Borgal: Sulfadoxin + Trimetoprim für Mäuse und andere Nager
Präparate:
- Borgal
- Bigram (Humanmedizin)
- Cotrim K (Humanmedizin)
Kurzinfo:
- Antibiotikum
- feste Wirstoffkombi 1:5
- Trimetoprim + Sulfadoxin
- Folsäureantagonist
Wirkung und Eigenschaften von Borgal
Für Nager wird in der Regel die 24%ige Injektionslösung von Borgal für die orale und subkutane Gabe verwendet. Das Antibiotikum ist eine Mischung aus den Wirkstoffen Trimethoprim (ein Pyrimidin) und Sulfadoxin (ein Sulfonamid) im Verhältnis 1:5, um durch die unterschiedliche Absorption der beiden Wirkstoffe die optimale Plasmakonzentration von 1:20 zu erhalten. Eine ähnliche Zusammensetzung haben auch die Präparate Cotrim K von Ratiopharm und Bigram, wobei Cotrim K oft für die orale Gabe empfohlen wird, da es mit Bananenaroma versehen ist und besser akzeptiert wird. Allerdings handelt es sich bei diesen Präparaten um Humanmedikamente.
Borgal wird bei Heimtieren als Breitbandantibiotikum und zur Behandlung von Kokzidien eingesetzt.
Durch die Kombination der beiden Wirkstoffe wird die Folsäuresynthese in der Bakterienzelle gleich an zwei Stellen gehemmt. Die Kombination wirkt daher gegenüber den Einzelkomponenten effektiver und bakterizid statt bakteriostatisch. Auch nimmt das Spektrum der empfindlichen Erreger zu, während die Resistenzbildung vermindert wird. Besonderer Vorteil der Kombination: Es wird für den gewünschten Effekt eine deutlich geringere Wirkstoffdosis benötigt aufgrund eines Synergieeffektes der beiden kombinierten Stoffe, womit auch die Gefahr von Nebenwirkungen sinkt.
Analog zum Wirkmechanismus in Bakterien greift die Kombination auch Kokzidien an und verhindert im Endeffekt die Entwicklung der sogenannten Schizontenkerne (Schizont = Entwicklungsstadium bei Protozoen). Die maximale Wirkung wird zwar erst in der zweiten Schizontengeneration erreicht, die Schizonten aus der ersten Generation genügen jedoch lediglich für den Aufbau einer Immunität, nicht aber für einen Krankheitsausbruch.
Trimethoprim weist zudem einen so genannten postantibiotischen Effekt auf. Es hemmt das Bakterienwachstum also auch noch für einige Minuten oder Stunden, wenn es in seiner Konzentration nicht mehr nachweisbar ist.
Beide Komponenten werden nach oraler Gabe oder subkutaner Injektion gut resorbiert. Im Blut binden sich beide Wirkstoffe teilweise an Plasmaeiweiß.
Sulfadoxin verteilt sich im gesamten Körper und können auch ins Liquor übertreten. Sie sind in allen Organen und Geweben nachweisbar – allterdings in unterschiedlichen Konzentrationen. Die Konzentration im Plasma ist als in Organen und Geweben. Besonders niedrige Konzentrationen lassen sich in Muskeln und Gehirn feststellen, besonders hohe in der Niere.
Bei Trimetoprim ist die Konzentation in Geweben höher als im Plasma. Im Knochen verteilt es sich in der Spogiosa besser als im Knochenmark und in der Knochenrinde.
Die Umwandlung der Wirkstoffe in ihre aktive Form findet in der Leber statt. Ausgeschieden werden nicht verstoffwechselte Anteile und Stoffwechselprodukte hauptsächlich über die Niere. Geringe Mengen des Sulfadoxins werden außerdem mit Tränenflüssigkeit, Galle, Milch, Schweiß und Kot ausgeschieden. Trimetoprim wird außerdem über den Kot ausgeschieden.
