Dieser Artikel beschreibt keine einzelne Krankheit, sondern fast verschiedene, fließend ineinander übergehende und in der Praxis kaum klar abgrenzbare Krankheitsbilder zusammen. Die treten stark vermehrt bei Farbmäusen auf. Bei anderen Arten sind Atemwegserkrankungen deutlich seltener und häufig auf Haltungs- oder Transportfehler zurückzuführen.
Behandelt werden hier ausschließlich Atemwegserkrankungen mit infektiöser Ursache. Atemwegsprobleme, die beispielsweise von Allergien oder dem Herz herrühren, schließt dieser Artikel also nicht ein.
Ursachen für Atemwegserkrankungen bei Mäusen
Atemwegserkrankungen können auf ein breites Spektrum von Erregern im Bereich der Viren, Bakterien und Mycoplasmen zurückgehen. Typische bakterielle Erreger sind Pasteurella pneumotropica, Bordatella bronchiseptica, Mycoplasma pulmonis sowie Streptococcus und Staphylococcus sp. Selten können die Symptome auch von einem Pilzbefall der Lunge mit Pneumocystis murina herrühren.
Begünstigende Faktoren sind zudem:
- die Haltung in unzureichend belüfteten Gehegen (Ammoniak!)
- die Haltung auf sehr staubiger Streu
- große Temperaturgefälle
- Zugluft
- eine geringe Luftfeuchtigkeit
… oder ähnliche Faktoren.
Die Folge sind Infekte, Bronchitis oder gar Lungenentzündungen.
Ein weiterer Faktor, der zur Entstehung beitragen kann, sind neue Tiere. Wenn Sie Ihre Gruppe erweitern oder aufstocken, bringen Ihre neuen Mäuse immer Keime mit. Meist sind diese nicht nur für die neuen Nager problemlos, sondern auch für die bereits vorhandenen Tiere. Mitunter kann aber auch dieser Austausch von Keimen verbunden mit der neuen Umgebung und/oder dem Stress einer Vergesellschaftung zu klinischen Symptomen einer Atemwegserkrankung führen.
Ursachen im Überblick
- Bakterien
- Viren
- Mycoplasmen
- Pilze
Übertragung von Atemwegserkrankungen
Die Ansteckung mit den verschiedenen Keimen erfolgt durch direkten Kontakt oder durch Aerosole, also zum Beispiel wenn ein Tier ein anderes anniest.
Einige Keime, die wir Menschen in uns tragen, können aber auch auf die Mäuse übergehen. Anniesen der Tiere oder auch Anfassen mit ungewaschenen Händen kann solche Keime ebenfalls weitertragen. Wenn Sie also selbst erkältet sind, sollten Sie den Kontakt zu den Tieren minimieren und auf eine gute Hygiene achten.
Übertragung im Überblick
- direkter Kontakt
- Aerosole
Symptome von Atemwegserkrankungen
Atemwegserkrankungen äußern sich häufig durch Atemgeräusche. Unerfahrene Halter freuen sich mitunter, dass ihre Tiere mit ihnen „reden“. Dies ist jedoch nicht der Fall. Mäuse geben nur sehr selten und in bestimmten Situationen (z.B. Kampf, Schmerz) für Menschen hörbare Töne von sich. Die reguläre Konversation verläuft für den Halter unhörbar.
Zu Beginn einer Infektion wirken die Tiere noch vital und gesund. Jedoch sollten Sie schon bei sporadischen Atemgeräuschen (Schnattern, Fiepen, Knattern, Pfeifen, Glucksen o.ä.) Maßnahmen ergreifen, um eine Verschlimmerung zu vermeiden. Auch Niesen kann jetzt schon auftreten.
Im fortgeschrittenen Stadium kommt zur hörbaren Atmung ein zunehmend verschlechterter Allgemeinzustand hinzu. So wird etwa das Fell stumpf und struppig, das Tier nimmt ab und zeigt eine allgemein verringerte Aktivität. Entzündete Augen und Nasenausfluß können ebenfalls hinzukommen.
