Überblick
Herkunft: | Süden und Osten Afrikas |
Sozialverhalten: | Gruppentier, Großgruppen als Familie oder geschlechterrein möglich |
Aktivitätszeit: | nachtaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 100x50x150cm für 2-10 Tiere |
Handling: | extrem flinke Tiere, nicht immer zahm |
Ernährung: | Insekten, Eier, Fleisch, Obst; wenig Saaten, Gemüse und Kräuter |
Größe und Gewicht: | 6 – 12cm + 5 – 10cm, 18 – 32g |
Geschlechtsreife: | 4 – 5 Monate |
Tragzeit: | 21 – 30 Tage |
Besonderheiten: | Passen selbst durch sehr schmale Spalten. Gehege mit Parallelgitter oder Lücken im Bau sind daher ungeeignet. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Hörnchenverwandte (Sciuromorpha) |
Familie: | Bilche (Gliridae) |
Gattung: | Graphiurus |
Art: | Afrikanischer Zwergschläfer (Graphiurus spec.) |
Die Gattung Graphiurus umfasst insgesamt 14 Arten, die alle in Afrika beheimatet sind.
G. crassicaudatus | Liberia bis Kamerun, Insel Bioko Fernando Poo |
G. christyi | Südkamerun, Nordzaire |
G. hueti | Senegal bis zur Zentralafrikanischen Republik |
G. kelleni | Angola, Sambia, Malawi, Zimbabwe |
G. lorraineus | Sierra Leone bis Nordangola Und Südwesttansania |
G. microtis | Tansania, Sambia, Malati |
G. monardi | Südzaire, östliches Angola, Nordwestsambia |
G. murinus | Sudan und Äthiopien bis Namibia und Südafrika |
G. ocularis | Kapprovinz und südwestlicher Transvaal in Südafrika |
G. olga | Niger, Nordkamerun |
G. parvus | Mali, Sierra Leone, Elfenbeinküste, Ghana, Nigeria, Sudan, Äthiopien, Somalia, Kenia, Uganda, Tansania |
G. platyops | Südzaire, Sambia, Simbabwe, Mosambique, Namibia, Botswana, östliches Südafrika |
G. rupicola | Namibia, nordwestliches Südafrika |
G. surdus | Südkamerun, Äqutorial Guinea |
Der Afrikanische Zwergschläfer wird auch als Pinselschwanzbilch, Afrikanischer Bilch oder (fälschlicherweise) als Zwergsiebenschläfer bezeichnet. Da sich die genaue Bestimmung der Art aufgrund der starken Ähnlichkeiten der einzelnen Spezies äußerst schwierig gestaltet, wird hier als lateinische Bezeichnung nur Graphiurus spec. angegeben.
- Wildtier Zwergschläfer
- Anatomie und Erscheinung
- Zwergschläfer als Haustiere
- Handling von Zwergschläfern
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung von Zwergschläfern
- Ernährung
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Zwergschläfern
- Vergesellschaftung von Zwergschläfern
- Anschaffung Afrikanischer Zwergschläfer
- Zwergschläfer in Artengesellschaften
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Der Zwergschläfer als Wildtier
Über den Afrikanischen Zwergschläfer als Wildtier ist leider nur wenig bekannt.
Die streng nachtaktiven braunen bis grauen Nager leben fast ausschließlich in den Baumkronen von Wäldern oder (im südlichen und östlichen Afrika) höheren Felsnischen entlang von Wasserwegen. In Kamerun findet man sie teilweise auch in Nestern von Spinnen. Auf den Boden kommen die Tiere jedoch nur selten.
Das Revier einer Schläfergruppe, zu der bis zu 15 Tiere gehören, umfasst in freier Wildbahn mehrere Hektar. Die durchsuchen sie in der Nacht nach Früchten, Nüssen und Samen sowie Insekten, Vogeleiern, Vögeln und Kleinsäugern. In sehr dichten Wäldern gehen die kleinen Nager aber mitunter auch am Tag auf Nahrungssuche. Das Revier der Gruppe wird dabei besonders von den Männchen deutlich wahrnehmbar markiert.
