Wüstenspringmäuse gehören zu den wenigen Exoten, die sich für die Wohnungshaltung eignen. Der nachfolgende Exkurs wurde aus mehrjähriger Erfahrung mit Großen und Kleinen Wüstenspringmäusen heraus erstellt. Er zeigt, wie Wohnungshaltung funktionieren kann und worauf Sie sich mit Wüstenspringmäusen als Freiläufern einstellen müssen. Die intelligenten Nager können nämlich auch Ihre Wohnung ziemlich auf den Kopf stellen.
Voraussetzungen
Geeignete Räume
Teppiche
Grundsätzlich ungeeignet sind Räume mit fest verlegtem Teppichboden sowie solche mit großen, wertvollen und/oder nicht waschbaren Teppichen. Die Mäuse setzen auf den Teppichen Urin ab und fressen diese mitunter auch an.
Bewährt haben sich daher einfache, problemlos waschbare Baumwollteppiche, die es in fast jedem Einrichtungshaus schon ab 10 Euro aufwärts zu kaufen gibt. Offen liegende Teppiche werden dabei selten Opfer der Nager. Viel eher fangen sie unter Tischen und Möbeln an, Teppiche zu zerfressen und zu mehr oder minder großen Nestern umzugestalten. Offen liegende Teppiche überleben also relativ lange.
Fliesen
Fliesen eignen sich auf dem Boden dann gut für Wüstenspringmäuse, wenn sie glasiert sind und die Oberfläche nicht ganz glatt ist. Auf komplett unstrukturierten, glatten Fliesen rutschen die Nager zu sehr. Sie lernen zwar auch, darauf zu laufen, sollten aber besser einen Teppich bekommen für eine entspanntere Fortbewegung.
Bei Fliesen, die nicht versiegelt sind, kann der Urin der Tiere einziehen und dauerhafte Flecken hinterlassen. Daher sind sie als Untergrund ungeeignet.
Holzböden
Je glatter der Boden ist, umso wichtiger wird für die Springmäuse ein Teppich als Untergrund, der zumindest einen Teil der glatten Fläche bedeckt. Denn auch wenn sie selbst auf Laminat schon nach 14 Tagen unfallfrei laufen können, rutschen sie noch beim Beschleunigen. Daher ist ein Teppich für sie deutlich angenehmer. Vor allem auf Laminat und Parkett ist daher ein solcher wichtig.
Sind die Dielen nicht komplett glatt, bilden sie auch ohne Teppich eine gute Lauffläche.
Wände, Türen und Türrahmen
Ideal wären Räume, bei denen die Wände verputzt oder gefliest wurden oder direkt auf dem Untergrundputz gemalert wurde. Bei Tapeten besteht immer – besonders unter und hinter Möbeln – die Gefahr, dass die Mäuse selbige von der Wand schälen. Dies tun zwar nicht alle Tiere, jedoch sollten Sie damit immer rechnen.
Türen und Türrahmen waren in unserem Haushalt noch nie Gegenstand der Nagewut der Kleinen. Ein eventuelles, nagendes Interesse an diesen kann ich aber nicht ganz ausschließen.
Mobiliar und Treppen
In der Regel zeigen Wüstenspringmäuse eher wenig Interesse an Möbeln und Stufen. Die Zeit hat allerdings gezeigt, dass die Tiere phasenweise doch eine gewisse Begeisterung für das Anfressen von Möbelrändern entwickeln. In den Räumen, zu denen die Mäuse Zugang haben, sollten also keine wertvollen Möbel stehen. Korbwaren leben im Einzugsbereich der Nager mitunter ebenfalls gefährlich.
Treppen waren hier für Kleine Wüstenspringmäuse immer uninteressant, wohingegen die Großen schnell heraus hatten, was das Prinzip einer Treppe ist und dass die Welt dahinter weitergeht. Sie sollten jedoch auch bei der Haltung von Kleinen Wüstenspringmäusen immer einkalkulieren, dass diese ein Interesse an Treppen entwickeln könnten.