Schreiten Sie hier nicht ein, beginnen die Tiere nach einiger Zeit mit der so genannten Flankenatmung. Diese entsteht durch den verstärkten Einsatz der Bauchmuskulatur beim Atmen. Dabei hebt und senkt sich die Bauchwand der Patienten auffallend. Die meist schon abgemagerten Nager wirken dann vor allem beim Ausatmen regelrecht eingefallen. Flankenatmung allein ist allerdings nicht unbedingt ein Zeichen für Atemwegserkrankungen. Sie kann auch eine Begleiterscheinung anderer, schwerwiegender Krankheiten sein.
Sitzen die erkrankten Mäuse, bekommen sie noch schlechter Luft. In der Folge fressen viele Patienten sehr schlecht (mit akuter Atemnot dann oft gar nicht mehr) und nehmen massiv ab.
Behandeln Halter die betroffenen Tiere nicht rechtzeitig, verschlimmert sich der Zustand der Tiere bis hin zu akuter Atemnot! Die Mäuse sitzen dann sporadisch oder permanent mit weit aufgerissenem Maul da und schnappen nach Luft oder atmen nur noch durch das offene Maul. In der Regel laufen sie dann durch die mangelndes Sauerstoffsättigung des Blutes auch blau an (s. u.: Zyanose).
Ein solches Verhalten sollte Sie auch dann alarmieren, wenn Sie vorher keinerlei Atemgeräusche feststellen konnten. In seltenen Fällen verlaufen Atemwegsinfekte wie Lungenentzündungen geräuschlos und werden daher lange übersehen. Die Lunge ist dann meist mehr oder minder mit Sekret gefüllt, das der Maus das Atmen erschwert. Erkennen können Sie dies zumindest bei Mäusen mit hellen Hautanteilen und/oder hellen Schwänzen an einer leicht bläulichen Verfärbung sonst rosa schimmernder Hautpartien. Auch verfärbte Schleimhäute im Maul sind ein typisches Zeichen, da das Blut nicht mehr so viel Sauerstoff pro Atemzug aufnehmen kann und damit dunkler wird. Es kommt zur sogenannten Zyanose.
Symptome im Überblick
- mehr oder minder regelmäßige und deutliche Atemgeräusche
- verschlechterter Allgemeinzustand
- tränende oder entzündete Augen
- Schnupfen und/oder Niesen
- Flankenatmung
- Atemnot
- Zyanose
- Gewichtsverlust und Abmagerung
Lungenentzündung und Atemnot bei einer Eurasischen Zwergmaus: Die angstrengte Atmung ist deutlich zu sehen, das Atemgeräusch deutlich hörbar
Diagnose von Atemwegserkrankungen
Das Leitsymptom für den Tierarzt sind bei Atemwegserkrankungen die Atemgeräusche, im fortgeschrittenen Stadium auch die angestrengte Atmung. Er hört die Maus ab und kann mit etwas Übung dabei auch festmachen, wo im Atmungstrakt das Problem wahrscheinlich sitzt. Hörbar sind Geräusche beispielsweise durch Flüssigkeiten und Sekrete. Mitunter bleibt aber auch das Abhören ohne Befund, obwohl eine schwere Erkrankung (z. B. Viruspneumonie) besteht.
Ein Röntgenbild hilft vor allem dann weiter, wenn vermutlich die Lunge betroffen ist. Außerdem ist es ein wichtiges Mittel der Differentialdiagnose, mit dem Ihr Tierarzt andere Ursachen wie raumfordernde Prozesse (Tumore, Abszesse) oder Leberzysten abgrenzen kann.
Der definitive, eindeutige Nachweis einer infektionsbedingten Atemwegserkrankung ist bei Mäusen aufgrund der Größe jedoch schwierig. Abstriche von relevanten Regionen kann der Tierarzt in der Regel nicht machen. Und niesen die Patienten nicht gerade ausreichende Mengen Material aus, bleibt es oft bei der Diagnose aufgrund des präsentierten Symptombildes und des Abhörens.
Ist eine Gruppe schwer betroffen und verstirbt ein Tier, sollten Sie es deshalb zur Untersuchung ins Labor einschicken. In der Sektion können dann Proben genommen werden, aus denen sich dann Bakterien und Mykoplasmen nachweisen lassen, deren Nachweis am lebenden Tier nicht möglich war. Zusammen mit dem Sektionsbefund und dem Antibiogramm bekommt Ihr Tierarzt daraus ein deutlich klareres Bild und kann eine maßgeschneiderte Therapie daraus entwickeln.
