Haarbalgmilben – Demodex bei Mäusen

Haarbalgmilben rufen nur selten Symptome hervor. Deshalb ist die genaue Verbreitung dieser Milben in der Haustierpopulation auch nicht bekannt. Als Parasit sind diese Milben eher unproblematisch, da sie sehr wirtsnah leben und im Gegensatz zu mobilen Verwandten wie der Tropischen Rattenmilbe nicht aktiv wandern. Ein Befall kann sich also bei eingehaltener Hygiene nicht auf andere Haushaltsmitglieder oder andere Mäusegruppen ausbreiten.

Die Parasiten

Haarbalgmilben sind mikroskopisch kleine Vertreter der Gattungen Demodex und Psorergates. Diese Milben leben in Haarfollikeln, Talgdrüsen oder 1 bis 2mm großen Hautzysten der befallenen Tiere. Hier sind alle Entwicklungsstadien der Parasiten zu finden.
Sie ernähren sich Fett- und Geweberesten, Lymphflüssigkeit, Hautsekreten und oberflächlichen Epithelschichten.

Demodex

Auf Farbmäusen parasitiert Demodex musculi, welche allerdings eher selten sind.
Auf der Mongolischen Rennmaus ist Demodex merioni zu finden, über deren Verbreitung und Lebensweise eher wenig bekannt ist.
Farbratte können gleich mehrere Demodex-Arten beherbergen. Demodex ratti lässt sich vor allem auf dem Rücken, an Augenlidern und im Gehörgang nachweisen, Demodex norvegicus in der Anal- und Genitalregion und Demodex ratticola an der Nasenspitze und rund ums Maul. Außerdem befällt Demodex nani Ratten.
Auf Mittelhamstern finden sich zwei Arten: Demodex aurati und Demodex criceti. Deren verschiedene Stadien entwickeln sich innerhalb von 24 Tagen in verschiedenen Schichten der Haut.

Psorergates

Psorergates-Milben entwickeln sich über ein Larven- und 3 Nymphenstadien in 5 bis 6 Wochen zur erwachsenen Milbe. Auf Farbmäusen parasitiert Psorergates simplex, auf Farbratten Psorergates rattus.

Parasiten im Überblick

Übertragung von Haarbalgmilben

Haarbalgmilben werden fast immer durch direkten Kontakt von Tier zu Tier übertragen. Nur in Ausnahmefällen ist eine Übertragung durch Streu oder Gegenstände aus der direkten Umgebung befallener Tiere möglich.
Da sowohl die Milben der Gattung Demodex, als auch Psorergates-Milben streng wirtsspezifisch sind, ist eine Verschleppung beispielsweise von Hamstern auf Mäuse oder von Mäusen auf Ratten nicht möglich.

Übertragung durch:

Symptome

Der Befall mit Haarbalgmilben verläuft in den meisten Fällen nahezu symptomlos. Zu Symptomen kommt es erst bei verstärktem Befall, der besonders immungeschwächten, sehr jungen oder sehr alten Tieren auftritt sowie bei Nagern mit anderen schweren Grunderkrankungen wie Tumoren.
Zu den Symptomen zählen dann Unruhe und plötzliches, hektisches Putzen. Ein Befall mit Haarbalgmilben geht aber meist nicht mit permanentem Juckreiz einher.

Demodex

Bei Farbmäuse wird das Fell dünner. Teilweise haben die Tiere dann auch eine schuppige und/oder gerötete Haut und zeigen Krustenbildung.
Mongolische Rennmäuse bekommen ein stumpfes, struppiges, trocken wirkendes Fell. Die Haut kann gerötet sein. In betroffenen Körperregionen dünnt das Fell aus. Besonders im Rumpf- und Rückenbereich können offene Stellen auftreten, die auf den ersten Blick wie Bisswunden aussehen

Bei Farbratten äußert sich die die Demodikose mit ausdünnendem Fell und dunklerer Haut.

Auch für Hamster ist das ausdünnende Fell bei Demodex-Befall typisch. Meistens tritt der Haarausfall an Rücken und Rumpf auf. Gleichzeitig wirkt die Haut trocken und wird schuppig.

Psorergates

Psorergates-Milben können bei Farbmäusen Entzündungen der Haut an Kopf – besonders im Bereich der Ohren – am Bauch und Rücken, an Flanken und Schenkeln hervorrufen.

