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Das Märchen vom netten Tierheim

Offener Abszess mit sichtbar austretendem Eiter

Es gibt Tierheime, die sich gut kümmern und sich ein oder im Zweifel auch zwei Beine selbst für ihre kleinsten Gäste ausreißen. Ich bin unendlich dankbar für jedes einzelne davon. Dann gibt es die Kategorie „hmm … na ja … ok“ und es gibt die Tierheime, wo jeder Pflegestelle der kalte Schweiß auf die Stirn tritt, wenn die Mäuse (aber auch Ratten oder Hamster) haben oder kriegen sollen. Diese „Institutionen“ möchte ich heute mal sehr ungefiltert in den Fokus rücken.

Tierschutz ist für Tiere – nicht für Mäuse

So in etwa scheinen manche Tierheime zumindest zu denken. Mäuse sind aber auch Tiere, also lebende – und fühlende – Wesen. Ja, wirklich! Das ist wie bei Hund und Katze, nur kleiner, kurzlebiger und mit einem kleinen Kommunikationsproblem mit uns Menschen behaftet, was ihre Bedürfnisse angeht. Und auch das Image scheint nicht allerorten das Beste. Bis hin zu „Ungeziefer“ habe ich auch von Tierheimen schon so Einiges gehört, was man da nicht unbedingt erwarten möchte.
Und ich finde es zum Kotzen, dass wir in unserer ach so tierfreundlichen Tierschutzlandschaft im Jahr 2020 immer noch Mäuse aus Tierheimen (!) retten müssen! Überlegt Euch das mal! Mäuse. Retten. Aus einem Tierheim. Also aus einer Institution, die sich (eigentlich) dem Schutz der Bedürftigen und Hilflosen verschrieben hat oder besser: haben sollte.
Retten wovor? Sucht es Euch aus …

Wohnklo ohne Heizung – und ohne Kumpels

Klingt einladend, oder? Würdet Ihr da wohnen wollen? Ich nicht. Mäuse auch nicht. Nicht wenige müssen das aber. Da gibt es die Tierheime, die Mäuse in zugige Flure stellen oder dauerhaft auch im Winter Fenster und/oder Türen auflassen, weil „die ja so stinken“. Heizung? Ach, brauchen die nicht. Oder höchstens ein bisschen.

Gegessen wird, was in den Napf kommt. Mal gucken, was Maus gern essen würde? Viel zu anstrengend. Außerdem wissen das komischerweise ausgerechnet die Tierheime immer am allerbesten, was gutes Futter ist, die den größten Müll in die Schüsseln füllen. Beratung? Braucht man nicht. Man weiß ja alles.

Ach und die Böcke … Kastra ist überflüssig und teuer. Das klappt schon. Und wenn nicht? Dann fressen sie sich eben auf oder sind halt unsozial, schimmeln deshalb einzeln vor sich hin und werden oft auch noch gezielt in Einzelhaltung vermittelt. Weil, sind ja nicht vergesellschaftbar und so. Ach neeee … Welch Wunder.

O. b. B. oder medizinische Nichtversorgung bei Mäusen

Wie oft ich Tiere schon mit einem Zettel bekommen habe, auf dem o. b. B. stand, kann ich nicht mehr zählen. Wer es nicht weiß, dieses Kürzel steht für „ohne besonderen Befund“ und meint gesunde Tiere. Mit diesem Zettel zur Tür reingerutscht sind unter anderem diese Befunde:

  • schweres Anpralltrauma
  • Bisswunden von „kleine Punkte“ bis „sieht aus wie Hackfleisch“
  • Kratzmäuse und andere Dermatitiden
  • Rattenmilben und alles andere, was sonst noch so auf Mäusen krabbelt
  • so ziemlich jeder Endoparasit, den Ihr Euch bei Mäusen denken könnt
  • schwere Lungenentzündung
  • Tumore in allen Stadien
  • starkes Untergewicht
  • Knochenbrüche
  • Hüftluxation

Zur Erinnerung: Alle diese Tiere haben ihr Tierheim mit einem Zettel verlassen, der meinte, sie seien gesund.

Muss ich da noch erwähnen, dass so manches Tierheim auch eine vernünftige Behandlung erkannter Erkrankungen für überbewertet hält? Erst kommen Hund und Katze. Dann geht es in der Größe abwärts. Kein Geld oder keine Tierarztzeit mehr übrig, wenn man bei den Mäusen ankommt? Das tut uns jetzt echt leid – aber das können wir nicht ändern.