Den Tag verschlafen die kleinen Bilche in einem Astloch oder einem hohlen Baumstamm. Sie bauen in den Bäumen aber auch Schlafnester, wenn sie keine natürlichen Höhlen finden. An das Leben in den Baumwipfeln sind die Bilche perfekt angepasst. Mit ihren mit Drüsen besetzten Pfoten und den scharfen, hakenförmigen Krallen finden sie nahezu überall Halt. Außerdem springen sie zielsicher bis zu einem Meter weit.
Noch ist unklar, ob die Zwergschläfer in freier Wildbahn Winterruhe halten. Bei tiefen Temperaturen und/oder Futtermangel wurde aber schon eine Art Topor, ein Starrezustand, mit dem die Tiere Energie sparen, beobachtet. Die Tiere können sogar für tot gehalten werden!
Die 2 bis 10 Jungtiere werden von Januar bis Mai geboren.
Anatomie und Erscheinung
Mit einer Körperlänge von 6 bis 12cm, einer Schwanzlänge von 5 bis 10cm und einem Gewicht zwischen 18 und 32g tragen die Afrikanischen Zwergschläfer das Attribut „Zwerg“ zu Recht im Namen.
Die Tiere haben ein graues bis leicht graubraunes Rückenfell, das in eine sehr helle Bauchseite übergeht. Der buschige Schwanz wird beim Springen zur Stabilisierung und als Steuerruder eingesetzt. Zeitweise dient er auch als fünftes Bein.
Die ohnehin schon großen Augen wirken durch die dunkle Augenmaske noch größer. Bei der Jagd exzessiv gebraucht werden die verhältnismäßig großen, runden Ohren. Mit ihnen orten die Schläfer ihre Beute. Der insgesamt sehr flache Schädel erlaubt es den Bilchen, sich auch noch durch extrem schmale Spalten hindurch zu schieben.
Der Zwergschläfer als Haustier
Eignen sich Afrikanische Zwergschläfer für mich?
Zwergschläfer sind optisch sehr possierliche Mitbewohner. Jedoch sollten Sie sich vorher darüber im Klaren sein, ob Sie auch mit den Nachteilen der Tiere leben können. Diese produzieren beispielsweise verhältnismäßig viel und sehr weichen Kot, sodass das Gehege relativ oft gereinigt werden muss. Zudem haben sie je nach Fütterung einen mehr oder minder starken Eigengeruch. Sie sollten also vorher herausfinden, ob Sie dieser spezielle Duft stört oder nicht. Am besten schnuppern Sie bei einem Halter mal.
Hinzu kommt, dass Sie die Schläfer zumindest teilweise mit Lebendfutter füttern sollten. Wenn Sie das nicht möchten, sollten Sie Ihre Wahl in Bezug auf Zwergschläfer noch einmal überdenken.
Für das Handling der extrem flinken Tiere ist es ein nicht zu unterschätzender Vorteil, schon Übung mit solch kleinen Tieren zu haben.
Für Halter, die diese Punkte nicht abschrecken, können Zwergschläfer sehr interessante Beobachtungstiere sein, für die man viel basteln und bauen kann. Außerdem werden die Tiere – vor allem bei der Haltung in größeren Gruppen – mit etwas Geduld auch futterzahm bis ziemlich aufdringlich.
Für Kinder sind die extrem flinken Nager allerdings nicht geeignet.
