Panacur – Fenbendazol

Fenbendazol für Mäuse und andere Nager

rezeptpflichtig
Schulmedizin für Mäuse

Wirkung und Eigenschaften von Fenbendazol

Fenbendazol ist ein recht beliebtes Breitband-Anthelminthikum, das in Form von Granulat, Paste, Pulver, Bolus, Suspension und Tabletten erhältlich ist. Es wird grundsätzlich oral angewendet. Die Wirksamkeit des Stoffes hängt von der Kontaktzeit zum Parasiten und damit von der Darmpassagezeit ab. Diese ist bei Fleisch- und Insektenfressern besonders kurz, die Wirksamkeit hier also schlechter als bei Herbivoren oder Granivoren. Optimal wirkt Fenbendazol durch diese Eigenschaft bei keinem kleinen Nager oder Exoten, da die Darmpassagezeit hier grundsätzlich kürzer ist als bei Wiederkäuern und Pferden. Die geringere Bioverfügbarkeit wird durch wiederholte Gaben und höhere Dosen ausgeglichen.

Erhält eine Maus Panacur, bindet sich das Fenbendazol irreversibel an das Tubulin, einen Bestandteil der Mikrotubuli in der Zelle. Das schädigt das sogenannte Zytoskelett und damit die gesamte Struktur der Zelle. In der Folge werden der Transport (v.a. von Glucose, aber auch Ionen, …) und die Synthese (v.a. von ATP) von Stoffen in der Zelle gestört. Im Wesentlichen ist also die Energiebereitstellung der Zelle behindert und der Parasit verhungert schlussendlich.
Außerdem hemmt Fenbendazol die Ausbildung des Spindelapparates und stört schon im ersten Stadium den Stoffwechsel. Dadurch wirkt es auch gegen Wurmeier.
Bei Cestoden schädigt Panacur die Saugstrukturen. Der Muskeltonus fällt ab, der „Kopf“ der Würmer wird zerstört, die Epidermis wird zerstört und Ausscheidungskanäle geweitet. Nach 4 bis 8 Stunden lösen diese sich dann von der Darmwand und werden ausgeschieden.

Fenbendazol wird im Darm kaum resorbiert.

Fenbendazol entwickelt keine Depotwirkung.

Eigenschaften

Indikationen für Fenbendazol

Panacur und andere fenbendazolhaltige Anthelminthika werden gegen verschiedene Arten von Würmern eingesetzt, darunter Echte Bandwürmer, Trichinen und Leberegel. Außerdem werden damit parasitische Einzeller, genauer Giardien und E. cuniculi bekämpft. Fenbendazol wirkt beispielsweise gegen:

  • Aspiculuris tetraptera
  • Syphacia spp.
  • Dentostomella translucida
  • Hymenolepis nana
  • Hymenolepis diminuta

Indikationen im Überblick

Dosierung und Verträglichkeit von Fenbendazol

Am besten lässt sich Panacur bei Nagern in Form einer Paste verabreichen. Sie können aber auch Pulver oder gemörserte Tabletten mit etwas Brei oder einer beliebigen Paste verabreichen. Die konkrete Dosierung kann sich je nach Parasit und Nagerart etwas unterscheiden. Aufgrund seiner Nebenwirkungen bei vielen Nagern und vorhandenen, verträglicheren Alternativen wird hier nur die Behandlung von Giardien betrachtet.

In der Praxis bewährt hat sich eine Dosierung von etwa 50mg/kg einmal täglich für farbmausgroße Tiere. Die aktuell besten Erfolge erzielt das Gabeschema: 10 Tage – 5 Tage Pause – 10 Tage. Weniger erfolgreich sind die folgenden zwei älteren Schemata: über 5 bis 7 Tage – dann 5 Tage Pause – dann noch einmal für 5 bis 7 Tage ODER über 5 Tage – dann 3 Tage Pause – dann noch einmal für 5 Tage

Je nach Giardienstamm kann eventuell eine (oder gar mehrere) weitere Wiederholung nötig werden. Immer öfter greift Fenbendazol auch gar nicht mehr bei Giardien, wie betroffene Halter und einige Tierärzte berichten. Testen Sie also in jedem Fall nach Abschluss der Behandlung deren Erfolg!

KEINE DAUERMEDIKATION!
Antiparasitika wurden zur zeitlich stark begrenzten Anwendung bei konkreten Befällen entwickelt. Sie eignen sich NICHT für die Dauergabe. Diese kann zu ernsten Schäden im Organismus führen! Wenden Sie den Wirkstoff also niemals für eine reine Prophylaxe über viele Wochen oder gar Monate an.

