Warum dieses Projekt?
Meistens sind es die Jungs, die früher oder später allein im Tierheim landen oder dort vereinzelt werden (müssen). Mäuse haben jedoch in den meisten Tierheimen keine Lobby. Für die kleinen Jungs bedeutet das: Einzelhaft. Monate. Jahre. Nicht selten ein Leben lang. Das ist für sie hochsozialen Farbmäuse eine Qual, an der die Tiere psychisch irgendwann zerbrechen.
Viele Menschen scheuen sich zudem, einzelne Böcke aufzunehmen, weil sie zu wenig Erfahrung haben, ihnen ein kompetenter Tierarzt für die Kastration fehlt oder sie sich aus anderen Gründen die Jungs nicht zutrauen.
Das Leid für einige Böcke zu beenden, war das Ziel des Projektes “Gesellschaft für Solos”. Dafür habe ich bundesweit nach Solos gesucht und die Tiere zu mir nach Flensburg geholt.
Über das Projekt
Wer ist angekommen?
Fridolin kam nur zur Kastration in die Pflegestelle. Leider verlief die OP nicht wie geplant und es wurde nur ein Hoden entfernt. Fridolin ging es in der Woche danach so schlecht, dass Wiebke von der Pflegestelle in Hamburg dachte, er stirbt. Daher beschlossen wir später, keine zweite OP zu riskieren.
Zurück in Flensburg erfuhr ich, dass sein Frauchen aus privaten Gründen Fridolin nicht wieder abholen würde. Also wartete er in der Pflegestelle des Mäuseasyls auf ein neues Heim.
Da für den Süßen, aber sehr dominanten Siamschecken nach wie vor kein neues zu Hause in Aussicht war und er schon lange ohne arteigene Gesellschaft lebte, beschloss ich, ihn ins Projekt mit aufzunehmen.
Damit war er einer von 3 un- bzw. halbkastrierten Jungs im Projekt. Trotzdem hoffte ich sehr, dass er ein charakterlich passendes Pendant finden würde, mit dem er alt werden kann.
Am Sonntag, den 15.07. habe ich Loro und Nero aus Hamburg abgeholt, die am 07.07. dort angekommen waren.
Loro war ein kleiner, sehr zarter, eher schüchterner Agoutischecke aus dem Tierheim Gießen und noch sehr jung. Ich schätzte ihn auf 4-6 Monate.
Nero kam vom Tierheim Tensbüttel des TSV Dithmarschen, wo er schon mehrere Monate saß. Er war ein etwa 9 bis 12 Monate alter Schwarztan-Schecke mit einem sehr ruhigen, freundlichen und ausgeglichenen Gemüt.
Beide wurden am 13.07. kastriert. Seit ihrer Ankunft (15.07.) sitzen sie zusammen, da sie sich quasi selbst vergesellschaftet hatten. Während ich aus dem Auto Sachspenden für die Tiere in der Pflegestelle ausräumte, war Nero zum kleinen Loro in die Box gekrochen. Da beide friedlich waren und sich langsam näher kamen, ließ ich sie zusammen. Sie hatten Gesellschaft offensichtlich mehr vermisst!
Am Samstag, den 21.07., habe ich den kleinen Remus im Tierheim Kiel abgeholt, der dort einen Tag vorher kastriert worden war. Vielen Dank dafür an das TH Kiel!
Der kleine, etwa 6 bis 9 Monate alte Agoutischecke war noch sehr ängstlich und verkroch sich in seinem Handtuch, war aber sonst wohlauf.
Lars war eine echte Pechmaus. Am 22.02.2006 kam er als Fundtier ins Tierheim. Seitdem saß er dort und wartete auf einen Menschen, der ihn liebt und ihm Gesellschaft gibt. Somit war er mit einem Alter von ca. 18 bis 19 Monaten der älteste Projektteilnehmer.
Aufgrund seines Alters bleibt der kleine, propere, recht zutrauliche Agoutimann unkastriert. Hier wurde er wegen eines Hautpilzes behandelt.
Für Lars wollte ich schon vor dem eigentlichen Vergesellschaftungsbeginn einen Partner suchen, da er aufgrund seines hohen Alters keine Zeit hatte, weiter auf Gesellschaft zu warten.
Pewe war ein aufgeweckter, aber sehr ängstlicher, noch ziemlich junger Albino, der im Tierheim Kassel am 03.07.2007 für das Projekt kastriert wurde. Vielen Dank, liebes Tierheim, für diese Unterstützung!
