Category Archives: Mäusehaltung

Vom Lebewesen zum Accessoire

Farbmaus auf der Hand

Es gibt nur eine Fraktion von Maushaltern, auf die ich noch allergischer reagiere als auf die “guck mal, ich hab jetzt Mäuse und bin hipp”-Fraktion – und das sind die Umtauscher. Ich stehe dann immer erstmal bass erstaunt davor, das man sowas überhaupt macht – nur, um dann gleich weiterzustaunen, dass die meisten dieser Exemplare nicht mal schnallen, dass man grad explodieren könnte (und vor allem, waaaaarum).

Gefällt nicht, geht zurück

Klingt so ein bisschen wie Pulli online bestellt und live ist die Farbe doch Scheiße? Ist es auch. Umtauscher haben wenig Hemmungen, keine Skrupel und scheinbar noch weniger Hirn. Die Mäuse passen nicht wie gewünscht? Dann gehen die zurück und man besorgt, was passt.

Der Klassiker: “Guckt mal, unsere neuen Mäuse. Sind die Jungs nicht süß?” Bekommt der Umtauscher dann in der Diskussion raus, dass seine unkastrierten Buben ne saublöde Idee waren, ist die Lösung ganz einfach. Man stellt fest, man habe sich vorher gründlich informiert – aber das habe man echt nicht wissen können.

Manchmal schon Stunden später postet der Umtauscher dann stolz die nächsten Bilder: “Guckt mal, meine Mädels.” Auf die irritierte Frage einiger User, wo die Jungs denn hin seien, antwortet dieses Exemplar intellektuellen Durchzugs dann, als sei es das Selbstverständlichste der Welt: “Die hab ich zurückgebracht.”

Auf dem Weg hat man dort dann gleich Mädels mitgenommen – oder fühlt sich total super, weil man ja dazu gelernt und die Mädels woanders geholt hat. Mehr Aufwand, als bei C&A nen Pulli umtauschen oder dort zurückgeben und bei Orsay einen neuen kaufen, ist es auch nicht. Nur sind Mäuse eben keine Pullis!

Meine Sympathie für Brennnesselbüsche

Mäuse sind Lebewesen. Wenn man die anschafft, dann übernimmt man Verantwortung für ein Leben. Ja, für ein ganzes Leben, von dem dieses Wesen nur ein einziges hat. Und wenn Ihr Euch ein (oder mehrere) Lebewesen anschafft, ist es auch Euer verdammter Job, es auszubügeln, wenn Ihr Bockmist gebaut habt! Ihr müsst die Verantwortung für dieses Leben mindestens so lange übernehmen, bis Ihr sie an jemanden weitergeben könnt, der sich kümmert – und das ist weder die Zoohandlung, noch der Vermehrer, wo Ihr die Kurzen her habt.

Mein Job ist es, den Leuten unter die Arme zu greifen, die ihren Bockmist selber ausbügeln. Da greif ich gern zum Bügeleisen und mache mit. Die Kurzen können schließlich nix für manchmal echt bös verfahrene Situationen. Und ein Halter, der sagt:”Ey, ich hab’s verbockt, wie kommen wir da wieder raus?” ist mir tausendmal lieber, als einer, der einfach umtauscht – auch wenn er tausendmal mehr Arbeit macht als ein Umtauscher.

Den Umtauscher möchte ich dafür so lange nackt mit dem Brennnesselbusch ums Dorf jagen, bis er merkt, was er da macht. Und da meine ich nicht nur die ziemlich fragwürdige Ethik solcher Exemplare. Der Pulli kommt zurück ins Regal. Und die Maus?

Aus den Augen, aus dem Sinn

Mit der Rückgabe und dem Neuerwerb ist für den Umtauscher die Sache erledigt. Für die Mäuse eher weniger. Für die gibt es verschiedene Optionen, von denen keine wirklich schön ist.

Der kürzeste Weg ist der zurück in den Laden, da an die Wand und von dort in die Kühltruhe. Macht zwar angeblich keiner. Aber eben nur angeblich.
Nicht viel besser ist, die Jungs wieder zurück in ihre Gruppe zu setzen. Die ortsansässigen Eierträger erkennen ihre Ex-Kumpels nämlich nicht mehr und reagieren entsprechend. Je nach Aggressionspotenzial der Sippe kann das am nächsten Morgen schon erledigt sein. Destination: Mülleimer oder Kühltruhe. Bei weniger garstigen Sippen kassieren sie die nächsten Tage Keile und haben den Stress ihres Lebens, bis sie dann doch die Wand oder alternativ die Schlange treffen.
Oder sie werden an den nächsten ahnungslosen Liebhaber verkauft. Haben sie Pech, landen sie wieder bei einem Umtauscher. Es bleibt ihnen also nur zu wünschen, dass sie dann einen der Halter mit Hirn und Herz erwischen, der ihnen doch noch ein Leben als Maus ermöglicht.

