Überblick
Herkunft: | menschennahe Regionen weltweit |
Sozialverhalten: | klein- und großgruppengeeignet |
Akitivitätszeit: | dämmerungstaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 100x60x60cm für 4 – 6 Mäuse |
Handling: | meist einfach mit der Hand, scheue Tiere mit Klorolle oder Handlingbox; nicht bissig |
Ernährung: | Saaten- und Getreidmix mit Trockenkräutern, Frischfutter, Insekten |
Größe und Gewicht: | 8 – 11cm + 7,5 – 10cm, 25 – 50g |
Geschlechtsreife: | ab 4 Wochen |
Tragzeit: | ca. 21 Tage |
Besonderheiten: | Die Mäuse haben eine starke Disposition zu Atemwegserkrankungen. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Langschwanzmäuse (Muridae) |
Unterfamilie: | Echte Mäuse (Murinae) |
Gattung: | Mus |
Art: | Hausmaus (Mus musculus) |
Unterart: | Farbmaus (Mus musculus f. domestica) |
- Wildtier Hausmaus
- Anatomie und Erscheinung
- Farbmäuse als Haustier
- Handling von Farbmäusen
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung von Farbmäusen
- Ernährung von Farbmäusen
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Farbmäusen
- Vergesellschaftung von Farbmäusen
- Anschaffung von Farbmäusen
- Farbmäuse in Artengesellschaften
- Unterstütze dieses Projekt 🙂
Die Hausmaus als Wildtier
Die Hausmaus besiedelte ursprünglich Steppen, Halbsteppen und Halbwüsten des Mittelmeergebietes und Südostasiens. Dort ernährte sie sich hauptsächlich von Grassamen.
Wahrscheinlich schon mit Beginn des Ackerbaus vor über 8000 Jahren schloss sie sich dann dem Menschen an. Der eröffnete den Tieren mit seinen Kornkammern ein völlig neues, nie gekanntes Schlaraffenland. Wilde Hausmäuse benötigen täglich mindestens 35 bis 45% ihres eigenen Körpergewichtes an Nahrung – also deutlich mehr als ihre domestizierten Verwandten.
In freier Wildbahn leben Hausmäuse immer im Familienverbund und bilden teilweise sehr große Rudel. Einzelgänger wurden hingegen noch nicht beobachtet. Sie hätten auch keine reelle Überlebenschance. Hausmäuse sind in ihrem Leben immer auf den Schutz der Gruppe angewiesen. Durch das Leben in Gruppen besitzen sie ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten, das im Kapitel Sozialstruktur und Verhalten näher betrachtet wird.
Wilde Hausmäuse haben sich schnell zu ungeliebten Kulturfolgern und Schädlingen in der Nähe des Menschen entwickelt. Doch nicht alle Menschen sehen sie als Plage an. Die in der Natur sehr seltenen weißen Mäuse werden teilweise als heilig verehrt. So gibt es in Indien sogar einen Tempel, in dem Mäuse – und zwar nicht nur weiße – als heilig verehrt werden ähnlich wie in dem bekannteren Tempel für die Ratten.
Im mittelalterlichen Europa wurden Hausmäuse auch für verschiedene heilige Rituale gebraucht. Beispielsweise sollten sie Glück bringen und (als Medizin eingenommen) Krankheiten heilen.
Gezielt gezüchtet werden sie seit ca. 2000 Jahren in China und seit über 300 Jahren in Japan, von wo sie vor ca. 160 Jahren nach Europa kamen. Am Anfang des letzten Jahrhunderts traten sie dann ihre traurige Karriere als Labortiere an.
Anatomie und Erscheinung
Die Farbmäuse verdanken ihren Namen der enormen Farbenvielfalt, die ihr Fell an den Tag legt. Von ganz weiß über gelb, orange, rot, blau, lila bis ganz schwarz und deren Scheckungen sind fast alle Farben denkbar.
Einige Farben gibt es wie Albinomäuse mit roten Augen. Diese Tiere sind lichtempfindlicher und neigen zu Veränderungen an der Hornhaut. Sie sollten sie deshalb nach Möglichkeit nicht mit Blitzlicht photographieren.
Die gesündeste Zuchtform der Farbmaus ist die normale, glatt- und kurzhaarige Form. Es gibt daneben noch verschiedenste andere Formen, die allerdings zum Teil als qualzüchtig eingestuft werden.
Daten und Fakten zur Farbmaus
Farbmäuse wiegen im Durchschnitt 25 bis 50g. Zwergwüchsige Tiere können aber auch nur 5g, adipöse Exemplare bis zu 100g auf die Waage bringen. Die Körperlänge schwankt zwischen 8 und 11cm. Dazu kommt ein 7,5 bis 10cm langer Schwanz. Rassemäuse vom sogenannten Showtyp können jedoch deutlich größer und bei Normalfigur auch entsprechend schwerer werden. Sie können schon als schlanke Tiere bis zu 100 g wiegen.
Die Körpertemperatur einer gesunden Farbmaus ist mit 38,5 bis 39,3°C höher als die des Menschen.
Die Atemfrequenz liegt bei ca. 100 – 200 Respirationen/min, die Herzfrequenz bei ca. 300-800 Schlägen/min.
Farbmäuse besitzen insgesamt 16 Zähne. Vier davon sind die ständig nachwachsenden Nagezähne vorn im Kiefer, die mit einer starken Zahnschmelzauflage umgeben sind. Diese Auflage ist bei gesunden Tieren gelblich bis orange. Bei Mangelerscheinungen können diese Zähne heller bis weiß erscheinen. Die einzige Ausnahme bilden Satinmäuse. Bei diesen Farbmäusen sind die Nagezähne auch bei gesunden Tieren weiß.
Hinter den Nagezähnen haben die Tiere eine Lücke, nach der insgesamt 12 Backenzähne folgen. Im Gegensatz zu den Nagezähnen wachsen diese nicht nach. Deshalb haben Mäuse anders als Tiere wie Kaninchen oder Chinchillas auch bei falscher Ernährung kaum Probleme mit diesen Zähnen.
Die Wahrnehmung der Maus führt den visuell betonten Menschen in eine völlig neue Welt, wie ein Lebewesen seine Umwelt sieht.
