Hospitalismus bei Mäusen

Hospitalismus, auch Deprivationssyndrom genannt, entsteht bei Tieren oft durch vorübergehende oder dauerhafte Vereinsamung. “In Medizin und Psychologie verwendet man für die schwerste Form von Hospitalismus oft den Begriff ‘Kaspar-Hauser-Syndrom’ bei völligem Reizentzug in Kombination mit Misshandlung bzw. falscher Haltung/Einpferchung. 1)

Da die meisten Nager sehr soziale Tiere sind, führt Einzelhaltung und damit der Entzug sozialer Reize unweigerlich zu Hospitalismus. Die Symptome sind dabei nicht immer leicht zu erkennen und auch von Maus zu Maus sehr unterschiedlich. Einige Tiere sterben einfach früher, als es im sozialen Verband geschehen wäre. Manche fressen schlecht. Andere werden unnatürlich zahm oder scheu. Auch bewegen sich solche Mäuse oft wesentlich weniger als sozial eingebundene Artgenossen. Manche Nager entwickeln Kontaktstörungen, die die neue Vergesellschaftung mit Artgenossen erschweren. Auch unnatürliche oder für das Tier untypische Aggression kann ein Anzeichen für Hospitalismus sein, während andere Tiere auffallend ängstlich sind. Wohl am bekanntesten sind stereotype Verhaltensweisen von Zootieren, die immer wieder eine feste Bewegungsabfolge ausführen. Ähnliches zeigt sich auch bei Nagern in typischen Stereotypien wie dem Gitternagen.

Einige dieser Symptome können auch andere Ursachen haben. Deshalb ist der Hospitalismus nur schwer greifbar zu machen, obwohl er für soziale Tiere in Einzelhaltung eine zwingende Folge ist. Andere Symptome, wie etwa das verringerte Bewegungsspektrum, fallen erst nach Beseitigung der Ursache mit der Vergesellschaftung des Einzeltieres im Rückblick auf.

Da viele Symptome nur schwer zu erkennen und zu greifen sind, denken leider immer noch viele Halter von Einzeltieren, dass ihre Tiere glücklich wären. Das ist niemals der Fall! Selbst wenn der Mensch sich mit seiner Maus täglich viel beschäftigt, kann er den Artgenossen und dessen soziale Gesten und Signale nicht ersetzen. Darüber hinaus ist die Maus trotzdem den Großteil des Tages völlig allein.
Neben der Einsamkeit ist die Reizarmut der Umgebung ein weiterer Faktor für den Hospitalismus. Ist das Gehege sehr reizarm, lassen sich auch bei einer Gruppe Verhaltensänderungen beobachten. Die verschwinden in der Regel wieder, wenn Sie Ihren Mäusen ein besser strukturiertes und/oder größeres Gehege anbieten.


Obwohl äußerlich schwer bis nicht erkennbar, ist Hospitalismus für das Tier eine der schlimmsten Erkrankungen, die es im Bereich der Verhaltensstörungen gibt, da die Tiere immenses seelisches Leid ertragen müssen.