Differentialdiagnostisch abzugrenzen sind die Atemwegserkrankungen von Erkrankungen des Herzens. Einige dieser Erkrankungen können zu Wasseransammlungen in der Lunge führen. Die verursachen dann knackende Geräusche. Häufig sind die Tiere dann ebenfalls zyanotisch oder auffallend blass und verfügen über eine schlechte Kondition.
Seltener sind Traumata und Einblutungen in die Lunge die Ursache für Atemprobleme. Auch Allergien, Tumore in der Lunge oder dem Bauchraum, Abszesse im Lungengewebe, eine Septikämie aufgrund einer (unerkannten) Vorerkrankung oder ein Hitzschlag können mit Atembeschwerden einhergehen und müssen entsprechend bei der Diagnosestellung bedacht werden. Auch eine Verstopfung (siehe Video dort) hat sich schon mit Atemnot präsentiert.
Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
- Atemgeräusche
- selten Geräuschfreiheit bei schlechtem Allgemeinzustand
- angestrengte Atmung
- evtl. Flankenatmung
- Abmagerung
Weitere Untersuchungen:
- Abhören
- bei ausgeniestem Sekret Tupferprobe
- Röntgenbild
- Labor (Sektion, Kulturen)
Differentialdiagnosen:
- Herzerkrankung
- Ödeme
- Allergie
- Septikämien
- Tumore der Lunge
- raumfordernde Prozesse im Bauchraum
- Traumata und Einblutungen
- Hitzschlag
Behandlung von infektionsbedingten Atemwegserkrankungen bei Mäusen
Die Behandlung von Atemwegserkrankungen sollte nach dem Feststellen von Symptomen unverzüglich beginnen, um bleibende Schäden am Lungengewebe zu vermeiden. Zögern Sie also nicht mit dem Tierarztbesuch!
Für die Behandlung von Atemwegserkrankungen hat sich vor allem die Antibiose etabliert. Die ist jedoch ein zweischneidiges Schwert, da quasi immer ohne Antibiogramm behandelt werden muss und solche Behandlungen (sowie Behandlungsfehler) die Resistenzlage bei Antibiotika verschärfen. Zudem werden in der Regel Breitbandantibiotika verabreicht, die auch die Biome des Patienten angreifen. Daher begeben sich Tierärzte und Halter seit einigen Jahren vermehrt auf die Suche nach Therapien, die den Einsatz von Antibiotika verringern.
Die Entscheidung, wann welche Therapie sinnvoll bzw. notwendig ist, bedarf jedoch einer fundierten Kenntnis von Mäusen als Patienten. Doktern Sie also niemals einfach drauflos, sondern besprechen Sie die hier genannten Therapievorschläge immer mit Ihrem Tierarzt.
Schulmedizin bei Atemwegserkrankungen
Bei Farbmäusen ist eine Antibiose oft schon bei starken Geräuschen ohne weitere Begleitsymptome notwendig. Bei Exoten sollte sie nicht die erste Wahl sein. Spätestens ab einem verschlechterten Allgemeinzustand ist eine Behandlung mit Antibiotika aber auch bei ihnen unumgänglich.
Das gebräuchlichste – und sehr verträgliche – Antibiotikum bei Mäusen ist Enrofloxacin (Baytril). Vor allem bei hartnäckigen Infekten und Rezidiven hat sich allerdings die Kombination Sulfadoxin + Trimetroprim (Borgal) allerdings besser bewährt. Für schwer kranke Mäuse mit Flankenatmung, sehr schlechtem Allgemeinbefinden oder Atemnot hat sich Doxycyclin als Depot etabliert, das mitunter sogar auf den ersten Blick aussichtslose Fälle noch retten kann. Das Problem: Doxycyclin ist ein Humanpräparat. Sie müssen deshalb oft in der Apotheke mit Rezept vom Tierarzt holen und zum Spritzen in die Praxis bringen, da diese das selten vorrätig hat.
Bei Farbratten haben sich vor allem Doxycyclin, Baytril und Azithromycin bewährt. In hartnäckigen Fällen kommt bei ihnen aber auch Veraflox zum Einsatz.