Dürfen die Tiere die Treppe nicht hoch, sollten Sie diese von Anfang an mit einer Absperrung versehen. Wissen die Tiere (in meinem Fall die Großen Wüstenspringmäuse) erst einmal, dass es dahinter Interessantes zu entdecken gibt, halten sie selbst 1,2 m hohe Absperrungen am oberen Treppenabsatz nicht auf.
Elektronik und Kabel
Ebenfalls eher phasenweise erwacht das Interesse der Tiere an Kabeln aller Art. Aufgrund der davon ausgehenden Gefahren sollten Sie Kabel aber grundsätzlich entweder hochlegen oder (in Metall) einschachten.
Reichweite
Im Gegensatz zu Chinchillas, Farbratten und anderen Wohnungsfreigängern gehen Wüstenspringmäuse nicht nach oben. Sie klettern also nicht in Regale, auf Fensterbretter oder hüpfen auf das Sofa.
Allerdings sollten Sie die untersten (bodennahen) Fächer von Möbeln entweder konsequent schließen oder leer räumen, da sich die Nager sonst dort gern einquartieren. Auch auf dem Boden stehende, größere Zimmerpflanzen sind für die Mäuse potentiell interessant. Die Tiere springen dann in die Töpfe und zeigen, dass sie nicht nur gute Springer, sondern auch gute Wühler sind.
Meist reicht es, solche Pflanzen auf eine ca. 30 cm hohe Kiste zu stellen, so dass der Topfrand 50 cm hoch oder höher liegt. Diese Höhe liegt oft schon außerhalb des Aktionsradius’ der Tiere.
Gefahren
Die Wohnungshaltung für Wüstenspringmäuse fordert zumindest am Anfang von Halter einiges Mitdenken.
So sollten Sie giftige Zimmerpflanzen so stellen, dass diese sich mindestens 50 cm über dem Boden befinden oder die Pflanzen gleich ganz aus den Räumen der Tiere entfernen.
Gewöhnungsbedürftig ist anfangs die Bewegung im Raum, wenn die Tiere wach sind. Vor allem bei zahmen Exemplaren, die dem Halter auch um die Füße laufen, besteht die Gefahr, den Tieren auf Füße oder Schwanz zu treten oder die Mäuse versehentlich wegzukicken.
Der Umgang damit ist zum einen einfach eine Übungssache. Zum anderen hat es sich bewährt, bei aufdringlichen Exemplaren barfuß oder in Schuhen mit dünnen Stoffsohlen durch die Wohnung zu laufen. So merken Sie rechtzeitig, wenn Sie aus Versehen eines der Tiere treten und vermeiden mögliche Verletzungen.
Ebenfalls wichtig ist Vorsicht beim Schließen der Türen. Die neugierigen Nager versuchen nicht selten, mit dem Halter durch die Tür in Räume zu schlüpfen, in die sie nicht hinein dürfen. Schauen Sie also immer auf den Türspalt, wenn Sie eine Tür schließen und schließen Sie sie nur so schnell, dass Sie an jedem Punkt stoppen können, falls eine Maus in der Tür erscheint.
Falls Ihre Wüstenspringmäuse ins Bad dürfen, sollten Sie immer den Klodeckel geschlossen halten. Auch sonst sollten keine größeren, wassergefüllten Gefäße für die Tiere zugänglich sein. Bodenvasen und andere Ziergefäße sollten Sie entfernen oder so hoch positionieren, dass die Tiere nicht erkennen können, dass die Gefäße oben offen sind.
