Dehydration ist ein Flüssigkeitsmangel des Körpers, der schnell lebensbedrohlich werden kann. Die als Haustiere gehaltenen Nager sind in der Regel recht klein und haben einen entsprechend schnellen Stoffwechsel. Das macht die Dehydration für sie besonders gefährlich. Fehlt die notwendige Flüssigkeitszufuhr, nehmen Organe und Organsysteme schnell Schaden. Das gilt besonders für die “Vieltrinker” unter den Mäusen. Robuster sind Wüstentiere, die einen Wassermangel besser abfedern können, bevor es auch bei ihnen zu Schäden kommt.
Ursachen für Dehydration bei Mäusen
Dehydration kann mehrere Ursachen haben. Dazu gehört unter anderem Durchfall. Überprüfen Sie also unbedingt After und Kot, wenn ein Tier nicht gesund aussieht. Eventuell hat es starken Durchfall und verliert somit mehr Wasser, als es aufnimmt.
Bei verwahrlosten Mäusen kann die Dehydration aber auch aus einem Wassermangel entstehen, wenn den Nagern schlicht kein Wasser oder wenigstens stark flüssigkeitshaltiges Frischfutter angeboten wird. Aber auch bei gepflegten Tieren kann es passieren, dass eine Wasserflasche nicht reibungslos nachläuft. Bemerken Sie das als Halter nicht rechtzeitig, kann das bei Ihren Mäusen zu einem Flüssigkeitsmangel führen.
Letztendlich kann eine Dehydration auch dann entstehen, wenn eine Maus sehr krank ist und aus diesem Grund zu wenig oder gar nichts mehr trinkt oder die Wasserquelle im Gehege nicht erreichen kann.
Außerdem können großflächige Wunden wie Verbrennungen oder Bisswunden zu einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust führen.
Ursachen im Überblick
- Durchfall
- großflächige Wunden
- kein Wasser angeboten
- Wasserflasche läuft nicht nach
- Maus kann/will nicht selbständig trinken
Symptome einer Dehydration
Eine beginnende Dehydration fällt in der Regel noch nicht auf, die die meisten Halter das Suchverhalten nach Wasser nicht erkennen oder gar nicht erst wahrnehmen. Auch dass die Nager weniger und konzentrierteren Urin absetzen, fällt einem Halter im Normalfall nicht auf. Als erstes fallen oft ein gesträubtes Fell oder eingefallene Flanken auf – insbesondere bei Mäusen mit Durchfall.
Mit zunehmendem Flüssigkeitsmangel verliert die Haut an Spannkraft. Die Augen liegen zunehmen tiefer in den Höhlen. Zudem beginnen Schleimhäute trocken zu werden – was sich bei Mäusen aufgrund der geringen Größe aber kaum nachweisen lässt. Insgesamt werden die betroffenen Tiere ruhiger.
Nimmt der Flüssigkeitsmangel weiter zu, verstärken sich diese Symptome. Zudem beschleunigt sich der ohnehin extrem schnelle Herzschlag weiter, während der Nager sehr ruhig bis apathisch wird. Ab einem Flüssigkeitsdefizit von etwa 12 bis 15% geht der Körper in einen Schockzustand über.
Symptome im Überblick
- Suchverhalten nach Wasser
- verschlechterter Allgemeinzustand
- verminderter Hautturgor
- Oligourie/ Anurie
- Enophtalmus
- verringerte Aktivität bis totale Apathie
- Tachykardie
- Schock
Diagnose einer Dehydration
Es ist recht einfach festzustellen, ob ein Tier austrocknet. Neben der Anamnese wird dafür vor allem der sogenannte Hautfaltentest angewendet. Nehmen Sie dafür das betroffene Tier und ziehen Sie eine Hautfalte nach oben. Verschwindet diese sofort wieder, ist das Tier ausreichend mit Flüssigkeit versorgt.
Bleibt die Falte jedoch relativ lange stehen, fehlt Ihrer Maus Flüssigkeit. Daumenregel: Je länger die Falte erhalten bleibt, umso weiter ist die Austrocknung dabei vorangeschritten.
Bei größeren Nagern wie Farbratten, Nilgrasratten oder Nutrias kann der Tierarzt auch spezifische Parameter (Hämatokrit, Gesamtprotein, spezifisches Uringewicht) ermitteln, um den Grad der Dehydration festzustellen. Bei kleinen Nagern wie Farbmäusen, Stachelmäusen und anderen Exoten ist das nicht möglich.