Es gibt verschiedene Methoden, das Antibiotikum zu verabreichen. Am gebräuchlichsten ist die Gabe direkt ins Maul oder über ein Leckerli. Subkutane Injektionen haben sich als besonders zuverlässig und effektiv erwiesen. Auch berichten viele Halter und einige Tierärzte, dass die Injektionslösung auch bei oraler Gabe besser “greift”. Lassen sich die Tiere nicht oder nur schwer anfassen, hat sich die Gabe über das Wasser bewährt. Die Wasserflasche muss dann je nach Lichtempfindlichkeit des Antibiotikums vom Licht abgeschirmt werden. Lassen Sie sich das Verhältnis von Antibiotikum zu Wasser vom Tierarzt für die Körpermasse und das Trinkverhalten Ihrer Mäuse ausrechnen. Achtung: Einige Antibiotika eignen sich nicht für die Gabe über das Trinkwasser!
Im Allgemeinen sollte eine Antibiotika-Kur nicht länger als 14 Tage dauern. Bei lange bestehenden oder sehr schweren Infekten kann sie aber auch 4 Wochen oder länger dauern. Lassen Sie sich über eine längere Gabe eingehend von Ihrem Tierarzt beraten!
Bei wiederholten Atemwegsinfekten, sollte das Antibiotikum möglichst erst 4 Wochen nach Gabe der letzten Dosis wieder angewendet werden. Früheres Ansetzen einer neuen Kur sollten Sie unbedingt mit Ihrem Tierarzt abklären! Das kann vor allem bei chronisch kranken Mäusen notwendig werden.
Stark verschleimten oder niesenden Mäusen können Sie mit Schleimlösern wie Bisolvon oder ACC Erleichterung verschaffen.
Für Mäuse mit akuter Atemnot aufgrund einer Atemwegserkrankung hat sich außerdem das Cortison Dexametason als schnell wirksam und gut verträglich bewährt.
Mäuse mit starken chronischen Atembeschwerden können Sie mit dem Cortison Depot Medrate und einem cortisonhaltigen Asthmaspray so einstellen, dass die Tiere noch eine gute Lebensqualität haben. Für diese Therapie wird das Depotcortison gespritzt. In schlechten Phasen und in der Einstellungsphase inhaliert der Patient zusätzlich bis zu 3x täglich, indem Sie ihn mit dem Kopf so weit wie möglich in den Inhalator stecken und dann „abdrücken“. Achten Sie bei der Auswahl des Inhalators daher darauf, dass der Nutzer für die Anwendung daran nicht aktiv ziehen muss.
Komplementärmedizin bei Atemwegserkrankungen
Die hier zusammengefassten Maßnahmen können in sich schon eine wirksame Behandlung darstellen. In der Regel ergänzen sie – vor allem bei Farbmäusen – die schulmedizinische Behandlung, bei den robusteren Exoten können (nicht müssen!) diese Maßnahmen schon ausreichen. Ziel der hier vorgestellten Mittel und Methoden ist, dass die Erkrankung schneller, nachhaltiger und im Idealfall ohne oder mit reduziertem Einsatz von Antibiotika ausheilt.
Phytotherapie
Phytotherapeutika sind noch recht neu im Einsatz gegen Atemwegserkrankungen bei Nagern, scheinen aber einiges an Potenzial mitzubringen. Dieser Absatz wird voraussichtlich also noch wachsen.
Bronchipret Saft (Thymian + Efeu) und auch Prospan (Efeu) werden von Farbmäusen gut akzeptiert und vertragen und reduzieren Atemgeräusche in vielen Fällen hörbar. Beides können Sie vom Löffel, mit einem Leckerli oder im Brei anbieten.
Thymian können Sie außerdem auch frisch füttern. Wählen Sie dafür möglichst stark duftendes Kraut. Die Mäuse inhalieren dann beim Fressen automatisch die ätherischen Öle.
Begleitend können Sie außerdem auf das Immunsystem stimulierende Mischungen zurückgreifen. Die gibt es inzwischen auch in der Veterinärmedizin, z. B. RodiCare Immo von Alfavet.
Auch Arzneitees eignen sich ergänzend für schnupfende Mäuse. Aufgüsse mit Kamille, Fenchel, Thymian, Pfefferminze, handelsübliche „Atme Dich frei“-Mischungen und Erkältungstees mit Schwerpunkt Respirationstrakt passen dafür hervorragend. Bieten Sie am besten den noch gut handwarmen Tee in Schüsseln an. So inhalieren die Mäuse beim Trinken gleich noch.