Augen
Durch die seitlich am Kopf befindlichen Augen haben die Tiere zwar einen guten Rundumblick, aber fast kein räumliches Sehvermögen. Somit können sie Entfernungen und Tiefe nur schwer abschätzen – einer der Gründe, warum Sie Farbmäuse gut in Offenhaltung halten können, ohne dass sie rausspringen. Die Augen der Farbmaus nehmen Bewegungen gut wahr. Das Farbsehen ist dagegen kaum entwickelt. Es wird ihr eine gewisse Farbtüchtigkeit im roten und gelben Spektralbereich zugesprochen. Sie soll auch in der Lage sein, bestimmte Spektralbereiche des ultravioletten Lichts wahrzunehmen.
Ohren
Farbmäuse haben sehr feine Ohren, die sie unabhängig voneinander in alle Richtungen bewegen und damit Töne im Ultraschallbereich wahrnehmen können, die Mensch nicht mehr hört. Vorwiegend in diesem Bereich findet auch die akustische Kommunikation statt.
Im Innenohr sitzt auch ein hochdifferenziertes Gleichgewichtsorgan. Das ermöglicht ihnen sicheres Gehen und Klettern selbst auf dünnen Ästen, schmalen Kanten und auf Seilen. Dieser Sinn muss allerdings trainiert werden. Untrainierte Tiere bewegen sich in anspruchsvollem Gelände deshalb anfangs etwas unsicher.
Nase
Der Geruchssinn ist ebenfalls sehr gut entwickelt und hilft dem Tier sowohl bei der Orientierung als auch in der sozialen Kommunikation. So verständigen sich die Mäuse über gelegte Duftspuren und laufen sogar auf Duftstraßen. Diese können sie auch in absoluter Dunkelheit zuverlässig und sicher beschreiten. Das erklärt die Gewandtheit, mit der sich die Tiere in vertrautem – und markiertem – Revier bewegen. Ihr Revier markieren Farbmäuse nämlich ebenfalls mit Düften. Außerdem orientieren sich bei der Partnerwahl und innerhalb des Rudels am Geruch der anwesenden Tiere.
Tasthaare
Mit Hilfe der Tasthaare, auch Vibrissen genannt, können Mäuse auch in absoluter Dunkelheit ihre Umgebung gut wahrnehmen. Die langen Haare der Schnauze erfassen genau die nähere Umgebung der Maus.
Darüber hinaus verfügen die Tiere auch seitlich am Körper über Tasthaare. Damit schätzen sie unter anderem ab, ob sie durch ein Loch hindurchpassen oder nicht. Dass sie sich dabei aber auch verschätzen können, zeigen immer wieder berichtete Fälle von Mäusen, die steckengeblieben sind. Achten Sie also immer auf die Größe der Durchschlüpfe im Inventar.
Die Farbmaus als Haustier
Eignen sich Farbmäuse für mich?
Farbmäuse sind im Vergleich zu einigen ihrer exotischen Verwandten recht einfach zu halten. Doch auch sie haben gewisse Ansprüche. Nur wenn Sie diese erfüllen, haben Sie glückliche Mitbewohner.
Auch in der Fütterung sind Farbmäuse vergleichsweise unkompliziert. Weibchen und Kastraten haben zudem meist ein sehr friedliches Sozialverhalten, das sie zusammen mit den oben angeführten Punkten zum idealen Haustier für Mäuseanfänger macht. Unkastrierte Böckchen gehören jedoch aufgrund ihres schwierigen Sozialverhaltens nur in erfahrene Hände. Einem Anfänger sind sie auf keinen Fall zu empfehlen!
Farbmäuse sind aufgrund ihrer geringen Größe nicht für kleinere Kinder als Haustiere geeignet. Größere Kinder, die die Grenzen der kleinen Nager akzeptieren können, sind sie schon eher interessante Mitbewohner – die zudem nur eine Verpflichtung für eine überschaubare Zeitspanne bedeuten.
Da Farbmäuse – besonders unkastrierte Böcke – einen eigentümlichen, recht intensiven Geruch haben, sollten Sie vorher abklären, ob Sie mit diesem umgehen können oder nicht. Für extrem geruchsempfindliche Menschen scheiden Farbmäuse von vornherein aus. Schnuppern Sie im Zweifel am besten bei einem Halter Probe. So können Sie auch gleich abklären, ob Sie auf die kleinen Nager allergisch reagieren.
Checkliste Farbmaus
- einfaches Handling
- artgerechte Haltung gut umsetzbar
- gute Futtermischungen im Online-Handel erhältlich
- dämmerungsaktiv
- Menschen gegenüber meist aufgeschlossen
- markanter Eigengeruch (v.a. der Böcke)
- Böcke MÜSSEN kastriert werden
- recht empfindliche Gesundheit
Handling von Farbmäusen
Farbmäuse sind in der Regel recht einfach zu handhaben. Weder beißen sie, noch sind sie sonderlich scheu. Zudem haben Farbmäuse eine recht handliche Größe und springen eher selten von der Hand.
Handling zu Hause
Sie können die kleinen Nager bei Bedarf meist einfach auf die Hand nehmen.
Kommt die Maus nicht freiwillig, müssen Sie sie einfangen. Entweder nutzen Sie dafür eine Klorolle oder ähnliches oder Sie fangen die Maus mit beiden Händen, indem Sie von der Seite her zufassen.
Der Schwanz ist nur in absoluten Notfällen (z.B. sehr scheue Tiere) zum Anfassen da. In diesen Fällen müssen Sie das Tier mit der freien Hand unterstützen. Mit der anderen halten Sie es direkt an der Schwanzwurzel fest. Nehmen Sie Ihre Tiere niemals an der Schwanzmitte oder gar an der Schwanzspitze hoch. Das tut ihnen weh!
Zur Geschlechtsbestimmung können Sie das Tier in eine durchsichtige Box oder Schüssel zu setzen, um es von unten zu betrachten. Diese Methode hat den Vorteil, dass Böcke die Hoden nicht in den Körper zurückziehen und sie damit deutlich sichtbar bleiben.
