Durchfall bei Mäusen

Durchfall ist eine bei Nagern leider immer noch sehr unterschätzte Erkrankung. Sie kann unbehandelt gerade bei kleineren Arten je nach Schweregrad innerhalb von 24 bis 48 Stunden zum Tode führen.
Durchfall bedeutet für das betroffene Tier einen starken Flüssigkeits- und Substanzverlust. Je kleiner ein Nager ist, umso weniger kann er daran verlieren, bevor der Verlust lebensbedrohlich wird. Die Gefahr, an Durchfall zu sterben, steigt also, je kleiner oder je dünner ein Tier ist. Tödlich wirken im Endeffekt der Elektrolytverlust und die Dehydration, die schließlich dazu führen, dass der Kreislauf zusammenbricht.

Ursachen für Durchfall bei Mäusen

Durchfall ist häufig ein Symptom einer anderen Grunderkrankung. Diese als Ursache eindeutig zu identifizieren, ist für die spätere Behandlung sehr wichtig. Auch wenn vor allem bei sehr flüssigen Durchfällen Eile geboten ist, sollten Sie daher eine schnelle, aber gründliche Ursachenforschung betreiben (lassen).

Zu den Ursachen gehören bakterielle Infektionen (z.B. Tyzzer’s Disease, Kolibakteriose, Wet Tail Disease), diverse Darmparasiten (z.B. Giardien, Kokzidien, verschiedene Würmer) und Störungen der Darmflora (Dysbakteriose). Auch Viren können zu teils schweren Durchfällen führen.

Bei Mäusen, die kein Feuchtfutter gewohnt sind, kann aber auch schon die Gabe von zu viel Grünfutter Durchfall auslösen. Ebenso kann das Füttern bestimmter Früchte für den Durchfall verantwortlich sein. Hier ist die Ursache wahrscheinlich in der verzögerten Fructoseverdauung zu suchen. Bei Zwergschläfern kann auch eine größere Menge oxalhaltiger Gemüse zu heftigen bis lebensbedrohlichen Durchfällen führen.

Antibiotika können ebenfalls – insbesondere bei oraler Gabe – zu Durchfällen führen. Dasselbe gilt für orale Antiparasitika wie Panacur. Auch eine Vergiftung kann sich in Durchfall äußern.

Ursachen im Überblick

Hypothermie, Dehydration, Apathie: Lebensbedrohlicher Zustand aufgrund von Durchfall

Übertragung von Durchfällen

Durchfälle an sich sind nicht ansteckend – lediglich die Ursachen können es sein, soweit es sich um Bakterien, Pilze, Viren oder parasitäre Organismen handelt.

Durchfall kann grundsätzlich jede Mäuseart bekommen. Besonders empfänglich für Durchfälle (insbesondere durch EHEC) haben sich Stachelmäuse erwiesen und hier besonders die Sinai-Stachelmäuse.
Bei oxalsäurereicher Fütterung auch tritt er auch bei Zwergschläfern gehäuft auf.

Übertragung im Überblick

Symptome bei Durchfall

Auffallend sind ein je nach Schwere der Erkrankung weicher bis dünnflüssiger Kot sowie gesträubtes Fell, Gewichtsabnahme und verminderte Aktivität. Erkennen lässt sich der Durchfall sehr einfach an der meist verklebten Afterregion oder an Schmierspuren im Gehege.
Ist dem Kot Blut beigemengt, erscheint er auffallend dunkel bis schwarz. Liegt die Blutung am hinteren Ende des Darms, kann auch rotes Blut erkennbar sein.

Hinzu kommen typische Anzeichen einer Dehydration wie eingefallene Augen, verminderter Hautturgor und verminderter Absatz von Urin.

Symptome im Überblick

Diagnose bei Durchfällen

Durchfall wird über seine sehr typischen Symptome diagnostiziert. Zentral für die spätere Behandlung ist jedoch die Ursachenforschung. Eine Kotprobe ist bei weichem Kot und Durchfällen immer Pflicht, soweit die Ursache nicht vorher schon zweifelsfrei feststeht. So lassen sich die häufigsten Ursachen – Bakterien, Pilze und Parasiten – nachweisen. Die Probe muss aber je nach Ursache kein Ergebnis liefern. Dann müssen Sie weiterforschen.

Futteranalysen können dann ebenso hilfreich sein wie eine Kultur, die aus einer Kotprobe angelegt wird. Da vor allem Kulturen länger dauern können, als der Patient überleben würde, ist parallel zur Diagnostik eine symptomatische Behandlung wichtig.

