Futter soll nicht nur schmecken, die Mäuse satt machen und sie optimal mit allen notwendigen Stoffen versorgen. Im Idealfall sollte die Nahrungsbeschaffung die Nager wie in der Natur einige Zeit beschäftigen. Sie sollten ihre Mahlzeit erarbeiten müssen. Beschäftigungsfutter sorgt zum einen also dafür, dass bei den Tieren keine Langeweile aufkommt. Zum hilft es, dass die Nager nicht so schnell verfetten.
Beschäftigungsfutter kann außerden für Sie interessante Einblicke in das Verhalten Ihrer Hausgenossen bieten. Mäuse sind intelligente Nager und entwickeln viele interessante Strategien, um sich Futter zu erarbeiten, das sie lieben. Dabei halten sie nicht nur ihren Körper auf Trab. Auch dem Kopf tut weniger bequemes Futter gut. Vor allem sehr intelligente Arten machen deutlich weniger Mist aus Langeweile, wenn sie mit der Nahrungssuche ausreichend beschäftigt werden.
Die folgenden Tipps geben Ihnen Anregungen, wie Sie Ihre Tiere mit Futter beschäftigen können.
Basisfutter: Fruchtstände
Hirsen und Getreide werden in Basisfuttermischungen lose verfüttert. Sie können den Tieren jedoch auch die Körner in Rispen, Kolben oder Ähren anbieten. Arten, die nicht so leicht verfetten, können Sie auch ganze, reife Sonnenblumen offerieren. Hier müssen die Mäuse länger für dieselbe Futtermenge arbeiten, als wenn sie die Körner aus der Schüssel nehmen würden. Sehr feine Fruchtstände haben viele Gräser. Den meisten Mäusen sind sie deshalb zu anstrengend. Wüstenspringmäuse und andere betonte Kleinsaatenfresser können sich jedoch auch für diese begeistern. Weiterer Vorteil: Gräser finden Sie im Sommer reif und kostenlos auf vielen Wiesen.
Je nachdem, wo Sie die Fruchtstände anbieten, schulen die Tiere auch Geschicklichkeit, Kraft und Balance. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn Sie einen Fruchtstand an einen hohen Ast binden oder in einer sehr verwinkelten Wurzel so festklemmen, dass die Nager die Ähre oder Rispe nicht einfach abziehen und mitnehmen können.
Geeignet ist diese Futtervariante für alle Nager, die die entsprechenden Körner auch in der losen Basismischung fressen.
Basisfutter: Verpacktes Futter
Nehmen Sie Ihre Futtermischung und verpacken Sie sie Ihren Mäusen doch mal. Füllen Sie die Saaten beispielsweise in eine leere Brottüte und geben sie diese – natürlich ordentlich zerknautscht – ins Gehege. Sie können auch Klorollen und andere Röhren befüllen und (fast) komplett verschließen, sodass die Nager die Behälter erst wieder öffnen müssen, bevor sie fressen können. Dasselbe können Sie auch mit kleinen Pappschachteln und ähnlichen Behältnissen machen.
Besonders effektiv ist diese Methode, wenn Sie die gefüllten Behälter dann noch ein wenig verstecken oder so anbringen, dass bei Ihren Mitbewohnern vor dem Essen erstmal Sport angesagt ist.
Basisfutter: Buddelbox
Buddelboxen eignen sich prima, um Mäuse mit der Futtersuche zu beschäftigen. Nehmen Sie einfach ein ganz kleines Aquarium, einen Topf, eine Dose oder einen ähnlichen, etwas größeren Behälter und füllen Sie diesen erst mit Substrat und dann mit dem Körnerfutter. Umrühren. Fertig. Schon kann das Ganze ins Gehege wandern und wird von Ihren Mäusen mit Begeisterung umgegraben und nach Leckerem untersucht.
