Überblick
Herkunft: | fast ganz Europa und weite Teile Asiens bis nach Japan in Hecken, Röhricht, hohen Gräsern und Getreidefeldern |
Sozialverhalten: | für kleine Gruppen bis ca. 8 Tiere geeignet |
Aktivitätszeit: | tagaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 80x50x100cm für 2 – 4 Tiere |
Handling: | flott, aber meist recht gut händelbar; nicht bissig |
Ernährung: | Saatenmischung + Getreide, viel Frischfutter, Insekten |
Größe und Gewicht: | 5 – 6 cm + 5 – 7,5 cm, 5 – 7g |
Geschlechtsreife: | ab 5 – 8 Wochen |
Tragzeit: | 20 – 21 Tage |
Besonderheiten: | Tragende und säugende Weibchen können gegen Artgenossen sehr aggressiv werden. Eine temporäre Trennung ist daher oft sinnvoll. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Langschwanzmäuse (Muridae) |
Unterfamilie: | Echte Mäuse (Murinae) |
Gattung: | Micromys |
Art: | Eurasische Zwergmaus (Micromys minutus) |
WICHTIG!
Eurasische Zwergmäuse fallen unter die Bundesartenschutzverordnung. Daher benötigen Sie zur Haltung dieser Tiere einen Herkunftsnachweis. Züchter und Privathalter, die Nachwuchs haben, müssen ein Nachweisbuch führen. Eine CITES-Bescheinigung ist in Deutschland jedoch nicht (mehr) notwendig.
Jede Bestandsveränderung (Tod, Nachzucht, Abgabe) muss in der Regel bei der für den Artenschutz zuständigen kommunalen Behörde gemeldet werden. Was, wo und wie gemeldet werden muss, ist in der Praxis von Behörde zu Behörde mitunter sehr unterschiedlich. Informieren Sie sich daher vor der Anschaffung der Tiere am besten bei Ihrer zuständigen Naturschutzbehörde.
Halter in der Schweiz benötigen keinen Herkunftsnachweis.
- Wildtier Zwergmaus
- Anatomie und Erscheinung
- Zwergmäuse als Haustier
- Handling von Zwergmäusen
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung von Zwergmäusen
- Ernährung von Zwergmäusen
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Zwergmäusen
- Vergesellschaftung von Eurasen
- Anschaffung Eurasischer Zwergmäuse
- Zwergmäuse in Artengesellschaften
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Die Eurasische Zwergmaus als Wildtier
Das Verbreitungsgebiet der Eurasischen Zwergmaus erstreckt sich über fast ganz Europa und weite Teile Asiens bis nach Japan. Dort lebt der geschickte Kletterer vorrangig in Hecken und Röhricht, in Getreidefeldern und Rübenschlägen, in Ried- und Seggengrasbeständen oder auch als Kulturfolger in Hafer- und anderen Getreidefeldern.
Unter einheimischen Mäusen nimmt die Zwergmaus eine Sonderstellung ein, da sie einen Großteil ihres Lebens nicht auf dem Boden, sondern zwischen den Halmen der Pflanzen ihres Lebensraumes verbringt. Durch ihre geringe Größe und das daraus resultierende geringe Gewicht sowie ihren kräftigen Greifschwanz sind die kleinen Mäuse perfekt an das Leben über dem Boden angepasst. In einer Höhe von 40 bis 80 cm bauen sie ein kunstvolles, kugeliges Nest, in dem sie leben und das ihnen als Schlafplatz, Kinderstube und Toilette dient. Den Winter verbringen sie allerdings in tiefen Erdgängen. Auch für den Fall einer Gefahr haben sie noch ein weiteres Nest am Boden, in das sie sich bei Bedarf flüchten können.
In freier Wildbahn sind Zwergmäuse meist Einzelgänger oder sie leben in Mutter-Kind-Gruppen in ihren kleinen Revieren. Ist das Nahrungsangebot für mehrere Tiere ausreichend, tolerieren sie auch andere Artgenossen in ihrer Nähe.
