Die Etappenmethode zur Vergesellschaftung

Eignung

Die Etappenmethode hat sich heute für viele Mäusearten als erste Methode der Wahl etabliert. In der Regel zieht sie sich mindestens über eine Woche und umfasst drei Etappen.

Das brauche ich:
  • (Badewanne)
  • kleinere Box
  • 2-4 größere Boxen/ Hamsterknäste
  • Endgehege
  • 1 – 4 Wochen Zeit

Grundregeln der Etappenmethode

Die Etappenmethode ist ein Baukastensystem, aus dem Sie nehmen, was Sie für Ihre Mäuseart brauchen. Diese Methode ist also beliebig erweiter- und kürzbar. Haben Sie ausreichend Erfahrung, um Ihre Gruppe richtig einzuschätzen und ist diese sehr friedlich, können Sie die Etappen 3 und 4, evtl. sogar noch die Etappe 1 oder 2 streichen. Sie kann also im kürzesten Fall aus 2 Etappen (Box (oder Wanne) – Endgehege) bestehen. Wenn die Notwenigkeit besteht, können Sie sie aber auch über 6, 7 oder noch mehr Etappen ausdehnen.

Achtung: Nehmen Sie bei jeder Stufe die benutzte Streu mit in die nächste Etappe. Das reduziert die Gefahr von Streitereien.

Gibt es bei einer Etappe auch nach mehrmaligem Rückstufen beim 3., spätestens 4. Versuch nach 48 Stunden immer noch Auseinandersetzungen, gilt die Methode als gescheitert. Ich persönlich würde es allerdings gar nicht so oft versuchen. Leider hat sich die Tendenz entwickelt, diese Methode mit unzähligen Rückstufungen sogar über Monate zu ziehen. Das ist weder im Sinne der Etappenmethode, noch im Interesse Ihrer Mäuse!

Bleiben Sie beim Inventar bis zum Endgehege minimalistisch. Ein Heuhaufen und später eine Weidenbrücke reichen erstmal zum Verstecken.

Vorteile
  • vergleichsweise wenig Stress, da sich die Mäuse beim ersten Kontakt noch ausweichen können und erst eng zusammensitzen (müssen), wenn das erste Kennenlernen friedlich geendet hat
  • gute Erfolgsrate
  • stabiles Ergebnis
Nachteile
  • recht langer Zeitraum für den Halter
  • nicht jeder besitzt ausreichend viele Käfige in passenden Größen
  • die Methode verleitet zum ewigen Rumprobieren

Schematischer Ablauf der Etappenmethode

1. Etappe - Badewanne

Die Tiere lernen sich in der leeren Badewanne oder einem ähnlichen Areal kennen, worin außer den Mäusen selbst nur noch Futter und Wasser stehen. Penetrantes Beschnüffeln, kurze Jagereien und kleine Balgereien sollten Sie gut beobachten und im Zweifel unterbinden. Je nach Mausart – etwa bei Farbmäusen – balgen sich die Tiere im Idealfall gar nicht erst. Zu blutigen Beißereien sollten Sie es gar nicht erst kommen lassen. Passiert es doch, müssen Sie die Kontrahenten sofort trennen und den Versuch eventuell später wiederholen.

Schlägt der zweite Versuch ebenfalls fehl, ist gleich eine Box als Beginn oder eine andere Methode sinnvoller.

Diese Etappe ist erfolgreich beendet, wenn die Tiere alle zusammen in einer Ecke der Wanne, meist auf dem Stöpsel, zusammensitzen oder schlafen.

Verbeißen sich die Mäuse sofort ineinander, wenn sie sich das erste Mal in der Wanne begegnen, sollten Sie diese Methode gleich abbrechen. Für die Vergesellschaftung stellt das je nach Art insgesamt eine eher düstere Prognose – auch für den Erfolg anderer Methoden.

Vertragen sich die Nager, verbleiben sie nach Möglichkeit mindestens 5 bis 6h, bei unruhigem Verlauf bis 24h in der Wanne.

Wenn Sie die Badewanne weglassen und gleich in einer Box oder einem Hamsterknast beginnen, gilt die Checkliste auch für diesen ersten Schritt.

Checkliste Etappe 1
Das ist ok:
Aufpassen bei:
Das ist ein No-Go:

2. Etappe - Kleine Box

Danach ziehen die Mäuse für mindestens 12 Stunden in eine kleinere Box. Wie klein diese Box sein sollte, richtet sich nach der Mäuseart, die Sie vergesellschaften.