Handling beim Tierarzt
Beim Tierarzt wenden Sie dieselbe Handhabung an wie zu Hause. Für Injektionen und ähnliches können Sie die Maus auch mit dem Nackengriff und an der Schwanzwurzel auf einer Unterlage fixieren. Mitunter genügt es dafür jedoch schon, den Patienten auf eine Unterlage zu setzen und eine Fellfalte am Po hochzuziehen.
Der Nackengriff kann auch für die Untersuchung, etwa im Kopfbereich, angewandt werden. Der Nacken-Rückengriff ist eine Alternative – besonders wenn die Maus sicher fixiert werden muss.
Bei unkastrierten Böckchen sollten Sie immer die ganze Gruppe mit zum Tierarzt zu nehmen, um Streit bei der Rückkehr zu vermeiden. Bei Weibchen- und Kastratengruppen können Sie auch nur das vorzustellende Tier einpacken. In der Gruppe ist die Reise für das erkrankte Tier jedoch stressärmer.
Entflohene Farbmäuse
Entflohene Farbmäuse können Sie am besten mit einer TripTrap oder einer Gitterfalle wieder einfangen. Aber auch Eimerfalle und Faunabox eignen sich zu diesem Zweck. Mitunter lassen sich die kleinen Flüchtlinge aber auch einfach mit der Hand wieder einsammeln.
Beachten Sie beim Aufstellen von Lebendfallen: Farbmäuse laufen selten quer über freie Flächen. Sie huschen immer an Wänden und Möbeln entlang. Stellen Sie die Fallen daher entsprechend strategisch auf.
Sozialstruktur und Verhalten
Farbmäuse sind sehr gesellige Tiere, die Sie auf keinen Fall einzeln halten dürfen! Entgegen hartnäckigen Gerüchten werden einzeln gehaltene Tiere auch nicht schneller zahm als Gruppen. Außerdem sind die einsamen Tiere keineswegs glücklich – auch wenn dies manchem Halter so erscheinen mag. Jede einsame Maus leidet sehr unter der Einzelhaft und kein menschliches Wesen kann ihr die Artgenossen auch nur ansatzweise ersetzen. Die in Einzelhaft gehaltenen Tiere werden krank, tragen psychische Schädigungen davon, zeigen Verhaltensstörungen oder sterben gar vor Einsamkeit.
Mäuse brauchen ihre Artgenossen zum Spielen, Rangeln, gegenseitigem Putzen, Kuscheln, um sich sicher zu fühlen und auch für die Kommunikation im Ultraschallbereich. Daher sollten Sie mindestens 4 Mäuse halten. Reicht das Platzangebot aus und harmonieren die Tiere miteinander, können diese Gruppen 30 Tiere und mehr umfassen.
Jede Gruppe kennzeichnet ihr Revier mit Urin und Kot. Daher riechen Farbmäuse auch nach dem Umzug in ein neues Heim intensiver als Tiere, die schon länger an einem Ort wohnen. Manche Halter versuchen, diesen Geruch wegzuputzen. Sie schrubben Käfig und Inventar übermäßig oder versuchen gar, dem Mausgeruch mit Duftmitteln beizukommen. Dann markieren die Tiere aber so intensiv nach, dass sie deutlich mehr riechen, als würden Sie Käfig und Inventar nur mit klarem Wasser (und Essig) abspülen.
Auch beduftete Streu ist hierfür keine Lösung. Zum einen ist der synthetische Duftstoff viel zu intensiv für die zarten Mäusenasen. Zum anderen kann er die Tiere krank machen. Außerdem gilt natürlich auch hier: Die Mäuse versuchen den Geruch mit ihrem eigenen zu überdecken.
Familiengruppe
Die Familiengruppe verbietet sich bei Farbmäusen gleich aus mehreren Gründen. Als Liebhaber werden Sie schnell vor einer Flut von Nachkommen stehen, die Sie leicht überfordert.
Zudem sind die Weibchen dann ständig tragend, da Farbmäuse keine Wurfpausen einhalten. Auch für eine beabsichtigte Nachzucht ist diese Haltungsform nicht optimal. Wenn Sie Farbmäuse als Futtertiere nachziehen wollen, sollten Sie deshalb nicht einfach eine Familie halten, sondern einen Zuchtplan erarbeiten.
Planlose Vermehrung endet schnell in einer “Mausplosion”.
Gleichgeschlechtliche Gruppen und Kastraten
Farbmäuse können Sie sehr gut in reinen Weibchengruppen, reinen Kastratengruppen oder als Kastraten mit Weibchen halten.
Ein wesentlich vielschichtigeres Thema ist die Haltung unkastrierter Böcke. Sie ist meist problematisch, da es unabhängig von der Gruppenstärke und dem Verwandtschaftsgrad im Laufe der Zeit zu Rangkämpfen und ernsthaften Beißereien kommt. Nur in etwa 5% aller Fälle geht die Haltung einer Böckchengruppe ein Leben lang ohne Vorfälle gut.
Setzen Sie einen noch nicht geschlechtsreifen Jungbock zu einem Altbock, hat die Vergesellschaftung mehr Aussichten auf Erfolg. Doch auch wenn die Zusammenführung harmonisch und erfolgreich verläuft, kommt es nach Einsetzen der Geschlechtsreife des jüngeren Tieres häufig zu Kämpfen. Die einzige Lösung ist daher oft eine rechtzeitige Kastration.
Verhaltensweisen bei Farbmäusen
Mäuse haben eine ausgeprägte Rangordnung, welche sie mit diversen Ritualen festigen. Die Bindung der Mitglieder untereinander etwa wird durch die gegenseitige Körperpflege gestärkt.
Auch dem Menschen gegenüber zeigen sie einige Verhaltensweisen, die sich recht gut deuten lassen:
Weicht die Maus vor der menschlichen Hand zurück oder verharrt ruhig mit zusammengekniffenen Augen, ist sie unsicher und hat Angst. Dann sollten Sie die Hand dem Tier einfach ganz ruhig hinhalten. Für scheuere Nager gilt es, ruckartige und zu schnelle Bewegungen zu vermeiden.
Putzt sich die Maus ausgiebig in der Gegenwart des Menschen, ohne ihn zu beachten, fühlt sich das Tier sicher und ist gelassen. Wiederholtes, kurzes Putzen dagegen ist ein Anzeichen von Nervosität und Angst.