Bei der Ankunft hatten wir einen Abszess von der Kastration festgestellt, der behandelt wurde. Sonst war Pewe ein fitter, gesunder Kastrat.
An dieser Stelle noch ein Gedanke an Richi, der aufgrund seines hohen Alters in Kassel zurückbleiben musste und dort einsam sein Leben beschloss.
Er kam am 14.12.2005 als Fundtier mit seinen Partnern ins Tierheim. Diese waren inzwischen verstorben, sodass Richi ganz allein im Tierheim saß.
Max war der Optik nach der Älteste der 3 aus Bremen eingezogenen Kastraten. Er wurde, wie Orpheus und Pit am 24.07. im TH Bremen kastriert. Vielen Dank an das TH für diese Unterstützung!
Max war ein sehr zurückhaltender Schwarzweißschecke und der Hand gegenüber eher scheu. Leider musste er hier wegen Atemwegsproblemen auch noch Antibiotika erhalten, wurde aber wieder völlig fit.
Orpheus kam mit Max und Pit zusammen hier an. Er war ein schüchterner, offensichtlich noch nicht allzu alter Schecke, der zum Menschen noch Vertrauen fassen musste.
Wie die beiden anderen wartete Orpheus schon sehr lange auf ein neues zu Hause, als er in das Projekt aufgenommen wurde.
Pit war der Dritte, der aus dem TH Bremen zu mir kam, und eine sehr ängstliche Maus. Leider schrie der Kleine lange vor Angst, wenn man ihn anfassen wollte. In der ersten Woche, die er da war, war er aber schon deutlich ruhiger geworden.
Auch Pit wurde wegen leichten Schnuffelns behandelt, wurde aber wieder völlig fit und war ganz sicher froh, dass er das widerlich schmeckende Antibiotikum abends nicht mehr bekam.
Er wohnte eine zeitlang Gitter an Gitter mit Max, mit dem er sich auch öfter ausgiebig beschnupperte.
Alexander auf dem Bild leider bei seiner Hauptbeschäftigung. Er erkrankte im Tierheim an Milben und wurde leider dadurch eine Kratzmaus. Das linke Ohr fehlte inzwischen fast völlig.
Der Kleine wurde zusammen mit den 3 anderen Bonnern am 01.08. in Hamburg kastriert, wo er auch seinen Namen erhielt. Seit seiner Ankunft bekam der sehr dünne, zierliche Mäuserich Nutrical zum Zunehmen gemischt mit Fenistil gegen den permanenten Juckreiz.
Ich hoffte sehr, dass wir den Juckreiz so in den Griff bekommen würden.
Die Aufziehmaus hatte sich in der Pflegestelle in Hamburg etwas mit Alexander angefreundet, worauf die beiden ihre Namen nach einer Kinderbuchgeschichte erhielten.
Dem kleinen Mann ging es nicht gut. Er war aufgeplustert, matt und sehr blaß und bekam daher Nutrical als zusätzliche Vitamin- und Mineralquelle, sowie Eisen und Amynin.
Ich hoffte sehr, dass der süße Mäuserich sich erholt. Kurz nach seiner Ankunft machte ich mir jedenfalls ernsthafte Sorgen!
Hans Huckebein hieß nicht umsonst nach dem Unglücksraben. Er kam mit Alexander, aber sie zerbissen sich im Tierheim und wurden getrennt. Auch er erkrankte an Milben und behielt eine Kratzneurose zurück.
Auch wenn er weniger kratzte bekam er Nutrical mit Fenistil, da sein linkes Ohr schon sehr gelitten hatte.
Auch er war ein sehr zarter, schmaler Mäuserich, dem die Zusatzkalorien der Päppelpaste nicht schaden würden.
Wie Alexander war er extrem panisch und scheu, sodass Beide hier erstmal überhaupt nicht angefasst wurden.
Der letzte im Bunde war Peter. Auch er war nicht ganz fit und etwas blass. Jedoch ging es ihm deutlich besser als der Aufziehmaus. Nichtsdestotrotz erhielt er dasselbe Päppelprogramm, auf dass er bald wieder auf der Höhe sein und die Vergesellschaftung mit den anderen Projekttieren problemlos überstehen würde.
Peter war wie die Aufziehmaus zwar schüchtern, aber recht umgänglich.
Felix hatte ich lange nach Aufnahmeschluss des Projektes im Tierheim Flensburg gefunden. Eine Verwechslung der Tierheime Schleswig und Flensburg wurde für ihn zum Glücksfall. So kam ich ursprünglich ins Tierheim, um 2 Kastraten (Tom und Speedy) abzuholen, von denen man da aber natürlich nichts wusste, da die in Schleswig saßen.