Bei Ratten fallen vor allem gelbliche Krusten an der Schwanzbasis auf.

Symptome im Überblick

Diagnose von Haarbalgmilben

Für eine genaue Bestimmung macht der ein Hautgeschabsel. Mitunter entnimmt er auch ein kleines Haarbüschel. Die Probe wird dann mikroskopiert. Meist lassen sich dann die einzelnen Stadien unter dem Mikroskop nachweisen, wenn der Inhalt einzelner Hautzysten untersucht wird.
Mitunter genügt auch ein Tesa-Abklatsch der Haut für den Nachweis. Diese Untersuchung ist jedoch nur aussagekräftig, wenn sie positiv ist.

Checkliste Diagnose

Behandlung - Haarbalgmilben bekämpfen

Behandeln müssen Sie alle Mäuse der betroffenen Gruppe, auch wenn nicht auf allen ein Milbenbefall nachgewiesen werden konnte. Am unkompliziertesten und verträglichsten hat sich eine Behandlung mit Ivomec erwiesen, das als Spot-on im Genick auf die Haut aufgetragen oder subkutan verabreicht wird. Einige Quellen empfehlen auch die orale Gabe von Ivermectin. Allerdings kann ich dazu zum aktuellen Zeitpunkt keine Erfahrungen beisteuern.
Alternativ hat sich auch Dectomax bewährt.
Diese Behandlung müssen Sie viermal im Abstand von 7 Tagen ausführen, in hartnäckigen Fällen auch ein fünftes Mal.
Vor allem bei Hamstern kommt es immer wieder vor, dass sich ein Demodex-Befall nicht ausrotten lässt. Mitunter ist dann lebenslang immer wieder eine Behandlung notwendig.

Da Haarbalgmilben vor allem dann Symptome verursachen, wenn das Immunsystem geschwächt oder stark strapaziert ist, sollten Sie parallel das Immunsystem stärken. Dafür eignen sich Präparate wie Rodicare Immun oder Zylexis. Da sich auch die Haltung auf das Immunsystem auswirkt, sollten Sie diese bei Bedarf optimieren, z. B. mit den nebenstehenden Maßnahmen.

Checkliste Behandlung
Maßnahmen zum Immunsupport

Der Quarantänekäfig

Bei Haarbalgmilben müssen Sie Ihre Tiere nicht unbedingt in einem speziellen Quarantänekäfig unterbringen.

Checkliste Quarantänekäfig

Wie kriege ich das Gehege wieder sauber?

Demodex-Arten sind stark auf ihren Wirt angewiesen. Sie können unter Alltagsbedingungen daher nicht einmal kurzfristig ohne ihn überleben. Ähnliches gilt für Psorergates. Es genügt also, den Wirt ausreichend lange (min. 4 Wochen) gegen die Parasiten abzuschirmen, sodass sich die Gruppenmitglieder nicht gegenseitig anstecken können.
Eine Teil- oder Komplettreinigung ist wegen Haarbalgmilben ist – vor allem bei sehr stressempfindlichen Nagern – nicht sinnvoll.

Eingangsquarantäne bei Haarbalgmilben

Wissen Sie, dass Sie Tiere mit diesem Milbenbefall bekommen, können Sie diese in ihr fertiges Gehege entlassen, soweit Sie sie einmal pro Woche für die Behandlung rausfangen können.
Weitere Sicherungsmaßnahmen sind nicht notwendig, da diese Milben nicht mobil sind.

Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Anderson, Fox, et al.: Laboratory Animal Medicine, 3. Aufl., Academic Press 2015, S. 43ff., 209ff.
Beck, Wieland; Panchev, Nikola: Praktische Parasitologie bei Heimtieren: Kleinsäuger – Vögel – Reptilien – Bienen, 2. Auflage, Schlütersche 2013, S. 43ff.
Eckert, J. et al..: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, Enke-Verlag 2008, S. 409
Ewringmann, A.; Glöckner, B.: Leitsymptome bei Hamster Ratte, Maus und Rennmaus, Enke-Verlag 2008, S. 193 ff.
Fehr, Michael; Sassenburg, Lutz; Zwart, Perneel: Krankheiten der Heimtiere, 8. Auflage, Schlütersche 2015, S. 159ff., 194

Letztes Update: 21.09.2020