Stereotypie als Verhaltensstörung

In der Veterinärmedizin wird heute zwischen Stereotypie und Zwangsstörung unterschieden, da ihnen unterschiedliche Prozesse zugrunde liegen. Da hier nur ein Überblick gegeben werden soll und im Volksmund Stereotypie für beides verwendet wird, habe ich beide für diesen Artikel zusammengefasst.

Von einer Stereotypie spricht man im Allgemeinen man dann, wenn die Tiere einen bestimmten Bewegungsablauf immer wieder vollführen, der keinen Bezug zu ihrer Umwelt oder ihrer Situation hat und der nicht selten einen zwanghaften Charakter aufweist. Meist laufen die betroffenen Mäuse auf einer bestimmten Strecke hin und her, wühlen stundenlang in einer Ecke oder hängen ständig nagend am Gitter. Das Verhalten der sogenannten „Lesemäuse“ mit ihren schwankenden Kopfbewegungen gehört übrigens nicht zu den Stereotypien. Es liegt im schlechten Sehvermögen der fast immer rotäugigen Tiere begründet.

Stereotypien entstehen dann, wenn die Nager dauerhaft in zu engen Gehegen gehalten werden. Wie schnell sie eine stereotype Verhaltensweise ausbilden, ist von Art zu Art und auch von Tier zu Tier sehr unterschiedlich. Für manche bedarf es dabei eines Zeitraumes von Wochen, bei anderen dauert es Monate.

Der Auslöser der Stereotypie sind verschiedene Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems.
Je länger eine Stereotypie besteht, umso schwieriger ist es, sie der Maus nach der Veränderung der Haltungsumstände wieder abzugewöhnen. Manche Exemplare, die der Ursache nicht allzu lange ausgesetzt waren, verlieren die festgefahrene Verhaltensweise schon mit dem Umzug in ein größeres, verhaltensgerechteres Gehege, spätestens aber nach einigen Tagen. Nager, die länger in zu engen Gehegen verbracht haben, brauchen auch länger, um die Stereotypie abzulegen. Ab und zu zeigen sie auch in großen Gehegen noch stereotype Verhaltensweisen, die sich jedoch meist mit der Zeit verlieren.
Wurden Tiere für sehr lange Zeit deutlich beengt und reizarm gehalten, legen sie die Stereotype meist nicht mehr ganz ab. Auch im größten Gehege vollführen sie sehr oft stereotype Verhaltensweisen, die sie meist lebenslang nicht mehr ganz verlieren. So rennen beispielsweise Mäuse, die lange in kleinen Aquarien gehalten wurden, permanent in etwa auf der Länge des Aquariums im neuen Gehege hin und her. Das tun sie, obwohl sie deutlich mehr Platz zum Bewegen hätten.

Kennen Sie also die Mausart und ihr Verhalten etwas näher und beobachten eine Stereotypie bei einem Tier unbekannter Herkunft, erlaubt Ihnen das den ziemlich sicheren Rückschluß darauf, dass diese Maus in ihrem Leben nicht immer verhaltensgerecht gehalten wurde. In Gehegen, die den Bedürfnissen der Nager entsprechen, bilden sich Stereotypien nämlich grundsätzlich nie aus.
Zu den Stereotypien gehören bei Mäusen:

  • Eckenwühlen
  • Gitternagen
  • Kreislaufen
  • Backflips.

 

Quelle
Universität Gießen