Vitamin B 1 – Thiamin

Unter Vitamin B₁ werden verschiedene Thiaminverbindungen mit ähnlicher Wirkungsweise zusammengefasst. Die stoffwechselaktive Form ist Thiaminphosphat.
Das Vitamin wurde bereits 1910 von Umetaro Suzuki in Reiskleie entdeckt. Schon vorher fiel Forschern der Zusammenhang zwischen bestimmten Mangelerscheinungen und Weißmehl bzw. poliertem Reis auf, der sich mit Vollkorn bzw. Reis mit Silberhäutchen beheben ließ.
Wegen seiner großen Bedeutung für die Nervenfunktion wurde es auch antineuritisches Vitamin, kurz Aneurin, genannt. Heute ist Thiamin die einzige zulässige Bezeichnung in der Fachliteratur.

Aufgaben von Vitamin B₁

Thiamin arbeitet hauptsächlich als Coenzym bei Übertragungsreaktionen im Energiestoffwechsel, bei denen es sich selbst verbraucht. Es ist also an der Energiegewinnung aus der Nahrung beteiligt. Essenziell ist es für den Kohlenhydratstoffwechsel von Muskeln, Nerven und Gehirn. Daneben spielt es auch eine Rolle bei der Umwandlung von Kohlenhydraten in Fette und ist an der Produktion von Magensäure beteiligt.

Weiter ist Thiamin im Nervensystem von zentraler Bedeutung. Als Thiamintriphosphat (TTP) erfüllt es nicht-enzymatische Funktionen bei Erregung und Reizleitung. Es ist beteiligt an der Synthese einiger Neurotransmitter, darunter Acetylcholin und Serotonin.

Wichtig für:

Löslichkeit und Empfindlichkeit

Vitamin B₁ erleidet teils sehr hohe Zubereitungsverluste. Am höchsten ist daher der Thiamingehalt in unverarbeiteten Futtermitteln wie Saaten und Keimlingen. Auch wenn Sie zu Hause Nagerkekse oder ähnliches backen, verlieren die eingesetzten Zutaten an Thiamin.

Präparate mit Vitamin-B₁-Gehalt sollten Sie dunkel, kühl und geschlossen lagern!

Vitamin B₁ im Überblick

Vorkommen

Besonders gute Thiaminquellen sind:

Stoffwechsel

In der Nahrung liegt Vitamin B₁ meist als Thiaminpyrophosphat vor. Die Absorption im Dünndarm erfolgt als aktiver Transport, bei hohen Dosen zusätzlich auch per Diffusion. Im Blut wird Thiamin mit Erythrozyten (75%), Leukozyten (15%) und im Plasma an Albumin gebunden (10%) zu den Zielorganen transportiert.  In der Leber wird es mit ATP zum Coenzym Thiamindiphosphat (TPP) phosphoryliert, das ein Bestandteil verschiedener Enzyme ist.
Ausgeschieden wird Vitamin B₁ über die Niere als Thiamin oder in Form verschiedener Metabolite. Dabei gilt: Je mehr Thiamin die Mäuse aufnehmen, umso höher ist die Ausscheidung.

Gespeichert wird das Vitamin im Körper nur für sehr kurze Zeit von Tagen. Bei unzureichender Synthese oder Zufuhr bilden sich Mangelerscheinungen daher schon sehr bald aus.

Positive Einflüsse auf die Resorptionsrate
Negative Einflüsse auf die Resorptionsrate

Hypovitaminose - Mangelerscheinungen bei Vitamin- B₁-Mangel

Ein Mangel an diesem Vitamin ist bei Mäusen eher selten, da sie es selbst herstellen können. Die Störungen zeigen sich im Nervensystem und durch die gestörte Energiegewinnung.
Eine Unterversorgung äußert sich in:

Bei schweren Mangelzuständen sind auch möglich:

Hypervitaminose - Vergiftung mit Vitamin B₁

Da Thiamin wasserlöslich ist und somit überschüssige Mengen über den Urin ausgeschieden werden, sind Hypervitaminosen sehr selten und treten nur bei massiver Überdosierung auf. Sie äußern sich in einer überempfindlichen Reaktion auf Reize.
In der Humanmedizin wurden bei einigen Fällen intravenöser Verabreichung schwere allergische Reaktionen beobachtet.

Quellen

Wikipedia
Altromin
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention
Drugbank

Schek, Alexandra: Ernährungslehre kompakt; 4. aktualisierte und ergänzte Aufl., Umschau Zeitschriftenverlag GmbH, Sulzbach im Taunus, 2011; S. 122
Schlieper, Cornelia A.: Grundfragen der Ernährung; 14. Aufl., Dr. Felix Büchner Handwerk und Technik Verlag GmbH, Hamburg 1998; S. 196ff.
Schmiedel; Leitzmann; Lützner; Heine: Ernährungsmedizin in der Naturheilkunde – Handbuch für die Therapie; 2. Aufl., Urban & Fischer, München und Jena 2001; S. 150

Letztes Update: 22.04.2020