Bandwürmer (Cestoden) bilden eine ganze Klasse der Wirbellosen, die sich in der Regel über mehrere Stadien und Wirte entwickeln und als adulte Tiere im Darm ihres Wirtes parasitieren. Als Haustier gehaltene Ratten und Mäuse werden vor allem vom Zwergbandwurm (Hymenolepis nana) und vom Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta) besiedelt, weshalb der nachfolgende Artikel im Schwerpunkt auch diese beiden Bandwurmarten betrachtet.
Der Parasit
Bandwürmer sind bei Mäusen eher seltene Parasiten. Wenn ein Befall vorliegt, ist das in den meisten Fällen der Zwergbandwurm, seltener auch der Rattenbandwurm. Nur in Ausnahmefällen werden bei Nagern als Haustiere weitere Bandwurmarten gefunden. Unter den Bandwürmern ist nur der Zwergbandwurm humanpathogen.
Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)
Der Zwergbandwurm (Hymenolepis nana, auch Rodentolepis nana, Taenia nana, H. fraterna) ist bei Mäusen der häufigste Bandwurm – was vermutlich auch dem Umstand geschuldet ist, dass er als einziger der Bandwürmer bei Nagern keinen obligatorischen Zwischenwirt für seine Entwicklung braucht. Fakultativ kann er aber auch über Zwischenwirte übertragen werden. Der Zwergbandwurm ist nicht wirtsspezifisch und befällt verschiedene Mausarten, Hamster und Ratten gleichermaßen. Das Zoonosepotenzial dieses Bandwurms steht in der Diskussion. Bisher ist nicht abschließend geklärt, ob nur einzelne Stämme oder die Art H. nana als Ganzes das Potenzial hat, auf den Menschen überzugehen.
Zwergbandwürmer werden im adulten Stadium nur etwa 25 bis 40mm, selten bis 60mm lang und bis 2mm breit. Sie leben im Dünndarm ihres Wirtes, wobei sich Larven im Bindegewebe (und angrenzenden Lymphknoten) einnisten, während adulte Würmer im Lumen zu finden sind. Hier schlüpfen nach der direkten Aufnahme von Eiern die Larven und entwickeln sich innerhalb von 14 bis 16 Tagen zu erwachsenden Bandwürmern. Der gesamte Lebenszyklus umfasst etwa 20 – 30 Tage. Die Eier der adulten Würmer werden in der Regel mit dem Kot ausgeschieden. Nur selten schlüpfen sie im Darm des aktuellen Wirtes – führen in solchen Fällen dann aber zu massiven Befällen.
Bei indirekter Infektion entwickelt sich die Larve des Zwergbandwurms im Insekt (Floh oder Futterinsekt) und werden mit dem Zwischenwirt vom Nager aufgenommen.
Die Eier des Zwergbandwurms reifen in Fortpflanzungsgliedern, den sogenannten Proglottiden. Ein solches Glied kann bis zu 200 Eiern enthalten. Ausgeschiedene Eier sind recht empfindlich und halten sich nicht lange außerhalb des Wirtes.
Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta)
Der Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta) ist etwa 20 bis 60mm lang und 3 bis 4mm breit. Er braucht obligat einen Zwischenwirt und kommt bei Haustieren daher eher selten vor. Befallen kann er aber grundsätzlich alle kleinen Nager, ist aber im Gegensatz zum Zwergbandwurm nicht humanpathogen.
Weitere Bandwürmer bei Kleinnagern
Sehr selten werden bei Mäusen, Hamstern und Ratten weitere Bandwurmarten gefunden, die alle einen obligaten Zwischenwirt (Insekt) für ihre Entwicklung benötigen.
Dazu zählt Hymenolepis microstoma, der sich als adulter Wurm in den Gallengängen der Nager festsetzt. Ebenfalls ein seltener Bandwurm bei Kleinnagern sind Bandwürmer der Gattung Cataenotaenia, die zwar nicht wirtsspezifisch, aber auch nicht humanpathogen sind.
Hamster, Ratten und Mäuse können aber auch selbst als Zwischenwirt von Bandwürmern befallen werden. Dazu zählt Taenia taeniaformis, der als Endwirt Katzen hat. Mäuse mit Kontakt zu von infiziertem Kot verschmutztem Futter oder Oberflächen (etwa im Haushalt oder ausgesetzte Nager im Freien) können daher auch diesen Bandwurm tragen. Die Larven finden sich in der Leber der Nager und können hier Lebertumore auslösen. Durch seinen Entwicklungszyklus ist Taenia taeniaformis nicht humanpathogen.
Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)
- ca. 3 - 4mm lang
- ca. 1 - 2mm breit
- im Kot nicht sichtbar
- Zwischenwirt fakultativ
- Zoonose
Rattenbandwurm (Hymenolepis diminuta)
- ca. 2 - 6mm lang
- ca. 3 - 4mm breit
- im Kot nicht sichtbar
- Zwischenwirt obligatorisch
- keine Zoonose
Übertragung
Der Zwergbandwurm kann sowohl direkt über die orale Aufnahme von Eiern – etwa aus verschmutztem Futter oder Streu – übertragen werden. Fakultative Zwischenwirte, die ebenfalls als Träger fungieren können, sind Futterinsekten wie Mehlwürmer. Auch Flöhe können Bandwürmer übertragen, weshalb bei Flohbefall eine Kontrolle auf Würmer obligatorisch sein sollte.
Den Rattenbandwurm können Sie wie alle anderen bei Nagern auftretenden Bandwürmer nur über befallene Futterinsekten einschleppen. Eine direkte Infektion über mit Eiern verschmutztes Futter o. ä. ist nicht möglich.
Übertragung durch:
- verschmutztes Futter
- verschmutzte(s) Streu oder Inventar
- Futterinsekten
- Flöhe
Symptome
Ein Bandwurmbefall verläuft bei Mäusen und anderen Kleinnagern oft symptomlos. Erst ein massiver Befall führt in der Regel zu sichtbaren Symptomen. So verlieren die betroffenen Tiere dann an Gewicht. Jungtiere wachsen bei starkem Bandwurmbefall schlechter. Außerdem kann der Befall zu einer Schleimhautentzündung des Dünndarms (Enteritis) führen. Eine große Parasitenzahl im Darm kann außerdem eine Verstopfung bis hin zum Darmverschluss verursachen und dann schnell lebensgefährlich werden.
Symptome im Überblick
- Gewichtsverlust
- verzögertes Wachstum
- Verstopfung
- Darmverschluss
Diagnose
Die Diagnose von Bandwürmern ist am lebenden Tier über eine Sammelkotprobe möglich. Dafür müssen Sie über 3 bis 5 Tage Kot Ihrer Mäuse sammeln, da die Bandwurmeier nicht regelmäßig ausgeschieden werden. Diese bringen Sie zu Ihrem Tierarzt oder schicken sie direkt bei einem Labor ein. Dort wird eine sogenannte Flotationsprobe gemacht.
Bei diesem Test wird der Kot in eine gesättigte Flotationslösung gegeben und zerkleinert. Anschließend sammeln sich Eier und andere Kotbestandteile an dem Deckgläschen, das auf den Flotationsbehälter gelegt wird. Das Gläschen wird abgenommen und auf einen Objektträger gelegt, der dann unter dem Mikroskop untersucht wird. Dabei lassen sich die Eier der Parasiten gut erkennen. In der Regel kann auch die Art bestimmt werden. Vor allem die Eier des Zwergbandwurms sind sehr charakteristisch.
Tote Mäuse können Sie zur Diagnostik auch für eine Sektion einschicken. Bei der Untersuchung des Darms lassen sich sowohl die Würmer selbst als auch Läsionen und Entzündungen im Darm durch den Wurmbefall nachweisen.
Bei Taenia taeniaformis sind bei einer Sektion auch Lebercysten mit den Parasiten nachweisbar.
Checkliste Diagnose
- Flotationsprobe
- Sektion
Behandlung - Bandwürmer bekämpfen
Bandwürmer werden Sie recht leicht wieder los. Praziquantel als Spot-on, s.c. oder orale Gabe ist gut verträglich und wirkt zuverlässig. Die Behandlung muss nach 10 Tagen wiederholt werden. Bei starken Befällen empfehlen sich 2 Wiederholungen im Abstand von 10 Tagen.
Alternativ ist auch Fenbendazol gegen Bandwürmer wirksam. Hier empfiehlt die aktuelle Literatur 100 (bis max. 300) mg/kg oral über 5 Tage. Panacur mit dem Wirkstoff Fenbendazol sollte aufgrund der deutlich häufigeren und heftigeren Nebenwirkungen bei Bandwümern nur die zweite Wahl sein, sollten sich Resistenzen gegen Praziquantel zeigen.