Wird die Maus beim Streicheln unruhig, will weglaufen oder zwickt ihren Menschen in den Finger, hat sie genug vom Kuscheln und möchte eine Ruhepause. Akzeptieren Sie das und setzen Sie das Tier zurück.
Mitunter graben Farbmäuse die Hand des Besitzers ein. Der Grund ist eher pragmatisch. Dinge, die sie nicht wegtragen oder verscheuchen können, “entfernen” sie aus ihrem Revier, indem sie sie eingraben. Hier greift das Motto “aus den Augen, aus dem Sinn”.
Zähneknirschen kann verschiedene Bedeutungen haben. Abhängig von der Situation kann es größte Angst, größte Wut oder Drohung, aber auch Schmerzen zum Ausdruck bringen.
Schwanzschlagen ist ein Zeichen höchster Erregung und hat im Wesentlichen zwei Bedeutungen: Zum einen ist es eine Drohung und Anzeichen größter Wut. Zum anderen kann es auf große Angst hindeuten.
Neugierige Mäuse, die ihre Umgebung beobachten, tun dies mit aufgerichteten Ohren und manchmal auch, indem sie Männchen machen.
Haltung von Farbmäusen
Welche Gehegegröße brauchen Farbmäuse?
Für die Haltung sind Farbe und Fellform unwichtig, da alle Farbmausformen die gleichen Ansprüche an ein schönes Heim haben. Die absolute Mindestgröße für 4 bis 6 Weibchen und/oder Kastraten beträgt 100 x 60 x 60cm.
Für unkastrierte Böcke wird gern eine maximale Gehegegröße von 60x40cm empfohlen, damit sie sich nicht streiten. Oft streiten die Tiere aber selbst in dieser Gehegegröße früher oder später. Zum anderen ist ein so kleiner Käfig für die neugierigen Tiere keine Dauerlösung. Die Haltung von Böcken ist also nur möglich, wenn sich die Tiere auch auf großen Flächen dauerhaft vertragen – was eher selten der Fall ist. Für verträgliche Böcke gilt dasselbe Mindestmaß wie für Kastraten und Weibchen.
Welche Gehege eignen sich für Farbmäuse?
Unabhängig von der gewählten Unterbringung brauchen die Nager in jedem Fall mindestens eine Ebene, besser mehrere. Außerdem sollten Sie das Gehege zumindest in Teilen rund 20 cm hoch einstreuen können.
Um Farbmäuse unterzubringen, gibt es sehr vielfältige Möglichkeiten:
- Gitterkäfige in ausreichender Größe und Buddelgelegenheit
- Mäuseschränke
- Volieren mit Buddelgelegenheit
- Mäuseburgen mit Buddelecke
- tiefer einstreubare, ausreichend belüftete OSB-Terrarien
Von Glasterrarien sollten Sie besser Abstand nehmen. Sie sind für Farbmäuse mit empfindlichen Lungen meist nicht geeignet. Durch den verminderten Luftaustausch bei den parallel zum Boden verlaufenden, zu kleinen Reptilienlüftungen kann sich am Grund Ammoniak sammeln. Dieser entsteht durch Bakterien aus dem Harnstoff im ausgeschiedenen Urin. Er bindet sich an die Luftfeuchtigkeit, wird so schwerer als die Raumluft und sinkt zu Boden. Hier atmen die Mäuse das recht aggressive Gas ein, was dauerhaft zu Schädigungen des sensiblen Lungengewebes führen kann. Einzige Ausnahme: Glasterrarien mit Säugerlüftung – also mit recht großen, versetzt gegenüber liegenden Lütungsflächen, die senkrecht zum Boden verlaufen. Auch der Austausch der Glasschiebetüren durch Gittertüren modifiziert diese Gehege ausreichend – wenn sie sich hoch genug einstreuen lassen.
Aquarien eignen sich nur dann für Farbmäuse, wenn sie nicht höher als breit sind und Sie den Tieren einen Volierenaufsatz mit Klettermöglichkeiten spendieren. Weitere Informationen zu Eignung, Vor- und Nachteilen der einzelnen Gehegeformen finden Sie in den Gehegebeurteilungen.
Hat die Unterbringung ein Maschengitter, so ist die größte noch verwendbare Masche Vierpunktgitter mit maximal 12mm Kantenlänge. Haben Sie eher kleine Exemplare, sollten Sie lieber zu 8mm greifen, um zu verhindern, dass die Mäuse darin steckenbleiben können. Bei Parallelgitter sollte der Abstand maximal 8mm bzw. 6mm betragen. Verwenden Sie kein Sechspunktgitter, da die Mäuse darin schnell hängen bleiben und sich schwer verletzen können.
Checkliste Haltung
- min 100x60x60cm für 4 - 6 Tiere
- Kletter- und Buddelfläche
- Volieren, OSB-Terrarien (mit Säugerlüftung!), Eigenbauten, Mäuseschränke, Mäuseburgen
- für offene und halboffene Haltung geeignet
- auf ausreichende Durchlüftung ohne Zug achten
- Maschendraht: Maschenweite von 8 - 12mm
- extrem staubarme Einstreu
- Heizung unnötig
- Wurzeln, Äste, Seile, Kork
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
- Laufrad optional, aber gern gesehen
- Sandschüssel optional (mit staubfreiem Sand!)
- Futterschüssel kein Must Have
- Wasserschüssel oder Trinkflasche
Einstreu für Farbmäuse?
Für die Einstreu gibt es sehr viele Varianten. Allen muss gemein sein, dass sie staubarm und natürlich sind. Sie können also beispielsweise diese Streusorten verwenden:
- Boxenstreu für Pferde
- Kleintierstreu
- Hanfstreu
- Leinenstreu
Dazu sollten Sie Farbmäusen zusätzlich Nistmaterial anbieten. Gern genommen werden beispielsweise:
- Heu
- Kokosfasern
- Hanffasern
- unparfümierte Taschentücher
- normale Küchentücher (keine reißfesten!)