Inhalieren
Beim Inhalieren wird zwischen feuchter und trockener Inhalation unterschieden. Feucht inhalieren lassen können Sie Ihren Patienten mit Aufgüssen oder Inhaliergeräten. Diese Form eignet sich für alle Zusatzstoffe, die Sie als Aufguss zubereiten können. Dazu zählen unter anderem Meersalz, Kamille und Pfefferminze. Diese Behandlung befeuchtet die Schleimhäute und bringt die Wirkstoffe beim Einatmen tief in den Atmungstrakt.
Wichtig: Mäuse mit akuter Atemnot sollten Sie nicht feucht inhalieren lassen. Das kann einen Erstickungsanfall auslösen!
Für trockenes Inhalieren eignen sich ätherische Öle. Für Laien würde ich vor allem Erkältungsbalsame empfehlen. Mit puren Ölen müssen Sie nämlich deutlich vorsichtiger umgehen. Überdosierungen können hier Reizungen bis hin zur Atemnot verursachen. Bewährt haben sich Balsame für Inhalation und Einreibungen wie VapoRub, Pinimenthol oder TransPulmin.
Wichtig: Studieren Sie vor der Anwendung solcher Inhalate deren Zusammensetzung. Für Campher und Menthol sind beim Menschen in seltenen Fällen Bronchospasmen als Nebenwirkung bekannt. Für Mäuse gibt es keine Untersuchungen. Bisher ist mir auch kein Fall bekannt. Trotzdem sollten Sie bei diesen Präparaten eingangs vorsichtig testen, ob Ihr Patient das Mittel gut verträgt. Auch hier gilt: Je schlechter die Atmung, umso vorsichtiger sollten Sie dosieren. Weichen Sie im Zweifel auf mildere Präparate ohne diese Inhaltsstoffe (z. B. Babix) aus.
Wenn Sie Duftöle für die Inhalation kaufen, achten Sie darauf, dass es immer zu 100% reine ätherische Öle sind. Es muss die Bezeichnung „ätherisches Öl“ draufstehen. Parfümöle sind zwar deutlich billiger, aber ohne jeglichen Wirkstoff, weil künstlich erzeugt, und können sogar kontraproduktiv sein!
Wenn Sie sich das Handling konzentrierter Öle für die Therapie nicht zutrauen, können Sie bei einigen Ölen auch auf frische Pflanzen ausweichen. Verreiben Sie etwa frischen Thymian oder frische Pfefferminze, können Sie keine die Atemwege reizenden Mengen der Öle erreichen.
Für die Therapie streichen Sie beispielsweise etwas Öl oder Balsam an das Holz des Geheges oder an ein Stück Holz, das Sie ins Gehege stellen. Geriebene Frischpflanzen stellen Sie einfach in einer Schüssel rein. Die Mäuse können auch davon fressen. So inhaliert der Patient ohne Stress. Das der Rest der Gruppe mitinhaliert ist unproblematisch. Sie müssen die gesunden Mäuse also nicht vom Patienten trennen.
Sonstige Maßnahmen
Bei Atemwegserkrankungen können Sie die Heilung auch durch Wärme unterstützen. Vor allem Mäusen in sehr schlechtem Zustand tut eine permanente Wärmequelle gut. Bewährt hat sich vor allem Rotlicht, das eine angenehme, gleichmäßige Wärme spendet und hier sogar bessere Ergebnisse brachte als eine Wärmematte.
Wärme bedeutet gleichzeitig: Vermeiden Sie Zugluft, Kälte und starke Temperaturschwankungen. Sie belasten Ihren Patienten weiter.
Verlieren die Mäuse im Rahmen von Atemwegserkrankungen stark an Gewicht, sollten Sie sie mit einer Päppelpaste (z. B. Nutrical), Convalescence Support, Critical Care (bei vorrangigen Herbivoren) oder diversen Päppelbreimischungen füttern, um diesen Verlust auszugleichen. Auch gezielte Vitamingaben – vor allem mit B-Vitaminen – können unterstützen. Wichtig für die Schlagkraft des Immunsystems ist außerdem Zink, das Sie über Leckerli oder Brei als Kur supplementieren können.
