Die Neigung zu Epilepsie scheint bei den einzelnen Mäusearten recht unterschiedlich verteilt. Vor allem bei Mongolischen Rennmäusen tritt sie öfter auf. Aber auch bei Vielzitzenmäusen konnte ich sie schon mehrfach beobachten. Trotzdem ist sie eine eher unbekannte Erkrankung. Entsprechend oft wird sie nicht erkennt oder Tierärzte und Halter sind unsicher im Umgang mit der Erkrankung. Auch die Veterinärliteratur gibt zu Mäusen und Epilepsie eher wenig her, weshalb dieser Artikel hauptsächlich auf praktischen Erfahrungen aufbaut.
Ursachen für Epilepsie bei Mäusen
Epilepsie ist eine vermutlich ererbte Erkrankung und kann deshalb in Familien gehäuft auftreten. Bei Mongolen treten die Anfälle ab einem Alter von 8 bis 12 Wochen auf. Bei Vielzitzenmäusen beginnen sie meiner Beobachtung nach ab etwa 12 Wochen.
Auslöser eines Anfalls kann jeder beliebige Stressor sein. Die Bandbreite reicht hier von offensichtlichen Momenten wie Handling und Transport bis hin zu Temperaturschwankungen, Änderung von Lichtverhältnissen oder ungewohnten Geräuschen.
Neben Vielzitzen und Mongolischen Rennmäusen konnte ich die Epilepsie bei außerdem bei einer Persischen Rennmaus beobachten, die aus einer auch anderweitig gesundheitlich vorbelasteten Familie stammt.
Ursachen im Überblick
- erblich
Symptome einer Epilepsie
Epileptische Anfälle können eine sehr große Bandbreite haben. Manche Tiere sitzen einfach regungslos da und sind nicht ansprechbar. Andere verharren stillsitzend, aber extrem angespannt. Deutlich sichtbar sind Anfälle, bei denen die Mäuse krampfen und zum Teil wie die Flummies unkontrolliert durchs Gehege schießen.
Ein solcher Anfall kann nur wenige Sekunden oder aber auch mehr als eine Minute anhalten. Vor allem nach Krampfanfällen sind die Tiere danach noch mehrere Minuten lang völlig erschöpft und sitzen schwer atmend da. Dann laufen sie weiter, als sei nichts geschehen.
Bei einer anhaltenden Stresssituation (etwa Transport) kann Ihr Patient plötzlich kollabieren und versterben. Beim Mäuseasyl verstarben mehrere unerkannte Epileptiker (Vielzitzenmäuse) auf dem Weg in ihr neues Heim. Erst später, als die familiäre Belastung klar war, erklärten sich die Todesfälle der ansonsten gesunden Tiere.
Außerhalb ihrer Anfälle fallen Epileptiker nicht auf. Sie sind normal genährt und zeigen ein normales Verhalten mit dem Partner oder der Gruppe. Der Allgemeinzustand der Patienten ist in der Regel gut.
Symptome im Überblick
- geistige Absenz
- Myoklonie
- Katalepsie
- moderate bis extreme Krampfanfälle
Diagnose von Epilepsie
Die Epilepsie lässt sich nur aufgrund ihres klinischen Erscheinungsbildes – also durch ihre Anfälle – diagnostizieren. Andere Nachweise gibt es für die Erkrankung nicht. Eine gründliche Beobachtung und der Ausschluss anderer möglicher Ursachen führt dann zur Diagnose “Epilepsie”.
Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
- außerhalb eines Anfalles normales, gesundes Tier
- Halter berichtet von "komischem Verhalten" oder "Anfällen"
Weitere Untersuchungen:
- keine -> Diagnose anhand von klinischem Bild
Differentialdiagnosen:
- bestimmte Herzerkrankungen mit Anfallsgeschehen
Behandlung einer Epilepsie bei Mäusen
Da Epilepsie erblich ist, kann sie nicht ursächlich behandelt werden. Starke Krampfanfälle könnten zwar mit Phenobarbital behandelt werden. Da aber schon die Berührung des Patienten einen tödlichen Kollaps auslösen kann, sollten Sie darauf verzichten.
Das Mittel der Wahl für Epileptiker heißt Stressvermeidung. Sie sollten also – soweit sie einer sozialen Art angehören – in einem stabilen, streitfreien Sozialverband mit eher ruhigen Charakteren. Außerdem sollten Sie einen ruhigen Gehegestandort suchen und plötzliche Geräusche oder Erschütterungen in der Gehegeumgebung vermeiden.
Im Idealfall verzichten Sie auch darauf, die Maus – etwa für die Reinigung – aus ihrem Gehege zu fangen. Nehmen Sie bei einer Gruppe mit Epileptiker(n) immer nur eine Teilreinigung vor, bei der die Gruppe im Gehege verbleiben kann.
Außerdem sollten Sie in der Lebenszeit des Epileptikers nach Möglichkeit Vergesellschaftungen vermeiden oder – so unbedingt nötig – eine möglichst entspannte Kombination wählen.
Verzichten Sie außerdem darauf, Mäuse mit konkretem (!) Epilepsieverdacht zu transportieren. Selbst kurze Wege können trotz schonendem Transport schnell im Tod des Patienten resultieren. Zeigen Sie Ihrem Tierarzt deshalb am besten Videos von dem Tier in der anfallsfreien Zeit und während eines Anfalls. So ist zumindest eine grundlegende Anamnese möglich.
Behandlungsmöglichkeiten
- keine
Epilepsie bei Mäusen vorbeugen
Vorbeugen lässt sich der Epilepsie nicht. Als Halter können Sie nur durch Stressvermeidung die Zahl der Anfälle reduzieren. Als Züchter können Sie aber zumindest das Risiko der Weitergabe der Erkrankung an nachfolgende Generationen deutlich senken, indem Sie Tiere aus Epileptiker-Linien konsequent von der Zucht ausschließen.
Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
- gesundheitsorientierte Zucht
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Quellen
Ewringmann, Anja; Glöckner; Barbara: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; 1. Auflage, Enke 2008, S. 167
Letztes Update: 12.08.2020