Tetraseptin enthält als Wirkstoff das Breitbandantibiotikum Tetracyclin, welches von dem Bakterium Streptomyces aureofaciens gebildet oder halbsynthetisch aus Oxytetracyclin hergestellt wird.
Wirkung
Tetracyclin wirkt bakteriostatisch, da es die Synthese von lebenswichtigen Proteinen an den Ribosomen in der Zelle hemmt. In hohen Konzentrationen kann es auch bakterizid wirken. Allerdings kann der Wirkstoff dann ebenfalls die Proteinsynthese bei Säugetierzellen verhindern, weshalb bei längerer Anwendung und Überdosierung Vorsicht geboten ist.
Tetraseptin ist sowohl bei innerhalb, als auch bei außerhalb der Körperzelle gelegenen Bakterien wirksam. Sein Spektrum umfasst grampositive Bakterien und die meisten gramnegativen Bakterien und Kokken, aerobe und anaerobe Erreger sowie Leptospiren (Spirochäten), Mycoplasmen, Rickettsien, Chlamydien, Aktinomyceten, Sporenbazillen, Borrelien und Anaplasmen.
Resistent gegen den Wirkstoff sind hingegen Streptokokken, Mycobacterien, Enterobacter, Klebsiellen, Bacteroides, Proteus vulgaris, Pseudomonaden, Serratien, Salmonellen, E. coli, Pasteurellen und einige Mycoplasmen. Die Resistenz der Keime baut auf einem Transportsystem auf, das bereits aufgenommenes Tetracyclin wieder aus der Zelle schleust und dem Wirkstoff zudem den Weg in die Zelle erschwert. In anderen Fällen wird die Bindung von Tetracyclin an das Ribosom verhindert oder durch Enzyme inaktiviert. Da Oxytetracyclin ein fast identisches Wirkspektrum wie Tetracyclin hat, scheidet es in diesen Fällen zur Behandlung ebenfalls aus.
Der Wirkstoff verteilt sich gut im Körper und zeigt dabei eine besondere Affinität zu Organen mit hoher Stoffwechselleistung wie Leber, Milz, Lunge und Knochen. Im zentralen Nervensystem erreicht es dagegen keinen wirksamen Spiegel, da es die Blut-Hirnschranke kaum überwindet. Daher ist es zur Behandlung vieler neurologischer Symptome ungeeignet. Bei schwangeren Tieren dringt Tetracyclin über die Plazenta in die Ungeborenen ein und wird bei säugenden Jungtieren auch über die Milch von der Mutter weitergegeben.
Der Wirkstoff kann sich außerdem in Leber und Niere ansammeln. Inaktiviert wird er zu 40% im Kot und zu 60% über die Niere im Urin ausgeschieden.
Dosierung
Die therapeutische Dosis für Farbmäuse liegt bei 10 bis 20mg/kg und muss zweimal täglich verabreicht werden. Wichtig ist das möglichst genaue Einhalten des 12-Stunden-Taktes bei der Gabe, um eine optimale Wirkung zu erzielen und eine Resistenzbildung zu vermeiden.
Im Schnitt wird Tetraseptin laut Literatur 3 bis 10 Tage lang angewandt. Die Erfahrung legt jedoch eine Gabe über 5 bis 10 Tage nahe, wobei die Faustregel gilt, das Antibiotikum noch 3 Tage nach dem Abklingen der letzten Symptome weiter zu verabreichen. Längere Gaben sollten Sie unbedingt mit Ihrem Tierarzt absprechen!
Die LD50-Dosis für Tetracyclin liegt bei Mäusen bei 2150 – 5000mg/kg.
Anwendung
In der Regel wird Tetraseptin oral verabreicht. Verordnet wird es in Fällen von Infektionen des Respirations-, Urogenital- und Magen-Darmtraktes sowie bei Infektionen mit Chlamydien, Rickettsien und Campylobacter. Typische Erkrankungen, die mit Tetraseptin behandelt werden, sind:
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Bronchitis
- Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Mittelohrentzündung (Otitis media)
- Meningitis
- Magen-Darmentzündung (Gastroenteritis)
- Blasenentzündung (Cystitis)
- Nierenentzündung (Nephritis)
- Entzündung der Gallenblase (Cholecystitis)
- septische Zustände
- Salmonellose
- Leptospirose
- Toxoplasmose
- Borreliose
- Sekundärinfektionen bei Viruserkrankungen
Dabei sollten zwischen der Gabe von Tetraseptin und anderen oralen Medikamenten mindestens 1 bis 2 Stunden liegen.