Eigenschaften
- bakterizid
- lipophil
- knochengängig
- durchdringt Blut-Hirn-Schranke
Indikationen für Borgal (Sulfadoxin + Trimetoprim)
Borgal wird in erster Linie bei bakteriellen Infektionen und bakteriellen Sekundärinfektionen im Verlauf von Viruserkrankungen angewendet. Die Kombination besitzt ein breites Wirkspektrum gegen grampositive und -negative aerobe Bakterien, gegen anaerobe Bakterien (z.B. Actinomyces, Enterobacteriaceae), sowie gegen Chlamydien und Protozoen (z.B. Toxoplasma gondii, Kokzidien) und Sarcocystis neurona. Empfindlich reagieren auf Borgal unter anderem Streptokokken, Proteus, E. coli, Pasteurellen, Haemophilus und Salmonellen. Wird das Medikament hoch dosiert verabreicht, zeigt es auch gegen Brucellen Wirkung.
Eingesetzt wird es vor allem bei Infektionen des Harn- und Verdauungstraktes, aber auch bei Kokzidien. Seltener wird das Antibiotikum bei Mäusen auch gegen Atemwegsinfekte und Ohrentzündungen eingesetzt.
Die Kombination von Trimethoprim und Sulfadoxin zeigt bei vielen Pseudomonaden, Mycobakterien, Leptospiren, Erysipelothrix und einigen Anaerobiern (z.B. Bacteroides, Mycoplasmen) keine Wirkung und kann daher nicht angewendet werden.
Indikationen im Überblick
- grampositive Keime
- gramnegative Keime
- Kokzidien
- Toxoplansma gondii
- Harntrakt
- Verdauungstrakt
- Atemwegserkrankungen
- Ohrentzündungen
Dosierung und Verträglichkeit von Borgal (Sulfadoxin + Trimetoprim)
Die Richtdosis ist in der Literatur unterschiedlich. Für eine subkutane oder orale Gabe von Sulfadoxin/ Trimethoprim empfehlen Glöckner/Ewringmann 30-40/6-8mg/kg zweimal täglich. Die CliniPharm der Uni Zürich schlägt dagegen 20 mg/kg + 4 mg/kg zweimal täglich vor.
Im allgemeinen wird Borgal von Mäusen und kleinen Exoten gut vertragen. Stellen Sie bei einer Behandlung Ihres Tieres Nebenwirkungen fest, würde ich mich über eine kurze Information an info[at]das-maeuseasyl.de freuen.
Die LD50-Dosis für die Maus liegt für Trimetoprim je nach Quelle bei 7000 mg/kg oder 3968 mg/kg (orale Gabe), für Sulfadoxin bei 5200 mg/kg (oral) bzw. 2900 mg/kg (subkutan).
Berechnungsbasis für die 24%ige Lösung bei Farbmäusen nach CliniPharm:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,2 mg + 0,04 mg/10g | 0,001ml/10g |
Als Berechnungsbasis gilt eine Dosierung von 20 mg/kg Sulfadoxin + 4 mg/kg Trimetoprim für die orale und subkutane Gabe.+
Berechnungsbasis für die Dosierung 40/8mg/kg nach Glöckner/Ewringmann:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,4 mg + 0,08 mg/10g | 0,002ml/10g |
Bei Farbmäusen hat sich Borgal als gut verträglich erwiesen.
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,2 mg + 0,04 mg/10g | 0,001ml/10g |
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,4 mg + 0,08 mg/10g | 0,002ml/10g |
Berechnungsbasis für die 24%ige Lösung bei exotischen Mäusen:
Konzentration | Volumen |
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0,2 mg + 0,04 mg/10g | 0,001ml/10g |
Da die Dosierung für Farbmäuse, Mongolen und Ratten identisch ist, schlage ich hier diese auch als Berechnungsbasis für exotische Mäuse vor, da sich das im Mäuseasyl bei den wenigen bisherigen Anwendungsfällen bewährt und als verträglich erwiesen hat (Vielzitzenmaus, Stachelmäuse, Rötelmaus, Hirschmaus) Es gilt also gilt eine Dosierung von 20 mg/kg Sulfadoxin + 4 mg/kg Trimetoprim für die orale und subkutane Gabe.