- Kapok
Farbmäusen können Sie auch eine Sandschale anbieten. Allerdings nutzen sie die nicht zum Baden, sondern vielmehr als Toilette. Um das Fell nicht zu schädigen, sollte die Schüssel mit einem rundkörnigen Sand gefüllt sein. Abgerundeter Quarzsand oder Flusssand ist hier ideal. Manche Halter greifen auch zu Attapulgit, Sepiolit oder einem andere Tonmineral, wie sie für sandbadende Arten verwendet werden. Diese Sandarten sind allerdings wegen ihres hohen Staubanteils ungeeignet. Katzenstreu sollten Sie auf keinen Fall verwenden, da diese giftig sein kann und der Staub die Lungen der Tiere schädigt.
Inventar für Farbmäuse
Als Inventar eignet sich für Farbmäuse fast alles, was es aus Naturmaterialien gibt. Nagertunnel, Korkröhren, Äste und Wurzeln jeder Größe und Ausführung sind beliebtes und artgerechtes Inventar. Letztere sind dazu noch sehr günstig, wenn man sie selbst sucht. Wichtig ist dabei, keine bodennahen Äste zu verwenden und die Wurzeln richtig zu reinigen.
Häuschen können aus verschiedensten Materialien wie etwa Holz, Ton und Keramik bestehen und in den verschiedensten Formen angeboten werden. Die Eingänge sollten mindestens 3cm bei größeren Linien mindestens 4cm im Durchmesser sein, sodass kein Tier stecken bleiben kann. Auch Nistkästen für Sittiche sowie Finken- und Exotennester aller Art werden sehr gern angenommen. Kokosnüsse in den verschiedensten Ausführungen sind bei Farbmäusen ebenfalls sehr beliebt.
Auch Heu kann für Mäuse sehr interessant sein. Als Heunest bietet es einen fertigen Unterschlupf. Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen großen Korb, Krug oder ähnliches randvoll mit Heu zu füllen. Die Mäuse klettern darin sehr gern herum und bauen ihre Nester hinein.
Seile schulen Koordination und Muskulatur der Tiere. Ebenso eignen sich dafür Spielplätze, bei deren Bau Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt sind.
Auch Steine können Sie in die Einrichtung integrieren. So sind Weinsteine, Dachziegel, etc. eine schöne Ergänzung des Inventars. Selbst gesammelte Natursteine sollten Sie reinigen. Schnell wieder zernagt, aber dafür kostenlos überall zu haben sind Pappröhren und Klorollen, über die sich die meisten Mäuse freuen. Die können sie gleichzeitig auch zum Einfangen der Tiere nutzen.
Brauchen Farbmäuse ein Laufrad?
Ob Farbmäuse unbedingt ein Laufrad brauchen, darüber scheiden sich die Geister. Als Spielzeug ist es bei den meisten Farbmäuse sehr beliebt. Möchten Sie Ihren Tieren also ein Laufrad anbieten, sollte dieses mehrere Kriterien erfüllen:
- Mindestdurchmesser von 28cm (für Rassefarbmäuse vom Showtyp ab 30cm)
- einseitig geschlossen
- geschlossene Lauffläche
So beugen Sie Wirbel- und Bandscheibenschäden sowie einer Wirbelsäulenverkrümmung und dem sogenannten „Laufradschwanz“ vor. Auch vermeiden Sie mit solchen Rädern, dass die Tiere sich beim Ein- und Aussteigen einklemmen oder beim Laufen zwischen den Sprossen des offenen Bodens hängenbleiben können.
Wie biete ich meinen Farbmäusen Futter und Wasser an?
Bei Farbmäusen habe ich mit einer Trinkflasche bessere Erfahrungen gemacht. Wassernäpfe werden schnell eingebuddelt oder durch Kot und Urin verunreinigt.
Auch ein Futternapf und eine Frischfutterschüssel sollten nicht fehlen. Beides stellen Sie am besten etwas erhöht, so dass es von den Tieren nicht zu gegraben wird. Wenn Sie wissen, wie viel Ihre Mäuse fressen, können Sie auf die Trockenfutterschüssel auch verzichten und das Futter in der Einstreu verteilen. So sind die Nager länger mit der Futtersuche beschäftigt.
Futter für Farbmäuse
Farbmäuse haben einen sehr raschen Stoffwechsel. Aufgenommene Nahrung scheiden sie schon nach 3 bis 4 Stunden wieder verdaut aus. Deshalb brauchen sie im Vergleich zum Körpergewicht deutlich mehr Nahrung als ein Mensch, nämlich täglich 25 bis 30% ihres Körpergewichtes. Die Hauptnahrung von Farbmäusen sollte aus einer Saaten– und Getreidemischung bestehen, welche sich mindestens zu 60% aus Kleinsaaten zusammensetzt. Zusätzlich kann sie getrocknetes Gemüse und in kleinen Anteilen auch Obst, Fettsaaten und Nüsse enthalten. Durch den Zusatz getrockneter Kräuter können die Mäuse ihren Mineralhaushalt gut regulieren. Wählen Sie immer ein Futter ohne stark verarbeitete Bestandteile. Pellets, Presslinge und Extrudate haben in einem guten Farbmausfutter nichts verloren.
Neben dem Futter, das Sie in die Schüssel geben, können Sie die Mäuse ihr Futter auch erarbeiten lassen. Dabei empfiehlt es sich, auf natürliche, ungezuckerte Futtermittel wie Kolbenhirse, Flachs- und Haferrispen zurückgreifen. Industriell hergestellte Kräcker und Bisquits sind aufgrund ihres hohen Zucker- und/ oder Fettgehaltes nicht zu empfehlen.
Auch mit Futterspießen aus Obst und Gemüse können Sie die Nager beim Nahrungserwerb beschäftigen. Für die Tiere ebenfalls sehr spannend sind ausgesäte Mischungen aus Weizen, Gerste, Hafer, Gras und einem kleinen Anteil Kräuter.
Bei Frischfutter gilt immer: Füttern Sie mehr Gemüse und sonstiges Grün als Obst. Obst kommt im natürlichen Speiseplan der Mäuse nämlich deutlich seltener vor. Auch Keimlinge sind ein guter Vitaminlieferant.
Da die Farbmaus kein Vegetarier ist, benötigt sie unbedingt tierisches Eiweiß. Dieses können Sie in Form von Lebendfutter als Mehlwürmer, Zophobas oder kleine Schaben anbieten. An Lebendfutter wie Grillen, Heuschrecken und große Schaben trauen sich Farbmäuse eher selten heran. Solche Insekten sollten Sie tot verfüttern, wenn Ihre Mäuse sie nicht jagen.
