Hilfe, es hüpft! Diesen Schreckmoment haben eher wenige Maushalter. Flöhe sind keine typischen Parasiten von als Haustiere gehaltenen Ratten, Mäusen oder Hamstern. Am ehesten treten sie auf, wenn größere Haustiere wie Hund oder Katze sie einschleppen oder die Nager im Freien gefunden werden.
Rechtzeitig erkannt und gründlich bekämpft, erledigt sich ein Flohbefall recht schnell. Allerdings können die springenden Insekten andere Parasiten mitbringen, Bandwürmer nämlich. Darauf sollten Sie verflohte Mäuse daher immer checken.
Der Parasit
Es gibt heute etwa 2000 bis 2500 Floharten der Ordnung Siphonaptera, von denen 94% auf Säugetieren parasitieren. Etwa 70 Arten kommen in Mitteleuropa vor. Die hier häufigsten Arten sind der Hundefloh (Ctenocephalides canis) und der Katzenfloh (Ctenocephalides felis). Auf Ratten parasitieren unter anderem der Europäische Rattenfloh (Nosopsyllus fasciatus), der weltweit verbreitete Rattenfloh (Xenopsylla cheopis) und der Mäusefloh (Leptopsylla segnis), die auch auf den Menschen übergehen.
Die etwa 1,5 – 4,5 mm langen, gelbbraunen bis schwarzbraunen, seitlich abgeplatteten Parasiten besitzen einen sehr harten Chitinpanzer, sodass sie nur schwer zu zerdrücken sind. Flöhe sind zwar flügellos, mit ihren extrem kräftigen Sprungbeinen sind sie dennoch sehr mobil. Allerdings springen sie nicht gezielt sondern nur ungerichtet. Diese Sprünge können bis zu 30 cm hoch sein. Haben sie einen Wirt gefunden, können sie sich mit Krallen, Borsten und Zahnkämmen an Körper und Beinen in dessen Fell festklammern und ihn mit dem kombinierten Stech- und Saugrüssel anzapfen.
Ein Flohweibchen legt im Laufe seines Lebens im Schnitt 20 – 500 Eier in der Umgebung des Wirtes ab. Katzenflöhe bringen es sogar auf 700 – 900 Eier. Die Entwicklung der Eier bis zur Larve dauert je nach Umweltbedingungen etwa 2 – 12 Tage. Die augen- und beinlosen, beborsteten Larven entwickeln sich in 3 Stadien innerhalb von 1 bis 3 Wochen. In dieser Zeit leben sie in der Umgebung des Wirtes von organischen Substanzen, vor allem von trockenem Blut und dem Kot der erwachsenen Tiere.
Die 4 – 5 mm langen Drittlarven verpuppen sich schließlich für eine wenige Tage bis mehrere Monate dauernde Puppenruhe. Das Ende der Puppenruhe wird von externen Faktoren (Wärme, Erschütterung, ansteigender CO2-Gehalt in der Luft) herbeigeführt. Daher kann es auch in länger unbewohnten Räumen zu einer Flohplage kommen.
Für die Entwicklungsdauer der Flohbrut sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit entscheidend. Optimal für die Larvenentwicklung sind eine Luftfeuchtigkeit von 70% und Temperaturen von 18 bis 27°C. Unter diesen Bedingungen dauert die Larvenentwicklung ca. 10 Tage, der gesamte Zyklus 2 bis 4 Wochen. Unter ungünstigen Bedingungen kann die Entwicklung bis zu einem Jahr dauern. Bei Kälte (3 – 8°C) oder Nässe sterben die Larven ab. Bei Temperaturen unter 10°C nimmt die Fortpflanzung deutlich ab. Ab 5°C stellen Flöhe die Vermehrung ganz ein.
Erwachsene Flöhe werden durch das CO2 der Atemluft, die Wärme und die Bewegung von Tieren angelockt und saugen dann auf ihnen wiederholt kleine Mengen Blut. Nach einer üppigen Mahlzeit können sie dann bis zu 2 Monate ohne Nahrung auskommen.
