Mitunter bemerken Sie einen Blutmilbenbefall (also Tropische Rattenmilbe, Rote Vogelmilbe o. ä.) erst spät. Auch bei Räumungen tauchen immer wieder massiv befallene, sehr geschwächte Nager auf. Dann kommt es darauf an, dass Sie schnell und richtig handeln. Das kann das Leben der betroffenen Tiere retten.
Parasitendruck reduzieren
Wenn Sie eine Maus mit massivem Milbenbefall finden, sollten Sie sie als erstes soweit wie möglich von Parasiten befreien. Damit Sie sich die Milben dabei nicht selbst einfangen, hat es sich bewährt, einen Streifen doppelseitiges Klebeband um den Unterarm zu kleben, sodass die Milben nicht weiterwandern können.
Dann nehmen Sie einen etwas steiferen Pinsel oder eine weiche Zahnbürste und kehren die Milben über einem Waschbecken aus dem Fell. Arbeiten Sie sich dabei systematisch über den gesamten Körper der Maus. Besonders viele Milben sitzen meiner Erfahrung nach im Nackenbereich und im Bauchbereich zwischen den Hinterbeinen.
Spülen Sie den Patienten nicht ab und shampoonieren Sie ihn auch nicht. Das bringt wenig, stresst das Milbenopfer aber unnötig.
Spülen Sie am Ende einmal mit kochendem Wasser das Waschbecken durch. Dauert das Prozedere mit dem “Abkehren” länger, können Sie das auch zwischendurch mal tun, bevor die Milben auswandern. Kleiner Tipp: In einem nassen Waschbecken sind sie langsamer.
Parasitendruck reduzieren im Überblick
- Selbstschutz (doppelseitiges Klebeband)
- mit Pinsel oder Zahnbürste "auskehren"
- Waschbecken mit kochendem Wasser nachspülen
- falls vorhanden: Kieselgur ins Fell reinpinseln bzw. -bürsten
Tiere, die so stark befallen sind, wie der Patient im Video, müssen Sie sofort von Milben soweit möglich befreien und dann umgehend intensivmedizinisch versorgen (lassen).
Etwa 50% aller Milbenopfer in diesem Zustand versterben trotz Behandlung – wie leider auch kurz nach diesen Aufnahmen der kleine Rennmäuserich. Ohne Behandlung sind es 100%!
Kreislauf stabilisieren
Stark vermilbte Tiere sind oft anämisch und leiden unter einem Nährstoffmangel. Der Kreislauf ist labil, wie bei der Maus im obigen Video gut zu sehen ist. In der Regel sind sie in diesem Zustand schon zu schwach, um eine ausreichende Menge eines Päppelmediums oral zu sich zu nehmen. Dann sollten sie subkutan infundiert werden.
Ideal sind dafür Kombilösungen wie Sterofundin VG-5 oder Jecuplex. Sie enthalten Glucose als schnellen Brennstoff für den Stoffwechsel und je nach Präparat Proteine, Vitamine und Mineralien. In der Regel sind in einem Zeitraum von bis zu 72 Stunden mehrere Injektionen notwendig.
Halten Sie den Patienten außerdem warm – im idealfall mit einer permanenten Wärmequelle.
Kreislauf stabilisieren im Überblick
- Sterofundin VG-5 oder Jecuplex s.c.
- notfalls andere Lösung mit mindestens Glucose s.c.
- extern wärmen
Weitere Maßnahmen
“Kehren” Sie den Patienten nur ab, können Sie einen Spot-on (z. B. Stronghold) auf die Haut geben, sobald Sie ihn bekommen. Bei mit Kieselgur behandelten Tieren sollten Sie warten, bis das Kieselgur etwas aus dem Fell heraus ist.
Bei Sektionen verstorbener Milbenopfer kamen recht oft viele Entzündungsherde und auch innere Abszesse zum Vorschein. Daher ist die Gabe eines Breitbandantibiotikums bei Mäusen in schlechtem Zustand sinnvoll.
Geschwächten Milbenopfern sollten Sie außerdem kalorienreiche, leicht fressbare Nahrung anbieten – also Päppelbrei oder Sondennahrung wie Convalescence Support. Nahrungsergänzungen mit Mineralstoffen und Vitaminen können Sie zusätzlich hineingeben, soweit der Mix sie nicht ohnehin enthält. Eine begleitende Gabe von Jecuplex oder Bioserin hilft den betroffenen Tieren ebenfalls.
Weitere Maßnahmen im Überblick
- falls möglich: Spot-on gegen Ektoprarasiten
- Breitbandantibiotikum
- Brei oder Sondennahrung
- unterstützende Nahrungsergänzung
Blutmilben als Todesursache
Stark durch einen Befall mit Blutmilben geschwächte Mäuse sind immer Intensivpatienten. Massiv befallene Mäuse mit deutlich reduziertem Allgemeinbefinden versterben meiner Erfahrung nach in 30 bis über 50% aller Fälle - je nach Zustand. Mitunter fallen die Milben erst durch plötzliche Todesfälle in einer Gruppe überhaupt auf.
Versterben also scheinbar plötzlich ein oder gar mehrere Tiere einer Gruppe, sollten Sie immer auch an Blutmilben denken und im Zweifel die Nester Ihrer Nager durchsuchen. Finden Sie dann Milben, sollten Sie auch augenscheinlich noch fitte, gesunde Tiere schnellstmöglich behandeln!
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Urhebernachweis Fremdmedien:
Video “Rennmaus mit Rattenmilbe”: K. Thalmann
Letztes Update: 29.05.2020