Rote Vogelmilbe bei Mäusen

Die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallina), auch Blutmilbe genannt, ist auch in unseren Breiten beheimatet, wo sie hauptsächlich auf Vögeln parasitiert. Trotz ihres Namens, ist die Rote Vogelmilbe eigentlich weiß. Der 0,65 bis 0,75 mm große Parasit wird erst nach der Aufnahme von Blut rot und kann dann bis zu 2 mm lang sein. Die Milbe parasitiert nur auf anderen Spezies, wenn sie keine Vögel findet.
Die Entwicklung vom Ei über die ebenfalls blutsaugende Nymphe bis zum adulten Tier dauert in der Regel 7 bis 14 Tage. Bei optimalen Temperaturen schlüpfen die Milben nach etwa 2 bis 3 Tagen und häuten sich noch vor ihrer ersten Blutaufnahme zu sogenannten Protonymphen. Diese saugen Blut und häuten sich zur nächsten Stufe, der Deutonymphe. Diese entwickelt sich schließlich zum adulten Tier, das im Schnitt 2 bis 3 Monate alt wird. Ohne Nahrung kann die Milbe aber auch bis zu 9 Monate ausharren.
Die Milbe und ihre Nymphen leben nicht permanent auf dem Wirtstier, sondern suchen es lediglich zur Nahrungsaufnahme für etwa 20 Minuten auf. Den Rest der Zeit verbergen sich die nachtaktiven Spinnentiere in der näheren Umgebung.

Übertragung

Die Ansteckung erfolgt über vielfältige Wege. Die Milben können mit Streu, Heu oder Futter eingeschleppt werden. Auch neue Tiere können die Parasiten mitbringen, wenn Sie die Quarantäne nicht einhalten oder dabei Fehler machen. Die Rote Vogelmilbe ist nicht streng wirtsspezifisch. Daher können auch infizierte Menschen die Milben in den Haushalt bringen.
Da Wildtiere ebenfalls betroffen sein können, können Sie die Milben auch mit Materialien aus der freien Natur, wie etwa Ästen, Wurzeln, Wiesenstücken und ähnlichem eintragen. Auch wilde Vögel am Fenster des Zimmers, in dem Ihre Tiere stehen, können die Vogelmilbe einschleppen.

Symptome

Die Entdeckung eines Befalls mit dieser Milbenart ist vor allem am Anfang eher ein Zufall, da die Mäuse kaum Symptome zeigen. So können Sie als Halter Milben auf hellem Untergrund krabbeln sehen oder eine gerade auf dem Wirtstier befindliche Milbe fällt auf.
Bei stärkerem Befall tritt ein Juckreiz auf, der sich in vermehrtem Kratzen und ersten Kratzwunden äußert. Es treten Hautirritationen auf.
Bei starkem Befall werden die Nager durch den massiven Blutentzug sehr geschwächt. Das Fell wird struppig, die Mäuse magern ab, werden anämisch und sind ruhiger als gewöhnlich. Zudem sind auf der Haut krustig-schmierige Veränderungen und Kratzwunden, eventuell bakterielle Sekundärinfektionen zu sehen. Im schlimmsten Fall können einzelne Mäuse sogar versterben.

Auch bei unerklärten, gehäuften Krankheits- und Todesfällen in einer Gruppe sollten Sie an Vogelmilben denken. Mit der wachsenden Milbenpopulation belasten die Parasiten ihre Wirte immer stärker. Diese leiden dann unter Stress und bei starkem Milbenbefall auch unter Blutmangel.

Diagnose

Haben Sie den Verdacht, dass sich Rote Vogelmilben bei Ihnen festgesetzt haben, müssen Sie die Parasiten suchen. Sie finden sie am ehesten in der direkten Umgebung der Tiere. Bei der Suche können Sie auch weißes Küchenkrepp, Taschentücher oder Toilettenpapier als Nistmaterial anbieten. Darauf lassen sich die Milben sehr gut erkennen. Bei einem starken Befall sind die Milben jedoch auch ohne Hilfsmittel nicht mehr zu übersehen. Sie krabbeln auf den Tieren, im Nest und auch an den Gehegewänden herum.
Haben Sie Milben gefunden, kleben Sie diese auf einen Tesafilm-Streifen und geben Sie diesen bei Ihrem Tierarzt zur Untersuchung ab. Achten Sie bei der Anfertigung des Tesa-Präparates darauf, die Milbe nicht zu zerdrücken!
Da die Bestimmung zur richtigen Bekämpfung eindeutig sein muss, kann es auch sein, dass der Veterinär die Probe in ein parasitologisches Institut einschickt. Daher kann es etwas dauern, bis Sie das genaue Ergebnis der Probe erfahren.