Die Nahrung der kleinen Nager besteht in freier Natur aus Samen, Pflanzenteilen und kleinen Insekten. Sie sind aber durchaus in der Lage, auch große Insekten wie Schmetterlinge und unsere größten Heuschreckenarten zu erbeuten. Leider werden sie vor allem für Eulen, Wiesel und andere Beutegreifer selbst schnell zu einer willkommenen Mahlzeit.
Anatomie und Erscheinung
Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 5 bis 6 cm, einem 5 bis 7,5 cm langen, spärlich behaarten Schwanz und einem Gewicht von 5 bis 7g ist die Eurasische Zwergmaus neben der Birkenmaus das kleinste einheimische Säugetier. Die Männchen sind dabei im Durchschnitt kleiner und leichter als die Weibchen.
Die Oberseite der Tiere ist rehbraun gefärbt, die Unterseite in einem hellen Creme-Ton abgesetzt. Die kleinen Augen weisen die possierlichen Nager als eher tagaktiv aus. Die kleinen, runden Ohren sind so kurz, dass sie fast im Fell verschwinden.
Charakteristisch für Eurasische Zwergmäuse ist ihr Greifschwanz, der aktiv zum Klettern genutzt werden kann. Im Gegensatz zu fast allen anderen Mäusen der Alten Welt können sie sich notfalls auch nur mit dem Schwanz festhalten, so kräftig ist die Muskulatur. Das sollte für Sie als Halter jedoch keine Einladung sein, die Tiere permanent am Schwanz hochzunehmen oder festzuhalten.
Die Eurasische Zwergmaus als Haustier
Eignen sich Eurasische Zwergmäuse für mich?
Eurasische Zwergmäuse sind keine ganz einfachen Haustiere. So kann zum Beispiel die Gruppenhaltung schwierig werden, da die Tiere in der Natur nur bedingt sozial leben. Gibt es Streitereien, müssen Sie die Tiere im schlimmsten Fall trennen und haben am Ende viele Einzeltiere.
An ihre Haltung stellen Zwergmäuse ebenfalls spezielle Ansprüche, die dem Halter beispielsweise etwas mehr Initiative bei der Einrichtung abverlangen, als nur in der nächsten Zoohandlung Häuschen zu kaufen.
Auch wenn einige Exemplare recht zahm werden, ist das Gros der Zwergmäuse ausschließlich zur Beobachtung geeignet.
Am glücklichsten wird mit den kleinen Mäusen also ein Halter werden, der viel Spaß am phantasievollen Einrichten des Geheges und am Beobachten der Tiere hat und der bereits erste Erfahrungen mit anderen Mäusearten gesammelt hat.
Schon aufgrund ihrer geringen Größe sind die winzigen Nager keine Haustiere für kleinere Kinder. Für größere Kinder, die die Nager nur beobachten möchten, könnten die tagaktiven Mäuse durchaus – unter elterlicher Aufsicht – interessante Pfleglinge sein.
Checkliste Zwergmaus
- riechen kaum
- für Naturterrarien geeignet
- präsent, lebhaft und wenig scheu
- eher Beobachtungstiere
- tagaktiv
- Schilf, Getreide u.Ä. als Einrichtung ein Muss
- komplexes Sozialverhalten
- Handling bedarf etwas Übung
- sollten nicht tageweise allein gelassen werden
Handling von Zwergmäusen
Die geringe Größe der Tiere macht ihre Handhabung etwas schwierig. Wenn Sie bereits Erfahrung im Handling kleiner Tiere haben, ist das sehr von Vorteil. Da Eurasen in der Regel aber nicht beißen, können Sie ohne Handschuhe üben.
Handling zu Hause
Versuchen Sie, die Mäuse zum Umsetzen mit einer Transportbox, am besten einer Faunabox, zu fangen. So werden sie weniger gestresst. Zahme Exemplare können Sie natürlich auch auf die Hand nehmen und umsetzen.