Wer auf Lebendfutter verzichten möchte, kann beispielsweise gekochtes Eiweiß und Trockeninsekten verfüttern. Milchprodukte wie Magerquark, Magermilchjoghurt, fettarmer milder Käse ohne Schimmel und Rinde und Hüttenkäse sind eher eine Notlösung. Schlagsahne ist wider irrtümliche Annahmen kein adäquater Eiweißspender, da sie 30% Fett, aber nur 2,5% Protein enthält.
Gesunde Leckerli für die Tiere, um sie zu locken, zu belohnen oder zu verwöhnen sind beispielsweise Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Gurkenkerne, Erdnüsse, Backoblaten und Rosinen. Bei Rosinen empfiehlt es sich, auf Ökoprodukte zurückzugreifen, da diese deutlich weniger mit Pestiziden belastet sind. Industriell gefertigte Leckerlis wie Drops sind leider oft nicht mausgerecht, da sie zu süß und oft auch zu fett sind.
Checkliste Ernährung
- kleinsaatenbetonte Samenmischung mit Getreiden als Grundfutter
- Frischfutters aus Gemüse, grünen Pflanzen, Blüten und Obst
- Insekten als Proteinfutter -> Lebendfütterung möglich
- frisches Wasser
- nicht diabetesgefährdet
Ernährungsphysiologisch ideal zusammengesetztes Futter für Farbmäuse
Aminosäuren | Vitamine | Mineralien | |||
Arginin | 1,5% | A | 15.000IE | Calcium | 1,0% |
Asparaginsäure | 2,1% | B1 | 10mg | Kalium | 0,9% |
Cystin | 0,03% | B2 | 20mg | Magnesium | 0,2% |
Glycin | 1,0% | B3 | 60mg | Natrium | 0,25% |
Glutaminsäure | 4,3% | B5 | 30mg | Phosphor | 0,7% |
Histidin | 0,6% | B6 | 12mg | ||
Isoleucin | 0,9% | B12 | 80µg | Cobalt | 2,0mg |
Leucin | 1,6% | D3 | 1000IE | Eisen | 220mg |
Lysin | 1,3% | E | 100mg | Jod | 2,0mg |
Methionin | 0,4% | K3 | 5mg | Kupfer | 12mg |
Phenylalanin | 1,1% | Biotin | 400µg | Mangan | 90mg |
Threonin | 0,8% | Inosit | 50mg | Selen | 0,2mg |
Tryptophan | 0,3% | Zink | 75mg | ||
Valin | 1,0% |
Rohnährstoffe | |
Rohprotein | 19,0% |
Rohfett | 3,5% |
Rohfaser | 3,9% |
Rohasche | 6,8% |
Die angegebenen Werte für Rohprotein und Rohfett entsprechen dem Bedarf bei reiner Haustierhaltung. Bei schwangeren und säugenden Tieren steigt der Bedarf an Protein auf 22,0% und der an Fett auf 4,5%.
Fortpflanzung und Lebenserwartung von Farbmäusen
Das Überleben ihrer Art sichert die Hausmaus mit vielen Nachkommen. Deshalb kann auch ein Farbmausweibchen nach 21 Tagen Tragzeit bis zu 16 Junge gebären. Schon Stunden nach der Geburt ist sie dann wieder empfängnisbereit. So kommt der nächste Wurf oft bereits 3 Wochen später zur Welt.
Da sich Farbmäuse auch noch unter ungünstigsten Bedingungen vermehren, ist bei ihnen die Vermehrung kein Indikator für Wohlbefinden!
Die Mäusekinder öffnen nach ca. 14 Tagen ihre Augen und erkunden ihre Umgebung. Sie werden jedoch noch bis zum Ende der 3. Woche weiter gesäugt. Auch wenn sie danach unabhängig von der Muttermilch sind, sollten Sie weibliche Mäusekinder noch weitere 3 Wochen bei der Mutter belassen. In dieser Zeit erlernen sie viele wichtige Verhaltensweisen von ihr und anderen älteren Tieren. Dieses Lernen ist erst im Alter von etwa 6 Wochen abgeschlossen. Mit 28 bis 46 Tagen sind die Kleinen dann geschlechtsreif. Daher müssen Sie Farbmäuse am Ende der 4. Woche nach Geschlechtern trennen. Um ebenfalls ausreichend gut sozialisiert zu werden, sollten die männlichen Jungtiere die folgenden 2 Wochen bei einem oder mehreren Erzieherkastraten verbringen.
Die sogenannte Zuchtreife tritt jedoch erst mit 3 bis 4 Monaten ein. Werden Weibchen früher gedeckt, ist dies sowohl für die Mutter als auch für den Nachwuchs sehr von Nachteil. So können zu kleine, kranke oder gar tote Kinder geboren werden oder die Mutter verlässt oder frisst ihre Kinder.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: ca. 21 Tage
- Anzahl der Jungen: bis 16
- alle 3-4 Wochen 1 Wurf
- Geschlechtsreife: ab der 28 Tagen
- Zuchtreife: ab 3 - 4 Monate
- Nesthocker
Die Entwicklung von Farbmäusen im Überblick
- 1-2 Tage: Die Jungen sind nackt und blind.
- 2-4 Tage: Die Pigmentierung wird erkennbar.
- 3-5 Tage: Die Ohren öffnen sich.
- 10-14 Tage: Die Augen öffnen sich.
- 14-16 Tage: Die Mäuse beginnen feste Nahrung zu fressen, werden aber weiterhin gesäugt. Die Entwöhnung erfolgt schleichend bis zum 21. Lebenstag, selten auch länger.
- ab 28. Tag: Die Geschlechtsreife stellt sich ein. Auch wenn nicht alle Mäuse gleichzeitig am Stichtag geschlechtsreif werden, sollten Sie jetzt die Männchen von Mutter und Schwestern trennen.
Welche Krankheiten bekommen Farbmäuse?
Durch die enorm lange Zeit der Zucht sind Farbmäuse zu recht sensiblen Tieren geworden, sodass sich für sie einige klassische Erkrankungen ausmachen lassen.