Behandlung

Rote Vogelmilbe ist ein hartnäckiger Parasit, den Sie nicht unterschätzen sollten. Wird der Befall frühzeitig erkannt, reicht meistens eine Entseuchung der Mäuse, ihres Inventars, des Geheges und der näheren Umgebung. Nur bei fortgeschrittenem Befall müssen Sie neben den Tieren und deren Gehege auch sich selbst und Ihre Wohnung gründlich entseuchen. Lassen Sie sich dabei umfassend von Ihrem Tierarzt beraten.
Bewährt hat sich in vielen Fällen folgendes Prozedere:

Setzen Sie die Mäuse entweder in eine Box oder in die Badewanne und behandeln Sie alle mit Stronghold oder Ivomec. Lassen Sie die Nager etwa 30 bis 60 min in der Box oder der Wanne, bevor Sie sie in einen Quarantänekäfig umsiedeln. In dieser Zeit verlassen die Milben den für sie jetzt giftigen Wirt.
Die Quarantänekäfige sollten leicht zu reinigen sein und nach Möglichkeit ein Rauskrümeln von Material wie Streu oder Futterresten verhindern. Dunas oder Aquarien eignen sich dafür am besten. Nutzen Sie als Einstreu am besten Küchenkrepp.
Wiederholen Sie die Behandlung bei Stronghold nach 3 Wochen. Ivomec müssen Sie nach der ersten Gabe im Abstand von 7 Tagen auffrischen. Insgesamt sollten Sie die Tiere je nach Befallsstärke bis zu 3 Monate, jedoch mindestens 4 Wochen gegen die Parasiten mit einem entsprechenden Mittel abschirmen.

Die Umgebungsdesinfektion ist deutlich aufwändiger als bei weniger hartnäckigen Parasiten.
Entsorgen Sie die gesamte Einstreu und alle Inventarteile, die Sie nicht reinigen können. Sprühen Sie die Streu und das entsorgte Inventar in den Müllsäcken in regelmäßigen Schichtabständen mit Paral Insektenspray ein und schließen Sie den vollen Sack sofort nach dem letzten Sprühstoß. Das darin enthaltene, natürliche Pyrethrum hat sich in der Praxis als wirksam bei solch robusten Milben gezeigt. Mit dieser Behandlung vermeiden Sie eine Verschleppung der Parasiten über die Müllabfuhr. Diese Streu gehört nicht in die Biotonne oder auf den Kompost! Sie könnten sonst die Parasiten in Ihre Umgebung verschleppen.

Das Gehege, wenn es ein größeres, feststehendes ist (z.B. Schrank), kann eine Herausforderung werden. Außen können Sie es mit Ardap, Indorex oder einem anderen prethroidhaltigen Spray ansprühen. Diese Sprays behalten ihre Wirkung laut Hersteller 6 Wochen. Waschen Sie das Spray erst nach Ende der Quarantänezeit mit einem basischen Reiniger wieder gründlich ab. Das Abwaschen ist wichtig, da sich in der Praxis gezeigt hat, dass das Depot der Sprays 6 Monate und länger halten kann. Sie laufen also Gefahr, Ihre Tiere dem Gift auszusetzen, wenn Sie es nicht entfernen.
Wenn Sie ganz auf Chemie verzichten möchten, sollten Sie solche Gehege nicht nur innen, sondern auch außen gründlich mit einem Dampfreiniger behandeln. Anschließend setzen Sie Raubmilben im und am Gehege aus oder behandeln mit Kieselgur oder Microgur.

Reinigen Sie das Inventar mechanisch mit Schwamm oder Bürste, Neutralseife und viel Wasser. Brühen Sie das Inventar anschließend ab. Alternativ leistet auch hier ein Dampfreiniger wieder gute Dienste und spart Chemie. Spülen Sie Reinigungsmittel immer gründlich heiß wieder ab.

Alternativ bewährt hat sich auch Ausbacken bei 80°C oder Einfrieren für mindestens 7 Tage bei -18°C. Exotennester, Heugeflechte und ähnlich schwer zu reinigendes Inventar sollten Sie einfrieren oder – im Zweifelsfall – lieber wegschmeißen.
Inventar aus Ton, Keramik oder ähnlichen Stoffen können Sie auch bei 1000 Watt 2 bis 3 Minuten in die Mikrowelle stellen oder im heißesten Gang des Geschirrspülers durchwaschen.

Bei leichtem Befall reicht der Einsatz von Dampfreiniger und Raubmilben an und im Gehege in der Regel aus. Möchten Sie sich darauf nicht verlassen, gehen Sie vor wie bei einem mittelstarken Befall.
Bei mittelstarkem Befall
sollten Sie ein großzügiges Areal rund um das/die Gehege mit einem pyrethroid- oder pyrethrinhaltigen Spray behandeln. Dieses verbleibt dann auch auf den Sachen. Achten Sie darauf, nicht das/die Gehege direkt anzusprühen, wenn Sie Raubmilben einsetzen. Diese überleben das Spray nämlich auch nicht.
Bei stärkerem bis massivem Befall wird ein aufwändigeres Prozedere notwendig. Entfernen Sie alle Tiere aus den zu behandelnden Räumen und stellen Sie Vernebler (z. B. von Indorex) auf. Diese müssen mindestens 12 Stunden, besser länger einwirken. Danach sollten Sie die Räume mindestens 6 bis 12 Stunden lüften. Bringen Sie frühestens nach 48 Stunden wieder Tiere in die behandelten Räume, da Indorex sehr giftig ist. Da der Nebler nur feinsten Staub von oben verregnet, müssen Sie zusätzlich mit einem pyrethroidhaltigen Spray unter Möbelstücke und in Ritzen sprühen, um sicherzugehen, dass alle Stellen im Raum behandelt wurden.
Haben Sie Kleidung oder andere Wäsche in den Räumen aufbewahrt, müssen Sie diese ebenfalls reinigen. Frieren Sie sie genau wie das Inventar am besten vorher bei -18 Grad für 7 Tage ein. Ebenfalls alles gewaschen werden muss, wenn Sie selbst Symptome wie Bissstellen, Hautläsionen oder ähnliche Symptome haben. In diesem Fall sollten Sie unbedingt die gesamte Wohnung/das gesamte Haus behandeln und sich zu einem Hautarzt begeben.
Alternativen zum Fogger bei starkem Befall:

  • Kieselgur
  • Microgur
  • Raubmilben
  • Wärmeentwesung

Achtung: Fogger wie der von Indorex sind sehr giftig! Achten Sie also darauf, dass auch Ihre anderen Haustiere nicht mit dem Kontaktgift in Berührung kommen. Sonst könnten diese im schlimmsten Fall versterben. Halten Sie das feine Pulver der Fogger insbesondere von Haustierinsekten, Spinnentieren und Fischen im Haushalt fern.
Achten Sie beim Einsatz von Raubmilben darauf, alle Haustiere für die Dauer der Behandlung (die bei stärkeren Befällen auch gut 8 Wochen und länger dauern kann) mit einem Antiparasitikum vor den verbliebenen Vogelmilben zu schützen!

Quarantäne Roter Vogelmilbe

Das Prozedere bei der Aufnahme von Mäusen mit Vogelmilbenbefall ist etwas aufwändiger, um schon im Vorfeld die Wahrscheinlichkeit einer Verschleppung in den neuen Haushalt erheblich zu senken.

Behandeln Sie die Nager noch vor Ort (z.B. im Tierheim) mit Stronghold oder Ivomec. Setzen Sie sie ca. 30 bis 60 Minuten nach der Behandlung in eine frische Box mit nicht kontaminierter Streu. Alle verwendeten Transportboxen sollten Sie von außen (!!!) vorher mit Ardap o. ä. absprühen. Fassen Sie die Boxen daher besser nur mit Handschuhen an.

Im neuen Heim sollten die Tiere die Quarantäne in einem Aquarium oder einer Duna verbringen, die ebenfalls von außen mit Ardap behandelt wurden. Sprühen Sie um die Quarantäne einen ca. 50 cm breiten Ring mit einem pyrethroidhaltigen Antiparasitikum auf den Untergrund.
Behandeln Sie die Tiere wie oben beschrieben mit dem Antiparasitikum Ihrer Wahl und reinigen Sie in den gleichen Abständen auch den Quarantänekäfig.
Das Prozedere der Quarantäne mitgebrachter Tiere gilt natürlich auch für Ihre vorhanden Mäuse, wenn Sie bei diesen einen Befall durch Rote Vogelmilben feststellen.

Die Vogelmilbe als Parasit am Menschen

Rote Vogelmilbe: Milbenbisse beim Menschen
Rote Vogelmilbe: Milbenbisse beim Menschen

Vogelmilben sind nur bedingt wirtsspezifisch. Das heißt, sie bevorzugen Vögel als Wirte und vermehren sich mit ihrem Blut am besten. Reichen die Vögel jedoch nicht aus oder haben die Milben keinen Zugang zu Vögeln, parasitieren sie auch auf Säugetieren. Haben Ihre Mäuse Vogelmilben, können diese deshalb auch auf Sie übergehen. Vogelmilben sind also eine Zoonose.

Oft reicht es schon, im Gehege zu hantieren, um einzelne Milben aufzulesen. Deren Bisse verursachen kleine, aber extrem stark juckende Bissspuren. Der Juckreiz hält oft über Tage an und kann in vereinzelten Fällen sogar den Schlaf beeinträchtigen. Wenn Sie auf Insektenstiche wie Mückenstiche allergisch sind, können sich auch aus den Milbenbissen größere Quaddeln bilden.

Um herauszufinden, ob Sie die Milben schon verschleppt haben, sollten Sie beobachten, wann Sie neue Bisse haben. Tauchen neue Bisse nur nach Hantieren am noch nicht behandelten Gehege oder beim Kontakt mit den Tieren selbst auf, haben Sie den Befall meist noch nicht verschleppt. Wachen Sie jedoch morgens mit neuen Bissspuren auf oder haben Sie neue Milbenbisse nach einer gemütlichen Runde auf dem Sofa, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Vogelmilben dort schon eingenistet haben. Bitte lesen Sie dazu auch die Hinweise zur Quarantäne bei Blutmilben.


Quellen

diebrain.de
A. Ewringmann, B. Glöckner: Leitsymptome bei Hamster Ratte, Maus und Rennmaus, Enke-Verlag 2008

Bilder

Milbenbisse: (C) Janina Ibkendanz