Berechnungsbasis für die Dosierung 40/8mg/kg nach Glöckner/Ewringmann:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,4 mg + 0,08 mg/10g | 0,002ml/10g |
oral | Isospora
|
subkutan | Infektionen des Harn- und Genitaltraktes
|
Berechnungsbasis für die 24%ige Lösung bei Hamstern:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,2 mg + 0,04 mg/10g | 0,001ml/10g |
Als Berechnungsbasis gilt eine Dosierung von 20 mg/kg Sulfadoxin + 4 mg/kg Trimetoprim für die orale und subkutane Gabe. Die Literatur macht hier keinen Unterschied zwischen Zwerg- und Mittelhamstern.
Berechnungsbasis für die Dosierung 40/8mg/kg nach Glöckner/Ewringmann:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,4 mg + 0,08 mg/10g | 0,002ml/10g |
Borgal hat sich in den wenigen Fällen der Gabe im Mäuseasyl für Phodopus-Zwerghamster als gut verträglich erwiesen.
Berechnungsbasis für die 24%ige Lösung bei Farbratten:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,2 mg + 0,04 mg/10g | 0,001ml/10g |
2 mg + 0,4 mg/100g | 0,01ml/100g |
Als Berechnungsbasis gilt eine Dosierung von 20 mg/kg Sulfadoxin + 4 mg/kg Trimetoprim für die orale und subkutane Gabe.
Berechnungsbasis für die Dosierung 40/8mg/kg nach Glöckner/Ewringmann:
Konzentration | Volumen |
---|---|
0,4 mg + 0,08 mg/10g | 0,002ml/10g |
Bei Farbratten hat sich Borgal als gut verträglich erwiesen.
Anwendung
Sulfadoxin verträgt sich nicht mit calcium- und anderen ionenhaltigen Lösungen. Daher sollten Sie Borgal nicht mit Milchprodukten, Nutrical oder ähnlichem zur oralen Gabe angebieten. Aufgrund Gehaltes an basischen Stoffen kann es nach Injektionen zu lokalen Irritationen kommen. Zur intramuskulären oder subkutanen Anwendung müssen daher verdünnte Lösungen verwendet werden.
Beide Wirkstoffe können – vor allem bei unzureichender Flüssigkeitsversorgung – zur Kristallbildung im Harntrakt führen, die Steinbildung und Verstopfung der Nierentubuli zur Folge hat. In der Kombination ist das Risiko dieser Nebenwirkung jedoch geringer. Da Borgal die Aufnahme von Folsäure über den Darm behindert, kann in seltenen Fällen ein vorübergehender Folsäuremangel entstehen.
Nierenkranke Tiere sollten daher nach Möglichkeit kein Borgal erhalten. Nicht verabreicht werden darf Borgal aus diesem Grund auch an Tiere mit verminderter Flüssigkeitsaufnahme bzw. Flüssigkeitsverlusten (z.B. Durchfall).
Da Borgal die Aufnahme von Folsäure über den Darm behindert, kann in seltenen Fällen ein vorübergehender Folsäuremangel entstehen.
Der Sulfonamidbestandteil kann andere an Proteine gebundene Arzneimittel verdrängen und so deren Wirkung verstärken.
Bei gleichzeitiger oder kurz aufeinander folgender Gabe der Wirkstoffkombination und einem Sedativum/Narkotikum treten gehäuft plötzliche Todesfälle auf. Diese Konstellation sollten Sie daher in jedem Fall zu vermeiden. Ebenfalls auf Borgal verzichtet werden sollte bei Tieren mit schweren Leberfunktionsstörungen und Störungen der Blutbildung.
Kontraindikationen für Borgal (Sulfadoxin + Trimetoprim)
Bei der Wirkstoffkombination erfolgt die Resistenzentwicklung langsam und ist gegenüber den Einzelwirkstoffen vermindert.
Bei Kokzidien, Staphylokokken, Anaerobiern, Nokardien, Corynebakterien, Klebsiellen und Enterobacterstämmen muß vermehrt mit Resistenzen gerechnet werden. In solchen Fällen ist die Erstellung eines Antibiogramms vor der Behandlung ratsam.
