Erkältung bei Mäusen

Die Erkältung ist keine klar definierte, eigenständige Krankheit. Unter diesem Begriff werden vielmehr allgemeine Symptome zusammengefasst, die wir auch als Menschen unter “Erkältung” kennen. Einer Erkältung können also andere Erkrankungen (z.B. Atemwegserkrankungen, Schnupfen, Augenentzündungen) zugeordnet werden. Beachten Sie bei Erkältungen also immer, dass die einzelnen Grunderkrankungen entsprechend behandelt werden müssen.

Ursachen für Erkältungen bei Mäusen

Eine Erkältung kommt schneller, als mancher denkt. Ursachen dafür gibt es viele. Dazu gehören Zugluft, Kälte, Nässe und die Ansteckung bei anderen Tieren.
Besonders beim Transport oder beim Lüften sind Mäuse zugluftgefährdet.

Große Temperaturschwankungen führen vor allem bei wärmeliebenden Arten zu Erkältungen. Besonders Streifengrasmäuse erkälten sich bei abnehmenden Temperaturen im Herbst schnell. Doch auch robustere Spezies aus gemäßigten Regionen können betroffen sein.

Für Exoten mit schnell fettendem Fell ist eine gute Qualität des Badesandes zur Fellpflege essenziell. Verfettet das Fell durch falschen oder fehlenden Sand, verliert es seine isolierende Wirkung und die Maus kann krank werden.

Nicht zuletzt können kranke Mäuse auch andere Tiere in der Gruppe anstecken. Die Erkältung geht vor allem bei Farbmäusen dann durch die ganze Gruppe.

Während beim Menschen Erkältungen meist virusbedingt sind, sind Viren bei Mäusen eher selten die Übeltäter. Hauptsächlich sind es verschiedene Bakterien, die die Symptome hervorrufen. Auch Mykoplasmen können Krankheitsbilder hervorrufen, die Sie als Halter als Erkältung wahrnehmen.

Ursachen im Überblick

Übertragung von Erkältungen

Erkältungen breiten sich vor allem durch ungünstige Haltungsbedingungen aus. Dann werden die verursachenden Keime vor allem über Aerosole (Anniesen), aber auch über den direkten Kontakt oder als Schmierinfektion weitergegeben. Welchen Weg der jeweilige Keim nimmt, hängt wesentlich vom Erreger ab.

Erkälten können sich grundsätzlich alle Mäuse. Besonders empfindlich sind Farbmäuse und wärmeliebende Exoten.

Übertragung im Überblick

Symptome einer Erkältung

Anzeichen für eine Erkältung sind Niesen, verstopfte, nasse oder gar tropfende Nasen, tränende Augen, ein schlechtes Allgemeinbefinden, verminderte Aktivität, Lungengeräusche und ein gesträubtes Fell. Auch rasselnde, pfeifende, quietschende oder zwitschernde Atmung können auf eine Erkältung hinweisen.
Nicht bei jedem Tier müssen aber alle Symptome auftreten.

Symptome im Überblick

Diagnose von Erkältungen

Erkältungen sind ein Fall für den Tierarzt. Nur dieser kann feststellen, ob die Symptome wirklich von einer Erkältung oder einer anderen Erkrankung herrühren.
Die schnelle und gründliche Behandlung ist wichtig, da sie sich leicht beispielsweise zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung, chronischen  Augenentzündungen oder ähnlich ernsthaften Erkrankungen entwickeln können. Chronische und unbehandelte Erkältungen können außerdem das Herz schädigen.

Der Tierarzt wird nach Symptomen fragen, die Ihnen aufgefallen sind, wie verminderte Aktivität. Bei der optischen Untersuchung der Maus kann er beispielsweise Augenentzündungen oder eine von Schnupfen nasse, verkrustete Nase erkennen. Da nicht alle Mäuse durch den Stress in der Praxis niesen oder Atemgeräusche machen, hilft Ihrem Veterinär auch ein Film mit Ton bei der Diagnose. Zusätzlich hört er das Tier ab.

Die Diagnose wird allerdings nicht unbedingt „Erkältung“ heißen, da es die nicht als fest umrissene Erkrankung gibt.

Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
Weitere Untersuchungen:
Differentialdiagnosen:

Behandlung von Erkältungen bei Mäusen

Für die Behandlung schon leichter Erkältungen hat sich vor allem die Antibiose etabliert. Die ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, da quasi immer ohne Antibiogramm behandelt werden muss und solche Behandlungen (sowie Behandlungsfehler) die Resistenzlage bei Antibiotika verschärfen. Zudem werden in der Regel Breitbandantibiotika verabreicht, die auch die Biome des Patienten angreifen. Daher begeben sich Tierärzte und Halter seit einigen Jahren vermehrt auf die Suche nach Therapien, die den Einsatz von Antibiotika verringern.
Die Entscheidung, wann welche Therapie sinnvoll bzw. notwendig ist, bedarf jedoch einer fundierten Kenntnis von Mäusen als Patienten. Doktern Sie also niemals einfach drauflos, sondern besprechen Sie die hier genannten Therapievorschläge immer mit Ihrem Tierarzt.

Schulmedizin bei Erkältungen

Bei Farbmäusen ist eine Antibiose bei Atemgeräuschen üblich und wird auch bei allgemeinen Erkältungszeichen oft eingesetzt. Bei Exoten sollte sie nicht die erste Wahl sein. Spätestens ab einem verschlechterten Allgemeinzustand ist eine Behandlung mit Antibiotika aber auch bei ihnen unumgänglich.

Das gebräuchlichste – und sehr verträgliche – Antibiotikum bei Mäusen ist Enrofloxacin (Baytril). Vor allem bei hartnäckigen Infekten und Rezidiven hat sich allerdings die Kombination Sulfadoxin + Trimetroprim (Borgal) allerdings besser bewährt.

Es gibt verschiedene Methoden, das Antibiotikum zu verabreichen. Am gebräuchlichsten ist die Gabe direkt ins Maul oder über ein Leckerli. Subkutane Injektionen haben sich als besonders zuverlässig und effektiv erwiesen. Auch berichten viele Halter und einige Tierärzte, dass die Injektionslösung auch bei oraler Gabe besser “greift”. Lassen sich die Tiere nicht oder nur schwer anfassen, hat sich die Gabe über das Wasser bewährt. Die Wasserflasche muss dann je nach Lichtempfindlichkeit des Antibiotikums vom Licht abgeschirmt werden. Lassen Sie sich das Verhältnis von Antibiotikum zu Wasser vom Tierarzt für die Körpermasse und das Trinkverhalten Ihrer Mäuse ausrechnen. Achtung: Einige Antibiotika eignen sich nicht für die Gabe über das Trinkwasser!

Stark verschleimten oder niesenden Mäusen können Sie mit Schleimlösern wie Bisolvon oder ACC Erleichterung verschaffen.

Bei einer Konjunktivitis und anderen Entzündungen rund ums Auge hat sich unter anderem Floxal in Form von Augentropfen bewährt. Bei Schwellungen im Augenbereich greifen Tierärzte gern auch auf Kombipräparate aus Antibiotikum und Kortison zurück. Diese dürfen nur bei intakter Hornhaut angewendet werden. Verzichten Sie daher auf eigenmächtige Versuche mit solchen Präparaten. Schäden an der Hornhaut kann nur der Tierarzt eindeutig erkennen. Sie sind nicht in jedem Fall sofort sichtbar.

Komplementärmedizin bei einer Erkältung

Die hier zusammengefassten Maßnahmen können in sich schon eine wirksame Behandlung darstellen. In der Regel ergänzen sie – vor allem bei Farbmäusen – die schulmedizinische Behandlung, bei den robusteren Exoten können (nicht müssen!) diese Maßnahmen schon ausreichen. Ziel der hier vorgestellten Mittel und Methoden ist, dass die Erkrankung schneller, nachhaltiger und im Idealfall ohne oder mit reduziertem Einsatz von Antibiotika ausheilt.

Phytotherapie

Phytotherapeutika sind noch recht neu im Einsatz gegen Erkältungen bei Nagern, scheinen aber einiges an Potenzial mitzubringen. Dieser Absatz wird voraussichtlich also noch wachsen.
Bronchipret Saft (Thymian + Efeu) und auch Prospan (Efeu) werden von Farbmäusen gut akzeptiert und vertragen und reduzieren Atemgeräusche in vielen Fällen hörbar. Beides können Sie vom Löffel, mit einem Leckerli oder im Brei anbieten.
Thymian können Sie außerdem auch frisch füttern. Wählen Sie dafür möglichst stark duftendes Kraut. Die Mäuse inhalieren dann beim Fressen automatisch die ätherischen Öle.
Begleitend können Sie außerdem auf das Immunsystem stimulierende Mischungen zurückgreifen. Die gibt es inzwischen auch in der Veterinärmedizin, z. B. RodiCare Immo von Alfavet.
Auch Arzneitees eignen sich ergänzend für schnupfende Mäuse. Aufgüsse mit Kamille, Fenchel, Thymian, Pfefferminze, handelsübliche „Atme Dich frei“-Mischungen und Erkältungstees mit Schwerpunkt Respirationstrakt passen dafür hervorragend. Bieten Sie am besten den noch gut handwarmen Tee in Schüsseln an. So inhalieren die Mäuse beim Trinken gleich noch.