Ob eine Austrocknung besteht, können Sie ganz einfach über den Hautfaltentest feststellen. Hierzu nehmen Sie einfach eine Hautfalte am Rücken und ziehen diese leicht nach oben. Bei einer ausreichend mit Flüssigkeit versorgten Maus verschwindet die Falte sofort wieder. Bleibt sie einige Sekunden stehen, hat das Tier ein Flüssigkeitsdefizit. Hierbei gilt: Je länger die Falte steht, umso höher der Grad der Austrocknung.

Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
Weitere Untersuchungen:
Differentialdiagnosen:

Behandlung von Durchfall bei Mäusen

Neben der symptomatischen Behandlung muss schnellstmöglich die Ursache (z.B. die Parasiten) bekämpft werden. Setzen Sie bei fütterungsbedingtem Durchfall sofort das Frischfutter ab und beobachten Sie die Tiere. Wird der Durchfall innerhalb von 12 bis 24 Stunden nicht besser, ist er in jedem Fall behandlungsbedürftig.

Schulmedizin bei Durchfall

Der bisher beste mir bekannte Durchfallstopper ist Dysticum – insbesondere in Verbindung mit Naturjoghurt. Dieses dunkelgraue Pulver enthält Huminsäuren, die im Darm leicht antibiotisch wirken und zudem die Schleimhäute von Magen und Darm schützen. Zudem bindet es Toxine im Darm und leitet so auch Bakterientoxine aus.
Naturjoghurt hilft beim Aufbau einer gesunden Darmflora, da er Milchsäurebakterien enthält. Diese bilden Milchsäure, die den pH-Wert im Darm senkt, und weitere mikrobielle Stoffe. So wird die Vermehrung pathogener Keime im Magen-Darm-Trakt gehemmt. Eine ähnliche Wirkung wie mit Joghurt erreichen Sie auch durch das bei Durchfällen oft empfohlene Bird Bene Bac.
Ab besten bewährt für die symptomatische Behandlung hat sich die Mischung von 1 Teil Dysticum und 2 Teilen Naturjoghurt.

Bei starkem Durchfall reicht die natürliche Flüssigkeitsaufnahme nicht mehr aus oder das Tier ist zu schwach, um ausreichend zu trinken. Dann kann der Tierarzt dem Tier auch ein subkutanes Flüssigkeitsdepot (z. B. Sterofundin, Jecuplex) verabreichen. Damit sorgt er für eine schnellere Flüssigkeitszufuhr und kann gleichzeitig Elektrolyte verabreichen.

Bei bakteriell verursachten Durchfällen kann ein orales Antibiotikum nachhaltig helfen. Bei Parasiten müssen sie das passende Antiparasitikum verabreichen.

Komplementärmedizin bei Durchfall

Achten Sie darauf, dass die betroffenen Nager genügend trinken. Besser als Wasser ist in diesem Fall Tee, idealerweise Schwarzer Tee, da er adstringierend wirkt. Haben Sie keinen Schwarzen Tee, können Sie auch Kamille oder Fenchel verwenden. Sie können das Wasser oder den Tee in der Flasche auch mit etwas Traubenzucker und etwas Elektrolytpulver aus der Apotheke versetzen. Das führt dem ausgelaugten Organismus Elektrolyte und schnelle Energie zu. Der Zucker unterstützt den meist schwachen Kreislauf.

Sonstige Maßnahmen

Vor allem bei länger anhaltendem Durchfall ist die Reinigung der Afterregion wichtig. Die Region wird schnell wund und muss gepflegt werden. In sehr schlimmen Fällen siedeln sich sonst sogar Fliegenmaden an. Zudem können Keime wie Escherichia coli vom verklebten After in die Blase verschleppt werden und dort weitere Erkrankungen hervorrufen.

Behandlungsmöglichkeiten
Bewährte Mittel und Medikamente
Schwer kranke Stachelmaus mit Durchfall
Apathisch, abgemagern, ausgekühlt: Selbst für robuste Exoten wie Stachelmäuse kann Durchfall schnell lebensbedrohlich werden

Durchfällen bei Mäusen vorbeugen

Durchfall können Sie nur bedingt vorbeugen. Vermeiden Sie unnötige Antibiosen und Behandlungen mit oralen Antiparasitika und achten sie bei der Fütterung vor allem bei Frischfutter darauf, frisches Grün langsam anzufüttern, wenn die Mäuse es nicht gewohnt sind.

Ein weiterer Baustein in der Prophylaxe ist die Vermeidung von chronschem Stress. Er belastet das Immunsystem. Dadurch können sich vorhandene Parasiten übermäßig vermehren und so zu Durchfällen führen. Auch pathogene Keime haben es bei gestressten Tieren leichter. Anhaltender Stress kann sogar zu einer Schieflage der Darmflora (Dysbakteriose) führen.

Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Ewringmann, Anja; Glöckner; Barbara: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; 1. Auflage, Enke 2008, S. 47ff.

Letztes Update: 18.08.2022