Als Substrat können Sie Einstreu, Heu oder auch feuchte Medien wie Erde oder Kokoshumus verwenden. Bei letzteren sollte der Behälter wasserfest sein und sie sollten nur reine Saatenmischungen einstreuen, da Trockengemüse und -kräuter darin schnell anfangen zu schimmeln. Lassen Sie den Behälter mit der feuchten Erde oder dem Humus einige Tage stehen und die Mäuse haben ihn nicht leergefressen, wächst darin dann der Nachschlag in Form von Keimlingen.
Frischfutter: Gemüse- und Obstspieße
Das Frischfutter spießen Sie dafür auf eine Spindel und legen es nicht lose ins Gehege. Damit ist den Tieren die Möglichkeit genommen, das Futter einfach wegzutragen. Sie müssen erst eine Weile arbeiten, bis sie das Obst oder Gemüse vom Spieß abziehen können.
Geeignet ist diese Variante für alle Tiere die Frischfutter annehmen.
Frischfutter: Gemüse- und Obstäste
Obstäste meint in diesem Fall nicht Äste von Obstbäumen, sondern Äste, auf die verteilt Obst – wahlweise auch Gemüse für Gemüseäste – aufgespießt wird. Spießen Sie das Frischfutter entweder auf Astspitzen oder schlagen Sie Nägel in Äste, die mit dem Kopf ca. 1 bis 3 cm überstehen. Achten Sie bei Nägeln darauf, dass diese keine Kanten haben, an denen sich die Nager verletzen können.
Durch die Verteilung des Futters und die Platzierung auf Ästen und an Astenden, werden die Tiere zum einen durch Sammeln der verteilten Stücke beschäftigt. Zum anderen werden Kraft, Koordination und Kondition geschult.
Geeignet ist diese Fütterungsvariante für mäßig bis sehr gut kletternde Arten.
Achten Sie darauf, das Futter entsprechend dem Klettervermögen der von Ihnen gehaltenen Art zu plazieren. Über- oder Unterforderung der Tiere machen diese Variante sinnlos.
Proteine: Rohe Eier
Einige als Haustiere geeignete Nager sind von Natur aus auch Nesträuber und Eierdiebe. Diesen Arten können Sie rohe Eier ins Gehege legen, die die Tiere finden und öffnen müssen. Hühnereier sind für dieses Unterfangen in der Regel zu groß. Verfüttern können Sie je nach Größe und Neigung der Nager Eier von Finken bis hin zu Wachteleiern.
Beim ersten Mal können Sie das Ei vorsichtig anpicken, damit die Nager es besser aufbekommen und auch wissen, dass Futter drin ist. Im allgemeinen bekommen die Jäger aber auch unversehrte Eier auf.
Achtung: Verfüttern Sie nur frische Eier!
Dieses Futter ist beispielsweise für Afrikanische Zwergschläfer sehr gut geeignet. Die verstehen sehr schnell, dass man das runde Ding da essen kann, wenn man es aufmacht.
Proteine: Mobiles Futter
Mit dem Essen spielt man nicht! Oder doch? Für viele Exoten ist Lebendfutter in Form von diversen Insekten eine willkommene Abwechslung. Besonders agile Insekten wie Heimchen, Schaben oder Heuschrecken regen die Tiere zur Jagd und damit zu deutlich mehr Bewegung an. Gleichzeitig ist die Aufmerksamkeit der Nager voll und ganz bei der davonhüpfenden Mahlzeit und sie sind beschäftigt.
Diese Beschäftigungsmöglichkeit hat gleich mehrere Vorteile: Zum einen regt sie das natürliche Verhaltensrepertoire Ihrer Mäuse an. Zum anderen bewegen sich die Tiere deutlich mehr zum Nahrungserwerb. Das ist vor allem für Exoten, die schnell zu Verfettung neigen, wichtig. Außerdem sind Heimchen, Grillen, Heuschrecken und Co. keine fette Beute, sondern ein magerer, guter Eiweißspender.
Mehlwürmer und Zophobas fallen allerdings nicht unter Beschäftigungsfutter, da sie nicht sehr schnell sind. Zudem sind die als Leckerli beliebten Larven auch sehr fett.