Verzichten Sie darauf, entzündete Augen mit Kamillentee zu reinigen. Die feinen Partikel im Tee reizen die Augen nur zusätzlich!

Inhalieren

Beim Inhalieren wird zwischen feuchter und trockener Inhalation unterschieden. Feucht inhalieren lassen können Sie Ihren Patienten mit Aufgüssen oder Inhaliergeräten. Diese Form eignet sich für alle Zusatzstoffe, die Sie als Aufguss zubereiten können. Dazu zählen unter anderem Meersalz, Kamille und Pfefferminze. Diese Behandlung befeuchtet die Schleimhäute und bringt die Wirkstoffe beim Einatmen tief in den Atmungstrakt.

Für trockenes Inhalieren eignen sich ätherische Öle. Laien würde ich vor allem Erkältungsbalsame empfehlen. Mit puren Ölen müssen Sie nämlich deutlich vorsichtiger umgehen. Überdosierungen können hier Reizungen bis hin zur Atemnot verursachen. Bewährt haben sich Balsame für Inhalation und Einreibungen wie VapoRub, Pinimenthol oder TransPulmin.
Wichtig: Studieren Sie vor der Anwendung solcher Inhalate deren Zusammensetzung. Für Campher und Menthol sind beim Menschen in seltenen Fällen Bronchospasmen als Nebenwirkung bekannt. Für Mäuse gibt es keine Untersuchungen. Bisher ist mir auch kein Fall bekannt. Trotzdem sollten Sie bei diesen Präparaten eingangs vorsichtig testen, ob Ihr Patient das Mittel gut verträgt. Auch hier gilt: Je schlechter die Atmung, umso vorsichtiger sollten Sie dosieren. Weichen Sie im Zweifel auf mildere Präparate ohne diese Inhaltsstoffe (z. B. Babix) aus.
Wenn Sie Duftöle für die Inhalation kaufen, achten Sie darauf, dass es immer zu 100% reine ätherische Öle sind. Es muss die Bezeichnung „ätherisches Öl“ draufstehen. Parfümöle sind zwar deutlich billiger, aber ohne jeglichen Wirkstoff, weil künstlich erzeugt, und können sogar kontraproduktiv sein!
Wenn Sie sich das Handling konzentrierter Öle für die Therapie nicht zutrauen, können Sie bei einigen Ölen auch auf frische Pflanzen ausweichen. Verreiben Sie etwa frischen Thymian oder frische Pfefferminze, können Sie keine die Atemwege reizenden Mengen der Öle erreichen.

Für die Therapie streichen Sie beispielsweise etwas Öl oder Balsam an das Holz des Geheges oder an ein Stück Holz, das Sie ins Gehege stellen. Geriebene Frischpflanzen stellen Sie einfach in einer Schüssel rein. Die Mäuse können auch davon fressen. So inhaliert der Patient ohne Stress. Das der Rest der Gruppe mitinhaliert ist unproblematisch. Sie müssen die gesunden Mäuse also nicht vom Patienten trennen.

Sonstige Maßnahmen

Bei Erkältungen können Sie die Heilung auch durch Wärme unterstützen. Vor allem stark erkälteten Mäusen und wärmeliebenden Exoten tut eine permanente Wärmequelle gut. Bewährt hat sich vor allem Rotlicht, das eine angenehme, gleichmäßige Wärme spendet und hier sogar bessere Ergebnisse brachte als eine Wärmematte.
Wärme bedeutet gleichzeitig: Vermeiden Sie Zugluft, Kälte und starke Temperaturschwankungen. Sie belasten Ihren Patienten weiter.

Auch gezielte Vitamingaben – vor allem mit B-Vitaminen – können unterstützen. Wichtig für die Schlagkraft des Immunsystems ist außerdem Zink, das Sie über Leckerli oder Brei als kur supplementieren können.