Zur Geschlechtsbestimmung setzen Sie die betreffende Zwergmaus in eine durchsichtige Box. So können Sie sie in Ruhe von unten betrachten.
Handling beim Tierarzt
Auch beim Tierarzt empfiehlt sich das Betrachten in der Box. Müssen die Tiere direkt berührt werden, können Sie sie an der Schwanzwurzel und/oder im Nackenfell festhalten. Das Halten am Schwanz sollte jedoch immer die letzte Lösung sein.
Entflohene Zwergmäuse
Entflohene Mäuse lassen sich am besten mit einer Box, Eimerfalle oder einer TripTrap-Falle einfangen. Sehr zahme Zwerge können Sie aber auch einfach mit der Hand wieder einsammeln.
Sozialstruktur und Verhalten
Bei den überwiegend tagaktiven Nagern ist die Gruppenhaltung laut einigen Quellen nur bedingt möglich, da sie teilweise sehr unverträglich Artgenossen gegenüber sind. Ob eine Gruppe stabil bleibt, lässt sich nie vorhersehen. Manche Exemplare tolerieren überhaupt keine Artgenossen, andere Zwergmäuse leben harmonisch in Gruppen.
Generell sollten Sie aber immer mit Unverträglichkeiten von Tieren untereinander rechnen. Fragen Sie am besten beim Züchter nach, wie sozial seine Tiere sind. So lassen sich auch Ihre neuen Mitbewohner besser einschätzen.
Dem Menschen gegenüber sind Eurasische Zwergmäuse sehr friedlich und freundlich, aber eher zurückhaltend bis scheu. Mit etwas Geduld werden sie aber ein wenig futter-, manche sogar handzahm, was Gesundheitsüberprüfungen wesentlich vereinfacht.
Familiengruppe
Die Familienhaltung ist bei Eurasischen Zwergmäusen schwierig bis unmöglich. Vor allem tragende und säugende Mäusinnen können sehr aggressiv werden. Sie müssen dann oft mit dem (anstehenden) Nachwuchs vereinzelt werden. Andernfalls können sie Gruppenmitglieder oder ihr Männchen schwer verletzen. Achten Sie hier auf Anzeichen von Aggressionen und handeln Sie frühzeitig.
Gleichgeschlechtliche Gruppen
Besonders Männchen ab Eintritt der Geschlechtsreife gelten als schwierig, was ich aus meiner eigenen Praxis allerdings nicht bestätigen kann. Meine Männchengruppen mit 3 bis 5 Tieren waren immer sehr harmonisch – wie Sie unter anderem auf dem untenstehenden Bild sehen können. Auch habe ich von anderen Haltern nichts Gegenteiliges erfahren.
Komplikationen mit Gruppen sind mir in geringem Umfang bekannt. Sie kommen allerdings von Haltern mit Weibchen. Die sind bei dieser Mäuseart revierbezogener und nach Erfahrungswerten auch aggressiver zueinander. Hier kann die Gruppenhaltung schwierig bis unmöglich werden.
Haltung von Eurasischen Zwergmäusen
Welche Gehegegröße brauchen Zwergmäuse?
Zur Haltung von Eurasischen Zwergmäusen eignen sich Gehege ab einer Größe von 80 x 50 x 100cm für 2 bis 4 Tiere. Wichtig ist für diese kleinen Nager, dass die Höhe stimmt, da sie in hohen Gräsern einen Großteil ihres Lebens verbringen. Und diese Gräser dürfen gern 100cm hoch sein.
Welche Gehege eignen sich für Eurasen?
Optimal sind für Zwergmäuse Terrarien, OSB-Terrarien, Volieren und Eigenbauten entsprechender Größe. Die Volieren sollten mit Maschendraht mit einer Maschenweite von 0,6 cm bespannt sein. Bei Terrarien müssen Sie auf eine ausreichende Belüftung achtgeben. Die gewährleisten senkrechte, versetzt gegenüberliegende Lüftungsflächen am besten.