Am häufigsten treten bei den kleinen Nagern Atemwegserkrankungen auf. Generell sind die Lungen der Nager recht empfindlich, sodass die Tiere zu Erkältungen, Lungenentzündungen und Schädigungen der Lunge durch Ammoniak neigen. Ein sauberes, warmes, trockenes und zugfreies Gehege ist hier die beste Vorbeugung.
Neben der Anfälligkeit der Lunge sind bei Mäusen vor allem Tumore als Erkrankung von Bedeutung. Längst nicht alle Tumore sind bösartig. Oft handelt es sich um Geschwülste des Fettgewebes, sogenannte Lipome. Auch das Wachstumstempo ist höchst unterschiedlich. So kann auch ein Tier mit einem Tumor immer noch seine natürliche Lebensspanne vollenden, bevor der Tumor so belastend wird, dass die Maus eingeschläfert werden muss. Tumore können mitunter auch operativ entfernt werden. Hier muss der Tierarzt entscheiden, ob der Eingriff Aussicht auf Erfolg hat und eine deutliche Lebensverlängerung für das Tier bedeutet. Tumore sind bei Weibchen im Durchschnitt deutlich häufiger als bei Männchen.
In den letzten Jahren gehäuft tritt auch die ulzerative Dermatitis auf, die viele Farbmaushalter als “Kratzmaus” kennen. Hier kratzen die die betroffenen Mäuse trotz negativen Parasiten- und Pilzbefundes so massiv, dass offene Wunden entstehen. Betroffen sind besonders häufig der Nacken und der Ohrbereich. Manche Tiere kratzen dabei ihre Ohren sogar komplett ab. Die Prognose für eine erkrankte Farbmaus ist leider eher gemischt. Eine Standardbehandlung gibt es bis heute nicht.
Eine weitere, häufiger auftretende Erkrankung ist der sogenannte Schiefkopf. Die mehr oder minder starke Schiefhaltung des Kopfes kann die Folge verschiedener Erkrankungen sein, darunter Mittelohrentzündung, Schlaganfall und Hirnhautentzündung. In den meisten Fällen ist der Schiefkopf auch bei extremer Schiefhaltung behandelbar und kein Grund zum Einschläfern.
Ebenfalls recht häufig treten Parasiten bei Farbmäusen auf. Haarlinge, Grabmilben und Tropische Rattenmilbe sind die häufigsten Ektoparasiten. Pilze und weitere, tierische Ektoparasiten treten seltener auf. Bei den Endoparasiten finden sich vor allem Nematoden bei Farbmäusen. Bandwürmer, Kokzidien, Giardien und andere Endoparasiten sind selten.
Typische Krankheiten
- Atemwegserkrankungen
- Tumore (v. a. bei Weibchen)
- Kratzmaus
- Schiefkopf
- Parasiten
Wie kann ich Farbmäuse vergesellschaften?
Weibliche und kastrierte Farbmäuse sind im Vergleich zu einigen anderen Mäusearten recht einfach zu vergesellschaften. In einigen Fällen reicht es, neutralen Boden zu schaffen, auf dem sich die Tiere kennen lernen. Auch Kleinsetzen ist bei Farbmäusen geeignet. Schwierigere Charaktere sollten mit der Etappenmethode zusammengebracht werden, um eine harmonische Gruppe zu erhalten. Diese Variante der Vergesellschaftung bietet sich auch für Anfänger an, die das Verhalten ihrer neuen Mitbewohner noch nicht sicher deuten können.
Schwieriger als die Vergesellschaftung Weibchen – Weibchen oder Weibchen – Kastrat ist die Vergesellschaftung von Kastraten. Dabei gilt: Je länger die Tiere kastriert sind, umso einfacher und friedlicher läuft die Vergesellschaftung in der Regel ab. Ab ca. 2 bis 4 Monaten nach der Kastration sind die Erfolgsaussichten sehr gut. Frisch kastrierte Böcke hingegen reagieren noch wie unkastrierte Vertreter ihrer Art. Daher sollten Sie hier noch abwarten. Frühestens 3 bis 4 Wochen nach der Kastration ist ein Versuch für erfahrene Halter sinnvoll. Wenig erfahrene Halter sollten mindestens 8 bis 12 Wochen verstreichen lassen – je nachdem wie aggressiv sich die Vergesellschaftungskandidaten vor der Kastration gezeigt haben.
Manche raten zum Kleinsetzen zur Vergesellschaftung von Böckchen, um Beißereien beim Kennenlernen zu verhindern. Dies verzögert jedoch die Kämpfe maximal zeitlich nach hinten. Manchmal verbeißen sich die Tiere sogar in der kleinen Box schon ineinander.
Beißen sich die Mäuse blutig und gebärden sich hochaggressiv, unterlassen Sie besser jeden weiteren Vergesellschaftungsversuch. Der Erfolg wird ausbleiben. Weitere Versuche stellen daher nur unnötigen Stress dar.
Im Idealfall sollten Sie gar nicht erst versuchen, zwei unkastrierte Böcke zu vergesellschaften, da die Erfolgsaussichten einer solchen Vergesellschaftung nahe Null liegen. Solche Unterfangen sollten Haltern mit langjähriger Erfahrung vorbehalten bleiben!
Einmal richtig zerstrittene männliche Tiere, die vorher zusammen saßen, können Sie unkastriert mit keiner Methode wieder vergesellschaften. Sie riskieren sonst den Tod eines oder gar mehrerer Tiere.
Eine Notlösung für einsame Farbmausmänner ist die Artengesellschaft – vorrangig mit Vielzitzenmäusen oder Weißfußmäusen. Nähere Informationen dazu finden Sie unter der Rubrik Artengesellschaft. Besser für einsame Böcke ist ein Versuch mit länger kastrierten Artgenossen.
Anschaffung von Farbmäusen
Sollten Sie sich nach der Lektüre des Textes für Farbmäuse als Haustiere entschieden haben, gibt es mehrere Möglichkeiten, Tiere zu adoptieren.
