Sie haben sich gründlich informiert und sind sicher, sich für die richtigen Mitbewohner entschieden zu haben. Aber wo sollten Sie Ihre Mäuse kaufen? Ist der Gang ins Tierheim der Beste? Hat die Zoohandlung um die Ecke nicht auch Mäuse? Oder ist die Suche nach einem seriösen Züchter sinnvoll.
Eines ist auf jeden Fall klar: Die sorgfältige Wahl der Quelle reduziert oder erhöht die Wahrscheinlichkeit verschiedener Katastrophen und Kataströphchen, die schon bei der Anschaffung Ihrer Mäuse passieren können. Worauf Sie achten sollten und was die einzelnen Quellen mit Vorteilen und Nachteilen ausmacht, sagt Ihnen dieser Artikel.
Pflegestellen
Private Notstationen für Mäuse, Rennmäuse und deren Exoten gibt es in Deutschland noch immer recht wenige. Das sollte Sie jedoch nicht davon abhalten, Tiere aus einer Nothilfe aufzunehmen.
Die Mäuse in Pflegestellen stammen aus den unterschiedlichsten Quellen, wie etwa aus betreuten Tierheimen, aus Wohnungsräumungen oder von Privatpersonen, die die Nager aus den unterschiedlichsten Gründen abgeben. Allen Tieren gemein ist, dass sie die Kriterien erfüllen, die Notfalltiere als solche auszeichnen.
Die Tiere werden in der Notstation bei der Aufnahme gründlich durchgecheckt und – wenn notwendig – behandelt. Einige Tiere verbleiben in den Stationen. Die meisten suchen jedoch nach ihrer Aufnahme bzw. spätestens nach ihrer Genesung ein neues zu Hause.
Entgegen eines hartnäckigen Gerüchtes, im Tierschutz gäbe es nur alte Tiere, finden Sie dort Mäuse aller Alterstufen. Immerhin werden auch schwangere und Muttertiere mit Jungen abgeben werden. Die Haltung der Mäuse während ihrer Zeit in der Notstation wird den Tieren und ihren Bedürfnissen so weit irgend möglich angepasst.
Neben festen Notstationen, die Tiere aufnehmen, gibt es auch eine ganze Reihe spezialisierte Nothelfer, die meist viel Know How für die Tierart mitbringen, der sie auf der Suche nach einem neuen Heim helfen. Sie ermitteln Bestände von Tierheimen, stellen diese ins Netz, prüfen Interessenten, stellen Kontakte zum Tierheim her, helfen bei der Suche nach Mitfahrgelegenheiten und vieles mehr. Auch sie sind immer eine gute Adresse, wenn Sie auf der Suche nach neuen Mitbewohnern sind.
ACHTUNG: Der Begriff „Nothilfe“ bzw. “Pflegestelle” ist nicht geschützt. Daher gibt es leider auch schwarze Schafe. Die geben selbst vermehrte Tiere als Notfalltiere ab, bestimmen Geschlechter falsch, beraten schlecht oder gar falsch und vermitteln in seltenen Fällen sogar absichtlich unpassende oder gar kranke Tiere. Schauen Sie sich nach Möglichkeit die Tiere persönlich in der Notstation an oder fragen Sie nach Haltung und genauer Herkunft der Tiere. Bei „Unfällen“ die vor Ort in der „Notstation“ passiert sein sollen oder bei ungenauen Auskünften, sollten Sie skeptisch sein.
Vorteile
- Mäuse sind durchgescheckt und behandelt
- aktuelle und chronische Krankheiten werden mitgeteilt
- sichere Geschlechterbestimmung
- keine Vermittlung tragender Tiere
- hier finden Sie Kastraten
- fachlich saubere, am Tier orientierte Beratung
- Pflegestelle kennt Wesen der einzelnen Mäuse und vermittelt passend
- mitunter Holen auf Probe oder Vergesellschaftungshilfe möglich
- Vermittlung oft bundesweit
- kompetenter Ansprechpartner auch nach der Vermittlung
Nachteile
- schwarze Schafe nicht immer erkennbar
- sehr konkrete Vorstellungen (z.B. zur Farbe) nicht immer erfüllbar
- Übernahme mitunter mit Wartezeit verknüpft
- Alter und/oder Vorgeschichte der Mäuse nicht immer bekannt
- Pflegestellen sind selten um die Ecke
Regeln
- Abgabe gegen Schutzvertrag und/oder Schutzgebühr
- Pflegestelle checkt das neue Zuhause (Gehege, Einrichtung, Fütterung, etc.)
- Vor- und Nachkontrollen möglich
- auch bei dringenden Notfällen keine ungeprüfte Vermittlung an jedermann bzw. unter Mindeststandards
Wo finde ich eine Pflegestelle?
- auf deren Webseite oder in den Links meist fachgebundener Seiten
- in Foren und sozialen Medien (Facebook, etc.)
