Phytotherapie

“Phyto” (die Pflanze) und “therapeia” (Heilung, Dienst, Pflege) sagen schon genau aus, was die Phytotherapie im Kern ist und erreichen will: Heilung durch pflanzliche Wirkstoffe. Deshalb wird sie auch als Pflanzenheilkunde oder im Volksmund als Kräutermedizin bezeichnet.

Was diese Worte gern vergessen lassen: Pflanzen sind kleine Chemiefabriken, die zahllose, nur zum Teil erforschte Inhaltsstoffe produzieren, die sich einzeln oder in ihrem Komplex zur Besserung und Heilung von Erkrankungen eignen. Dazu gehören auch hochpotente Toxine und andere Wirkstoffe mit teils massiven Nebenwirkungen. Missverstehen Sie die Phytotherapie also niemals als “sanfte Medizin”, die “nie schaden kann” – falsch angewendet, kann sie das nämlich sehr wohl!

Wirkprinzip von Phytotherapeutika

Die Phytotherapie setzt auf Inhaltsstoffe von Pflanzen, die zwar nicht immer erforscht, aber doch zumindest nachweisbar sind – und zwar sowohl in der Ausgangspflanze, als auch im angewendeten Präparat. Diese Stoffe interagieren in verschiedensten Prozessen des Körpers und zeitigen so ihre Wirkung. Der prägnante Unterschied zu klassisch schulmedizinischen Präparaten ist die Zusammensetzung. Während die Schulmedizin oft auf Monopräparate, also Medikamente mit nur einem Wirkstoff, setzt, enthalten Phythotherapeutika in der Regel einen aus der Pflanze gewonnenen Wirkstoffkomplex. Erst dieser Komplex der verschiedenen Stoffe erreicht die gewünschte Wirkung.

Für manche Präparate und zu so mancher Heilpflanze gibt es bereits aussagekräftige Studien – die allerdings in der Regel den Menschen in den Fokus der Wirksamkeitsuntersuchungen stellen. Die Arbeit mit solch gut untersuchten Pflanzen und Stoffen wird auch unter „evidenzbasierte Phytotherapie“ zusammengefasst. Diese steht im Kontrast zu den Mitteln und Pflanzen der Erfahrungsmedizin – bei Arzneimitteln aus der Apotheke häufig erkennbar an dem Vermerk „traditionell angewendet bei/zur …“

Erfahrungsmedizin meint dabei nicht unbedingt gleich Schwurbel. Mitunter sind Wirkprinzip und/oder Wirkstoffe einfach noch nicht entdeckt bzw. erforscht. Aber Achtung: Die Erfahrungsmedizin kann auch fließend in unseriöse Bereiche übergehen. Im Idealfall ist von den Mitteln und Methoden in einer möglichst großen Fallzahl bekannt, dass sich die Effekte reproduzieren lassen.

Wirkprinzip im Überblick

Mariendistel
„Wenn behauptet wird, dass eine Substanz keine Nebenwirkung zeigt, so besteht der dringende Verdacht, dass sie auch keine Hauptwirkung hat.“
Gustav Kuschinsky
Deutscher Pharmakologe (1904–1992)

Wirkstoffe in Phytotherapeutika

Pflanzen sind lebende Systeme, die sich nur bedingt standardisieren lassen. Daher ist der garantierte Wirkstoffgehalt ein Kernfaktor in der Phytotherapie. Bei Phytotherapeutika aus der Apotheke verlassen Sie sich auf einen garantierten Wirkstoffgehalt. Die Pflanzen für diese Präparate wurden unter kontrollierten Bedingungen angebaut. Der Wirkstoffgehalt des Präparates oder der noch zu verarbeitenden Pflanzenteile wurde untersucht. Sie wissen also bei einem Kauf in der Apotheke, dass die gekauften Mittel den notwendigen Wirkstoffgehalt für die ausgeschriebene Dosierung erreichen. Sie können sie also entsprechend verlässlich auf Ihre Nager umwidmen, wenn Dosierungen für Mäuse und andere Kleinsäuger bekannt sind.

Anders sieht das bei selbst gesammelten Pflanzen aus. Zum einen müssen Sie sich hier 100% sicher sein, dass Sie die richtige Pflanze in der Hand haben. Zum anderen kann der Gehalt an Wirkstoffen in selbst gesammelten Pflanzen je nach Standort und Wuchsbedingungen beträchtlich schwanken. Ihre selbst gesammelten Pflanzen können also deutlich über, aber auch sehr deutlich unter dem Wirkstoffgehalt der Apothekenpflanzen liegen.

Wirkstoffgruppen in Phytotherapeutika

Phythopharmaka & sonstige phytotherapeutische Anwendungen

Wie Sie der untenstehenden Liste entnehmen können, hat die Pflanzenmedizin viele Gesichter. Manche Mittel und Anwendungen können Sie für Mäuse 1:1 von der humanmedizinischen Anwendung übernehmen. Dazu zählen beispielsweise Tropfen, Tees oder Tinkturen. Andere wie etwa Heilbäder lassen sich nur sehr begrenzt umwidmen. Schließlich badet man die durchschnittliche Maus eher selten. Nur wenige Arten wie etwa Farbratten oder Rötelmäuse können Sie im weitesten Sinne wirklich baden.