Checkliste Zwergschläfer
- extrem gute Kletterer -> Einrichten macht Spaß
- für naturnahe Gehege geeignet
- sehr interessantes Verhalten
- in Kleingruppen eher scheu, in größeren durchaus präsent und neugierig
- nachtaktiv
- sollten Lebendfutter haben
- können je nach Fütterung recht intensiv riechen
- hoher Reinigungsaufwand
- Handling braucht Übung
- Futter teurer als bei granivoren Nagern
Handling von Zwergschläfern
Das Tempo dieser Nager macht ihre Handhabung nicht ganz einfach. Widerstehen Sie der Versuchung, die Schläfer am Schwanz festzuhalten! Die Schwanzhaut reißt leicht komplett ab und es bleiben nur nackte Wirbelkörper zurück, die dann absterben und abgefressen werden. Vermeiden Sie es generell, die Schläfer direkt anzufassen, wenn es nicht sein muss.
Handling zu Hause
Zum Ausmisten stellen Sie einfach die Schlafhöhle der Tiere samt den Schläfern raus und machen das Gehege sauber. Solange die Nager tagsüber fest schlafen, laufen Sie kaum Gefahr, ein Tier suchen zu müssen. Gruppen, die nicht zuverlässig schlafen, stellen Sie einfach mit der Schlafhöhle in eine Transportbox.
Zum Umsetzen von einem Gehege in ein anderes können Sie die Zwergschläfer einfach mit einer kleinen Transportbox bzw. Faunabox einfangen.
Handling beim Tierarzt
Beim Tierarzt fixieren Sie den Schläfer für Untersuchungen am besten mit dem Nacken- oder dem Nacken-Rückengriff. Achtung, das Fell der Tiere ist relativ weit. Sie können sich bei einer zu kleinen Falte darin noch gut umdrehen und schmerzhaft zubeißen.
Wenn das Tier nicht angefasst werden, sondern nur optisch begutachtet werden soll, können Sie den Patienten dafür auch in eine Faunabox setzen.
Entflohene Zwergschläfer
Entflohene Tiere fangen Sie am besten mit der Triptrap-Falle ein. Wissen Sie, wo der “Flüchtling” schläft, können Sie ihn auch tagsüber recht leicht einsammeln.
Achten Sie unbedingt darauf, offenes Wasser/Flüssigkeit wie gefüllte Tassen, Gießkannen und Blumenvasen aus den Räumen zu entfernen, in denen sich der Schläfer befinden könnte – oder decken Sie diese zumindest ab. Das gilt auch für Milchkartons und ähnliche Gefäße. Auf der Suche nach Wasser ertrinken die Tiere sonst leicht.
Sozialstruktur und Verhalten
Über das Sozialleben der streng nachtaktiven Zwergschläfer herrscht Uneinigkeit. Einige Quellen bezeichnen die Schläfer als streng territorial, was bei männlichen Tieren sogar in Kannibalismus münden könne. Andere beschreiben sie als sehr sozial. Ich kann Letzteres nur unterschreiben. Meine Tiere waren immer gesellig und haben fremde Tiere ohne große Probleme aufgenommen.
Zwergschläfer eignen sich auch für die Haltung in größeren Gruppen von 10 und mehr Tieren. Bei kleinen Gruppen bis etwa 5 oder 6 Tieren habe ich die Schläfer als sehr schüchtern erlebt und eher selten zu Gesicht bekommen. Das änderte sich mit zunehmender Gruppenstärke.
Die Lautäußerungen dieser Nager sind sehr variabel. Sie reichen von leisem Zirpen über einen keckernden Singsang bis hin zu schrillen, erstaunlich lauten Schreien. Das können Sie vor allem dann hören, wenn die Bilche um ihr Futter zanken.
Zwergschläfer sind extrem flinke Tiere und besonders geschickte Kletterer, die durch fast jeden Spalt passen. Ihre Schnelligkeit macht ungeübten Haltern am Anfang die Handhabung etwas schwer. Mit der Zeit werden Sie sich aber auch an das Tempo Ihrer Schützlinge gewöhnen.