Die im Vergleich zur Größe der Tiere enorme Höhe ergibt sich aus dem einfachen Umstand, dass die Mäuse fast ihr ganzes Leben in diesen für sie luftigen Höhen verbringen. Zu flache Gehege werden diesem Bedürfnis nach einem Nest weit über dem Boden nicht gerecht und sind deshalb als nicht verhaltensgerecht abzulehnen.
Eine weitere Möglichkeit zur Unterbringung stellen Aquarien mit einem Volierenaufsatz dar. Eine reine Aquarienhaltung verbietet sich schon aufgrund der zu geringen Höhe von selbst.
Einstreu für Zwergmäuse
Als Einstreu können Sie Kleintierstreu, Leinstreu oder Ähnliches verwenden. Zwergmäuse eignen sich allerdings auch hervorragend für Naturgehege. Ein Untergrund aus Erde oder einem Erde-Terrarienhumus-Gemisch wird von den Mäusen daher auch gern angenommen.
Inventar für Zwergmäuse
Unabdingbar für die Einrichtung sind Sträuße aus Gras, Ried, Getreide oder Schilf, denn nur dann bauen Zwergmäuse überhaupt ihre Kugelnester. Zudem bevorzugen sie diese Sträuße auch als Aufenthaltsplatz in ihren aktiven Phasen.
Bis sie diese fertig gebaut haben, schlafen sie meist im Heu oder unter der Einstreu.
Neben den Gräsern und Schilf freuen sich die Mäuse im Terrarium auch über eine Terrarienkletterrückwand. In Volieren wird auch das Gitter als Kletterfläche genutzt.
Die intelligenten Zwergmäuse müssen beschäftigt werden. Dafür eignen sich beispielsweise Äste von einheimischen, ungiftigen Bäumen. Junge Triebe fressen sie daran gern ab.
Außerdem sollten Sie den Mäusen Versteckmöglichkeiten in Form von Häuschen, Kokosnüssen, Exotennestern oder Korkröhren anbieten. Aufgehängte Kolbenhirse, Wurzeln und Äste sind für die flinken Nager immer eine willkommene Klettermöglichkeit neben ihren Halmen.
Brauchen Zwergmäuse ein Laufrad?
Laufräder sind für diese betonten Kletterer nicht unbedingt notwendig. Als Spielzeug können Sie jedoch sehr leichtgängige Räder ab 15cm Durchmesser anbieten.
Wie biete ich meinen Zwergmäusen Futter und Wasser an?
Ebenfalls zur Grundausstattung gehören getrennte Futterschüsseln für Saaten und Frischfutter sowie eine Wasserschüssel oder –flasche. Beachten Sie, dass die Kugeln von Kugeltränken zu schwer für die kleinen Mäuse sind. Verwenden Sie daher nur Tränken ohne Kugel oder eine offene Vogeltränke mit Reservoir.
Checkliste Haltung
- min 80x50x100cm für 2-4 Tiere
- Kletterfläche mit Schilf- oder Getreidesträußen
- Volieren, (OSB-)Terrarien (mit Säugerlüftung!) oder Eigenbauten
- Maschendraht: Maschenweite von 6mm
- Einstreu oder Erde
- Sandbad und Heizung unnötig
- Schilfbündel, Äste, Hanfmatten, Kokosnüsse, Kork
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
- Laufrad optional
- Futterschüssel kein Must Have
- Wasserschüssel oder offene Tränke mit Reservoir
Was fressen Eurasische Zwergmäuse?
Das Grundfutter für Zwergmäuse setzt sich am besten aus Exotenfutter und Wild-/Unkrautsamen zusammen. Aufpeppen können Sie die Mischung mit weiteren Kleinsaaten, getrockneten Kräutern und größeren Saaten sowie Getreide. Seien Sie aber mit Nüssen und Fettsaaten wie Kürbiskernen und Sonnenblumenkernen sparsam. Zu viel davon lässt die kleinen Nager schnell verfetten.