Hier fällt die Umwidmung zur Anwendung bei Mäusen, Hamstern und Co.  dann entweder ganz weg oder muss für die Tiere neu gedacht werden – etwa als Anfeuchten mit Wattebausch oder Pinsel. Da die Phythotherapie noch oft vom Menschen für das Tier umgestrickt werden muss, müssen Sie mitunter also kreativ werden. In der Regel gilt aber: Geht nicht, gibt es (fast) nicht. Ist die phytotherapeutische Ergänzung sinnvoll, finden sich in der Regel auch Mittel und Wege der Anwendung.

Übrigens ...
Gerade bei Mäusen, Ratten und anderen Nagern kommen nicht nur pflanzliche Zubereitungen zum Einsatz. Auch die Fütterung bestimmter Medizinalpflanzen – wie etwa Thymian oder Salbei – kann als ergänzende Therapie eingesetzt werden. Von einigen Nagern wie noch recht ursprünglichen Exoten, aber auch von Chinchillas, Degus und Co. berichten Halter immer wieder, dass diese sich bei entsprechendem Angebot selbst über die im Gemisch angebotenen Pflanzen medikamentieren.

Darreichungs- und Zubereitungsformen von Phythopharmaka

Nebenwirkungen bei Phytopharmaka

Das obige Zitat von Kuschinsky lässt sich auch ganz einfach zusammenfassen: keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Das gilt auch für die Phytotherapie. In der Regel sind die Nebenwirkungen sehr überschaubar oder für uns Halter gar nicht wahrnehmbar. Das sollte Ihnen jedoch kein Freibrief sein zur bedenkenlosen Gabe eines Präparates, einer eigenen Pflanzenzubereitung oder einer Pflanze.

Zum einen können in einigen Fällen die phytotherapeutischen Medikamente die Wirkung anderer, schulmedizinischer Anwendungen verstärken oder beeinträchtigen – und so zu verstärkten Nebenwirkungen oder zu einer ausbleibenden Wirkung führen.

Zum anderen sind einige Pflanzen und Phytotherapeutika für bestimmte Patienten kontraindiziert. Das gilt insbesondere für Leber- und Nierenpatienten und für tragende Tiere. Möchten Sie einen solchen Patienten ergänzend behandeln, schauen Sie ganz genau hin, ob das angepeilte Medikament auch für Empfänger mit diesen Vorerkrankungen geeignet ist.

Phytotherapie bei Mäusen

Die Auswahl phytotherapeutischer Medikamente für Mäuse ist aktuell noch sehr überschaubar. Oft werden Sie also zu Mitteln aus der Humanmedizin greifen müssen. In der Regel ist das auch kein Problem. Bei Medikamenten und Medizinalpflanzen, die Sie nicht sicher als verträglich kennen, sollten Sie jedoch Rücksprache mit einem Tierarzt, Tierheilpraktiker oder erfahrenen Halter halten.
Einziges Problem hier: Die Phytotherapie ist (noch) ein Stiefkind in der Behandlung von Mäusen. Die Erfahrungswerte sind daher verglichen mit schulmedizinischen Präparaten aktuell noch sehr dünn oder im schlimmsten Fall gar nicht vorhanden. Ein wenig Pioniergeist ist bei phytotherapeutischen Anwendungen also mitunter durchaus vonnöten. Auch Ihr Ansprechpartner weiß also vermutlich nicht immer sicher die korrekte Antwort. Hier müssen Sie sich dann gemeinsam an vorhandenem Wissen entlang hangeln. Vom Menschen 1:1 auf die Maus können Sie dabei leider nicht immer schließen.

Es gibt nämlich Ausnahmen und so manche Pflanze, deren Verträglichkeit an Mäusen weder in Studien untersucht, noch aus der Praxis bekannt ist. Das wohl beste Beispiel dafür ist der Knoblauch. Seine starke antibiotische und antivirale Wirkung wäre vor allem Farbmaushaltern ein Segen. Jedoch ist die Verträglichkeit der frischen Pflanze oder frischer Auszüge bei Mäusen aktuell nicht bekannt und steht zumindest mit einem Fragezeichen da, da Knoblauch ein Zwiebelgewächs ist – und als solches eigentlich als unverträglich gilt.

Die Phytotherapie steckt bei Mäusen, Ratten, Hamstern und Co. also noch in den Kinderschuhen. Wie Begleittherapien v. a. bei Atemwegserkrankungen zeigen, kann sie jedoch eine gute Ergänzung darstellen – und ist meines Dafürhaltens noch deutlich ausbaufähig für die kleinen Patienten.

Quellen:

Wikipedia
Phytodoc

Letztes Update: 02.11.2021