1. Tierschutz
Farbmäuse gibt es sehr oft in Tierheim und privaten Pflegestellen. Deshalb sollte Ihr erster Weg Sie zum örtlichen Tierheim oder im Internet zu einer entsprechenden Tierschutzorganisation oder Pflegestelle führen. Private Nothilfen wissen oft, wo Tiere dringend auf ein Zuhause warten. Dorthin können Sie sich also wenden, wenn sie in Ihrem Tierheim nicht fündig werden. Transporte aus anderen Teilen des Landes können in der Regel organisiert werden. Sie können also auch Tiere aus entfernteren Nothilfen oder Tierheimen aufnehmen.
Auch wenn Farbmäuse häufig in Tierheimen sitzen, sollten Sie nicht automatisch mit Beratungskompetenz bei den Mitarbeitern rechnen. Außerdem müssen Sie vor allem bei Tierheimen auch mit unerkannten Krankheiten und Parasiten rechnen. Fragen Sie am besten nach, ob die Tiere nur durch die Sichtkontrolle gegangen sind, oder ob Kotproben genommen und eine Prophylaxe gegen Ektoparasiten gemacht wurde.
2. Seriöser Züchter
Werden Sie im Tierschutz nicht fündig oder suchen Sie Farbmäuse einer bestimmten Optik, sollte Ihr nächster Gang zu einem seriösen Züchter führen. Der kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen. Allerdings ist es ein weit verbreiteter Irrtum, dass Rassemäuse vom Züchter automatisch fitter und gesünder sind als Tiere aus dem Tierschutz. Das kann, muss aber nicht so sein. Vor allem mit Krebs müssen Sie bei einigen Rasselinien vermehrt rechnen.
3. Messen und Börsen
Auch auf diversen Messen und Börsen sind Farbmäuse ebenfalls zu finden. Hier können Sie zum einen teils ausgefallene Farben und Fellformen erwerben, aber auch ganz “normale” Farbmäuse, die vor allem auf Terraristikbörsen eher als Futtertiere verkauft werden. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke, tragende oder alte Tiere verkaufen.
4. Zoohandlung und Vermehrer
In Zoohandlungen mit Lebendtierverkauf finden Sie Farbmäuse fast immer. Von diesen Tieren sollten Sie in jedem Fall Abstand nehmen. Das Risiko, kranke, mit Parasiten behaftete, zu junge oder schwangere Mäuse zu kaufen, ist enorm groß. Auch können die Händler oft die Geschlechter nicht sicher unterscheiden, sodass Sie Gefahr laufen, wider Willen ein Pärchen zu erwerben. Zudem unterstützen Sie mit dem Kauf oft Massenzuchten, die die Mäuse unter haarsträubenden Bedingungen “produzieren”.
Ähnlich sieht es bei Vermehrern, die die Tiere ohne Sachkunde und oft in schlechter bis katastrophaler Haltung nachziehen.
Checkliste Anschaffung
- Gehege
- grabfähige Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Wurzeln, Äste, Häuschen, Kork, Kokosnüsse, ...)
- Futterschüsseln und Wasserflasche
- Transportbox
- fähiger Tierarzt, der Mäuse als Patienten wie alle anderen Tiere auch sieht
Farbmäuse in Artengesellschaften
Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Artengesellschaften gehören immer in Hände erfahrener Halter und benötigen deutlich mehr Platz als die artreine Haltung!
Farbmäuse sind durch ihr meist freundliches Wesen grundsätzlich gut für Artengesellschaften geeignet.
- Farbmäuse + Vielzitzenmäuse (funktioniert meistens, kann aber auch an aggressivem Verhalten von Seiten der Vielzitzenmäuse scheitern; Unterschiede in der Fütterung beachten)
- Farbmäuse + Streifenmäuse (meist sehr friedlich, aber oft eher ein Nebeneinander als ein Miteinander)
- Farbmäuse + Nilstachelmäuse (funktioniert meistens, Stachelmäuse verfetten nicht)
- Farbmäuse + Weißfußmäuse (oft harmonisches Miteinander, Fütterung unproblematisch)
Trotz der Verträglichkeit gibt es auch Artenkombinationen, die für die beteiligten Arten so große Nachteile bergen, dass Sie davon absehen sollten.
- Farbmäuse + Sinai-Stachelmäuse (Fütterungsunterschiede lassen sich nur schlecht abbilden und die Stachelmäuse verfetten)
- Farbmäuse + Knirpsmäuse (hohe Verletzungsgefahr für die Knirpse, mitunter Aggressionen der Farbmäuse gegenüber den Knirpsen)
Bei nicht kastrablen Farbmausböcken ergibt sich aber oft die Notwendigkeit, möglichst schnell Partner zu finden. Wenn Sie keinen verträglichen Kastraten für den einsamen Bock finden, eignen sich Vielzitzenmäuse und Weißfußmäuse am besten als Gesellschaft für den Herrn. Auch verschiedene Stachelmäuse können als Gesellschaft dienen. Streifengrasmäuse sind dagegen als (dauerhafte) Gesellschafter für Einzelmäuse ungeeignet, da sie vom Verhalten stark abweichen und die Farbmaus dadurch oft trotzdem allein sitzt.
Schaffen Sie niemals Farbmäuse für eine Artengesellschaft an, wenn Sie bei Nichtvertragen nicht auch die Möglichkeit haben, beide Arten getrennt zu halten.
Sie sollten beide Arten auch schon als artreine Gruppe längere Zeit gehalten haben und ausreichend über deren Bedürfnisse und Eigenheiten informiert sein. So vermeiden Sie, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere in der Artengesellschaft leiden.
Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft in jedem Fall absehen!
Unterstützen Sie dieses Projekt! 🙂
Das Mäuseasyl steht für fundierte, praxisnahe Informationen. Für einen Artikel brauche ich deshalb zwischen 2 und 30 Stunden, um diesen zu schreiben, Fotos, Zeichnungen und Videos zu machen und zu bearbeiten und die Seite strukturiert zusammenzustellen. Diese Seite ist also ein Full Time Job! Wenn Ihnen dieser Artikel hilfreich war, unterstützen Sie das Projekt bitte mit einer kleinen Summe. Die verschiedenen Möglichkeiten können Sie hier nachlesen: https://das-maeuseasyl.de/was-passiert-mit-meinem-kaffeegeld/
Quellen:
DieBrain
Farbmaus-Rassezucht
Projekt Biomaus
Tabellenwerte entnommen von: www.farbmaus-rassezucht.de
Letztes Update: 01.01.2024