Grabmilben

Grabmilben leben in der Haut ihres Wirtes. Nicht immer aber ist ein Befall durch Hautveränderungen oder Juckreiz erkennbar. Daher können Milben eine Maus schon lange bewohnen, ohne dass es auffällt. Der “Vorteil” bei Grabmilben: Auch wenn sie über Monate oder gar Jahre im Bestand sind – der Befall also entsprechend alt ist – müssen Sie keine Sorge haben, dass sich die Parasiten in der Wohnung ausbreiten. Alle Grabmilben sind durch ihre Lebensweise sehr wirtsnah und kaum in der Umgebung zu finden.

Der Parasit

Mäuse werden von Milben der Gattungen Sarcoptes und Notoedres befallen, die wie alle Milben zur Klasse der Spinnentiere gehören. Bei Ratten und Hamstern sind es vor allem Sarcoptes anacanthos und Grabmilben der Art Trixacarus diversus.

Da sich die Parasiten in die Haut hineingraben und dort leben, heißen Sie Grabmilben. Das verursachte Krankheitsbild ist bei Menschen als Krätze, bei Tieren als Räude bekannt.
Weibliche Grabmilben sind etwa 300 bis 500µm lang, männliche Milben sind mit einer Länge von 205–285µm deutlich kleiner.
Beide Geschlechter wohnen in der Haut ihres Wirtes. Während die Männchen eher in flachen Tunneln, manchmal sogar auf der Haut aufhalten, graben sich die Weibchen in tiefere Schichten der Epidermis, wo sie 3 bis 6 Wochen leben und wo auch der zwischen 12 und 21 Tage dauernde Entwicklungszyklus stattfindet. Dieser beginnt mit der Eiablage in Tunnelenden der Milbe. Aus den Eiern schlüpfen sechsbeinige Larven, die sich in diesem Gang oder auch in einem Haarfollikel erst zur Proto-, später zur Tritonymphe und schließlich zum erwachsenen Tier entwickelt. Innerhalb von 2 bis 3 Wochen ist die Milbe dann erwachsen.
Die Milben öffnen die Epidermiszellen (Hautzellen) ihrer Wirtstiere, um an deren Gewebesäfte zu kommen. Diese dienen den Milben als Nahrungsgrundlage.

Grabmilben auf einen Blick

Übertragung von Grabmilben

Grabmilben sind keine sehr mobilen Parasiten. Daher werden sie meist durch den direkten Kontakt, nur selten mit kontaminierten Gegenständen oder Händen übertragen. Bei sehr engem Kontakt können die eigentlich wirtsspezifischen Milben auch auf andere Arten und auch auf den Menschen als Fehlwirt übertragen werden. Mir ist allerdings aus meiner mehr als 20jährigen Praxis in Tierschutz und Beratung noch kein Fall bekannt geworden. Das Infektionsrisiko dürfte also eher gering sein.
Die Ansteckung wird durch ein geschwächtes Immunsystem begünstigt.

Übertragung durch:

Symptome

Vermehren sich Grabmilben im Übermaß auf ihrem Wirt, wird das in den ersten 2 bis 3 Wochen meist übersehen, da sie kaum oder keine Symptome hervorrufen. Dann setzen die ersten Symptome ein, die Halter nicht immer mit Milben in Verbindung bringen. Auch ein Hautpilz kann ähnliche Symptome hervorrufen.

Sarcoptes-Räude

Nach einer symptomlosen Phase beginnt das Tier, sich aufgrund des einsetzenden, massiven Juckreizes auffällig zu kratzen und es zeigen sich schnell erste Wunden.
Sarcoptes-Räude beginnt meist im Kopfbereich und an den Gliedmaßen. Unbehandelt kann sie sich aber auf den ganzen Körper ausbreiten. Typische Symptome für diese Räude sind starker Juckreiz, der vom Tier durch intensives und häufiges Kratzen angezeigt wird, die daraus folgenden schorfigen und aufgekratzten Hautstellen, Hautläsionen, Reizungen und Rötungen, Unruhe, Haarausfall und ein verschlechterter Allgemeinzustand.

Notoedres-Räude

Notoedres-Räude zeigt sich meist zuerst im Bereich der Ohrränder, aber auch an Nase und Augen, wo eine gelblich-graue Krustenbildung stattfindet, die sich im weiteren Krankheitsverlauf zu blumenkohl- und hornartigen Wucherungen entwickeln kann. Durch das permanente Putzen wird sie auch vor allem in den Bereich der Pfoten und des Schwanzansatzes weitergetragen.

Symptome im Überblick
Farbmaus mit Grabmilbenbefall
Deutlich ausgedünntes Fell und erste Hautläsionen am Hinterkörper durch einen Sarcoptesbefall
Typische Veränderungen an Ohren, Nase, Füßen und Schwanz bei Notoedres-Räude

Diagnose von Grabmilben

Da viele Grabmilben ein unspezifisches Symptombild verursachen, das auch durch Hautpilze, Hefen oder einen bakteriellen Befall der Haut sowie durch Nährstoffdefizite, Stoffwechselstörungen und Autoimmungeschehen entstehen kann, reicht reines Anschauen für eine sichere Diagnose nicht.

Die Milben sitzen in der Haut. Um sie nachzuweisen, muss der Tierarzt ein sogenanntes Hautgeschabsel machen. Dafür entnimmt er eine Probe, die er mit dem Skalpell aus der Haut schabt, und mikroskopiert sie. Diese Untersuchung ist jedoch nur bei positivem Ergebnis aussagekräftig

Nur bei der Notoedres-Räude lässt sich der Milbenbefall auch über das sehr typische Bild der „Blumenkohlohren“ diagnostizieren. 

