Mäuse sind Meister darin, Erkrankungen vor Artgenossen, aber eben auch vor dem Menschen zu verstecken. Selbst erfahrene Maushalter tun sich manchmal schwer, Patienten rechtzeitig zu finden. Hier möchte ich deshalb einige Symptome vorstellen, die Ihnen nicht nur helfen sollen, ein krankes Tier zu erkennen, sondern auch einzuschätzen, wie dringend der Besuch beim Tierarzt ist. Wichtig: Diese Symptome treten in der Regel nicht isoliert auf, auch wenn sie hier einzeln beschrieben werden. Häufig finden sich typische Kombinationen wie etwa Apathie und Temperaturverlust – die den Tierarztbesuch dann umso dringlicher machen.
Apathie - "Meine Maus bewegt sich kaum noch"
Mit Apathie bezeichnet der Mediziner eine Teilnahmslosigkeit. Im Falle von Mäusen heißt das: Das betroffene Tier wird sichtbar ruhiger. Es verliert im Verlauf einer Erkrankung zunehmend das Interesse an seiner Umwelt, stellt mitunter sogar die Nahrungsaufnahme und das Trinken ein.
Mäuse sind in der Regel quirlige Tiere. Da es aber auch ruhige Vertreter gibt, ist es wichtig, dass Sie Ihre Tiere genau kennen, um erste Anzeichen der Apathie vom normalen Verhalten des jeweiligen Individuums unterscheiden zu können.
Apathie möglichst frühzeitig zu erkennen, ist bei Mäusen besonders wichtig. Sie zeigt ernsthafte Erkrankungen an. Damit Ihr Patient eine möglichst große Überlebenschance hat, muss die Ursache daher schnell abgeklärt werden.
Als Daumenregel gilt: Apathische Tiere müssen schnellstmöglich zum Arzt, um die Ursache für die Apathie festzustellen und zu beheben. Reagiert eine Maus gar nicht mehr auf Reize aus der Umwelt, verweigert Futter und Wasser, muss sie sofort zum Tierarzt. Hier können Stunden über ein Überleben entscheiden
Apathie auf einen Blick:
Was ist das? | Ein für das Tier untypisch ruhiges Verhalten bis hin zur absoluten Teilnahmslosigkeit. |
Welche Ursachen hat es? | Apathie ist nicht an bestimmte Erkrankungen gebunden. Sie kann bei allen schweren Krankheiten auftreten. |
Wie sehr brennt es? | Reagiert das Tier kaum noch auf die Umwelt, zählt jede Minute! |
Verkniffene/ gesschlossene Augen - "Die macht die Augen gar nicht (richtig) auf"
Oft denken Halter bei halb geschlossenen, evtl. auch feuchten oder verklebten Augen an eine Erkältung oder Augenerkrankung. Treten diese wie im Video oben zusammen mit Apathie, gesträubtem Fell und/oder Untertemperatur auf, befindet sich Ihre Maus in einem kritischen bis lebensbedrohlichen Zustand und muss umgehend intensivmedizinisch versorgt werden.
Das Symptom zeigt keine spezielle Erkrankung an, weist aber auf den ernsten Zustand Ihres Patienten hin.
Zugekniffene Augen bei sonst augenscheinlich noch gutem Allgemeinzustand können ein Hinweis auf Schmerzen oder eine sich verschlechternde Erkrankung hinweisen. Die Ursache liegt dabei in den allermeisten Fällen nicht am Auge selbst!
Geschlossen Augen auf einen Blick:
Was ist das? | Die Augen sind teils oder komplett geschlossen, mitunter auch verklebt. |
Welche Ursachen hat es? | Dieses Symptom ist nicht an bestimmte Erkrankungen gebunden. Es kann bei allen schweren Krankheiten auftreten. |
Wie sehr brennt es? | Kommen Untertemperatur, Apathie und/oder gesträubtes Fell hinzu, zählt jede Minute! |
Aufgeplustertes Fell – "Meine Maus ist ganz plüschig!"
Im Normalfall liegt das Fell von Mäusen glatt an. Bei Sandbadern ist es in der Regel schön fluffig, aber nie gesträubt. Sträubt eine Maus das Fell und sieht ein wenig nach einem Plüschtier aus, kann das ein Anzeichen für akuten oder chronischen Stress sein. Auch kann sich dahinter eine ernsthafte bzw. fortgeschrittene Erkrankung verbergen.