Flöhe haben zwar bevorzugte Wirtstiere, sind aber nur in Ausnahmefällen wirtsspezifisch. Finden sie den Idealwirt nicht, springen sie auch andere Arten an. Bei der Ernährung vom Blut solcher Wirte legen sie allerdings weniger Eier.
Die adulten Exemplare einiger Floharten leben vorrangig im Nest oder der unmittelbaren Umgebung des Wirtes (= Nestflöhe, z.B. Menschenfloh). Sie bevorzugen eine trockene, dunkle Umgebung und sind sehr standorttreu. Beim Befall durch eine solche Art wird der Wirt wahllos am ganzen Körper gebissen. Andere Arten leben dagegen vorwiegend im Fell des Wirtes (= Pelzflöhe, z.B. Katzenfloh). Diese Arten sind tolerant gegenüber Licht und Ortsveränderungen. Einige Arten führen einen aus beiden Formen gemischten Lebensstil.
Flöhe gehören zu den Zwischenwirten einiger Wurmarten. Stellen Sie an Ihren Tieren einen Flohbefall fest, sollten Sie daher auch eine Kotuntersuchung veranlassen. Oft haben die Parasiten weitere ungebetene Gäste im Gepäck, gegen die Sie Ihre Mäuse dann ebenfalls behandeln sollten.
- bis 1,5 - 4,5mm groß
- gelbbraun bis schwarzbraun
- seitlich abgeplattet
- 6 Beine, davon 2 sehr lange Sprungbeine
- hochgradig mobil
- nachtaktiv
- leben in der Umgebung des Wirtes
Übertragung
Da Mäuse eher selten Kontakt mit der Außenwelt haben, finden sich Flöhe bei ihnen meist über den Kontakt zu anderen Haustieren (z.B. Hund, Freigängerkatze) oder Wildtieren in der Wohnung ein. Auch der Mensch kann Flöhe an seiner Kleidung ins Haus bringen.
Nur sehr selten werden Flöhe mit Streu oder Heu eingeschleppt.
Eine realistische Chance auf einen Flohbefall bei Mäusen besteht eher bei inadäquater Unterbringung mit Wildtierkontakt (z. B. Scheunen, Gartenhäuser oder Unterstände im Freien) sowie bei Fundtieren.
Übertragung durch:
- andere Tiere im Haushalt
- Wildtiere
- Kleidung des Halters
- selten Heu, Streu oder Inventar
Symptome
Flöhe sind bei Mäusen eher seltene Parasiten, werden jedoch im Fall des Falles oft erst spät bemerkt. Ein Hinweis auf einen möglichen Flohbefall ist verstärktes Kratzen, da der Floh juckende Stiche verursacht. Auch Hautveränderungen wie etwa Rötungen oder Quaddeln an den Einstichstellen sind möglich. Bei stärkerem Befall können auch flächige Ekzeme auftreten.
Ein massiver Befall schwächt die Tiere durch den Blutverlust. Mitunter sehen diese, vor allem wenn sie hellhäutig sind, blass aus. Jungtiere können am Blutverlust sogar versterben. Durch den permanenten Juckreiz und den Parasitendruck bei starkem Befall wirken die zudem Nager zunehmend unruhig. Sie fressen mitunter schlechter und nehmen ab.
Auch können Symptome von bakteriellen Sekundärinfektionen zutage treten, da Flöhe unter anderem Staphylokokken, Salmonellen, Rickettsien und andere Keime übertragen können.
Mitunter werden sie aber auch erst entdeckt, wenn der Halter einen Floh sitzen oder springen sieht.
Beim Menschen entstehen durch die Probebisse sogenannte „Flohleisten“.