Nicht zuletzt bergen auch die neuen Damen ein gewisses Risiko – das nämlich von Inkognito-Mäusen, die unser Umtauscher vielleicht bald im Käfig findet. Da sind sie dann auch wieder, die ungeliebten Jungs. Und diesmal kann man sie nicht umtauschen. Manchmal möcht ich es dem Umtauscher wünschen, dass er genau diese Katastrophe abfasst. Warum ich es dann doch nicht tue? So gemein bin ich nicht. Ausbaden würden es nämlich wieder die Mäuse – und die täten mir leid …

Zweierlei Maß – Was Mäuse wirklich wollen

Rötelmaus mit Sonnenblume

“Bei Dir lebt sie noch besser als artgerecht.” Diesen Satz hab ich letztens auf Facebook gelesen und mir ist immer noch schlecht, wenn ich drüber nachdenke. Vor allem, weil es um eine einzelne Rötelmaus unter Farbmäusen ging. Was mich seitdem nicht mehr loslässt: Was ist denn bitte “besser als artgerecht”? Artgerecht bedeutet doch, dass man der Art gerecht wird, also alle Bedürfnisse eines Tieres in der Weise erfüllt sind, wie es das wirklich braucht. Was ist bitte noch besser als die Erfüllung aller artentsprechenden Bedürfnisse?

Die fühlt sich wohl allein

Hausmaus EinzelhaltungEs gibt nur sehr wenig, was mich mehr auf die Palme bringt, als wenn jemand eine Maus hält – allein und ganz bewusst ohne Artgenossen. Die fühlt sich doch wohl. Guck doch mal, wie zahm die ist. Und die ist ja sooooo gesund und sooooo toll und soooo alt schon damit geworden. Solchen Exemplaren der Art Homo non-sapiens möchte ich nur allzu gern eine Anencephalie bescheinigen, denn da kann echt nix im Oberstübchen sein. Was ich solche Leute noch alles möchte, ist leider strafbar und deshalb gibt es diese Gattung immer noch – und ab und zu dann auch noch in der Variante: “Ich liebe meine Maus so sehr. Du kennst sie nur nicht. Die hat es doch richtig gut.” Zeit, dieses “Gut-Haben” mal zu betrachten.

Wollt Ihr Euch wohl vertragen!?

Farbmäuse an der FutterschüsselKein Thema wird so oft diskutiert wie Vergesellschaftungen. Wie geht das denn nun? Und wie geht es vor allem auch noch richtig? Der geneigte Mäusehalter freut sich an dieser Stelle immer ungemein über detaillierte Vergesellschaftungsrezepte, an die er sich mitunter klammert, wie der Ertrinkende an den Rettungsring. Das Blöde ist nur, diese Grundrezepte der Mausverheiratung sind genau das: Grundrezepte. Und zu denen gibt es viele – seeeehhhr viele – Varianten. Aber das ist so unheimlich kompliziert. Können die sich nicht einfach vertragen!?

(K)Ein Bade(wannen)tag

Stachelmäuse in der BadewanneMäuse in der Badewanne … Das ist ein durchaus gern und teils leidenschaftlich diskutiertes Thema und zwar nicht, weil die Mäuse darin sauberer würden, als sie es ohnehin schon sind. Baden sollen sie darin nämlich nicht, aber heiraten. Dass solche Projekte nicht immer von Erfolg gekrönt sind und die Scheidungsrate entsprechend hoch ist, hat die Badewanne in Verruf gebracht. Dabei kann das gute Stück gar nichts dafür. Zeit also für etwas Image-Arbeit für Badewanne und Mäusenerven und gegen geraufte Menschenhaare.

Mäuse angeln nicht

Maus mit SchabeMäuse sind keine Veganer. Das zumindest ist heute zu den meisten Haltern durchgedrungen. Wurde früher eher über das “muss das sein?” diskutiert, debattiert man heute fleißig über das “ja, was denn nun? und wie viel?”.

Manche ahnen es wahrscheinlich schon: Es geht ums Protein – um das tierische, um genau zu sein. Ohne das ist nämlich die mäusische Diät nicht komplett.