Anwendung von Fenbendazol bei kleinen Heimtieren und Exoten

Fenbendazol setzt voraus, dass Sie das Mittel entweder Ihrem Patienten direkt eingeben können oder es in einem Futtermittel verabreichen, das zuverlässig und vollständig gefressen wird.
Frisst Ihr Patient das Mittel nicht freiwillig und ist für ein direktes Eingeben ins Maul zu scheu oder zu stressempfindlich, können Sie Fenbendazol nicht anwenden.

Kontraindikationen für Fenbendazol

Trächtige Tiere sollten Sie nicht mit Fenbendazol behandeln. Das gilt vor allem für die frühe Trächtigkeit. Schäden sind sonst für den Nachwuchs sehr wahrscheinlich.

Resistenzen
Resistenzen gegenüber Fenbendazol sind bisher (Stand 10/19) in der Literatur nicht beschrieben. Einige Tierarztpraxen und Halter berichten jedoch von absoluter Wirkungslosigkeit oder eingeschränkter Wirkung bei Giardien. Daher sollten Sie selbst nach einer korrekten Behandlung und Quarantänehygiene bei Endoparasiten immer eine Kotprobe zur Kontrolle abgeben.
Resistenzbildung
Resistenzen kommen nicht nur bei Bakterien und Antibiotika vor. Auch Parasiten können Resistenzen gegen ein Antiparasitikum entwickeln. Wenn Sie also mit Fenbendazol einen Parasiten trotz korrekter Gabe und Umgebungshygiene nicht loswerden, kann ein Wirkstoffwechsel helfen.

Nebenwirkungen und Toxizität von Fenbendazol

Fenbendazol wird in der Literatur als sehr verträglich beschrieben. Lediglich Erbrechen (Hund, Katze), überschießende Immunreaktionen (Arten nicht spezifiziert) und Federschäden (Jungtauben und Tauben in der Mauser) werden genannt.
Zumindest bei Farbmäusen und Mongolische Rennmäusen sind in der Praxis Nebenwirkungen aufgetreten, die aufgrund der Anzahl der Fälle nicht mehr als Einzelfälle und absolute Ausnahmen gelten können. Für diese Fälle ist eine korrekte Dosierung verifiziert.
Dazu zählen unter anderem:

  • Verdauungsstörungen und (teils anhaltende) Durchfälle
  • nachhaltig schwächere Immunabwehr
  • schlechter Allgemeinzustand mit verkrümmtem Gang, teils mit Appetitlosigkeit, Apathie und/oder Untertemperatur
  • Todesfälle
Mongolische Rennmaus - Todesfälle nach Fenbendazol
Mir sind im Zeitraum von 6 Monaten mehrere Todesfälle trotz Intensivbehandlung bei Mongolischen Rennmäusen bekannt geworden (Stand 01/23). Ein Tier ist trotz Absetzen wenige Tage nach der Gabe direkt verstorben. Bei den übrigen Todesfällen liegen mehrere Wochen bzw. Monate dazwischen. Die Opfer fallen anfangs durch einen zunehmend verschlechterten Allgemeinzustand auf und versterben schließlich nach einem unaufhaltsamen Gewichtsverlust. Die aktuelle Arbeitshypothese zur Ursache ist ein chronisches Nierenversagen, verursacht durch das Fenbendazol. Der Nachweis dazu steht aber noch aus.

Nebenwirkungen im Überblick

Vergiftungen nach Überdosis

Tod nach massivem, nicht aufzuhaltendem Gewichtsverlust - Panacur im Verdacht

Wechselwirkungen von Fenbendazol mit anderen Medikamenten

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt.

Wechselwirkungen im Überblick

Lagerung und Haltbarkeit von fenbendazolhaltigen Präparaten

Lagern Sie Panacur und andere fenbendazolhaltige Präparate dunkel, bei Zimmertemperatur (15 bis 30°C) und gut verschlossen.

Entsorgung
Entsorgen Sie Reste im Hausmüll. Leeren Sie das Antiparasitikum niemals in Klo oder Spülbecken!

Lagerung im Überblick

Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Pharmakologie-Datenbank der Uni Zürich
Doccheck

Emmerich, I. U.; Hein, J.: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen, Frettchen und Igeln; 2. Aufl., Thieme 2018; S. 76ff.
Ewringmann, A.; Glöckner, B.: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus, Enke Verlag 2008, S. 258
K. Gabrisch, P. Zwart: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche 2007

Letztes Update: 24.01.2023