Dafür war erst 10 Minuten vor meiner Ankunft der kleine Felix abgegeben worden. Ein Jahr seines Lebens hatte der scheue Agoutitan allein als Kinderspielzeug in einem winzigen Hamsterknast gehaust. Kurz entschlossen nahm ich ihn mit.
An dieser Stelle noch ein dickes Dankeschön an das Flensburger Tierheim, das dem Kleinen eine Fahrt nach Hamburg zur Kastration erspart hat. Am 24.09. wurde in Flensburg kastriert.
Tom aus dem Tierheim Schleswig war ein schüchterner, aber neugieriger Zimtschecke, der schon eine ganze Weile im Tierheim saß.
Der schlanke Tom und sein Leidensgenosse Speedy Gonzales entstammten einer ganzen Mäusesippe, die im Tierheim abgegeben und teilweise dort geboren wurde. Für die Damen und auch für einige Herren fanden sich nach und nach neue Halter, nur Tom und Speedy sowie zwei weitere Böckchen warteten schon einige Monate auf ein neues zu Hause.
Speedy Gonzales war ein schlanker, sehr ängstlicher und scheuer Zimtschecke, dem die Gerüche und Geräusche seines neuen zu Hauses noch nicht ganz geheuer waren.
Er wurde wie Tom im Tierheim kastriert und nach dem Anruf „Ihre Kastraten sind fertig!“ aus dem Tierheim abgeholt. An dieser Stelle ein Dankeschön an das Tierheim Schleswig für die Organisation der Kastration!
Sternchen war der älteste der 3 Jungs, die aus dem Tierheim Nürnberg hier einzogen. Der laut Tierheim etwa im Februar 2006 geborene, agouti-gestromte, kräftige Bock wurde aufgrund seines Alters nicht mehr kastriert. Damit war er einer von 3 nicht bzw. nur halb kastrierten Böcken im Projekt.
Sternchen war ein sehr ruhiger, zutraulicher und liebenswerter Kerl, kurz, eine Seele von Maus. Warum er seit dem 17.02.2007 im Tierheim vergeblich gewartet hatte, konnte ich kaum verstehen. Er wäre ein Traum auch für einen Anfänger gewesen!
Eine Weile kämpfte er mit einem leichten Schnupfen und hatte eine noch nicht näher bestimmte Augenerkrankung, die ihm aber in der ersten Zeit kaum Probleme bereitete.
Gerhardt war ein ruhiger, etwas schüchterner, sehr zarter Black Tan. Laut Tierheim wurde er im Mai 2006 geboren, seit dem 14.05.2007 wartete er im Nürnberger Tierheim auf ein neues zu Hause. Trotzdem wagte unser Tierarzt die Kastration, die er auch problemlos überstanden hat.
Trotz seiner sehr zarten Gestalt war Gerhardt ein sehr munterer, aufgeweckter Kerl, der sich allein riesig langweilte und für den es höchste Zeit wurde, nach Monaten der Einsamkeit wieder Artgenossen um sich zu haben.
Arno war ein bildhübsches Argument für Albinomäuse als Haustiere. Der eher schüchterne, leicht scheue Arno war wahrscheinlich der Jüngste der 3 und saß schon seit dem 11.04.2007 im Tierheim, bevor er für das Projekt abgeholt wurde.
Arno fiel besonders durch sein feines, weiches, glänzendes Fell auf. Daß es weiß war, mag manche abgeschreckt haben. Jedoch war er wie die anderen Albinos des Projektes ein echtes Unikat mit Persönlichkeit.
Mit den Nürnberger Mäusen hatte uns eine echte Werbung für Mäuseböcke erreicht! Bildschöne, eher ruhige bis zahme Tiere.
Projektdauer
- 2007 - 2008
Projekt für:
- Solotiere
- Kastraten
- kastrable Böcke
Projektziel
- Einsammeln, Kastrieren und Integrieren der Farbmausjungs in eine harmonische Gruppe
Die Übergangszeit
Für einige der kleinen Mäusejungs bedeutete das Projekt zunächst nur eines: Warten! Warten auf die Anderen und warten darauf, dass die Hormone langsam aus dem Körper gespült wurden.
In der Zwischenzeit lernten sie die nach und nach ankommenden Artgenossen schon einmal geruchlich kennen, da ich die Tiere mit Absicht alle im selben Raum untergebracht hatte.
