ein paar trockene Flocken, damit Mausi sich das raussuchen kann, wie sie das gern hätte.
Zehn Minuten später bekomme ich begeisterte Dankesbekundungen. Mausi ist zwar noch sehr ruhig, versucht aber schon zu fressen. Prima. Ich erinnere noch daran, dass das Glas vor dem Schlafengehen und nach 4h mit warmem Wasser neu befüllt werden sollte und wünsche eine gute Nacht.
Schwimmstunden im Innenpool
Am nächsten Morgen erkundige ich mich unbedarft nach Mausis Befinden. Man bedankt sich artig und höflich bei mir. Der Tipp mit dem Glas sei super gewesen. Sie hätte dann wieder angefangen zu fressen. “Na prima”, denk ich mir und will schon einen Haken dran machen.
Da kommt der Zusatz, der mich mal wieder für meine eigene Spezies in Grund und Boden fremdschämen lässt: Also, der Tipp sei super gewesen, aber Mausi ist tot. Ich bin irritiert. Haben Wärme und Futter nicht gereicht? Doch, doch, schon … Aber sie sei leider ertrunken.
Ich bin verwirrt. In einer Breischüssel ist noch keine Maus ersoffen. Nope, in einer Breischüssel nicht – aber in einem Wärmeglas, genauer gesagt, in diesem Wärmeglas. Noch bevor mein Gehirn die Biegung selbständig nehmen kann, bekomme ich den freundlich formulierten Hinweis: “Sie sollten vielleicht künftig dazu schreiben, dass auf das Glas ein Deckel muss.”
Ja, wie soll ich auch ahnen, dass man ein Schraubglas offen lässt!? Wozu, hat er denn gedacht, dass das ein Schraubglas sein muss!? Ich seufze resigniert, wünsche dem überaus freundlichen und wirklich netten, aber nicht ganz hellen Finder einen schönen Tag – und ergänze meinen Artikel zu den Wärmequellen für kranke Mäuse. So, und jetzt wisst Ihr auch, wie dieser ominöse Zusatz in den Artikel kommt – sicher ist sicher …