Checkliste Diagnose
Typische Veränderungen durch Notoedres-Befall an den Ohren und der Nase (weißer Punkt) einer Farbmaus
Typische Veränderungen durch Notoedres-Befall an den Ohren und der Nase (weißer Punkt) einer Farbmaus

Behandlung - Grabmilben bekämpfen

Möchten Sie die Milben loswerden, sollten alle Tiere der betroffenen Gruppe behandelt werden, auch wenn nicht auf allen ein Milbenbefall nachgewiesen werden konnte. Am unkompliziertesten und verträglichsten hat sich eine Behandlung mit Ivomec erwiesen, das als Spot-on im Genick auf die Haut aufgetragen wird. Diese Behandlung sollten Sie im Abstand von 7 Tagen dreimal anwenden, in schweren Fällen empfiehlt sich eine vierte Anwendung.
In hartnäckigen Fällen wird Ivomec mitunter vom Tierarzt gespritzt.
Bei der Behandlung mit Stronghold haben sich Grabmilben in der Praxis auch schon als resistent erwiesen. Daher ist es nicht das optimale Mittel der Wahl.

Bei sehr schweren Befällen kann es zu Entzündungen im ganzen Körper kommen. Haben die Patienten schon einen deutlich reduzierten Allgemeinzustand, hat sich in solchen Fällen eine begleitende Antibiose bewährt.

Checkliste Behandlung

Der Quarantänekäfig

Der Quarantänekäfig sollte leicht zu reinigen sein und nach Möglichkeit ein Rauskrümeln von Material wie Streu oder Futterresten verhindern. Dunas, Makrolonboxen und Aquarien haben sich hier am besten bewährt.
Als Untergrund können Sie jede beliebige Einstreu verwenden. Organische Bodengründe sollten Sie in blauen Säcken 3 Wochen ablagern, bevor Sie sie auf dem Kompost oder in der Biotonne entsorgen. So vermeiden Sie es, die Parasiten nach draußen zu verschleppen.
Reinigen Sie den Quarantänekäfig wöchentlich im Turnus mit dem Spot-on.
Dafür leeren Sie den Käfig komplett, säubern ihn Wasser und Seife und spülen ihn anschließen großzügig mit viel heißem Wasser ab.

Inventar behandeln Sie genauso. Schlecht oder nicht zu reinigendes Inventar sollten Sie min. 3 Wochen ablagern. Alternativ können Sie auch einfach Schachteln, Pappröhren u. Ä. als Einweginventar verwenden und nach Gebrauch entsorgen.

Checkliste Quarantänekäfig

Wie kriege ich das Gehege wieder sauber?

Leeren Sie das Gehege und entsorgen Sie die gesamte Einstreu im Restmüll oder lagern Sie sie ab. Das Gehege reinigen Sie anschließen mit Wasser und Spülmittel, nachdem Sie es ausgesaugt haben. Steht das Gehege mindestens 3 Wochen für die Quarantäne leer, können Sie es auch unbehandelt lassen, da eventuell überlebende Milben oder Eier in dieser Zeit zugrunde gehen.
Wenn Sie es für die persönliche Sicherheit möchten, können Sie das Gehege auch mit dem Dampfreiniger abdampfen. Desinfektionsmittel wirken nicht gegen Milben und Akarizide sollten Sie ohnehin nicht im Gehege anwenden – zumal Präparate wie Ardap eher Kanonen wären, mit denen sie auf Spatzen schießen.

Für das Inventar gilt Ähnliches: Reinigen Sie Mobiliar mit Wasser und Reinigungsmittel und spülen Sie es anschließend gründlich ab. Achten Sie dabei auf die Inhaltsstoffe des Spülmittels, da saugende Untergründe wie rohes Holz dieses bis zu einem gewissen Grad aufnehmen können. Anschließend können Sie die gereinigten Sachen einfach ablagern. Durch Ablagern können Sie übrigens auch Einrichtung retten, die sich nicht feucht reinigen lässt.

Eingangsquarantäne bei Grabmilben

Da Grabmilben keine besonders mobilen Parasiten sind, genügt es, wenn Sie die Tiere so unterbringen, dass keine Streu aus dem Quarantänekäfig krümelt. Ansonsten findet auch in der Quarantäne für neue Mäuse nur die normale, oben beschriebene Behandlung statt.
Eine komplette räumliche Trennung der Quarantäne ist nicht nötig, da Grabmilben nicht wandern. Allerdings sollten Sie auch hier nicht vergessen: Quarantänekäfige auf den Gehegen gesunder Tiere sind ein No-Go! Auch wenn das Risiko einer Verschleppung eher gering ist, muss man es nicht provozieren.
Nehmen Sie bei neuen Tieren mit bekanntem Grabmilbenbefall nach Möglichkeit weder Streu, noch Heu aus dem alten Zuhause mit und reinigen Sie mitgegebenes Inventar.
Ob sie Mäuse mit bekanntem Grabmilbenbefall noch im Abgabehaushalt spotten lassen oder selbst spotten, ist bei diesen Parasiten egal.

Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Wikipedia – Grabmilben

Anderson, Fox, et al.: Laboratory Animal Medicine, 3. Aufl., Academic Press 2015, S. 43ff. und 151ff.
Deplazes, Peter; Eckert, Johannes; Friedhoff, Karl T.: Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin, 2. Auflage, Enke 2008, S. 418ff.
Ewringmann, A.; Glöckner, B.: Leitsymptome bei Hamster Ratte, Maus und Rennmaus, Enke-Verlag 2008, S. 195 ff.

Letztes Update: 02.12.2020