Sträubt eine Maus das Fell, müssen Sie sie in jedem Fall einem Tierarzt vorstellen. Das gesträubte Fell allein sagt Ihnen noch nicht, wie eilig es ist. Ein Besuch am Folgetag kann noch reichen, wenn Sie das Tier abends so antreffen. Der Patient kann aber auch schon in den kommenden Stunden ohne medizinische Hilfe versterben. Ausschlaggebend ist hier, welche weiteren Symptome wie Dehydration, starker Gewichtsverlust, Apathie oder Temperaturverlust hinzutreten.
Gesträubtes Fell auf einen Blick:
Was ist das? | Das Fell ist gesträubt und steht ab. Die Maus sieht „plüschig“ aus. |
Welche Ursachen hat es? | Gesträubtes Fell ist ein häufiges Symptom und nicht an bestimmte Erkrankungen gebunden. |
Wie sehr brennt es? | Wie schnell Sie zum Tierarzt müssen, entscheiden weitere Symptome, die mit dem gesträubten Fell auftreten. |
Mangelnder Muskeltonus – "Meine Maus ist schlapp!"
Die Muskeln eines Tieres stehen immer unter einer gewissen Grundspannung. Diesen Muskeltonus spüren Sie, wenn Sie eine Maus auf die Hand nehmen. Nach einer Weile bekommen Sie ein Gefühl dafür, wie sich eine gesunde Maus anfühlt. Abweichungen davon sollten Ihnen also immer als Alarmzeichen dienen, dass etwas nicht stimmt.
Ein abgeschwächter Muskeltonus ist ein unspezifisches Symptom, aus dem sich leider kein Verdacht auf eine bestimmte Erkrankung herleiten lässt. Er zeigt jedoch immer (chronischen) Stress oder ein krankhaftes Geschehen an.
Ist der Muskeltonus nur leicht vermindert, sollte Ihnen das immer ein Frühwarnzeichen sein. Das Tier ist gesundheitlich angeschlagen, auch wenn die Situation noch nicht sichtbar akut ist. Fühlt sich die Maus sehr weich oder schlapp an, ist der Muskeltonus stark vermindert. In diesem Fall liegt eine ernste bis lebensbedrohliche Erkrankung vor.
Bei einem leicht verminderten Muskeltonus können Sie Ihre Maus zu regulären Sprechzeiten zum Tierarzt bringen. Ist der Nager dagegen sehr schlapp und weich, sollten Sie ihn schnellstmöglich einem Fachmann vorstellen.
Mangelnder Muskeltonus auf einen Blick:
Was ist das? | Die Muskelspannung ist vermindert. Das Symptom hat eine sehr große Bandbreite. |
Welche Ursachen hat es? | Mangelnder Muskeltonus ist ein unspezifisches Symptom und nicht an bestimmte Erkrankungen gebunden. |
Wie sehr brennt es? | Je schwächer der Muskeltonus ist, umso dringender ist es. Ein völlig “schlappes” Tier muss SOFORT zum Tierarzt! |
Blässe – "Warum ist meine Maus so blass?"
Die Haut gesunder Mäuse ist da, wo sie hell ist, schön rosig. Auf dunkler Haut ist Blässe leider kaum festzustellen. Wird die rosige Haut heller, blass, manchmal fast weißlich, ist das ein Hinweis auf eine Erkrankung.
Blässe tritt in Verbindung mit vielen Erkrankungen auf, von der Erkältung über Durchblutungsstörungen bis hin zur Blutarmut. Sie ist also nicht an eine bestimmte Erkrankung gebunden.
Tritt sie allein auf, haben Sie in der Regel Zeit, um zur regulären Sprechstunde bei Ihrem Tierarzt einen Termin zu machen. In Verbindung mit weiteren Symptomen bestimmen diese, wie schnell Sie handeln müssen.
Blässe auf einen Blick:
Was ist das? | Die eigentlich frisch rosafarbene Haut wird heller, manchmal fast weißlich. |
Welche Ursachen hat es? | Blässe ist ein unspezifisches Symptom und nicht an bestimmte Erkrankungen gebunden. |
Wie sehr brennt es? | Die Dringlichkeit hängt hier von der Verbindung mit weiteren Symptomen ab. |
Zyanose – "Meine Maus hat so blaue Haut."
Die rosige Haut von Mäusen kann aber auch bläulich, manchmal fast violett erscheinen. Der Mediziner spricht dann von einer Zyanose. Besonders gut können Sie dieses Symptom bei Mäusen mit hellen Hautanteilen am Schwanz erkennen. Die großen Schwanzgefäße sind dann bläulich-violett. Bei dunkelhäutigen Tieren ist die Zyanose nur sehr schwer zu entdecken.