Gleichzeitig wurden sie auf das Futter hier in der Pflegestelle umgestellt, was ohne Probleme verlief. Neugierig wurden Seidenraupen, Löwenzahn und Co. beschnuppert und schnell für genießbar befunden.
Peter, unser zweiter Albino aus Bonn, schied vorzeitig aus dem Projekt aus. Er durfte noch lange vor der Vergesellschaftung, Anfang September, zu einer Gruppe Mädchen auf eine Mäuseburg in Flensburg ziehen. Dort hatte er sich schnell gut eingelebt.
Einen Beinamen hat Hans Huckebein aus Bonn sich durch ständige Fluchten und Fluchtversuche eingehandelt. Nachdem ich ihn bis Ende September neunmal aus der Wohnung sammeln musste und er zweimal freiwillig wiederkam, hieß er hier mit vollem Namen Hans Harry Houdini Huckebein, kurz Houdini.
Für den lebhaften Mäuserich waren die Einzelhaft und das Warten wie für alle einsamen Tiere eine Qual, gegen die er mit seinen Ausbrüchen lebhaft demonstrierte.
Loro und Nero waren die ersten Solos, die speziell für dieses Projekt bei mir einzogen.
Doch lange haben es die beiden Frischkastrierten nicht allein ausgehalten. Schon einen Tag später büchste Nero aus und saß bei Loro im Käfig. Ich dachte, nicht richtig zu sehen, als ich es bemerkte.
Loro flitzte gerade wie wild herum, da er dem ruhigen, gemütlichen Nero nicht traute. Es dauerte dann noch eine ganze Woche, bis ich das erste Kuschelbild von den Beiden machen konnte, auf dem sie schon sehr glücklich dreinschauen, wie ich finde.
Sie bekamen also einen größeren Hamsterknast und warteten den Rest der Zeit gemeinsam auf die anderen.
Leider schlugen auch verschiedene Krankheiten in der Wartezeit zu, die einigen Jungs den Gang zum Tierarzt bescherten.
Alexander aus Bonn kam als Kratzmaus mit starken Verletzungen im Nacken und im Gesicht hier an. Der kleine Mann bekam Fenistil in Nutrical, das nach und nach hoch dosiert werden musste. Zwischenzeitlich besserte sich sein Zustand. Jedoch wurden meine Hoffnungen, es würde nun endlich abheilen, jedes Mal aufs Neue enttäuscht.
Insgesamt bessert sich Alexanders Zustand nur sehr langsam, sodass ihm inzwischen ein Ohr komplett und eines in Teilen fehlte.
Jedoch mochte ich den munteren, lebensfrohen Kerl noch nicht aufgeben. Deshalb wurde die Fenistil-Behandlung durch Nekrolyt-Salbe unterstützt.
Eine Nebenwirkung der Behandlung: Der extrem scheue, kaum handhabbare Alex fasste langsam Vertrauen und saß bald für seine Behandlungen schon recht ruhig, wenn auch noch angespannt, auf der Hand.
Alexanders Bruder Hans Huckebein kratzte ebenfalls, als er zu mir kam. Bei ihm heilte die Erkrankung jedoch nach 3 Wochen Behandlung mit Fenistil restlos ab, was mich auch für Alexander noch hoffen ließ.
Hans Huckbein war weiter kratzfrei.
Zweimal hing sein Leben schon am seidenen Faden. Eiskalt fand ich ihn bei der Fütterungsrunde in seinem Käfig. Ein Infekt oder eine andere Ursache war nicht erkennbar, weshalb er unserem Tierarzt vorgestellt wurde, der einen Herzfehler diagnostizierte. Dieser wurde mit Weißdorn behandelt.
Besonders schwer hat es Pit aus Bremen getroffen. Er erkrankte an Schiefkopf. Leider irreversibel. Denn auch nach 14 Tagen Behandlung mit Parkefelin schaute er noch schief in die Weltgeschichte.
Sonst war der kleine Mäuserich aber wieder völlig munter, hatte sich inzwischen daran gewöhnt und war gut orientiert.
Auch Orpheus aus Bremen machte mir im August große Sorgen. Ich fand ihn an einem Samstag mit völlig aufgetriebenem Bauch schlapp in seinem Käfig sitzend.
Eine Untersuchung ergab Blut im Urin und einen Infekt. Daher wurde er 14 Tage mit Baytril behandelt und bekam über 4 Wochen Bird Bene Bac verabreicht zum Ausgleich der Darmflora.