Übrigens das Thema schlechthin: Endoparasiten. Wie oft ich schon „die haben nix“ gehört habe, kann ich nicht mehr zählen. Testen ist zu teuer und außerdem unnötig und wenn man doch was findet, müsste man ja behandeln. Außerdem sieht man ja, dass die nix haben. Das „nix“ sind meistens Nematoden, dank genau dieser Praxis inzwischen auch öfter Giardien. Seltener sagen auch Bandwürmer und Kokzidien hallo. „Huch!? Also das hätten wir jetzt nicht gedacht!?“ Ach neeee … Again.

Raus mit dem Viehzeug – egal wie

Vermittlung ist in so manchem Tierheim ebenfalls so eine Sache. Während man bei Hund und Katze jeden Furz auf die Goldwaage legt, fragt man in so mancher Institution bei Mäusen nicht mal nach. Eine Maus fürs Kind? Na klar! In einen winzigen Gitterknast? Warum nicht? Und die renitenten Böcke müssen unbedingt auf dem neuen Platz allein gehalten werden – sonst vermittelt man ja gar nicht. Die fressen alle Artgenossen schließlich auf.

Ein Burner, der mir tatsächlich nicht nur einmal begegnet ist: Mäuse sind doch eh alle dasselbe. Da können wir auch ne Mongolische Rennmaus mit bzw. zu einer Farbmaus vermitteln. Dass vor allem die Farbmäuse es sehr schätzen würden, wenn die Tierheimmitarbeiter informierter oder wenigstens interessierter wären, dürfte dem geneigten Leser klar sein. Den betreffenden Tierheimen ist es das nicht. Aber in diesen speziellen Fällen waren das ohnehin sehr beratungsresistente Institute, die schon alles wussten.

Zum Verhängnis wird Mäusen also nicht immer das absolute Desinteresse, das man ihnen mancherorts entgegenbringt. Auch die maßlose Überschätzung des eigenen Knowhows hat schon so manche (mitunter tödliche) Konsequenz gehabt. Vielleicht sollten solche Tierheime mal den Dunning-Kruger-Effekt nachschlagen. Könnte erleuchtend sein. Das würde vielleicht auch die Unsitte vermeiden, Mäuse am Schwanz anzufassen. Dann gäbe es nämlich nicht mehr diesen „Huch!? Warum ist der Schwanz denn abgerissen???“-Effekt. Wie? Der Schwanz ist nicht zum Festhalten? Neeee … Again …

Mäuse? Nicht mit uns!

Liebe angesprochene Tierheime, erzählt mir jetzt nicht, dass es ausgerechnet bei Euch am Geld oder am Personal liegt oder Ihr einfach für einen vernünftigen Umgang zu klein seid. Ich habe winzige Tierschutzvereine kennengelernt, die finanziell und personell so richtig auf dem Zahnfleisch gehen – und trotzdem alle ihnen mögliche Hebel in Bewegung setzen, dass auch die Kleinsten gut in ein tolles zweites Leben durchstarten können. Man kann nicht immer alles optimal machen, weil es eben an Ressourcen klemmt. Aber man könnte sich zumindest bemühen! Aber das wäre ja anstrengend. Und das sind ja keine Katzen. Und Hunde auch nicht. Neeee, das geht dann wirklich zu weit …

Krimis und Abenteuer

Am liebsten sind mir ja dann auch noch die Tierheime, die einen fröhlich mit „Nein danke, wir brauchen keine Hilfe“ die Rettung der Tiere abbügeln. Es muss das Endzuhause sein und es muss nach Tierheimmaßgaben sein – egal wie sinnlos die sind. Und das Zuhause findet man ja auch ohne spezialisierte Helfer – irgendwann. Nächstes Jahr. Oder übernächstes. Oder … hups, die Maus ist ja gestorben.

Genau so sollte es nicht sein. Ich würde mir so sehr mehr Miteinander statt Gegeneinander wünschen. Stattdessen fischen wir – zum Teil in abenteuerlichen Aktionen – auch im Jahr 2020 noch Mäuse aus einigen Tierheimen, damit sie eine 2. Chance bekommen. Warum? Waaaaarum müssen wir Mäuse aus einem Tierheim fischen, bevor sie vereinsamen oder sich auffressen? Bevor sie in irgendwelchen dunklen Kanälen auf Nimmerwiedersehen verschwinden? Bevor sie ewig im Tierheim verschimmeln, das ihnen genau das Nötigste zum Überleben gönnt? Oder bevor sie schlicht und einfach tot sind? Ohne Licht am Ende des Tunnels. Ohne Liebe. Und ohne spürbar als fühlendes Wesen wahrgenommen worden zu sein.

Tut das echt Not?

Alizin – Die wollen leben!