Der Wirkstoff Tetracyclin bildet mit Kationen (Calcium, Aluminium, Magnesium, Zink oder Bismut) komplexe Strukturen und wird so in seiner Wirkung beeinträchtigt. Alle tetracyclinhaltigen Antibiotika sollten daher nicht mit Milchprodukten, Nutrical oder ähnlichem vermischt werden. Auch die gleichzeitige Gabe von eisenhaltigen Präparaten kann die Wirkung beeinträchtigen, da das Metall die Absorption des Antibiotikums ins Gewebe mindert. Geben Sie solche Präparate, wenn notwendig, 3 Stunden vor oder 2 Stunden nach der Verabreichung von Tetraseptin. Das Antibiotikum sollte nicht gleichzeitig mit bakteriziden Antibiotika (Penicillin, Cephalosporine und Aminoglykoside) verabreicht werden.
Verträglichkeit
Die Therapie mit Tetraseptin belastet vor allem Leber und Niere. Daher sollten nur Tiere mit gesunden Organen dieses Medikament erhalten. Bei oraler Gabe müssen Sie mit einer Störung der Darmflora rechnen, die zu Durchfall führen kann. Auch Übelkeit und Anorexie können eine Folge sein. Zudem besteht die Gefahr einer Superinfektion mit teracyclinresistenten Keimen (Staphylokokken, E. coli, Clostridien oder Candida). Dann sollten Sie sofort Rücksprache mit Ihrem Tierarzt halten, da ein Abbruch der Therapie sinnvoll sein kann. Ebenfalls auftreten können Störungen des Bewegungsablaufes und eine Herabsetzung des Immunsystems.
Beim Kontakt mit der Haut können Hautreizungen auftreten. Schmieren Sie dieses Antibiotikum daher nicht ins Fell! Allergische Reaktionen auf Tetraseptin sind selten.
Eine Kontraindikation liegt bei Resistenzen gegenüber Tetracyclin sowie bei schweren Nieren-und Leberfunktionsstörungen des Patienten vor. Daher sollte die Gabe dieses Antibiotikums bei vorgeschädigten Patienten im Einzelfall gut abgewogen werden. Zudem sollten keine weiteren Medikamente verabreicht werden, die diese Organe belasten. Mäuse mit einer bekannten Niereninsuffizienz sollten das Medikament also gar nicht bekommen. Bei Funktionsstörungen der Niere sollte eher das verwandte Doxycyclin verwendet werden, da es besser vertragen wird. Eine wiederholte Anwendung des Wirkstoffes kann bei Tieren mit vorgeschädigter Leber zu einer fettigen Leberdegeneration führen, besonders wenn gleichzeitig eine Funktionsstörung der Niere vorliegt.
In Studien konnte bisher kein krebserregendes oder erbgutveränderndes Potential nachgewiesen werden.
Spezielle Daten für einzelne Exoten zur Verträglichkeit und Besonderheiten liegen mir leider nicht vor. Falls Sie exotische Nager halten und Nebenwirkungen feststellen, können Sie diese sehr gern an info[at]das-maeuseasyl.de berichten.
Lagerung
Lagern Sie Tetraseptin immer im Kühlschrank (2-8°C) und schütteln Sie das Fläschchen vor der Anwendung. Der Wirkstoff ist lichtempfindlich. Das Medikament muss also immer dunkel gelagert werden. Bei falscher Lagerung (zu hohe Temperatur oder Feuchtigkeit) kann sich die Struktur des Tetracyclin verändern und die Niere schädigen.
Haltbarkeit
Beachten Sie bei der Haltbarkeit das aufgedruckte Datum oder fragen Sie Ihren Tierarzt.
Bezugsquellen
- Tierarzt
Inhaltsstoffe
Zusammensetzung Tetraseptin je ml:
- Tetracyclinum 100mg
- Conserv.; E 216, E 218
- Antiox.; E 223
- Saccharum
- Aromatica
Es gibt noch eine weitere Tetraseptinvariante, Tetraseptin forte, die 200mg Wirkstoff je ml enthält.
Quellen
Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; Enke, 1. Auflage 2008