To-do-Liste für die Wohnungshaltung
- giftige Pflanzen aus der Reichweite der Mäuse räumen
- ungiftige Pflanzen erhöht stellen
- Hausschuhe mit dünner Stoffsohle oder dicke Anti-Rutschsocken besorgen
- sich angewöhnen, IMMER auf die eigenen Füße zu gucken
- niemals Türen zuschmeißen oder (zu) schnell schließen
- Klodeckel immer schließen
- wassergefüllte Bodengefäße entfernen
- bodennahe Regalfächer mit Türen immer schließen
- bodennahe Regalfächer ohne Türen leerräumen
- Kindersicherung in tiefe Steckdosen
- bodennahe Kabel hochlegen, umstecken oder einschachten
Umsetzung der Wohnungshaltung mit Wüstenspringmäusen
Gehege + Freilauf
Bei dieser Haltungsvariante haben die Tiere ein mindestens 200×60 cm (für 2 Tiere) großes, komplett eingerichtetes Gehege. Hier finden sie Sand zum Baden, Schlafhäuschen, Futter und Wasser. Das Gehege selbst ist aber permanent offen, sodass die Springmäuse rein und raus können, wie sie möchten.
Zusätzlich können Sie in der Wohnung Schlafhäuschen aufstellen und Spielzeug anbieten. Einziges Problem dieser Haltung: Richten Sie das Gehege optimal – also mit Sand als Bodengrund – ein, schleppen die Nager gern mit jedem Sprung aus dem Gehege auch Sand in die Wohnung, sodass Kehren und Saugen vor dem Gehege zum täglichen Ritual wird.
Mit größeren Gehegen ist auch die Variante “geschlossenes Gehege mit Freilauf unter Aufsicht” eine gute Alternative.
Reine Wohnungshaltung
Bei der reinen Wohnungshaltung haben die Springmäuse kein festes Gehege mehr. Sie schlafen in gepolsterten Kisten und Nistkästen, die in den ihnen zugänglichen Teilen der Wohnung stehen. Zum Schlafen werden aber auch gern Papp- oder Korkröhren mit ausreichendem Durchmesser (ca. 10 cm oder mehr) angenommen, in die sich die Tiere zurückziehen. Besonders beliebt sind hier Pappröhren, die ich unter einen Schrank gelegt habe.
Auch Sandbad und Futter sollten Sie am besten in Kisten anbieten. Achten Sie darauf, dass alle Einschlupflöcher von Sand- und Futterkisten mit dem unteren Rand 10 bis 15 cm hoch über dem Boden liegen. So vermeiden Sie unnötigen Dreck auf dem Boden.
Geschlossene Sandbadekisten vermeiden übermäßiges Einstauben des Wohnungsinventars durch den feinen Sand und geben den Springmäusen gleichzeitig etwas mehr Privatsphäre. Kisten für Futter und Badesand sind hier Weinkisten aus Holz für vier bis sechs Flaschen. Sie haben die optimale Größe, um fast überall hin zu passen und bieten den Mäusen gleichzeitig ausreichend Platz. Gern angenommen wird bei uns aber auch die 80x40x40 cm große Badesand-Futter-Kombikiste. Sie ist in der Mitte geteilt, sodass die Tiere auf einer Seite ihre Futterschüsseln, auf der anderen den Badesand haben. Ebenfalls beliebt: die mit Sand gefüllte und mit Kork eingerichtete Unterschale eines handelsüblichen, 100 cm langen Nagerkäfigs.
Überlegen Sie es sich gut!
Wohnungshaltung (besonders mit offenem Gehege) ist die Optimalform der Springmaushaltung, da die Tiere so deutlich mehr Platz zum Bewegen haben als in der reinen Gehegehaltung und auch deutlich mehr Eindrücke sammeln können. Zudem ist der Kontakt zum Halter – so die Mäuse ihn suchen – intensiver. Für die Tiere ist sie also – Sicherheitshinweise beachtet – unbedingt zu empfehlen.
Für den Halter bedeutet sie aber einen großen Einschnitt in die Wohngewohnheiten und fordert Geduld, Mitdenken und Toleranz gegenüber den Flausen der intelligenten Tiere. Sie können sich nicht mehr so in der Wohnung bewegen wie ohne die Springmäuse. Und Sie können sie auch nicht mehr so frei einrichten. Überlegen Sie sich daher vor der Anschaffung der Tiere gut, ob Sie bereit sind, sich Ihre Lebensgewohnheiten so umkrempeln zu lassen!
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