Es gibt nur sehr wenig, was mich mehr auf die Palme bringt, als wenn jemand eine Maus hält – allein und ganz bewusst ohne Artgenossen. Die fühlt sich doch wohl. Guck doch mal, wie zahm die ist. Und die ist ja sooooo gesund und sooooo toll und soooo alt schon damit geworden. Solchen Exemplaren der Art Homo non-sapiens möchte ich nur allzu gern eine Anencephalie bescheinigen, denn da kann echt nix im Oberstübchen sein. Was ich solche Leute noch alles möchte, ist leider strafbar und deshalb gibt es diese Gattung immer noch – und ab und zu dann auch noch in der Variante: “Ich liebe meine Maus so sehr. Du kennst sie nur nicht. Die hat es doch richtig gut.” Zeit, dieses “Gut-Haben” mal zu betrachten.
Die Maus, das soziale Wesen
Mausartige sind in der Mehrzahl höchst soziale Lebewesen, die je nach Art zwischen einem und 100 Artgenossen brauchen, um physisch und psychisch gesund zu bleiben. Auf die Spitze getrieben haben es wohl die Afrikanischen Knirpsmäuse, deren gesamtes Leben auf ein Dasein in der Großfamilie ausgelegt ist. Doch nicht nur die gucken ziemlich dumm aus der Wäsche, wenn sie im Haushalt eines Homo non-sapiens landen, der von mausgerechter Haltung eine sagen wir mal kreative Vorstellung hat.
Dabei kann man das Problem ganz einfach verstehen, denn wir Menschen sind ebenfalls soziale Wesen, die ebenfalls ziemlich dumm aus der Wäsche gucken, wenn wenn sie ohne Artgenossen auskommen sollen. Stellt Euch einfach mal vor, Ihr wohnt allein und dürftet 4 Wochen lang die Bude nicht verlassen. Ihr habt keine Glotze, kein Radio, keinen PC, kein Telefon, Smartphone oder sonst irgendeine Chance, einen direkten oder indirekten Kontakt zu anderen Menschen herzustellen.
Klingt auf Dauer etwas langweilig? Langeweile wäre allerdings Euer kleinstes Problem. Wir brauchen Berührungen, Gespräche, die ganze zwischenmenschliche Dynamik. Wir brauchen Reize aus unserer Umgebung, um psychisch gesund zu bleiben. Wie sehr wir das brauchen, zeigten schon so manche psychologische Experimente. Je mehr Kontakt einem Menschen entzogen wird, umso schneller steigt die Psyche aus – und das, obwohl der Mensch physisch noch gesund erscheint. Warum also soll das bei Mäusen anders sein?
Das Trauerspiel im Käfig
Das Einzige, was bei Mäusen anders ist, ist dieser Fakt: Sie können sich uns nicht so klar mitteilen wie unsere eigenen Artgenossen. Mäuse haben keine Mimik und ihre Gestik ist den meisten Menschen ein Buch mit 7 Siegeln. Die interpretieren das Verhalten nach menschlichen Maßstäben, nicht nach mäusischen. Ihre Tiere sind was ganz Besonderes. Sie lieben ihren Menschen so sehr, dass sie keinen Artgenossen brauchen.
Bestes Argument dafür: Der/die freut sich immer, wenn ich mit ihm/ihr spiele, aber Artgenossen beißt er/sie. Na klar. Dann erklärt man die Länge und die Breite, dass starke Zahmheit ein Zeichen massiver Einsamkeit ist. Das betroffene Tier sucht irgendeinen Kontakt, um nicht völlig den Verstand zu verlieren. Und es beißt Artgenossen auch nicht, weil es sie nicht mag. Nein, es beißt sie, weil es Angst vor ihnen hat und weil es nicht mehr weiß, wie es mit ihnen umgehen soll. Ganz besonders schlimm fällt das bei Mäusen aus, die schon sehr jung vereinzelt wurden und/oder sehr lange allein geschmort haben.
Und dann kommt dieser Satz, bei dem mein Blutdruck durch die Decke geht: “Das seh ich anders.” Bumm! Abgebügelt. Zählt alles nicht. Ist ja eh nicht wahr. Hat irgendwer ne Idee, wie man so viel simpler wie tierquälerischer Ignoranz begegnen kann? Ich weiß zumindest in dem Moment vor Wut nicht, was ich noch sagen soll. Ich sehe ein Tier, das unter seiner Einsamkeit leidet. Ich sehe das Leid und ich weiß, dass es für das Mäuslein schlimm ist. Nur wie macht man das Leuten sichtbar, die mit XXL-Scheuklappen durch die Gegend rennen? Ideen bitte in die Kommentare. Bin für alles offen!
Fakt ist nämlich: Sie sind nicht glücklich und sie werden es allein auch nicht. Lest mal den Wikipedia-Eintrag zur Isolationshaft. Nichts anderes ist die Einzelhaltung eines sozialen Tieres nämlich und das gilt für alle sozialen Lebewesen, nicht nur für Mäuse. Genau dasselbe durchleiden die kleinen Seelen und genauso nehmen sie Schaden. Auch wenn das manche Mäuse”liebhaber” nicht wahr haben wollen.
Kannst Du es nicht einfach gut sein lassen?
Nein, kann ich nicht. Ich flippe immer wieder bei solchen Deppen aus und ich stehe dazu! Und ja, ich finde dann dafür deutlich Worte, die diese Minusintelligenzler nicht gern hören. Aber ganz ehrlich? Was ist schlimmer, als Stück für Stück den Verstand zu verlieren, weil einem die grundlegensten Dinge fehlen? Stück für Stück sich selbst zu verlieren? Stück für Stück den Kontakt zur Realität zu verlieren, weil die Psyche es nicht aushält, weil sie nicht dafür geschaffen ist, ohne Artgenossen zu sein? Und nichts anderes passiert mit diesen armen Kreaturen, die ihren Menschen ja mehr lieben als andere Mäuse.
Wie kann man nur so egoistisch sein? Bah, wie ich dieses Ponyhofgekasper hasse! Das ist keine Tierliebe. Das ist Tierquälerei pur und ich wünsche solchen Menschen, dass sie irgendwann mal sehen, was sie da tun und dass es so richtig über sie hereinbricht! Genauso schlimm und heftig, wie über mich, wenn ich hier sitze mit den Opfern und ihren Mist versuche, wieder aufzuarbeiten und die Scherben zusammenzukehren! Und ich wünsch ihnen dieselben Höllenqualen für jedes Tier, dass wegen “das seh ich anders” nicht mehr zu retten ist, weil es aufgegeben hat, weil es innerlich tot ist oder weil es stirbt, bevor es den Weg zurück zu einem gesunden Sozialleben gefunden hat!
Ich glaube das diese Menschen in der gleichen falle sitzen wie ihre Tiere.
Mit anderen Menschen können sie nicht umgehen und suchen die Nähe anderer die vereinsamt sind.
Ich glaube das man dort den Hebel ansetzen sollte.
genau das musste mal gesagt werden -vielen dank dafür!