Tiere, die schlecht trinken oder beim Hautfaltentest auffällig dehydriert sind, sollten Sie nicht mit Borgal behandeln. Ebenfalls kontraindiziert ist die Gabe der Wirkstoffkombination bei Nagern mit Leber- und/oder Niereninsuffizienz oder Patienten mit Blutbildungsstörungen. Tragende Tiere sollten nicht mit Borgal behandelt werden.
Nebenwirkungen
Bei Injektionen können lokale Reizungen des Gewebes nach der Gabe von Borgal auftreten. Eine Verdünnung der Injektionslösung reduziert die Häufigkeit dieser Nebenwirkung.
Sulfadoxin kann bei dehydrierten Tieren zu Kristallbildung in der Niere führen. Das Risiko ist bei eher herbivoren Arten geringer als bei betont carnivoren Exoten.
Trimetoprim beeinflusste bei Farbratten im Versuch die Schilddrüse, sodass der T4-Spiegel leicht erhöht war. Die ebenfalls schilddrüsenassoziierten Werte des TSH und des T3 wurden nicht beeinflusst. Hohe Dosierungen über einen längeren Zeitraum können außerdem die Leber schädigen. Außerdem können hohe Dosen dieses Wirkstoffs die Blutbildung beeinträchtigen.
Trimetoprim hemmt außerdem die Aufnahme von Folsäure im Darm. Daher kann eine externe Supplementation notwendig werden.
Nebenwirkungen im Überblick
- lokale Reizungen bei Injektion
- Kristallurie
- Störung der Blutbildung
- Leber- und Nierenschäden
- Hemmung Folsäureresorption
- fetotoxisch
- in hohen Dosen teratogen
Wechselwirkungen
DIe beiden enthaltenen Wirkstoffe verstärken sich gegenseitig, sodass in geringeren Dosen ein besserer therapeutischer Effekt erreicht wird. Dasselbe gilt für die Komination mit anderen Sulfonamiden.
Das Sulfadoxin kann andere proteingebundene Medikamente verdrängen und so deren Wirkung beeinträchtigen. Das trifft unter anderem auf Thiaziddiuretika und Salicylate zu. Die Wirkung von Polymyxin gegen enterale Organismen kann es dagegen verstärken.
Die Gabe lokaler Anästhetika (Procain, Procainamid, Tetracain, Benzocain) kann die Wirkung von Sulfadoxin im behandelten Bereich behindern.
Trimetoprim mindert die Wirkung von Cyclosprinen und erhöht gleichzeitig Risiko einer Nephrotoxizität. Da der Wirkstoff die Aufnahme von Folsäure hemmt, sollte diese bei Bedarf 2 h vor oder nach der Gabe von Borgal veranreicht werden. Kaolin-Pektin senkt die Bioverfügbarkeit von Trimethoprim. Eine Kombination mit Pyrimethamin sollte vermieden werden, da diese das Knochenmark schädigen und so die Blutbildung beeinträchtigen kann.
Positive Effekte in der therapeutischen Wirkung zeigen sich dagegen bei der Kombination mit Rifampicin. Zudem verläuft die Resistenzbildung damit langsamer.
Lagerung und Haltbarkeit
Bewahren Sie Borgal vor Licht geschützt, gut verschlossen und bei Raumtemperatur (15 – 25°C) auf.
Bei niedrigen Temperaturen entstehen in der Lösung manchmal Kristalle, durch kurzes Erwärmen der Flasche in heißem Wasser wieder aufgelöst werden können.
Brauchen Sie Borgal nach Entnahme der ersten Dosis innerhalb von 4 Wochen auf.
Lagerung im Überblick
- dunkel lagern
- sorgfältig verschließen
- bei 15 - 25°C lagern
- nicht einfrieren oder kühlen
- auf hygienische Entnahme achten
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Quellen
CliniPharm – Borgal
CliniPharm – Sulfadoxin
CliniPharm – Trimetoprim
Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; Enke, 1. Auflage 2008, S. 257
Letztes Update: 07.06.2023