Noch mehr als bei gesunden Tieren gilt bei kranken Mäusen die Stressvermeidung. Ausmisten, unnötige Fang- und Transportaktionen oder Vergesellschaftungen sollten Sie in dieser Zeit also möglichst vermeiden. Auch das von Tierärzten oft fälschlicherweise angeratene Separieren der kranken Tiere bedeutet enormen Stress. Da der Erreger aber ohnehin schon in der gesamten Gruppe kursiert, wenn Sie Symptome an einem Tier feststellen, ist es für eine Separation ohnehin zu spät.
Antibiotika greifen nicht nur schädliche Keime an. Auch die Darmflora kann leiden. Unterstützen Sie sie mit der Gabe von Bene Bac, Mutaflor oder Naturjoghurt. Bei Durchfall können Sie mit Naturjoghurt + Dysticum (2:1) gegensteuern.
Behandlungsmöglichkeiten
- Antibiose
- ergänzend Phytotherapeutika
- Immunsupport
- Inhalation
- Wärme
Bewährte Mittel und Medikamente
- Antibiotika (v. a. Enrofloxacin, Sulfadoxin + Trimetroprim & Doxycyclin)
- Thymian frisch oder als Pflanze
- Bronchipret Saft
- Erkältungstees
- Vaporup (Inhalation)
- Pfefferminzöl (Inhalation)
- ACC (Pulver)
- Bisolvon
- Theophyllin (bei Atemnot)
- Kaffee (-> Koffein; bei Atemnot)
Atemwegserkrankungen bei Mäusen vorbeugen
Atemwegserkrankungen beugen Sie am besten vor, indem Sie Ihre Mäuse vor Zugluft und starken Temperaturschwankungen schützen. Sie sind die Hauptauslöser von Atemwegserkrankungen bei exotischen Mäusen und Kleinsäugern, tragen aber auch bei Farbmäuse oft zur Erkrankung bei. Decken Sie also beispielsweise in der kalten Jahreszeit das Gehege beim Lüften ab, wenn der kalte Luftzug von draußen es erreichen kann und packen Sie Transportboxen bei entsprechender Witterung immer warm (bei Bedarf mit Snuggle Safe oder Wärmflasche) ein.
Wichtig sind vor allem bei Farbmäusen große, senkrechte Lüftungsflächen am Gehege. So kann sich hier kein Ammoniak stauen. Das scharfe Gas entsteht aus dem Urin der Tiere, der von Bakterien verarbeitet wird, und reizt die Lunge. So wird sie anfälliger für Keime. Die Belüftung muss also immer für die von Ihnen gehaltene Mäuseart ausreichend sein.
Eine abwechslungsreiche, möglichst vielfältige Fütterung gehört ebenso zur Vorbeugung. Darüber nehmen die Mäuse alle wichtigen Stoffe auf, die sie für eine starke Immunabwehr brauchen. Deshalb sollten Sie immer Mischungen zur Selektion anbieten. So können die Nager die Bestandteile wählen, die genau die Nährstoffe enthalten, die sie gerade benötigen. Vor allem Exoten wissen noch instinktiv sehr gut, was sie gerade brauchen. Aber auch Farbmäuse und Mongolische Rennmäuse haben das Selektionsverhalten noch nicht verloren.
Bei der Fütterung können Sie außerdem immer wieder aromatische Kräuter wie Thymian oder Pfefferminze anbieten. Zwar wird insbesondere die Minze eher selten gefressen. Jedoch sorgen die stark duftenden Kräuter für einen Inhalationseffekt. Und der kann es Keimen erschweren, sich erfolgreich einzunisten.
Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
- artgerechte, vielseitige Ernährung
- Zugluft und starke Temperaturschwankungen vermeiden
- Fütterung von Kräutern
- ausreichende Belüftung des Geheges
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Quellen
Ewringmann, Anja; Glöckner; Barbara: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; 1. Auflage, Enke 2008, S. 34ff.
Müller, Kerstin: HeimtierSkills – Praxisleitfaden zur Diagnose und Therapie bei kleinen Heimtieren, Schattauer 2017; S. 441ff.
Letztes Update: 20.09.2022