Symptome im Überblick
- Hautveränderungen
- Juckreiz
- Blässe
- bakterielle Sekundärinfektion
- Unruhe
- verminderte Nahrungsaufnahme
- Gewichtsverlust
- Todesfälle
Diagnose
Flöhe lassen sich am besten über den typisch kommaförmigen Flohkot nachweisen. Den können Sie einfach mit einem Läusekamm aus dem Fell kämmen, auf weißen Zellstoff aufbringen und anfeuchten. Handelt es sich bei dem ausgekämmten Material um Flohkot, werden die Spuren beim Verstreichen auf dem Zellstoff rot, da sich Flohkot aus verdautem Blut zusammensetzt. Dieser Test wird im Volksmund auch „Flohprobe“ genannt.
Manchmal können Sie aber auch die Flöhe selbst als große, dunkelbraune Punkte durch das Fell rennen sehen. Besonders gut sichtbar sind sie auf Mäusen mit hellem Fell.
Eine gute Methode, um einen Flohbefall in einem Raum nachzuweisen, ist ein Teller mit Wasser. Das Wasser versetzen Sie mit etwas Spülmittel und stellen den Teller auf den Boden. In die Mitte des Tellers kommt eine Kerze. In Richtung des Lichts dieser Kerze springen die Flöhe und ertrinken dann im Wasser, da das Spülmittel diesem die Oberflächenspannung nimmt.
Checkliste Diagnose
- Flohprobe mit Zewa und Flohkot
- optischer Nachweis der Parasiten
- Tellerfalle
Behandlung - Flöhe bekämpfen
Behandelt werden müssen alle Tiere der betroffenen Gruppe, auch wenn nicht auf allen ein Flohbefall nachgewiesen werden konnte. Am unkompliziertesten und verträglichsten hat sich eine Behandlung mit Stronghold erwiesen, das als Spot-on im Genick auf die Haut aufgetragen wird. Diese Behandlung sollten Sie nach 3 Wochen wiederholen. Alternativ können Sie auch Ivomec verwenden. Dieses muss insgesamt mindestens dreimal im Abstand von 7 Tagen aufgetragen werden.
Bei massivem Flohbefall im Haushalt kann eine mehrere Wochen dauernde Abschirmung der Tiere mit einem Antiparasitikum notwendig werden, bis der Flohbefall in der Wohnung komplett beseitigt ist. Dann sind je nach Alter und Intensität des Flohbefalls eine sechs- bis achtwöchige Quarantäne und ein entsprechender Schutz angezeigt.
Checkliste Behandlung
- Spot-on (Stronghold, Ivomec, Dectomax, ...)
- begleitende Umgebungshygiene
Der Quarantänekäfig
Im Idealfall nutzen Sie ein Aquarium oder eine Duna als Quarantänekäfig. Diese haben den Vorteil, dass die Parasiten nicht so viel Sprungfreiheit haben. Da die geringe Höhe dieser Behältnisse aber keine sichere Barriere für die sehr gut springenden Parasiten darstellen, sollten Sie einen Ring von ca. 30 bis 50 cm Breite rund um das Becken mit Kieselgur auslegen oder – notfalls – mit Ardap absprühen.
Entkommen Flöhe landen sie dann auf diesem Ring, gehen zugrunde und können einfach abgesammelt werden. Haben Sie Beides nicht da, können Sie sich auch mit einem Ring aus Tellern mit Wasser und Spülmittel behelfen.
Kieselgur können Sie außerdem auch im Gehege unter die Streu und bei Sandbadern in den Badesand untermischen. Das hilft vor allem bei hohem Parasitendruck, diesen schnell, effektiv und schonend zu verringern. Kieselgur darf auch eingesetzt werden, wenn Ihre Patienten Jungtiere haben.
Checkliste Quarantänekäfig
- möglichst geschlossen (Duna oder Aquarium)
- abwaschbar
- heiß desinfizierbar
- Einweg- oder abwaschbares Inventar
- beliebige Einstreu
Wie kriege ich das Gehege wieder sauber?