Albino-Farbmäuse

Kaum etwas erhitzt die Gemüter so intensiv wie der ewig tobende Streit um Alizin für potenziell tragende Mäuse. Über den Einsatz kann man debattieren, wenn es nur eine oder zwei Mäuse sind. Aktuell reden wir – je nach Quelle – von 3000 bis 5000 Tieren und nein, da ist keine Null zu viel. Das Gros davon trägt auch noch die besonders “beliebte” Färbung: weiß mit roten Augen. Von diesen 3000 bis 5000 Mäusen sind also so einige Weibchen dabei und ein ganzer Schwung auch schwanger. Während bei mir da im Hinterkopf innerhalb von Millisekunden begleitet von schrillen Sirenen eine schreiend rote Leuchtschrift mit “ALIZIN” aufglüht, scheint in dem Moment bei anderen eine lustig tuckernde Maschine anzurattern, die rosa Glitzer ausschmeißt. Anders kann ich mir nicht erklären, was da grad in A-Town abgeht.

Seid dankbar, nicht neidisch!

Farbmaus Opi

Der Tierschutz ist heute auch bei Nagern und Co. ein weites Feld, in dem sich so viele Menschen tummeln, wie Schneeflocken an einem echten Wintertag. Wenn die alle täten, was sie vorgeben – nämlich Tiere zu schützen – wären wir einen guten Schritt weiter. Ziehen wir aber andere Motive als das eigentliche ab, schmilzt die Zahl zusammen wie Schnee in der Märzsonne. Ja, warum eigentlich?

Du oller Tierquäler!

MitfahrgelegenheitWas Tierquälerei ist, da gehen die Meinungen bei Tierhaltern weit genug auseinander, dass in der Kluft locker der Mount Everest verschwinden würde. Dass viele Halter da menschliche Maßstäbe anlegen, macht die Sache weder einfacher noch besser. Im Gegenteil, in Foren und auf Social Media Plattformen werden die moralischen Waffen erhoben und aufeinander gerichtet. Nicht selten gehen in den Grabenkriegen dabei die unter, um die man sich in teils seitenlangen Statements bekriegt: die Mäuse. Ich neige dann dazu, mir eine Tüte Popcorn zu nehmen und heimlich mit mir selbst zu wetten, wer als erstes heult. Eine Sache bringt allerdings auch mich manchmal so auf die Palme, dass ich mein ja ohnehin recht loses Mundwerk einfach nicht halten kann: die ewige Diskussion über Fahrtstrecken.

“Mach die tot …

Turkmenischer Maushamster

… die leidet doch nur.” Waaaahhhh, ich könnte platzen vor Wut, wenn ich sowas lese! Der liebe Gott hat uns nicht die Euthanasie geschenkt, damit wir es uns bequem machen. Und trotzdem fühlen sich in sozialen Medien rauf und runter die Leute dazu berufen, anderen Leuten zu erzählen, was es doch für eine Tierquälerei sei, das jeweils diskutierte Tier nicht sofort zu “erlösen”. Dabei wollen sie eigentlich nur sich und ihre Weltsicht graderücken. Die Maus fragt keiner. Warum eigentlich nicht?

Die sind doch gut unter – Phänomen Großnotfall

Vielzitzenmaus“100 Mäuse im Müllsack gefunden!” “Wohnungsräumung – u.a. 120 Mäuse dabei!” “Überforderter Halter gibt 20 Vielzitzenäuse ab – 15 davon schwanger!” Großnotfälle sind immer ein Event. Die Einen fallen bei solchen Meldungen innerlich kurz in Ohnmacht, bevor sie in die Hände spucken. Die Anderen packen Klappstuhl und Popcorn aus. Und los geht’s. Im Falle von Mäusegroßnotfällen reden wir eben nicht von 10 oder 20, sondern oft von 100 oder 200 Tieren. Das klingt viel, das klingt dramatisch, da muss das Spotlight drauf. Und schon steht die Mausgemeinde Kopf.

Schlangen fressen keine Möhren

schlangen

Wenn ich eines hasse, dann sind es blinde Idealisten. Das gilt für Veganer ohne Realitätsbezug genauso wie für Tierschützer mit Theorien, bei denen sich mir die Frage aufdrängt, welches Kraut die bitte geraucht haben. (Davon will ich auch was!) Versteht mich bitte nicht falsch. Ideale und Ziele sind wichtig und ich mag auch Veganer sehr gerne. Aber wo bitte ist der Sinn, wenn man beispielsweise das australische Fuchsproblem lösen möchte, indem man die dort ansässigen Füchse alle einsammeln und in die ökologische Nische des Beutelwolfes züchten möchte? Guckt nicht so, DIE These ist nicht von mir und wurde mir tatsächlich in einer Diskussion als ernstgemeinte Lösung vorgeschlagen.