Bei einer Zyanose ist die Sauerstoffsättigung im Blut zu gering. Dahinter können mehrere Ursachen stehen. Eine Zyanose entsteht durch:
- Erkrankungen der Lunge (z. B. Lungenentzündung)
- Herzschwäche, Herzfehler oder eine Erkrankung des Herzmuskels
- Erkrankungen des Blutes selbst (bei Mäusen sehr selten)
- Vergiftungen (selten, Futter prüfen!)
Eine Zyanose ist ein sehr ernstes Symptom. Sie sollten umgehend, spätestens am nächsten Tag (wenn Sie das Tier abends oder nachts finden) zum Tierarzt gehen. Zeigt eine Maus darüber hinaus eine angestrengte Atmung, müssen Sie SOFORT handeln. Es besteht Erstickungsgefahr! Bis Sie einen Tierarzt ausfindig gemacht haben, können und sollten Sie dem Tier mit Hausmitteln aus der Notfallapotheke helfen. Diese können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ihre Maus lebend beim Notdienst ankommt und dieser ihr noch helfen kann.
Zyanose auf einen Blick:
Was ist das? | Die eigentlich frisch rosafarbenen Hautanteile sind bläulich bis violett verfärbt. |
Welche Ursachen hat es? | Lungen- und Herzerkrankungen, seltener Erkrankungen des Blutes oder Vergiftungen. |
Wie sehr brennt es? | Bei einer Zyanose müssen Sie umgehend handeln. Sie kann einen lebensbedrohlichen Zustand anzeigen. |
Flankenatmung / "Pumpen" – "Meine Maus atmet so komisch!"
Gesunde Mäuse atmen nur leicht sichtbar und sehr schnell, wobei sich der Bauch immer ganz leicht mitbewegt. Wirkt die Atmung angestrengt, vielleicht sogar ruckartig und bewegt sich der Bauch beim Atmen stark, sprechen Laien von einer pumpenden Atmung bei der Maus.
Auf diese Weise versucht das Tier, sich beim Atmen mehr Luft zu verschaffen. Es hat also Mühe beim Atmen! Je stärker diese Atmung ausgeprägt ist, umso größer ist die Gefahr des Erstickens allgemein oder eines Erstickungsanfalls bei Stress. Damit ist die pumpende Atmung ein klares Zeichen für eine Luftnot oder Atemnot, medizinisch Dyspnoe genannt.
Als Ursachen in Frage kommen Erkrankungen des Atmungstraktes, insbesondere der Lunge. Aber auch eine Herzschwäche oder eine andere Erkrankung des Herzens können zu Luftnot führen. Besonders bei Farbmäusen stehen die Erkrankungen des Atmungstraktes jedoch im Vordergrund.
Unabhängig von der Ursache ist die pumpende Atmung immer ein dringender Notfall. Ihr Patient braucht also SOFORT medizinische Hilfe. Es besteht akute Erstickungsgefahr!
Bis Sie einen Tierarzt ausfindig gemacht haben, können und sollten Sie dem Tier mit Hausmitteln aus der Notfallapotheke helfen. Diese können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Ihre Maus lebend beim Notdienst ankommt und dieser ihr noch helfen kann.
Pumpende Atmung auf einen Blick:
Was ist das? | Bei der pumpenden Atmung nimmt die Maus die Bauchmuskulatur für die Atmung zu Hilfe und atmet deutlich sichtbar, manchmal sogar ruckartig. |
Welche Ursachen hat es? | Als Ursache kommen v. a. Erkrankungen des Atmungstraktes und des Herzens in Frage. |
Wie sehr brennt es? | Die Maus muss umgehend zu einem kundigen Tierarzt. Hier zählt jede Minute! |
Atemgeräusche - "Meine Maus macht Geräusche. Was ist das?"
Die Atmung einer gesunden Maus hören Sie nicht. Geben Mäuse beim Atmen Geräusche von sich, lässt das in den meisten Fällen auf eine Erkrankung des Atmungstraktes, seltener auch des Herzens schließen. Insbesondere Farbmäuse sind von Atemgeräuschen sehr häufig betroffen.
Eine hörbare Atmung kann Anzeichen einer akuten Erkrankung sein, aber auch eines chronischen Lungenschadens. Diese Unterscheidung ist wichtig.
