Zuchtanleitung zu Zucht von Vielzitzenmäusen

Diese Zuchtanleitung zur Zucht von Vielzitzenmäusen bietet Ihnen kompakt alle wichtigen Informationen zu dieser Mäuseart sowie einen Zuchtplan für ein Jahr. Für ausführlichere Informationen zu diesen Nagern lesen Sie bitte den Steckbrief Vielzitzenmaus.

Handhabung

Zahme Vielzitzenmaus
Für ein unkompliziertes Handling: Wählen Sie von vornherein zahme Tiere

Vielzitzenmäuse sind als aggressive Beißer verschrien. Tatsächlich haben sie eine höhere Beißneigung als Farbmäuse, sind jedoch keineswegs so schwierig zu handhaben, wie manche meinen.

Achten Sie bei der Anschaffung darauf, nur zahme Tiere aus tiergerechter Haltung anzuschaffen, die möglichst lange im Familienverband gelebt haben. Diese Tiere sind gut sozialisiert und ruhiger als Artgenossen aus Massen- und Kellerzuchten. Piranhaartig bissige und hochgradig scheue Tiere bleiben Ihnen so erspart.

Zum Fangen der Mäuse können Sie entweder einen stabilen Lederhandschuh überziehen oder eine Transportbox verwenden, in die sie das gewünschte Tier einfach hineinschaufeln. Zahme Tiere können Sie auch wie Farbmäuse einfach mit der bloßen Hand hoch nehmen. Da den Mäusen dabei erhebliche Schmerzen entstehen, sollten Sie Vielzitzenmäuse niemals am Schwanz hochheben.

Möchten Sie nestjunge Babys verfüttern, so entnehmen Sie diese bitte erst, wenn die Mutter das Nest zum Fressen verlassen hat. So entsteht für die Tiere und auch für Sie der wenigste Stress, da die Mutter das Nest nicht sofort mit den Zähnen zu verteidigen sucht.

Haltung von Vielzitzenmäusen als Futtertiere

Vielzitzenmäuse mit naturnaher Einrichtung
Vielzitzenmäuse mit naturnaher Einrichtung

Große Gehege vereinfachen Ihnen Reinigung und Handhabung bei der Zucht von Vielzitzenmäusen erheblich. Wählen Sie deshalb für Familiengruppen mit 3 bis 4 erwachsenen Tieren eine Mindestgröße von 100 x 50 x 70 cm (LxBxH), für Gruppen ab 5 Tieren mindestens ein Gehege von 100 x 50 x 100 cm. Geeignet sind am besten umgebaute Regale, Schränke oder Selbstbauterrarien aus Holz oder Glas mit ausreichender Lüftung.

Als Einstreu können Sie Kleintierstreu, Hanfstreu, Altromin oder Ähnliches verwenden. Als Inventar bieten sich Äste, Wurzeln, Tontöpfe, Holzhäuschen, Korkrollen und Ähnliches an.

Mit diesem Inventar erreichen Sie neben einer schönen Optik des Geheges auch, dass die Mäuse in einem entsprechend großen Gehege ausgelastet und entspannt sind. Ein übermäßiger Zerstörungswahn durch Langweile lässt sich so vermeiden. Zudem hat schon so mancher Hlter von Futtertieren bei der Beobachtung der agilen, neugierigen Vielzitzenmäuse seine Liebe zu den kleinen Nagern entdeckt.

Als Umgebungstemperatur sind 20 bis 22°C optimal. Für eine Haltung im Freien oder wenig geschützten Schuppen und Lauben sind die Tiere daher nicht geeignet. Zwar überstehen sie auch deutlich geringere Temperaturen, fühlen sich jedoch nicht wirklich wohl.

Ernährung

Vielzitzenmaus mit Hibiskus
Vielzitzenmäuse mögen frisches Grün

Die bei Futtertierzüchtern beliebten Laborpellets können Sie als Ergänzung füttern, jedoch sollte der Schwerpunkt auf einer abwechslungsreichen Ernährung liegen. Als Trockenfutter können Sie einen Mix aus einem pelletarmen oder besser pelletlosen, nicht zu fetten Nagerfutter mit Wellensittich- oder Exotenfutter, anderen Kleinsämereien und Grassamen anbieten oder das Futter selber mischen.

Als Feuchtfutter nehmen die Tiere gern Salat, Paprika und anderes Gemüse. Jedoch können Sie die komplette Obst- und Gemüsepalette durchprobieren. Der Schwerpunkt sollte aber deutlich beim Gemüse, Kräutern und anderem Grün liegen.

Grundlegend notwendig vor allem für tragende und säugende Tiere ist zudem eine Eiweißquelle. Diese können Sie in Form von Mehlwürmern, gekochtem Ei, Quark oder Yoghurt anbieten. Auch die Gabe von Hundetrockenfutter oder Frettchenfutter oder Gammarus ist möglich.