Nach der erfolgreichen Behandlung war Orpheus wieder fit und fidel.
Die Aufziehmaus aus Bonn kam sehr blass und mit etwas schwachem Muskeltonus hier an. Nach einer Kur mit Eisen und Amynin war er aber schon nach 3 Wochen wieder völlig fit.
Die Nürnberger Gerhardt, Arno und Sternchen Siegfried kamen in der Hamburger Pflegestelle bei Jenni mit einer dicken Erkältung an, sodass ihre Kastration um eine Woche verschoben werden und die Tiere mit Baytril behandelt werden mussten.
Siegfried wurde hier noch wegen einer Entzündung des dritten Augenlides behandelt, die leider nicht mehr ganz verschwand. Sonst waren aber auch diese Jungs schnell wieder fit und gesund gewesen.
Opa Lars aus Kassel wurde gut 4 Wochen mit Program und Surolan gegen einen Hautpilz behandelt. Nachgewachsen ist das Fell nie wieder, jedoch scheint der Pilz verschwunden.
Da der unkastrierte Lars aus Kassel bei seiner Ankunft schon fast 2 Jahre alt war, beschloss ich, bei ihm nicht auf die große Vergesellschaftung im Oktober zu warten. Und so hatte ich seine Vergesellschaftung schon Ende August gestartet. Vorgesehen hatte ich für ihn Loro und Nero wegen ihrer Verträglichkeit. Leider machte Opa Lars mir einen Strich durch die Rechnung. Schon nach 5 Minuten war klar, dass Lars nicht bei den Beiden einziehen würde. Der rüstige Rentner jagte die schüchternen Kastraten aggressiv durch ihren eigenen Käfig und versuchte, sich in ihnen zu verbeißen. Der Versuch habe ich deshalb sofort abgebrochen.
Lars letzte Chance waren 3 Vermittlungstiere aus dem Tierheim Cuxhaven. Die selbstbewussten Albinos waren schon im Mai kastriert worden, weshalb ich dem Versuch gute Chancen ausrechnete. Leider hielt der Frieden hier nicht viel länger, bevor der Opa anfing, seine potenziellen neuen Mitbewohner zu beißen.
Hier blieb nur eine Möglichkeit: Die Dominanz des kleinen Mannes durch ein noch aggressiveres Tier runterzukürzen: Fridolin. Der Siamschecke aus Itzehoe war hier schon früher durch seine Aggressivität aufgefallen und deshalb der einzig geeignete Kandidat.
Also setze ich ihn zu Opa Lars und den Albinos. Wie erwartet, zoffte er sich heftig mit Lars, der nach etwa 10 Minuten als klarer Verlierer dastand. Fridolin brachte ich wieder in seinen Käfig, während Lars seine Kastraten schon viel friedlicher betrachtete.
Tricks wie dieser sind jedoch nicht zur Nachahmung durch wenig erfahrene Halter empfohlen! Wenn Sie die Tiere falsch einschätzen und nicht rechtzeitig wieder trennen, können sie sich ernsthaft verletzen! Zudem ist der Stresspegel nur bis zu einem gewissen Maß vertretbar. Diese Grenze müssen Sie klar erkennen können. Sonst sollten Sie solche Notmaßnahmen nicht ergreifen.
In mehreren Etappen zogen Lars und seine neuen Freunde von der Transportbox in ihren Meterkäfig und hatten bald das erste Inventar. Ab und zu jagte er sie immer noch durch den Käfig, um zu zeigen, wer der Chef ist. Im Großen und Ganzen war jedoch Frieden eingezogen und es wurde auch exzessiv gekuschelt.
Dem Opa hat die Vergesellschaftung trotz des Stresses gut getan. Der chronisch zu dünne Bock, bei dem immer die Schwanzwirbel herausschauten, hatte danach gut zugenommen. Von den Wirbeln war nun nichts mehr zu sehen. Auch war er deutlich lebhafter geworden.
Einzig neues Inventar störte den Frieden immer für einen ganzen Tag, weshalb die Einrichtung des Quartetts leider eine ganze Weile gedauert hat.