Ein weiterer Hauptbestandteil der Ernährung ist bei Zwergmäusen das Frischfutter. Vor allem Gräser und Kräuter nehmen die kleinen Nager sehr gern an und sollten sie täglich ad libidum zur Verfügung haben. Ergänzen können Sie das Frischfutter mit Karotten, Salaten und anderen Gemüsen sowie Beeren und vor allem einheimischem Obst.
Auf dem Speiseplan Eurasischer Zwergmäuse darf tierisches Eiweiß auf keinen Fall fehlen. Das können Sie am besten über Mehlwürmer und andere Insekten anbieten. So reicht etwa ein kleines Insekt pro Tag und Maus schon aus, um den Eiweißbedarf der Nager zu decken.
Die kleinen Mäuse pinkeln übrigens gern beim Fressen in ihren Napf. Damit sie dadurch nicht zu viel Futter verderben, wählen Sie am besten sehr kleine Schüsseln. Bei diesen hängen die Mäuse beim Fressen mit dem Po über den Rand und das Futter bleibt sauber. Da sie auch die Trinkschüssel gern als WC nutzen, empfiehlt sich die Anbringung einer Trinkflasche oder eines Wasserspenders für Vögel.
Checkliste Ernährung
- kleinsaatenbetonte Samenmischung als Grundfutter
- Schwerpunkt des Frischfutters auf Gräsern und Kräutern
- am besten einheimisches Obst und Gemüse
- Insekten als Proteinfutter -> Lebendfütterung möglich
- frisches Wasser
- nicht diabetesgefährdet
Fortpflanzung und Lebenserwartung Eurasischer Zwergmäuse
Die Nachzucht von Eurasischen Zwergmäusen gelingt recht problemlos, wenn Sie die Tiere verhaltensgerecht halten und vollwertig ernähren.
Nach einer erfolgreichen Paarung beginnt das Weibchen mit dem Bau eines Wurfnestes, das ein wenig größer ist als ein Schlafnest. Teilweise baut es das Nest aber auch erst wenige Tage vor der Geburt.
Während der Trächtigkeit reagiert das Weibchen häufig sehr aggressiv auf Artgenossen und versucht, andere Mäuse aus seinem Revier zu vertreiben. Da die Nager im Gehege nicht ausweichen können, wie sie es in freier Natur tun würden, können Kämpfe mit Verstümmelungen oder dem Tod eines Tieres die Folge sein. Beobachten Sie daher das Verhalten der künftigen Mutter genau und setzen Sie das trächtige Weibchen für die Dauer der Schwangerschaft und die Aufzucht in ein separates Gehege.
Zwei- bis dreimal im Jahr bekommt es im Nest nach einer Tragzeit von 20 bis 21 Tagen jeweils 2 bis 6 nackte und blinde Jungtiere. Vermeiden Sie eine Nestkontrolle. Manche Weibchen reagieren aggressiv darauf und quartieren danach ihren Nachwuchs auch um. Bei Erstgebärenden kann es sogar vorkommen, dass sie den Wurf auffressen. Wenn Sie ein Fiepen aus dem Nest hören, ist das das Zeichen, dass das Weibchen geworfen hat. Den Eingang des Nestes stopft es meist zu.
Regelmäßig besucht die Mutter ihren Nachwuchs, um ihn zu säugen. Mit der Zeit werden ihre Besuche bei den Jungen immer seltener. Nach etwa 20 Tagen hören sie ganz auf und die Jungtiere sind dann auf sich gestellt. Ab Ende der 4. Woche können die Jungen dann von der Mutter getrennt werden.