Ernste Reibereien oder gar Beißereien sollten dann nicht auftreten. Auch Piepsereien und Jagen sind problematisch. Legt sich das Verhalten nicht, müssen die Nager eine Stufe zurück – also wieder in die Badewanne.
Nehmen Sie die Box nach Möglichkeit mit ans Bett, um eventuelle Kämpfe rechtzeitig zu bemerken.

Oft lese ich von Vergesellschaftungen, die kleine Unruhen wie Piepsen oder Nachrennen einfach aus der 2. Etappe mit in die nächste nehmen und hoffen: “Das gibt sich schon.” In den meisten Fällen gibt es sich nicht! Lösen Sie solche Dissonanzen nicht spätestens in der 2. Etappe (unabhängig davon, ob die auf die Badewanne oder eine kleinere Box folgt), werden Sie sie in der Regel nicht mehr los. Die Gruppe bleibt unruhig. Viele Vergesellschaftungen müssen – manchmal nach Monaten – doch abgebrochen und von vorn gestartet werden.

Die wichtigste Regel für den 2. Schritt lautet deshalb: Finden Sie spätestens jetzt alle bestehenden Konflikte, identifizieren Sie die Konfliktparteien und lösen Sie den Konflikt auf dieser Stufe. Lassen Sie sich dabei am besten von erfahrenen Haltern helfen.

Checkliste Etappe 2
Das ist ok:
Aufpassen bei:
Das ist ein No-Go:

So sollte sich in der Box nach und nach ein Kuschelhaufen sammeln.

3. - x. Etappe - Boxen und Hamsterknäste

Bleiben Ihre Mäuse in der ersten Box friedlich, können sie in einen kleinen Käfig oder eine größere Box umziehen – je nach Größe Ihrer Mäuse und der Gruppe meist in einen 30er bis 60er Hamsterknast oder eine Box dieser Größenordnung. Bleibt die Gruppe dort ruhig und stabil, kann sie nach 24h in einen großen Käfig ziehen (je nach Art ab 80 cm Seitenlänge).

Gab es Unruhen oder gar ernsthaften Streit, die sich nicht legen, geht es wieder eine Stufe zurück. Gab es leichte Reibereien, die sichtbar abflauen, bleiben die Mäuse einfach länger auf der jeweiligen Stufe.

Die wichtigste Regel für den 3. bis x. Schritt lautet: Eile mit Weile. Lassen Sie den Mäusen Zeit, sich an die jeweils neue Umgebung zu gewöhnen. Auch wenn es gut läuft, sollten Sie vor allem als Anfänger diese Schritte nicht einfach verkürzen. Gehen Sie zu schnell vor, können Konflikte, die noch in Klärung sind, wieder aufflammen oder neue Konflikte entstehen.

Wie viele Etappen Sie einbauen, hängt von der Mäuseart ab und vom bisherigen Verlauf der Vergesellschaftung. Als Daumenregel können Sie sich merken: Je ruhiger der Verlauf war, umso weniger Stufen brauchen Sie. Je unruhiger die Gruppe auf größere Veränderungen reagiert, umso kleiner sollten die Größenunterschiede von Schritt zu Schritt sein. Verzichten Sie bei Problemgruppen auf Hamsterknäste mit Gitteroberteil!

Checkliste Etappe 3 - x
Das ist ok:
Aufpassen bei:
Das ist ein No-Go:

Letzte Etappe - Endgehege

Haben die Mäuse im großen Käfig ohne Zwischenfälle mindestens 1 bis 2 Nächte übernachtet, können Sie sie in das noch spärlich eingerichtete Endgehege setzen. Mehr als den Heuhaufen, die Weidenbrücke oder ähnliches Mobiliar aus den vorherigen Schritten sollten Ihre Mäuse beim Umzug nicht mitbekommen. Das Gehege wird dann erst nach und nach komplett eingerichtet wird.

Die wichtigste Regel für den letzten Schritt: Langsam möblieren, von offenem hin zu geschlossenem Inventar. Entfernen Sie nach Möglichkeit zu Anfang Etagen aus dem Endgehege oder machen Sie diese unzugänglich. Geben Sie dann entweder erst Etagen frei und möblieren später oder versehen Sie erst die bewohnte Etage mit einer Grundmöblierung, bevor Sie die erste weitere Etage freigeben.

Entzünden sich Streitereien an bestimmten Gegenständen, entfernen Sie diese sofort wieder. Andernfalls können sich neue Konflikte hochschaukeln.

Checkliste letzte Etappe
Das ist ok:
Aufpassen bei:
Das ist ein No-Go:

 

Letztes Update: 24.09.2020