Herrscht bei Ihren Schläfern Futtermangel und/oder ist den Tieren zu kalt, fallen sie in einen Ruhezustand. In diesem können sie für Sie auf den ersten Blick wie tot erscheinen. Sie fühlen sich dann auch kalt an. Bei entsprechend erhöhter Temperatur und Nahrungszufuhr wacht der Zwergschläfer aber nach einiger Zeit wieder auf. Vermeiden Sie es unbedingt, den Schläfer aus diesem Zustand mit „Gewalt“ zu wecken! Das ist für das Tier extrem kräftezehrend und kann sein Leben verkürzen. Der Zwergschläfer wird bei geeigneten Bedingungen von selbst aus dem sogenannten Torpor erwachen. Dafür braucht er etwa 30 Minuten.
Familiengruppe
Familiengruppen habe ich bisher für Männchen wie für Weibchen der Gruppe als unproblematisch erlebt.
Diese Gruppen limitieren sich allerdings nicht selbst in der Vermehrung. Von einer dauerhafter Haltung im Familienverband rate ich daher ab.
Gleichgeschlechtliche Gruppen
Bei gleichgeschlechtlichen Gruppen ist es egal, ob Sie sich für Männchen oder Weibchen entscheiden. Das gilt sowohl für den Geruch als auch für die Verträglichkeit der kleinen Bilche.
Haltung von Zwergschläfern
Welche Gehegegröße brauchen Zwergschläfer?
Das Schläfergehege sollte dem enormen Bewegungsdrang der Tiere Rechnung tragen und für 2 bis 10 Exemplare mindestens 100 x 50 x 150 cm groß sein.
Welche Gehege eignen sich für Afrikanische Zwergschläfer?
Die eine gute Lösung für die Haltung von Zwergschläfern sind große Hochterrarien aus Glas, Plexiglas oder OSB oder halb geschlossene Volieren. Auch ein Nagerschrank bietet eine gute Haltungsoption. Gitterlemente sollten mit Vierpunktdraht bespannt sein. Die Maschenweite sollte maximal 0,8cm, besser 0,6cm betragen.
Bedenken sollten Sie allerdings, dass sich Elemente aus rohem Holz schlecht putzen lassen. Sind Gehege und Gehegeteile aus Holz lackiert oder – noch besser – mit Epoxidharz beschichtet, lassen sie sich deutlich einfacher reinigen. Vor allem bei Schränken wichtig: Es dürfen keine Spalten zwischen Tür und Korpus sein.
Und bedenken Sie: Gitter ist für die Belüftung unerlässlich, damit es im Schläferheim nicht schimmelt. Es bedeutet bei den kleinen Ferkeln aber auch immer einen gewissen Reinigungsaufwand. Am besten können Sie also Gitterelmente (Türen) recht einfach rausnehmen und regelmäßig abduschen und -bürsten.
Gehege mit Parallelgitter oder dem sechseckigen, sogenannten „Hasendraht“ sind grundsätzlich ungeeignet, da sich die Nager auch durch sehr schmale Spalten und kleine Öffnungen quetschen können. Die Rückwand des Geheges sollte entweder aus Holz bestehen oder abgehängt werden, da die kleinen Schläfer sonst die Tapete mit Begeisterung als Klo entdecken.
Achten Sie beim Bau von Eigenbauten auf eine lückenlose Verarbeitung. Die Tiere finden schnell jeden Spalt und machen dann die Wohnung unsicher. Nachteil von Volieren und Eigenbauten mit größeren Gitterflächen: Das Gitter lässt sich schlecht putzen und wird gern mit Marken und Kot beschmiert.
Die kleinen Nager reagieren auf Störungen recht empfindlich, etwa mit verminderter Nachtaktivität und sogar mit reduzierter Lebenserwartung. Daher sollte das Gehege in einer ruhigen, nicht allzu hellen Raumecke stehen, in der die Zimmertemperatur nicht unter 18°C abfällt.
Einstreu für Zwergschläfer
Bei der Einstreu haben Sie viele verschieden Möglichkeiten. Von normaler Nagerstreu aus Holzspänen über Hanf- oder Leinstreu bis hin zu einem Erde-Terrarienhumus-Gemisch können Sie fast alles verwenden – Hauptsache, es saugt gut. Um den schläfertypischen Geruch einzudämmen, sollten Sie allerdings als Haupteinstreu Terrarienhumus (Kokoshumus), Erde oder ein Gemisch aus den Beiden verwenden.