Fortpflanzung

Gruppe Vielzitzenmäuse
Vielzitzenmäuse vermehren sich sehr stark

Vielzitzenmäuse können alle 4 Wochen nach einer Tragzeit von ca. 23 Tagen bis zu 22 nesthockende Jungtiere bekommen. Die Angaben durchschnittlicher Würfe schwanken dabei zwischen 5 und bis zu 20 Welpen, die je nach Wurfgröße bei der Geburt ein Gewicht von etwa 1,8 Gramm haben.

Nach 12 bis 16 Tagen öffnen sie die Augen und beginnen auch feste Nahrung aufzunehmen. Aber erst nach einer weiteren Woche sind die Jungtiere dann entwöhnt, sollten jedoch noch eine Woche bei der Mutter bleiben, um wichtige Verhaltensweisen zu lernen und sich richtig zu sozialisieren.

Die Geschlechtsreife tritt mit etwa 40 bis 45 Tagen ein. Von Zuchtreife wird aber bei Männchen erst ab ca. 12 Wochen und bei Weibchen ab ca. 16 Wochen gesprochen. Erst in diesem Alter sind die Tiere physisch und psychisch zur Zucht geeignet.

Vielzitzenmäuse erreichen durchschnittlich ein Alter von 2 bis 3 Jahren.

Männliche Vielzitzenmäuse haben zwischen After und Harnröhre einen deutlich größeren Abstand als Weibchen. Zudem sind die Hoden meist recht gut erkennbar. Erwachsene Tiere unterscheiden sich zudem häufig auch in der Statur. Während Weibchen eher birnenförmig sind, haben Männchen eine eher walzenförmige Statur.

Zuchtanleitung zur Zucht von Vielzitzenmäusen

Vielzitzenmaus im HeuDamit die Mäusedamen, die nicht mehr als 3 bis 4 Würfe in ihrem Leben haben sollten, nicht dauerschwanger und nach 6 Monaten ausgebrannt sind, müssen die Männchen in einer separaten Gruppe leben und werden den Damen nur zur Deckung vorgesellt.

Da sich unkastrierte Böcke in Gegenwart von Weibchen eher schlecht vertragen, sollten Sie einen unkastrierten Bock und einen oder mehrere Kastraten halten. So ist der Deckbock auch dann nicht allein, wenn er nicht seiner „Arbeit“ nachgeht.

Wurfpausen sollten immer für ein ganzes Rudel gelten, nicht nur für einzelne Weibchen. Sonst verlängert sich die Schonzeit der Weibchen von 4 auf mindestens 5 Wochen. Insgesamt sollten Sie die Weibchen nur 1 Jahr lang zur Zucht einsetzen.

Ein Zuchtplan könnte etwa so aussehen:

  • mit 16 Wochen: Deckung 1
  • mit 19 Wochen: Wurf 1
  • bis 23 Wochen: Säugen
  • bis 27 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 2
  • mit 30 Wochen: Wurf 2
  • bis 34 Wochen: Säugen
  • bis 38 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 3
  • mit 41 Wochen: Wurf 3
  • bis 45 Wochen: Säugen
  • bis 49 Wochen: Schonzeit, danach Deckung 4
  • mit 52 Wochen: Wurf 4
  • bis 56 Wochen: Säugen
  • ab 56: Renterdasein

Ein Wurfzyklus von 12 Wochen setzt sich wie folgt zusammen:

4 Tage Deckzeit

Das Weibchen kommt zum Bock oder mit ihm auf neutralen Boden. Weibchen, die in dieser Zeit nicht gedeckt werden, sind offensichtlich gerade physisch nicht dazu in der Lage – akzeptieren und Tier merken.

2-3 Tage Rückvergesellschaftung

Diese Phase ist nur nötig, wenn einzelne Weibchen einer Gruppe entnommen wurden.

3 Wochen Tragzeit

Die Würfe finden im Abstand von wenigen Tagen statt. Öffnen Sie die Nester nicht, es sei denn, Sie möchten nestjunge Mäuse verfüttern.

4 Wochen Säugezeit

Alle Muttertiere säugen alle Jungtiere des Rudels etwa 3 Wochen lang. Diese Spanne kann sich aber bei weiter differierenden Würfen oder größeren Würfen vergrößern.

4 Wochen Schonzeit

Diese beginnt erst, wenn auch die letzten Jungtiere im Rudel abgesetzt sind, die 4 Wochen gelten also immer für alle Weibchen des Rudels gleichzeitig.

Stellen Sie das/die Weibchen zur Deckung dem Bock in seinem Gehege vor. Reagiert der Bock hier aggressiv, sollten Sie die Tiere in einem neutralen Gehege zusammenbringen. Das/die Weibchen verbleiben dann bis zu 3 Tage beim Bock, um sicherzustellen, dass sie wirklich gedeckt sind. Kranke oder kränkelnde Tiere sollten Sie grundsätzlich nicht decken lassen.

Wurden einzelne Weibchen einer Gruppe entnommen, müssen sie dann zurück vergesellschaftet werden. Dazu bringen Sie die Tiere am besten einige Stunden in einer neutralen Box zusammen und beobachten sie. Sind die Tiere friedlich, können sie am nächsten Tag zurück in ihren frisch gereinigten Käfig.