Ardap blau - Pyrethroide gegen Ektoparasiten
Kurzinfo:
- schnell wirkendes Kontaktgift
- gegen alle Arthropoden
- Umgebungsbehandlung - nicht im Gehege verwenden
- mit Depotwirkung
- Spray, Fogger und Konzentrat
- umweltgefährlich und sehr giftig für Wasserorganismen
Wirkung und Eigenschaften von Ardap
Ardap ist ein rein insektizides und akarizides Präparat zur Bekämpfung parasitärer Insekten (z. B. Flöhe) und Spinnentiere (z. B. Tropische Rattenmilbe, Rote Vogelmilbe). Die Parasiten sterben durch Aufnahme des Giftes oder durch den bloßen Kontakt dazu (Fraß- und Kontaktinsektizid).
Die Wirkstoffe der verschiedenen Ardap-Präparate töten die Schädlinge sofort ab und hemmen die Entwicklungsstadien.
Die Wirkstoffe gehören zur Klasse der Pyrethroide. Das sind synthetisch hergestellte Verbindungen, die sich strukturell ableiten von den natürlichen Pyrethrinen (insektizide Stoffe, die von bestimmten Chrysanthemen-Arten gebildet werden), jedoch stabiler sind als diese.
Pyrethroide stellen ein sehr schnell wirkendes Kontaktgift dar. Durch die Körperoberfläche gelangen die Wirkstoffe in den Parasitenkörper und wirken dort neurotoxisch, also schädigend auf das Nervensystem. Sie binden sich an die Natriumionen-Kanäle der Nervenzellmembran und führen dadurch zu einer deutlich verlängerten Öffnung bzw. verlangsamten Schließung dieser Kanäle. Natriumionen strömen in die Zelle und es kommt zu dauerhaften Erregungszuständen mit Schüttelkrämpfen, gefolgt von Koordinationsstörungen und Lähmung. Sind die Parasiten den Wirkstoffen länger ausgesetzt, tritt der Tod ein.
Ardap besitzt laut Hersteller eine Depotwirkung von bis zu 6 Wochen, sodass eventuell noch schlüpfende Parasiten nach dem Schlupf mit dem Gift in Kontakt kommen und absterben. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass das Depot noch nach mehr als 6 Monaten Wirkung zeigen kann. Untersuchungen haben gezeigt, dass Permethrin nach einem oder zwei Jahren immer noch nach einer Behandlung in Innenräumen vorhanden war. Deutlich schneller zerfällt der Wirkstoff nur unter stärkerer UV-Einwirkung, als sie in Innenräumen vorhanden ist.
Sie sollten dieses starke Gift also auf keinen Fall unbedacht versprühen!
Resistenzen sind möglich und vor allem bei der Roten Vogelmilbe auch in größerem Umfang bekannt. Testen Sie daher am besten an einigen Parasiten, ob Ardap wirkt, bevor Sie es großflächig einsetzen.
Eigenschaften
- insektizid
- akarizid
- Resistenzen möglich und aus der Praxis bekannt
Wirkstoffe Fogger
- Permethrin
- Piperonylbutoxid
- Pyriproxifen
Wirkstoffe Spray (verschiedene)
- Permethrin
- Piperonylbutoxid
- Pyriproxifen
- Cypermethrin
Wirkstoffe Konzentrat
- Cypermethrin
Indikationen für Ardap
Ardap können Sie zur Bekämpfung aller Ektoparasiten einsetzen, z. B. für Milben, Fliegen oder Flöhe. Gegen ausgeschiedene Stadien von Endoparasiten ist Ardap nicht wirksam.
Indikationen im Überblick
- Ektoparasiten: Gliederfüßer
Anwendung und Verträglichkeit von Ardap
Das Spray ist in Flaschen von 200, 250, 400 und 750 ml erhältlich. Neben dem Spray gibt es noch ein Lösungskonzentrat mit gleichen Eigenschaften in Abpackungen von 200 und 500 ml sowie einen Fogger.
Waschen Sie behandelte Oberflächen nach Ende der Wirkzeit von 6 Wochen gründlich mit einem basischen Reiniger ab. Raue Oberflächen wie unbehandeltes Holz, Polster oder Ähnliches sollten Sie nach Möglichkeit nicht mit Ardap behandeln, da es von diesen Flachen praktisch nicht mehr zu entfernen ist.
Das Spray eignet sich für eine lokale Behandlung, wenn der Fogger nicht alle Stellen erreichen kann (etwa unter Möbeln) oder wenn nur kleinere Flächen behandelt werden müssen.
Schütteln Sie das Spray vor dem Gebrauch und besprühen Sie die zu behandelnden Oberflächen flächendeckend dünn aus einem Abstand von ca. 30 cm. Der feine Sprühnebel verteilt sich sehr gut auch in Ecken und Ritzen.
Der Fogger eignet sich bei massivem Befall, wenn ganze Räume komplett entseucht werden müssen.
Entfernen Sie alle Tiere vorher aus den Räumen, decken Sie Nahrungsmittel und Essgeschirr gründlich ab oder entfernen Sie diese ebenfalls. Nehmen Sie eventuell vorhandene Aquarien und Terrarien mit Wirbellosen aus dem Raum. Saugen Sie gründlich und schließen Sie sämtliche Fenster. Platzieren Sie den Fogger auf einem erhöhten Platz und drücken Sie die Lasche nach unten, bis sie einrastet.