Allerdings nehmen nicht alle Arten Lebendfutter an bzw. jagt nicht jedes Tier hinter seinem Essen her. Probieren Sie einfach aus, ob diese Idee Ihre Nager begeistert. In der Regel trifft Lebendfutter bei allen Meriones-Arten und vielen weiteren Rennmausarten, bei Zwergschläfern und allen Stachelmäusen auf große Begeisterung. Grasmäuse und Maushamster sind dagegen eher weniger angetan von der Idee, dem Essen nachzulaufen.
Geben Sie stärker jagenden Arten anfangs etwas Zeit, es zu lernen, wenn diese noch nie Lebendfutter bekommen haben. Sie müssen erst erkennen, dass das schmeckt, was da davon rennt. Bis sie ein aktives Jagdverhalten entwickeln, dauert es in der Regel etwa 14 Tage bis 3 Wochen.
Proteine: Verstecktes Futter
Dieser Tipp eignet sich besonders für gut kletternde Arten wie Zwergschläfer. Geben Sie den Tieren, wenn sie schlafen, Stabschrecken auf dünnere Äste. Diese bleiben meist längere Zeit dort sitzen. So können die Nager nach dem Futter suchen, wenn sie aufwachen. Dabei gehen sie immer der Nase nach, bis sie die Schrecken finden.
Wichtig ist, dass die Nager nicht sehen, wohin Sie die Schrecken setzen, da sie sonst nach einigen Malen wissen, dass sie nur der Hand folgen müssen. Die Suche nach dem Essen entfällt dann. Das gilt übrigens auch für Stachelmäuse und ähnliche Jäger.
Leckerli und Basisfutter: Foodball
Sogenannte Foodbälle gibt es in verschiedenen Ausführungen. Am bekanntesten ist die Variante aus Metallgitter, die man im Käfig aufhängen kann. Diese Bälle sind leider recht gefährlich. Die Mäuse können beim Versuch, an das Futter zu kommen, abrutschen, und mit Beinen oder schlimmstenfalls mit dem Kopf drin hängen bleiben. Das kann gebrochene Beine, überdehnte Gelenke und ähnliche Verletzungen bis hin zum Verlust einer Gliedmaße zur Folge haben. Bleibt ein Tier mit dem Kopf hängen, kann es sich sogar strangulieren.
Besser sind geschlossene Foodbälle aus Kunststoff, die nur eine kleine Öffnung haben. Die Größe eine solchen Öffnung ist in der Regel justierbar, sodass Sie verschieden große Futtermittel einfüllen können. Befüllen Sie diesen Ball mit gesunden Leckerli (z.B. Trockenmöhren, Kürbiskerne, Reiswaffelstücken, …) und geben Sie ihn den Tieren in den Auslauf oder ins Gehege. Besonders Mongolische Rennmäuse und Wüstenspringmäuse haben Spaß an diesem Spielzeug. Achten Sie aber darauf, dass der Kunststoff von den Nagern nicht angefressen wird beim Versuch, an den Inhalt des Balles zu kommen. Benutzen Sie ihn also nur unter Aufsicht.
Leckerli: Fummelbretter
Fummelbretter sind kleine – oder auch größere – Intelligenzspielzeuge, in deren Fächern sich prima kleine Leckerlis verstecken lassen. Erst wenn Ihre Nager herausgefunden haben, wie sie die Fächer öffnen, kommen sie auch an den verführerisch duftenden Inhalt.
Einziger Haken: Fummelbretter für kleinere Mausarten gibt es (noch) nicht zu kaufen. Hier müssen Sie selbst werkeln. Größere Arten wie persische Rennmäuse kommen auch mit Fummelbrettern für Meerschweinchen, Frettchen oder Kaninchen zurecht.
Sie haben noch eine Idee für diese Liste? Dann freue ich mich immer über eine Mail an angelus@das-maeuseasyl.de!