Ein chronisches Atemgeräusch muss – und kann – nicht behandelt werden. Es hat entweder immer eine gleichbleibende Art und Intensität – auch ohne Behandlung – oder es tritt nur bei Belastungen, etwa beim Stress einer Vergesellschaftung auf. Wenn Sie also eine Maus mit Atemgeräuschen übernehmen, sollten Sie immer fragen, ob diese chronisch oder akut sind, soweit die abgebende Stelle nicht initiativ informiert (was sie im Idealfall tun sollte!).
Akute Atemgeräusche verschlechtern sich im Zeitverlauf, werden lauter und es treten weitere Symptome hinzu wie ein verschlechterter Allgemeinzustand, gesträubtes Fell oder eine pumpende Atmung.
Im Allgemeinen genügt es, wenn Sie bei Atemgeräuschen den Tierarzt am Folgetag aufsuchen. Das setzt aber voraus, dass Sie das Symptom frühzeitig bemerken und noch keine weiteren der in diesem Artikel benannten Symptome hinzugetreten sind. Hat eine Maus die Atemgeräusche schon länger oder in Verbindung mit Symptomen wie pumpender Atmung oder einer Zyanose, besteht sofortiger Handlungsbedarf!
Atemgeräusche auf einen Blick:
Was ist das? | Die Maus macht bei der Atmung Geräusche von Zwitschern über Klicken bis Knacken. |
Welche Ursachen hat es? | Ursache sind meist Erkrankungen des Atmungstraktes, seltener des Herzens. |
Wie sehr brennt es? | Sofortiger Handlungsbedarf besteht in Kombination mit schweren Symptomen wie Zyanose, Atemnot oder Apathie. |
Untertemperatur - "Meine Maus ist ganz kalt!"
Gesunde Mäuse haben eine Körpertemperatur jenseits der 38°C. Erkrankungen können jedoch dazu führen, dass der Körper diese Temperatur nicht mehr aufrecht erhalten kann. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Vor allem bei Farbmäusen steckt oft eine schwere bakterielle, seltener auch virale Infektion dahinter. Bei Tieren aus Wohnungsräumungen und anderweitig sehr schlechten Verhältnissen kann es auch ein Hinweis sein, dass die Nager in der Zeit vor dem Auffinden hungern mussten, bis der Stoffwechsel nicht mehr genug Substanz zum Erhalt der Körpertemperatur findet. Auch wenn Mäuse aufgrund eines schlechten Allgemeinzustandes nicht mehr fressen können oder wollen, können sie auskühlen.
Für das Feststellen dieses Symptoms brauchen Sie kein Thermometer. Schon bei der Berührung der betroffenen Maus spüren Sie, dass das Tier nicht so warm ist wie gesunde Artgenossen.
Je tiefer die Körpertemperatur abgesunken ist, umso bedrohlicher ist der Zustand Ihres Patienten. Der Temperaturverlust geht mit zunehmender Apathie einher. Checken Sie also ungewöhnlich ruhige Tiere immer auf ihre Körpertemperatur.
WICHTIG: Wärmen Sie kalte Mäuse langsam auf! Sehr heiße und/oder intensive Wärmequellen reißen die Körpertemperatur zu schnell hoch. Die Folge: Der Kreislauf bricht zusammen. Das Tier verstirbt.
Stellen Sie Ihrem Patienten eine Wärmequelle von ca. 40°C zur Verfügung und geben Sie ihm die Möglichkeit, die Distanz zu dieser selbst zu wählen. Bieten Sie dazu eine Kohlenhydratquelle mit hohem Anteil von Monosacchariden an (z. B. Traubenzuckerlösung oder Brei mit Traubenzucker) und füttern Sie notfalls per Hand einige Tropfen, wenn der Patient Mühe beim Fressen hat. Bringen Sie die Maus umgehend zum Profi. Der kann den Kreislauf stützen, die Ursache für den Temperaturverlust aufklären und eine entsprechende Behandlung einleiten.
Temperaturverlust auf einen Blick:
Was ist das? | Die Maus ist kühler als die Körpertemperatur gesunder Mäuse. |
Welche Ursachen hat es? | Der Temperaturverlust tritt bei vielen schweren Erkrankungen auf und ist daher ein unspezifisches Symptom. |
Wie sehr brennt es? | Der Temperaturverlust ist Zeichen eines lebensbedrohlichen Zustands. Hier zählt jede Minute! |
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Urheber Fremdmedien:
J. Nösi – Unbehandelte Pneumonie
Letztes Update: 30.03.2022