Neben der Diagnose der Dehydration ist vor allem die Ursachenforschung wichtig. In der Regel handelt es sich um Durchfälle verschiedener Genese, deren Ursachen behandelt werden müssen. Hat das Tier keinen Durchfall, sollten Sie die anderen möglichen Ursachen durchgehen, inwieweit diese in Frage kommen.
Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
- Schlechter Allgemeinzustand
- Apathie
- eingefallene Seiten
- bei Durchfall: verschmierter Po
Weitere Untersuchungen:
- Hautfaltentest
Differentialdiagnosen:
- keine
Behandlung von Dehydration bei Mäusen
Bei Austrocknung ist schnelle Hilfe nötig, denn sie schädigt Niere, Leber und das Herz-Kreislaufsystem! Bieten Sie Tieren, bei denen Sie eine Dehydration vermuten, auf jeden Fall sofort Wasser oder besser (Fenchel- oder Schwarzen )Tee mit etwas Traubenzucker an und stellen Sie sie umgehend einem Tierarzt vor!
Dehydration ist nur ein Symptom, wenn immer genügend Wasser vorhanden ist. Wichtig ist es dann, die Ursache, z.B. für den Durchfall, herauszufinden und diese zu behandeln. Nur so lässt sich eine Verschlimmerung der Austrocknung oder eine erneute Dehydration vermeiden.
Erste Hilfe in extremen Fällen: Ein subkutanes Flüssigkeitsdepot! Sind Tiere so trocken, dass sie schon apathisch wirken und zu schwach sind, genügend zu trinken, kann ein solches Depot die letzte Chance sein. Diese Maßnahme kann also Leben retten. Ist die Austrocknung aber schon zu weit fortgeschritten, kann während oder kurz nach der Injektion auch der Kreislauf zusammenbrechen und das Tier verstirbt. Da sich dies vorher nicht sagen lässt, müssen Sie es beim Tierarzt einfach auf den Versuch ankommen lassen.
Wie viel Flüssigkeit muss in die Maus?
Bei größeren Heimtieren wird die Flüssigkeit intravenös oder intraossär verabreicht. Bei den meisten Mäusen ist das aufgrund der geringen Größe nicht möglich. Sie bekommen ein subkutanes Flüssigkeitsdepot.
Die Menge der supplementierten Flüssigkeit richtet sich nach Größe, Mäuseart und Grad des Flüssigkeitsdefizites. Eine allgemeine Regel für alle Arten lässt sich dabei nicht aufstellen. Ziel der Infusionstherapie ist, es, das Defizit innerhalb von 24 Stunden wieder auszugleichen.
Zur Orientierung: Die Herkunft und Lebensweise der jeweiligen Nager sagt viel über ihren Flüssigkeitsbedarf aus. Wassernahe Arten wie Rötelmäuse oder Schilfwühlmäuse haben einen deutlich höheren Bedarf als Wüstenbewohner wie Fettschwanz-Rennmäuse oder Wüstenspringmäuse. Es bedarf also dieses Wissens und etwas Fingerspitzengefühls, um die richtige Infusionsmenge festzulegen.
Behandlungsmöglichkeiten
- Flüssigkeitsersatz
- Behebung der Ursache
Bewährte Mittel und Medikamente
- verschiedene Infusionslösungen
Einer Dehydration bei Mäusen vorbeugen
Wenn Sie Wasserflaschen verwenden, sollten Sie regelmäßig kontrollieren, ob diese auch ungehindert nachlaufen. Bei sehr kleinen Arten wie Knirpsmäusen sollten Sie zudem auf kugellose Flaschen zurückgreifen. So vermeiden Sie, dass die Tiere Durst leiden, weil sie die für sie zu schwere Kugel nicht bewegen können.
Vor allem, wenn Sie Ihre Tiere nicht regelmäßig sehen und/oder in die Hand nehmen, sollten Sie sich bei der abgebenden Stelle über vorhandene Parasiten informieren. Soweit Sie einen asymptomatischen Befall nicht behandeln, sollten Sie bei Verhaltensänderungen immer auch die jeweiligen Parasiten im Hinterkopf haben. So bauen Sie unerkannten Durchfällen vor und können richtig reagieren, bevor Ihr Patient überhaupt nennenswert dehydriert.
Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
- Wasserflaschen regelmäßig kontrollieren
- Parasitenkontrolle bei Eingang
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Quellen
Müller, Kerstin: HeimtierSkills – Praxisleitfaden zur Diagnose und Therapie bei kleinen Heimtieren, Schattauer 2017; S. 27ff.
Letztes Update: 19.06.2020