Bei verklebten Augen können sie eine isotonische Kochsalzlösung oder eine Wasser-Milch-Emulsion verwenden, um die Augen vorsichtig zu reinigen. Beide Varianten reizen die Augen nicht. Mit der Kochsalzlösung können Sie auch die Nase von Verklebungen befreien.

Noch mehr als bei gesunden Tieren gilt bei kranken Mäusen die Stressvermeidung. Ausmisten, unnötige Fang- und Transportaktionen oder Vergesellschaftungen sollten Sie in dieser Zeit also möglichst vermeiden. Auch das von Tierärzten oft fälschlicherweise angeratene Separieren der kranken Tiere bedeutet enormen Stress. Da der Erreger aber ohnehin schon in der gesamten Gruppe kursiert, wenn Sie Symptome an einem Tier feststellen, ist es für eine Separation ohnehin zu spät.

Antibiotika greifen nicht nur schädliche Keime an. Auch die Darmflora kann leiden. Unterstützen Sie sie mit der Gabe von Bene Bac, Mutaflor oder Naturjoghurt. Bei Durchfall können Sie mit Naturjoghurt + Dysticum (2:1) gegensteuern.

Behandlungsmöglichkeiten
Bewährte Mittel und Medikamente
Rotlichtbox für gleichmäßige Wärme
Vor allem für schwerkranke Mäuse hilfreich: Rotlichtbox für gleichmäßige Wärme
Chronische Atemgeräusche
Nach Ende der Behandlung sind nicht alle Mäuse symptomfrei. Besonders bei Farbmäusen kommt es öfter vor, dass Atemgeräusche zurückbleiben, die von chronischen, irreversiblen Schädigungen der Lunge herrühren. Beobachten Sie solche Tiere besonders genau, um eine Verschlechterung des Zustandes rechtzeitig wahrnehmen. Auszumachen sind diese Schäden während der Therapie recht einfach: Die Geräusche verbessern sich unter der Behandlung mit dem Antibiotikum bis zu einem bestimmten Umfang und bleiben dann mit und ohne Behandlung auf diesem Niveau. Die Geräusche können sich außerdem unter Belastung (Stress) kurzfristig verstärken oder auch nur bei körperlicher Aktivität auftreten.
Maus mit Lungenentzündung
Maus mit Lungenentzündung: Apathie, gesträubtes Fell, tränende Augen, schwere Atmung

Erkältungen bei Mäusen vorbeugen

Erkältungen beugen Sie am besten vor, indem Sie Ihre Mäuse vor Zugluft und starken Temperaturschwankungen schützen. Sie sind die Hauptauslöser von Erkältungen bei exotischen Mäusen und Kleinsäugern, tragen aber auch bei Farbmäuse oft zur Erkrankung bei. Decken Sie also beispielsweise in der kalten Jahreszeit das Gehege beim Lüften ab, wenn der kalte Luftzug von draußen es erreichen kann und packen Sie Transportboxen bei entsprechender Witterung immer warm (bei Bedarf mit Snuggle Safe oder Wärmflasche) ein.

Eine abwechslungsreiche, möglichst vielfältige Fütterung gehört ebenso zur Vorbeugung. Darüber nehmen die Mäuse alle wichtigen Stoffe auf, die sie für eine starke Immunabwehr brauchen. Deshalb sollten Sie immer Mischungen zur Selektion anbieten. So können die Nager die Bestandteile wählen, die genau die Nährstoffe enthalten, die sie gerade benötigen. Vor allem Exoten wissen noch instinktiv sehr gut, was sie gerade brauchen. Aber auch Farbmäuse und Mongolische Rennmäuse haben das Selektionsverhalten noch nicht verloren.

Bei der Fütterung können Sie außerdem immer wieder aromatische Kräuter wie Thymian oder Pfefferminze anbieten. Zwar wird insbesondere die Minze eher selten gefressen. Jedoch sorgen die stark duftenden Kräuter für einen Inhalationseffekt. Und der kann es Keimen erschweren, sich erfolgreich einzunisten.

Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Ewringmann, Anja; Glöckner; Barbara: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; 1. Auflage, Enke 2008, S. 34ff.
Müller, Kerstin: HeimtierSkills – Praxisleitfaden zur Diagnose und Therapie bei kleinen Heimtieren, Schattauer 2017; S. 441ff.

Letztes Update: 24.06.2020