Die Geschlechtsreife erreichen die Jungen dann zwischen der 5. und 8. Lebenswoche.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: 20 - 21 Tage
- Anzahl der Jungen: 2 - 6
- Anzahl Würfe pro Jahr: 2 - 3
- Geschlechtsreife: mit 5 - 8 Wochen
- Nesthocker
Welche Krankheiten bekommen Eurasische Zwergmäuse?
Obwohl Zwergmäuse als Exoten recht robust in der Gesundheit sind, sollten Sie auch hier gut Sorge für Ihre Schützlinge tragen. Durch den schnellen Stoffwechsel können schon kurze Hunger- und Durstphasen von wenigen Stunden ernsthafte, gesundheitliche Schäden hinterlassen. Achten Sie daher immer darauf, dass Futter und Wasser für die Tiere jederzeit in ausreichender Menge erreichbar sind.
Ein weiteres Gesundheitsproblem können Bisswunden werden, wenn sie etwas größer sind oder sich entzünden. Beobachten Sie daher Ihre Tiere, ob diese sich streiten oder gar jagen, um der Entstehung solcher Verletzungen vorzubeugen.
Und auch wenn Zwergmäuse bei richtiger Haltung und Fütterung eher selten krank werden, sollten Sie sich eine finanzielle Rücklage für veterinärmedizinische Notfälle von etwa 100 Euro schaffen.
Typische Krankheiten
- Schäden durch Nahrungs- oder Wassermangel
- Bissverletzungen
Wie kann ich Zwergmäuse vergesellschaften?
Die Vergesellschaftung ist bei Eurasischen Zwergmäusen ein komplexes Thema. Es gibt sowohl Tiere, die sich ohne Probleme auf Anhieb verstehen, als auch solche, bei denen es fast unmöglich ist, sie zu vergesellschaften.
Zum Vergesellschaften von Zwergmäusen eignet sich am besten die Etappenmethode oder die Großraummethode. Es kann dabei vorkommen, dass sich die Tiere im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zeigen. Begleiten Sie deshalb die Vergesellschaftung aufmerksam und lassen Sie die Tiere zu Beginn jeder Etappe bzw. auf der großen Freifläche mehrere Stunden nicht aus den Augen. Es kann durchaus vorkommen, dass die Mäuse sich in einer Etappe gut vertragen und in der nächsten dann anfangen, aggressiv zu streiten. Gehen Sie dann wieder für mindestens 24 Stunden einen Schritt zurück und beobachten Sie die Nager dann noch einmal genau, bevor Sie sich erneut an die nächste Stufe herantrauen. Alternativ sollten Sie dann erwägen, die Großraummethode für diese Exemplare zu wählen.
Diese ist auch optimal für besonders scheue Tiere. Die reagieren in kleineren Boxen und Käfigen aggressiv. Hier empfiehlt es sich, die Zwergmäuse aus der Badewanne gleich in das (noch leere) Endgehege zu quartieren und sie dort gründlich zu beobachten.
Anschaffung Eurasischer Zwergmäuse
Wenn Sie nach Lektüre der obigen Informationen beschlossen haben, dass Eurasische Zwergmäuse geeignete Haustiere für Sie sind, haben Sie mehrere Möglichkeiten, woher Sie ihre Tiere beziehen können.
1. Tierschutz
Im Tierschutz sind die winzigen Gesellen recht selten. Nachfragen lohnt sich aber vor allem bei privaten Notstationen.
Finden Sie Ihre Zwerge in einem Tierheim, rechnen Sie hier nicht mit Zwergmauserfahrung und damit mit Beratungskompetenz. Oft wissen die dortigen Mitarbeiter auch nicht, dass die Tiere einen Herkunftsnachweis benötigen. Klären Sie mit Ihrer zuständigen Behörde, wie Sie verfahren sollen, wenn die Tiere im Tierheim keinen Nachweis haben. Außerdem müssen Sie vor allem bei Tierheimen mit unerkannten Krankheiten und Parasiten rechnen.