Ist die Einstreu mindestens 10 cm hoch, wird sie gern durchwühlt und mit Gängen, manchmal sogar mit Schlafnestern versehen. Einstreu wie Baumwollstreu oder Hanfmatten eignen sich gut für die Nester der Schläfer. Deren Innenleben sollten Sie jedoch regelmäßig erneuern, da die Bilche das Klo oft ebenfalls im Schlafkasten anlegen.
Inventar für Zwergschläfer
Durch die akrobatischen Kletterkünste der Tiere, sind Ihrer Fantasie bei der Einrichtung kaum Grenzen gesetzt. Sie können Äste, Wurzeln, Seile, Blumenampeln, Korkröhren und Ähnliches als Kletterfläche im Gehege befestigen.
Bei ihrer Schlafstelle sind die kleinen Nager manchmal etwas wählerisch und schlafen auch nicht immer gemeinsam in einem Nest. Sie sollten ihnen also immer mehrere Möglichkeiten anbieten. Als Schlafplätze dienen können Nistkästen, Grasnester, Finken- und Exotennester sowie Naturstammhöhlen und ähnliche Häuser.
Brauchen Zwergschläfer ein Laufrad?
Da die Tiere eher klettern als laufen, ist ein Laufrad bei entsprechender Gehegegröße und -gestaltung überflüssig. Im Zweifel entdecken die Schläfer es aber als zusätzliches Spielzeug.
Wie biete ich meinen Zwergschläfern Futter und Wasser an?
Verwenden Sie beim Füttern für jede Futtersorte einen separaten Futternapf. Obst oder Fleischstücke können Sie aber auch auf Äste oder Futterspieße aufspießen.
Dazu brauchen Zwergschläfer jederzeit frisches Wasser, das Sie ihnen am besten in einer Flasche zur Verfügung stellen. Offenes Wasser müssen Sie sehr oft wechseln, da die Kleinen es gern als Klo missbrauchen.
Checkliste Haltung
- 100x50x150cm für bis zu 10 Tiere
- Terrarium, Voliere, Nagerschrank oder Eigenbau
- ausgedehnte Kletterfläche, keine Buddelfläche
- Maschendraht: Maschenweite von 6 - 8mm
- sehr saugfähige Einstreu (Holzstreu, Hanfstreu oder Leinstreu + Heu, Erde)
- Gehegetemperatur ab 20°C -> Heizlampe optional
- Äste, Wurzeln, Seile, Kork und jede Art von Kletterinventar
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan oder Kork
- Laufrad optional
- mehrere Futterschüsseln
- Wasserflasche
Was fressen Afrikanische Zwergschläfer?
Der Appetit der kleinen Nager ist erstaunlich groß. Zudem werden sie fast alles, was Sie ihnen anbieten, auch probieren. In der Natur ernähren sich die flinken Bilche von Früchten, Eiern, Insekten und kleinen Säugern und Vögeln, manchmal auch von Körnern und Sämereien.
Einige Quellen empfehlen als Grundfutter eine Mischung aus Sittich- oder Exotenfutter. Ebenfalls empfohlen wird als Basis Papageienfutter. Dieses Futter hat einen zu geringen Eiweißanteil und einen zu hohen Fettanteil. Kannibalismus und Verfettung sind die Folge. Zudem ist diese Ernährung recht unnatürlich, was vielleicht auch die mangelnde Begeisterung der Zwergschläfer für diese Futtersorten erklärt, die ich hier durchgehend beobachten konnte.