Checkliste Behandlung
- Praziquantel
- Fenbendazol
- strikte Umgebungshygiene
Der Quarantänekäfig
Der Quarantänekäfig sollte leicht zu reinigen sein und nach Möglichkeit ein Rauskrümeln von Material wie Streu oder Futterresten verhindern. Dunas, Makrolonboxen und Aquarien haben sich hier am besten bewährt.
Als Einstreu können Sie Küchenkrepp, Klopapier oder Safebed in Flocken- oder Streifenform nutzen. Sie können aber auch ganz normale Holz-, Hanf oder andere Einstreu und jeden anderen Untergrund verwenden, den Sie im normalen Gehege auch anbieten. Organische Bodengründe sollten Sie allerdings nicht – soweit bei Ihnen üblich – auf dem Kompost oder in der Biotonne entsorgen, sondern im Restmüll. So vermeiden Sie es, die Parasiten – insbesondere den Zwergbandwurm – nach draußen zu verschleppen.
Reinigen Sie den Quarantänekäfig mindestens alle 5 Tage, bei massivem Befall anfangs häufiger. Dafür leeren Sie den Käfig komplett, säubern ihn Wasser und Seife. Anschließend gehen Sie einmal mit dem Dampfreiniger durch oder brühen das Innere mit kochendem Wasser ab.
Inventar behandeln Sie – soweit möglich – genauso. Schlecht oder nicht zu reinigendes Inventar sollten Sie 1 Woche einfrieren oder bei 90°C 30min lang ausbacken. Alternativ können Sie auch einfach Schachteln, Pappröhren u. Ä. als Einweginventar verwenden und nach Gebrauch entsorgen.
Checkliste Quarantänekäfig
- abwaschbar
- heiß desinfizierbar
- krümelfrei
- Einweg- oder abwaschbares Inventar
- beliebige Einstreu
Wie kriege ich das Gehege wieder sauber?
Leeren Sie das Gehege und entsorgen Sie die gesamte Einstreu im Restmüll. Das mit Wasser und Spülmittel vorgereinigte Gehege können Sie mit Dampfreiniger behandeln und so reinigen. Glatte Flächen können Sie auch mit chlorkresolhaltigen Desinfektionsmitteln (z.B. Neopredisan, 2% über min. 2h Einwirkzeit) desinfizieren. Milde Desinfektionsmittel wie Bactazol wirken nicht gegen Bandwürmer.
Insbesondere beim Zwergbandwurm können Sie den Wurm nach einer normalen Reinigung mit Seife und Wasser auch aussitzen. Die Wurmeier halten sich bis zu 10 Tage in der Umgebung. Vollziehen Sie also die mindestens 20 Tage dauernde Quarantäne in einem Quarantänebehälter statt im Gehege, sind die dort evtl. noch befindlichen Eier nicht mehr infektiös.
Für das Inventar gilt Ähnliches. Mit Wasser und Seife gereinigtes Mobiliar können Sie einfach ablagern, es aber auch – wie oben beschrieben – einfach einfrieren, abdampfen, abbrühen oder ausbacken.
Eingangsquarantäne bei Bandwürmern
Die Eingangsquarantäne ist bei Bandwürmern recht unkompliziert. Sie bringen die ankommenden Tiere mit bekanntem Befall einfach gleich im krümelfreien, eingerichteten Quarantänebehälter unter und beginnen mit der Behandlung. Bei ungetesteten Tieren gilt dieselbe Unterbringung bis zum Testergebnis.
Können Streu und Kot aus dem Quarantänegehege nicht rausfallen und halten Sie eine gründliche Handhygiene ein, bauen Sie einer Verbreitung von Bandwürmern auf andere Nager, weitere Tiere oder Menschen im Haushalt schon ausreichend vor.
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Quellen
Emmerich, I. U.; Hein, J.: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen, Frettchen und Igeln: 2. Aufl., Thieme 2018; S. 76ff.
Ewringmann, A.; Glöckner, B.: Leitsymptome bei Hamster Ratte, Maus und Rennmaus, Enke-Verlag 2008, S. 58 ff.
Anderson, Fox, et al.: Laboratory Animal Medicine, 3. Aufl., Academic Press 2015, S. 43ff. und 151ff.
Tierklinik.de – Zwergbandwurm
Urhebernachweis Fremdmedien
Mikroskopbild Zwergbandwurm: Heike Dustmann
Letztes Update: 01.09.2020