- mitunter als Empfehlung oder Aushang im örtlichen Tierheim
- in Kleinanzeigen
- auf Messen
Tierheime
Viele Orte verfügen über ein oder gar mehrere Tierheim(e). Dort werden oft ungewollte, überflüssige Haustiere sowie Fundtiere abgegeben.
Die Qualität der Tierheime schwankt in Deutschland enorm. So gibt es eine kleine Zahl, wo es den Kleinsten, nämlich eben Mäusen, Rennmäusen, Hamstern und Co. wirklich gut geht, die Mitarbeiter bemüht und/oder fachlich versiert sind. Über eine durchschnittliche Unterbringung und Pflege in den Heimen reicht die Spanne leider auch bis hin zu Institutionen, die den sicheren Tod für die kleinen Nager bedeuten – sei es aufgrund schlechter Haltung und Versorgung oder weil sie dort schlicht verfüttert werden. Manche Tierheime nehmen solch kleine Tiere gar nicht erst auf.
Mäuse, Rennmäuse und ähnlich kleine Nager sitzen oft sehr lange in den Tierheimen, da viele Menschen so kleine Tiere dort nicht vermuten. Leider versäumen es die meisten Tierheime auch, auf ihren Homepages zu erwähnen, wenn sie Mäuse haben. Verlassen Sie sich also nicht darauf, dass das Tierheim keine Mäuse hat, nur weil keine auf der Seite des jeweiligen Heims stehen.
Auch in Tierheimen finden Sie Tiere aller Altersstufen von Babys bis zu sehr alten Tieren.
Das wesentliche Problem der Tierheime: fehlende Fachkompetenz in der Materie “Maus”. Mäuse und Co. laufen oft nebenbei. Die Mitarbeiter kennen selten mehr als Basics – und oft nicht einmal die vollständig. Erwarten Sie daher kein vertieftes Knowhow oder umfassende Beratungskompetenz. Die können nur die wenigen Tierheime leisten, deren Mitarbeiter oder Ehrenamtliche sich initiativ in die Mäusehaltung einarbeiten – und das sind leider (noch) sehr wenige. Lassen Sie sich von spezialisierten Pflegestellen, seriösen Züchtern oder erfahrenen Haltern vorher beraten.
Vorteile
- Sie helfen Tieren in Not.
- hier finden Sie mitunter Kastraten
- mehrheitlich korrekte Geschlechtertrennung (nicht immer!)
- mitunter Holen auf Probe oder Vergesellschaftungshilfe möglich
- gute Entscheidungshilfe, da Sie Mäuse vor Ort besuchen können
- meist mindestens 1 Tierheim in erreichbarer Nähe
Nachteile
- Gesundheitsangaben nicht grundsätzlich verlässlich
- in manchen Tierheimen Gefahr, falsche Geschlechter, tragene Mäusinnen oder kranke Nager zu erwerben
- haben selten exotische Mäuse
- Alter und/oder Vorgeschichte der Mäuse nicht immer bekannt
Regeln
- Gesundheitskontrolle oft nur Sichtkontrolle!
- Abgabe gegen Schutzvertrag und/oder Schutzgebühr
- Tierheim checkt mitunter das neue Zuhause (Gehege, Einrichtung, Fütterung, etc.)
- Vor- und Nachkontrollen möglich
- mitunter nur lokale/regionale Vermittlung
Wo finde ich ein Tierheim?
- auf deren auf der tierheimeigenen HP (meistens www. Tierheim-ortsname.de)
- in sozialen Medien (Facebook, etc.)
- auf tierschutzorientierten Webseiten
Seriöse Züchter
Seriöse Züchter kennen sich in der Materie von Zucht und Genetik sehr gut aus und betreiben ihre Zucht verantwortungs- und maßvoll. Sie achten neben dem Ziel schöner Farben oder schlicht der Fortpflanzung der Mäuse an sich auch auf die Grundregeln zur Zucht gesunder Tiere.
Züchter geben vor allem Jungtiere ab.
Bei Züchtern wird jedoch nicht immer eine großzügige Haltung betrieben. Wer darauf Wert legt, sollte sich vorher beim Züchter seiner Wahl danach erkundigen.
Nach Züchtern müssen Sie sich vor allem dann umschauen, wenn Sie bei Farbmäusen oder Mongolischen Rennmäusen nach speziellen Farben suchen. Bei exotischen Mäusen bleibt Ihnen oft nur der Gang zum Züchter – spätestens, wenn Ihre Recherche in Tierschutzkreisen erfolglos blieb.