Lassen Sie Zwergschläfern die Wahl, bevorzugen sie deutlich tierisches Eiweiß. Dieses können Sie in Form von lebenden Insekten wie Mehlwürmern, Zophobas, Heimchen, Grillen, Schaben, Heuschrecken und Wiesenplankton anbieten. Vor allem alle flinkeren Insekten eignen sich auch sehr gut, um die Tiere zur Bewegung anzuregen und ihren Jagdinstinkt anzusprechen. Sie könnten die Kerbtiere aber auch getrocknet oder in Form von Ziervogelmischungen verfüttern. Getrocknete Garnelen und Gammarus wurden bei mir allerdings verschmäht. Ebenfalls geeignet sind gekochte Eier. Wer Wachtel- oder ähnlich große Eier bekommt, kann sie auch frisch und roh verfüttern. Größere Eier wie Hühnereier können Sie ebenfalls verfüttern. Diese müssen Sie allerdings öffnen, da die Schale für die kleinen Bilche zu fest ist. Auch Fleisch wie etwa Hühnchen können Sie roh verfüttern, solange es ganz frisch ist.
Sicher nicht für jeden Halter eine Futteroption, aber ebenfalls gern genommen und geschickt erjagt werden kleine Säugetiere und Vögel wie Farbmäuse, Afrikanische Knirpsmäuse oder kleine Wachteln.
Bei Obst gilt das Motto: je süßer, desto beliebter. Verfüttern können Sie fast alles:
- Kernobst wie Äpfel und Birnen
- Steinobst wie Pfirsiche oder Pflaumen
- Trauben, Kiwis und Melonen jeder Art
- Erdbeeren und andere süße Beerenfrüchte
- Bananen (die auch gern etwas überreif sein dürfen)
Waschen Sie das (Bio-)Obst gründlich und hängen Sie es am Stück ungeschält in das Gehege. Die Tiere zerlegen es selbst. Auch getrocknetes Obst fressen sie ab und zu ganz gerne. Jedoch ziehen sie frisches immer vor.
Bei Gemüse und sonstigem Frischfutter sind die Tiere sehr wählerisch und fressen oft nur wenig. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Schläfer Tomaten und andere stark oxalsäurehaltigen Gemüse nur in geringen Mengen oder gar nicht bekommen, denn es ist vermutlich diese Säure, die schwere Verdauungsstörungen und sogar lebensbedrohliche Durchfälle auslösen kann.
Viel lieber fressen die Bilche dagegen Nüsse und Fettsaaten. Mit diesen sollten Sie es allerdings nicht übertreiben, da Ihre Tiere sonst leicht verfetten.
Wundern Sie sich nicht, dass im Schläferheim oft, viel und lautstark um das Essen gestritten wird. Das ist für die Bilche völlig normal. Generellen Streit in der Gruppe müssen Sie deshalb nicht befürchten.
Da die Nager relativ viel trinken, müssen Sie ihnen eine permanente Quelle für frisches Wasser zur Verfügung stellen.
Checkliste Ernährung
- Fleisch, Eier und Insekten als Proteinfutter
- (süßes) Obst
- wenig Gemüse und Grünfutter
- Saatenmischung optional
- permanenter, ungehinderter Zugang zu frischem Wasser überlebenswichtig
- nicht diabetesgefährdet
Fortpflanzung und Lebenserwartung Afrikanischer Zwergschläfer
Während die Zwergschläfer in der Natur Pausen zwischen den Würfen einlegen, werfen sie in Gefangenschaft das ganze Jahr über. Zudem gelingt die Nachzucht dieser Bilche relativ leicht. Wenn die Weibchen in Stimmung sind, rufen sie mit Pfeiflauten nach den Männchen und es kommt zu zum Teil etwas ruppigen Annäherungsversuchen zwischen den Tieren.
Die kleinen Bilche bekommen nach einer Tragzeit von 21 – 30 Tagen pro Wurf 2 bis 10 Jungtiere. Die Zahl der Tiere kann sich also regelrecht explosionsartig steigern. Bei begrenztem Raum führt das irgendwann zu Kannibalismus, wenn Sie keine der Nager entnehmen. Da zudem die Geschlechter der jungen Schläfer etwas schwierig zu bestimmen sind, sollten Anfänger in jedem Fall eine eingeschlechtliche Gruppe wählen, um einer unkontrollierten Vermehrung der Nager vorzubeugen.