Verlassen Sie die Räume zügig für mindestens 4 Stunden. Der feine Nebel verteilt sich im gleichmäßig im Raum. Da er aber von oben herabrieselt, müssen Sie mit dem Spray unter Möbeln später eventuell nachsprühen.
Lüften Sie anschließend gründlich nach Möglichkeit bis zu 12 Stunden durch. Saugen Sie mindestens 24 Stunden nicht.
Bringen Sie frühestens nach 24 Stunden wieder Tiere in den Raum. Sensible Arten wie verschiedene Insekten sollten je nach Empfindlichkeit noch mindestens 1 bis 4 Wochen anderweitig untergebracht werden.
Das Konzentrat können Sie sowohl zum Wischen als auch zum Versprühen nutzen. Tragen Sie beim Wischen unbedingt Handschuhe. Mit Wasser verdünnt eignet es sich, um beispielsweise Sperren in Türrahmen zu kreieren, indem diese mit der fertigen Lösung gewischt werden. Vorteil hier: Befinden sich Insekten, Spinnentiere oder andere empfindliche Tiere ind er Nähe der behandelten Fläche, werden diese im Gegensatz zu der Anwendung von Spray und Fogger nicht beeinträchtigt. Die Wirkstoffe bleiben an Ort und Stelle und verteilen sich nicht wie mit den feinen Aerosolen großflächig in den Räumen.
Nebenwirkungen und Toxizität von Ardap
Vom Hersteller wird Ardap als sehr verträgliches Antiparasitikum mit hoher Spezifität für Gliederfüßer und daher harmlos für Wirbeltiere beschrieben. Jedoch können auch die Ardap-Präparate deutliche Nebenwirkungen haben.
Die Wirkstoffe, die Pyrethroide, werden über die Haut kaum in den Organismus aufgenommen. Nehmen die Tiere diese Stoffe oral auf, liegt die Bioverfügbarkeit bei etwa 60%. Eingeatmet geht quasi der komplette Wirkstoff in den Körper über. Das ist insofern problematisch, als dass sich Pyrethroide im Hausstaub sehr lange halten und bei wiederholter bzw. regelmäßiger Anwendung akkumulieren können. Über diesen werden sie dann von Mensch und Tier eingeatmet.
Das Einatmen des Sprühnebels kann die Atemwege und Augen reizen. Längeres Einatmen kann zu Atemlähmung und damit zum Tod führen!
Bei Hautkontakt kann Ardap Reizungen und Rötungen der Haut und Schleimhaut verursachen.
In hoher Konzentration kann es negative Wirkungen auf das periphere Nervensystem haben, wobei die Symptome meist reversibel sind. Auch die Leber kann geschädigt werden. Bei einer Vergiftung mit den enthaltenen Wirkstoffen lassen sich unter anderem folgende Symptome von Nerven- und Muskeldysfunktionen beobachten.
- Übererregbarkeit
- Aggressivität
- Durchfall
- Muskelzuckungen
- Zittern
- Anfälle
- Koordinationsstörungen
- Erschöpfung
In schweren Fällen lassen sich außerdem Fieber oder Untertemperatur, Atemnot, intensives Zittern, Desorientierung und Krämpfe beobachten.
Entfernen Sie ein solches Tier sofort aus der vergifteten Umgebung und suchen Sie umgehend einen Tierarzt auf, der die Maus symptomatisch behandeln kann. Nehmen Sie unbedingt die Ardap-Flasche mit!
Bedenken Sie, dass die Dosis für die vergleichsweise kleinen Mäuse viel höher ist als für den Menschen. Negative Auswirkungen treten daher entsprechend eher auf. Vergessen Sie deshalb niemals, dass Ardap ein Gift ist, das nur bei dringendem Bedarf angewendet werden sollte!
Toxizität oral:
- Permethrin = >5.000 mg/kg
- Cypermithrin = 35 – 138 mg/kg
Toxizität oral:
- Permethrin = 910 – 4.000 mg/kg
- Cypermithrin = 247 – 7180 mg/kg
- Piperonylbutoxid = 5.630 mg/kg
- Pyriproxifen = >2.000 mg/kg
Toxizität dermal:
- Cypermithrin = >2460 mg/kg
- Piperonylbutoxid = >2.000 mg/kg
Nebenwirkungen im Überblick
- Übererregbarkeit und Aggressivität
- Muskelzuckungen und Zittern
- Durchfall
- Anfälle
- Koordinationsstörungen
- Erschöpfung
- Fieber oder Untertemperatur
- Desorientierung
- Atemnot
Lagerung und Haltbarkeit von Ardap-Präparaten
Lagern Sie Ardap kühl und trocken. Setzen Sie Spray- und Foggerflaschen nicht Temperaturen über 50°C oder direkter Sonneneinstrahlung aus.
Lagerung im Überblick
- kühl und trocken lagern
- vor Temperaturen über 50°C und direkter Sonneneinstrahlung schützen
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Quellen
Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Produktinformation
Sicherheitsdatenblatt Ardap Fogger, Ungezieferspray und Konzentrat
Sicherheitsdatenblatt Piperonylbutoxid und Pyriproxifen
WaBoLu-Hefte 3/1994: Pyrethroide im Hausstaub; S. 33, S. 95ff.
Letztes Update: 22.05.2024