Vorteile
- kennt Wesen und Eigenschaften seiner Tiere genau
- achtet auf Gesundheit seiner Nachzuchten
- korrekte Geschlechtertrennung
- fachlich kompetente Beratung
- fast alle Wünsche von irgendeinem Züchter erfüllbar (Qualzuchten ausgenommen)
- oft bundesweite Vermittlung
Nachteile
- ist nicht unbedingt um die Ecke
- nicht jeder züchtet alles -> mitunter längere Suche nach dem passenden Züchter
- mitunter Wartezeiten, da nicht ständig Nachwuchs
- nicht immer eindeutig von schwarzen Schafen (Vermehrer) zu unterscheiden
Regeln
- Verkauf oft gegen Kaufpreis, selten auch mit Vertrag
- Züchter checkt Übernehmer ab, ob Haltung und Knowhow passen
- bei Bedarf Beratung vor Kauf
- Abgabe i.d.R. bundesweit, mitunter international
- keine Vor- und Nachkontrollen
Wo finde ich einen seriösen Züchter?
- auf der eigenen Homepage
- in Foren und sozialen Medien (Facebook, etc.)
- auf zucht- und informationsorientierten Webseiten
- in Kleinanzeigen
- auf Messen und Börsen
Vermehrer - Unseriöse Züchter
Neben seriösen Züchtern gibt es auch solche, die sich gern als “Hobbyzüchter”, manchmal auch einfach als „Züchter“, bezeichnen, aber ihre Tiere ohne Grundlagenwissen von Zucht und Genetik vermehren. Mitunter sind ihnen nicht einmal die Basics der Haltung bekannt. Für diese unseriösen Züchter hat sich der Begriff “Vermehrer” im Tierschutz und bei vielen Haltern durchgesetzt, der hier auch in diesem Sinne verstanden werden soll.
Mitunter vermehren sie ihre Tiere in Massen, statt wie ein seriöser Züchter in Maßen. Nicht selten lassen Haltung und/oder Fütterung zu wünschen übrig. Auskünfte zu den Abgabe- und Zuchttieren sind oft sehr allgemein, fehlerhaft oder gar bewusst falsch. Manche Vermehrer sind sich ihrer schlechten Haltung durchaus bewusst – und werden Sie kaum rein und die Zucht anschauen lassen. Werden Sie also an der Tür abgefertigt oder mit Ausreden bedient, wenn Sie die Zucht sehen wollen, sollten Sie sich nach einer anderen Quelle für Ihre neuen Mitbewohner umschauen.
Aufpassen sollten Sie auch bei Mode-Exoten. Vermehrer ziehen gern gefragte Arten nach, die sich gut, schnell zu zu recht hohen Preisen verkaufen lassen.
Nicht nur die Situation der Elterntiere sollte Sie jedoch vom Kauf abhalten. Vermehrer verkaufen durchaus auch (bewusst oder unbewusst) falsche Geschlechter, tragende und kranke Mäuse. Das Risiko ist hier ähnlich groß wie in Zoohandlungen. Sie können Glück haben – oder eben nicht.
Vorteile
- keine
Nachteile
- Erwerb kranker oder kranker Tiere möglich
- falsche Geschlechtsbestimmung möglich
- keine fachkundige Beratung
- Unterstützung oft nicht tiergerechter Zucht
Regeln
- oft keine Regeln - wer Tiere will bekommt sie
Wo finde ich Vermehrer?
- auf der eigenen Homepage
- in Foren und sozialen Medien (Facebook, etc.)
- in Kleinanzeigen
- auf Messen und Börsen
Zoohandlung
Zoohandlung
Die meisten sogenannten Zoofachhandlungen verkaufen neben Futter und Zubehör auch lebende Tiere. Je nach Geschäft erhalten Sie dort neben den gängigen Farbmäusen und Mongolischen Rennmäusen auch exotische Kleinsäuger.
Zoohandlungen geben vor allem (teils zu) junge Tiere ab.
Meiner Erfahrung aus mehr als 20 Jahren nach sind vor allem die Exoten in Zoohandlungen überteuert und die Beratung mehr als mangelhaft. Die Chance, dass man Ihnen hier Tiere unter falschen Prämissen verkauft, Sie tragende oder kranke Tiere oder das falsche Geschlecht erwerben, ist hoch.
Zudem unterstützen Sie mit dem Kauf im besten Fall einen Vermehrer, im schlimmsten Fall Massenzuchten im angrenzenden Ausland.
Vorteile
- meist in der Nähe
- verkauft mitunter auch Exoten
- Sie sehen die Tiere vor dem Kauf
Nachteile
- Herkuft der Tiere für Sie nicht nachvollziehbar (der Laden kann Ihnen alles erzählen!)
- ladeneigene Zuchten sind selten tiergerecht
- falsche Geschlechtsbestimmung möglich
- Erwerb zu junger, kranker oder tragender Tiere wahrscheinlich
- mangelhafte bis falsche Beratung
Regeln
- keine Prüfung des Übernehmers - wer Tiere will bekommt sie
- oft keine Rücknahme einmal verkaufter Tiere
- keine Haftung für Parasitenbefall, Krankheit, Trächtigkeit oder Geschlecht
Wo finde ich eine Zoohandlung?
- in den Branchenbüchern
- bei Google
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