Leeren Sie das Gehege und entsorgen Sie die gesamte Einstreu im Restmüll. Saugen Sie danach das Gehege gründlich aus und stäuben Sie Ritzen und Bodenfläche mit einer Schicht Kieselgur aus. Einfach aussitzen, wie bei einigen anderen Parasiten, können Sie den Befall bei Flöhen nicht, da diese sich Monate ohne Wirt in der Umgebung – und damit auch im Gehege halten können.
Das Inventar reinigen Sie mit Seife und viel Wasser vor. Danach können Sie es abdampfen, abbrühen oder ausbacken. Inventar, das Sie nicht feucht reinigen oder ausbacken können, sollten Sie entweder min. 14 Tage einfrieren oder entsorgen.
Checkliste Gehegereinigung
- Streu entsorgen
- aussaugen
- abdampfen
- Inventar abdampfen, abbrühen, ausbacken oder einfrieren
Umgebungsbehandlung bei Flöhen
Da Flöhe sehr mobil sind und sich auch in der Umgebung aufhalten, müssen Sie diese unbedingt mitbehandeln. In der Wohnung haben sich regelmäßiges Staubsaugen des Bodens und der Polstermöbel bewährt.
Bei einem hartnäckigen, also schon länger bestehenden Flohbefall sollten Sie in jedem Fall eine größere Fläche um das Gehege herum mit Kieselgur oder einem insektiziden Spray behandeln. Dabei müssen nur waagerechte Flächen behandelt werden.
Bei massivem und/oder länger bestehendem Befall können auch Insektizide und/oder Entwicklungshemmer wie die sogenannten „Flohbomben“ (= Fogger) zum Einsatz kommen. Allerdings sollten Sie deren Einsatz immer gründlich abwägen, da es sich um potente Gifte handelt, die Sie in Ihrem Wohnbereich verteilen.
Behandeln Sie einen Flohbefall immer sofort nach dem Entdecken der Parasiten und tun Sie es gründlich. Haben sich Flöhe erst einmal in einer Wohnung festgesetzt, können sie sogar den Kammerjäger zur Verzweiflung treiben! Einen frischen Befall werden Sie dagegen recht einfach wieder los.
Checkliste Umgebungsbehandlung
- oft und gründlich staubsaugen
- Kieselgur
- notfalls insektizide Sprays und/oder Fogger
Eingangsquarantäne bei Flöhen
Wissen Sie vor Erhalt der Tiere, dass diese verfloht sind, sollten Sie sie vor dem Umzug spotten (lassen) und nur mit ganz frischer Streu ins Haus holen. Warten Sie nach dem Spot-on mindestens 30min, bevor Sie die Mäuse in die Transportbox packen (lassen). Damit sinkt das Risiko erheblich, dass überhaupt noch ein Floh „an Bord“ ist. Eine Behandlung ist aber trotzdem nötig, um sicher zu gehen.
Flöhe sind auch ein Zwischenwirt für verschiedene Bandwürmer. Bei verflohten oder ehemals verflohten Mäusen empfiehlt sich daher immer die Untersuchung einer Kotprobe auf diese Parasiten.
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Quellen
Wikipedia
Richard Lucius, Brigitte Loos-Frank: Biologie von Parasiten; Springer, Berlin, 2. Aufl., 2007
Bruno Gottstein, Theodoer Hiepe, Richard Lucius (Hrsg.): Allgemeine Parasitologie – Mit den Grundzügen der Immunologie, Diagnostik und Bekämpfung; Parey, 1. Auflage 2005
Hans J. Eggers, Bernhard Fleischer, W. Köhler: Medizinische Mikrobiologie; Elsevier, München, 8. Auflage 2001
Peter Deplazes, Johannes Eckert, Karl T. Friedhoff: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, Enke, 2. Auflage 2008
Urhebernachweis Fremdmedien
Floh (pink): Pixabay – WikiImages
Floh (braun): Pixabay – olivierlevaux
Letztes Update: 10.06.2022