Rein äußerlich lässt sich die Trächtigkeit nicht immer zweifelsfrei feststellen, sodass es durchaus passieren kann, dass Sie von einem Wurf komplett überrascht werden. Das passiert vor allem dann, wenn die Tiere nicht ordnungsgemäß getrennt wurden, der Halter aber von einer gleichgeschlechtlichen Gruppe ausgeht. Decken Sie dann die Babys einfach wieder zu und lassen Sie das Nest in Ruhe, bis die kleinen Schläfer es von selbst verlassen.
Zwergschläfer sind bei ihrer Geburt etwa 1 cm groß, ca. 3,5 g schwer und wie alle Nesthocker nackt und blind. Nach etwa einer Woche beginnt das Fell zu wachsen, nach ca. 2 Wochen öffnen sie die Augen. Nach nur rund 4 Wochen sehen die Jungbilche wie Miniaturausgaben ihrer Eltern aus, sind aber frühestens mit 6 Wochen selbstständig. Bis zu diesem Zeitpunkt trinken sie auch noch Milch. Von den Eltern getrennt werden sollten die jungen Bilche zwischen dem 4. und 5. Lebensmonat, wenn die Geschlechtsreife eintritt. Ab dann können Sie die Männchen an dem mitunter hervortretenden, gut sichtbaren Hodensack erkennen. Da sie die Hoden aber bei Stress oft einziehen, werden Männchen trotzdem leicht mit Weibchen verwechselt.
Während Zwergschläfer in der freien Wildbahn nicht sehr alt werden, haben sie in Gefangenschaft eine Lebenserwartung von 4 bis 5 Jahren. Das älteste bekannte Exemplar war ein Weibchen, das im Alter von 5 Jahren und 9 Monaten starb.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: 21 - 30 Tage
- Anzahl der Jungen: 2 - 10
- 4 Wochen lang gesäugt
- Geschlechtsreife: mit 4 - 5 Monaten
- Geschlechtsbestimmung bei Jungtieren für Laien schwierig
- keine Wurfpausen
Welche Krankheiten bekommen Afrikanische Zwergschläfer?
Das einzig auffallende Gesundheitsproblem der kleinen Nager entsteht erst bei unsachgemäßer Haltung. Werden die Tiere zu eng gehalten oder falsch gefüttert, sodass ein Eiweißmangel entsteht, neigen sie zu Kannibalismus von Jagdverhalten auf Artgenossen bis hin zum Töten einzelner Gruppenmitglieder. Auch anderweitig erkrankte Tiere werden mitunter von der Gruppe attackiert. Greift die Gruppe also ein Tier scheinbar aus dem Blauen heraus an, sollten Sie es im Zweifel nicht nur wegen möglichen Verletzungen bei einem kundigen Tierarzt vorstellen.
Bei ordnungsgemäßer Haltung sind die Tiere sehr gesund und robust.
Achtung: Bei Schläfern hat sich eine geringere Verträglichkeit bei einigen Medikamenten gezeigt (z. B. Durchfall nach Metacamgabe). Sprechen Sie daher unbedingt Ihren Tierarzt darauf an, dass eine für Mäuse und Rennmäuse gut verträgliche Medikation von den Schläfern eventuell schlechter vertragen wird. Besondere Vorsicht gilt daher bei Depotpräparaten.
Trotzdem sollten Sie für alle Fälle je nach Gruppengröße eine Rücklage in Höhe von 100 bis 200 Euro für veterinärmedizinische Notfälle anlegen.
Zwergschläfer und Gesundheit
- Kannibalismus bei Fehlfütterung
- Bissverletzungen
- ACHTUNG: Medikamentenverträglichkeit kann NICHT von Farbmäusen 1:1 abgeleitet werden!
Wie kann ich Zwergschläfer vergesellschaften?