2. Seriöser Züchter
Werden Sie im Tierschutz nicht fündig, sollte Ihr nächster Gang zu einem seriösen Züchter führen. Den finden Sie sowohl unter den Privathaltern als auch unter Zoos, Wild- und Tierparks. Der kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen. Zudem stellt er Ihnen einen Herkunftsnachweis aus.
3. Messen und Börsen
Auch auf diversen Messen und Börsen sind die kleinen Nager zu finden. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke und alte Tiere verkaufen. Kaufen Sie niemals Tiere ohne Herkunftsnachweis!
4. Zoohandlung und Vermehrer
In Zoohandlungen finden sich Eurasische Zwergmäuse heute praktisch nicht mehr. Allerdings gibt es immer noch Vermehrer, die die Tiere ohne Fachkunde nachziehen und oft sogar ohne Papiere verkaufen.
WICHTIG: Kaufen Sie niemals Tiere ohne Herkunftsnachweis! Die Tiere sind sonst nicht gemeldet und daher illegal. Werden Ihnen Tiere ohne Papiere angeboten, können Sie davon ausgehen, dass die Quelle unseriös ist.
Checkliste Anschaffung
- Gehege
- Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Schilf-/Grasbündel, Zweige ...)
- Schüsseln oder Spender für Wasser und/oder Futter
- Transportbox
- Tierarzt, der im Zweifel bereit - und fähig! - ist, die Winzlinge zu behandeln
Zwergmäuse in Artengesellschaften
Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Artengesellschaften gehören immer in Hände erfahrener Halter und benötigen deutlich mehr Platz als die artreine Haltung!
Für eine Artengesellschaft sind Zwergmäuse aufgrund ihrer geringen Größe und ihrer besonderen Ansprüche an das Inventar schlecht geeignet. Eine Vergesellschaftung ist daher vor allem mit den ähnlich großen Afrikanischen Knirpsmäusen und als einheimische Kombination mit Rötelmäusen denkbar.
Da Knirpsmäuse ähnlich groß sind, ist hier eine Gesellschaft möglich und den Erfahrungswerten nach sehr friedlich. Die Tiere haben ähnliche Ernährungsanforderungen, aber einen stark unterschiedlichen Aktivitätsrhythmus und auch sehr unterschiedliche Ansprüche an ihre Umgebung. Beiden Arten können Sie am besten in einer großen Voliere (Mindestgrundfläche bei Knirpsmaus-Familiengruppen 150 x 60, Mindesthöhe 100cm) gerecht werden, die beiden Arten Nischen bietet.
Bei einer Gesellschaft mit Rötelmäusen müssen Sie ebenfalls Nischen für beide Arten schaffen. Am besten lässt sich das in einem Naturgehege abbilden, das einen (lebenden) Schilfgürtel bekommt. Hier haben die Zwergmäuse ihre hohen Halme, während die Rötelmäuse sich über den feuchten Standort und ein Wasserbad freuen. Für beide Arten sollten Sie aber auch trockene Rückzugsorte gestalten. Ähnliches gilt für die Kombination mit Levante-Wühlmäusen.
- Eurasische Zwergmäuse + Knirpsmäuse (Gehege: min. 1,5qm, min. 100cm hoch)
- Zwergmäuse + Rötelmäuse (7 Zwerge + 4 Rötelmäuse auf 2 qm Naturterrarium)
- Zwergmäuse + Levante-Wühlmäuse
Berichte über unpassende Artenkombinationen sind mir derzeit nicht bekannt.
Schaffen Sie niemals Zwergmäuse für eine Artengesellschaft an, wenn Sie bei Nichtvertragen nicht auch die Möglichkeit haben, beide Arten getrennt zu halten.
Sie sollten beide Arten auch schon als artreine Gruppe längere Zeit gehalten haben und ausreichend über deren Bedürfnisse und Eigenheiten informiert sein. So vermeiden Sie, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere in der Artengesellschaft leiden.
Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft in jedem Fall absehen!
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