Die Vergesellschaftung der kleinen Schläfer ist recht einfach. Nehmen Sie die vorhandene Gruppe vormittags mit ihrer/einer Schlafhöhle aus dem Gehege und stellen Sie die Höhle mitsamt den Tieren in eine große Transportbox oder einen Duna. Lassen den/die neuen Zwergschläfer mit in die Schlafhöhle schlüpfen. Stellen Sie den Nagern Futter und Wasser in ausreichender Menge zur Verfügung.
Die Tiere sollten 2 bis 3 Tage in der Box verbleiben. Achten Sie in der Zwischenzeit auf das Verhalten der Gruppe. Kleine Streits sind normal, aber Blut sollte keines fließen.
Reinigen Sie in der Zwischenzeit gründlich Gehege und Inventar der alten Gruppe. Nach 2 bis 3 Tagen können alle Tiere in das frisch gereinigte Gehege mit Minimalinventar entlassen werden.
Bei anhaltenden, ernsthaften Streitereien verlängern Sie die Zeit in der Box auf maximal 7 Tage. Dann sollten Sie die Schläfer in jedem Fall zurücksetzen. Beobachten Sie sie in den nächsten Tagen noch aufmerksam auf Streit und eventuelle Verletzungen. Gab es in den folgenden 7 Tagen keine schwerwiegenden Zwischenfälle, können Sie davon ausgehen, dass die Integration erfolgreich war.
Anschaffung Afrikanischer Zwergschläfer
Glauben Sie, dass Zwergschläfer geeignete Haustiere für Sie sind? Dann haben Sie mehrere Möglichkeiten, woher Sie ihre Tiere beziehen können.
1. Tierschutz
Zwergschläfer finden Sie eher selten im Tierschutz. Dennoch lohnt es sich in jedem Fall, bei Tierheimen und privaten – am besten spezialisierten – Pflegestellen nachzufragen, da die kleinen Bilche leider ab und zu abgegeben werden. Vor allem in Tierheimen sollten Sie allerdings keine Fachkompetenz bei den seltenen Nagern erwarten. Lassen Sie sich von einer spezialisierten Pflegestelle oder einem erfahrenen Halter bei der Übernahme beraten und begleiten. Auch müssen Sie vor allem bei einigen Tierheimen mit unerkannten Krankheiten und Parasiten rechnen.
2. Seriöser Züchter
Werden Sie im Tierschutz nicht fündig, sollte Ihr nächster Gang zu einem seriösen Züchter führen. Der kann Sie fundiert beraten, kennt seine Tiere gut und ist sicher bei der Geschlechtertrennung. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen.
3. Messen und Börsen
Auch auf diversen Messen und Börsen sind die kleinen Nager zu finden. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke und alte Tiere verkaufen. Gerade Mitleidskäufe von den typischen Duos in Grillen- oder Schabenschachteln können ein böses Erwachen nach sich ziehen.
4. Zoohandlung und Vermehrer
Ein Kauf in einer Zoohandlung oder bei einem mit nur mangelhaften Wissen gesegneten Vermehrer kann für Sie recht unproblematisch sein – auch weil Sie hier in der Regel keine Fragen gestellt bekommen. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Sie sich Probleme einhandeln, etwa kranke oder parasitenverseuchte Tiere oder instabile (Teil)Gruppen. Zudem ist die Beratung hier – ähnlich wie auf Messen – meist mangelhaft oder gar falsch.
Checkliste Anschaffung
- Gehege
- Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Wurzeln, Äste, Stammstücke, Kork, ...)
- Schüsseln oder Spender für Wasser und/oder Futter
- Transportbox
- Tierarzt, der im Zweifel bereit - und fähig! - ist, die flinken Exoten zu behandeln
Zwergschläfer in Artengesellschaften
Für Artengesellschaften mit anderen Kleinsäugern sind Zwergschläfer aufgrund ihres sehr ausgeprägten Jagdverhaltens nicht geeignet. Sie würden jegliche Mitbewohner als Beute betrachten und fressen.
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