Die Vergesellschaftung
Die Jungs in Bildern …
Alexander (TH Bonn) | Die Aufziehmaus (TH Bonn) | ||
Hans “Harry Houdini” Huckebein(TH Bonn) | Arno (TH Nürnberg) | ||
Sternchen Siegfried (TH Nürnberg) | Gerhardt (TH Nürnberg) | ||
Felix (TH Flensburg) | Fridolin (TH Itzehoe) | ||
Graue Eminenz (mein eigener und | Orpheus (TH Bremen) | ||
Pit (TH Bremen) | Max (TH Bremen) | ||
Killer (TH Darmstadt, | Loro (TH Gießen)+ Nero | ||
Pewe (TH Kassel) | Remus (TH Kiel) | ||
Speedy Gonzales (TH Schleswig) | Tom (TH Schleswig) | ||
Worms I + II (TH Worms, |
Die Vergesellschaftung hatte am 02.10. begonnen. Hier erfahren Sie den Verlauf der ersten Woche in kleinen Tagesberichten. Die weitere Entwicklung wird dann wöchentlich zusammengefasst.
Geteilt habe ich die Gruppen von vornherein in Kranke und Fitte, um zu vermeiden, dass die kranken Tiere untergebuttert werden.
Die Krankengruppe in ihrer ursprünglichen Besetzung:
- Hans „Harry Houdini“ Huckebein aus Bonn
- Sternchen Siegfried aus Nürnberg
- Alexander aus Bonn
- die Aufziehmaus auch aus Bonn
- Gerhardt aus Nürnberg
- Pit aus Bremen
- Orpheus auch aus Bremen
Die Fitten:
- Worms I und II aus Worms
- Loro aus Gießen
- Killer aus Darmstadt
- Pewe aus Kassel
- Arno aus Nürnberg
- Nero aus Tensbüttel
- Felix aus Flensburg
- Tom und Speedy aus Schleswig
- Fridolin aus Itzehoe
- Remus aus Kiel
- Max aus Bremen
- die Graue Eminenz (Ex-Bremer von mir)
Die Vergesellschaftung der Krankensippe stellte sich als anstrengender heraus, als gedacht, da die Aufziehmaus, Siegfried und Gerhardt sehr dominant, Orpheus und Pit dagegen eher ängstliche Mäuse waren. Houdini musste sogar die Gruppe wechseln, da er immer wieder Streit anfing. Die dominanten Drei hatte ich für drei Stunden aus der Gruppe genommen, damit sich der Rest etwas beruhigen konnte. Danach hatte ich sie der Rangfolge nach von unten beginnend nach und nach dazugesetzt.
Begonnen hatte ich die Vergesellschaftung in der Badewanne. Hier hatten sie sich auch noch ziemlich geprügelt – mit dem Ergebnis, dass die Aufziehmaus aus einer kleinen Wunde am Schwanz blutete und die Wanne mit roten Schlieren durchzog. Ernsthaft verletzt wurde jedoch keiner.
Übernachtet hatte die ganze Gruppe zusammen mit ihren ebenfalls für diese Gruppe bestimmten drei uralten Stachelmäusen im 70er Hamsterknast, wo auch ab und zu noch etwas mit dem Schwanz gewedelt und rumgequietscht wurde und jeder in seiner Ecke saß.
Nach der recht stressigen Runde hatte ich bei den fitten Herren viel Zoff erwartet, v.a. angesichts der Tatsache, dass Halbkastrat Fridolin Böcke nicht mag und Felix erst am 24.09. kastriert wurde und auch, weil Killer in einer Pflegestelle aggressiv aufgefallen war. Also setzte ich den ganzen Schwung samt ihren 6 Stachelmausjungs, die zur Grauen Eminenz gehörten, und mit Fridolins Vielzitzenmaus in die ausgewaschene Wanne.
Große Augen, lange Nasen, ungläubige Blicke – Minuten später schon exzessives Kuscheln. Frieden. Nach einer halben Stunde kam noch Houdini dazu, der in der Zwischenzeit in der Box der ersten Gruppe zu viel Stress gemacht hatte. Der verschwand in dem Mäusehaufen friedlich, als gehöre er da schon immer hin.
Ebenfalls friedlich aufgenommen wurde Wühlmaus Paulchen. Er fraß aus Einsamkeit schlecht und würde deshalb in der Gruppe verbleiben, bis ich Artgenossen für ihn gefunden hatte.
Am Abend lagen sie auf zwei Haufen verteilt in einem 70er Hamsterknast und kuschelten. Gepiepse gab es kaum.
Vereinzelt piepste es in der großen Gruppe noch. Doch so langsam realisierten die Herren, dass sie nicht mehr allein waren und dass die neuen Mitbewohner nicht einfach wieder verschwinden. Entsprechend wurden die kleinen Kuschelgrüppchen zugunsten von 2 großen Kuschelhaufen immer weniger.
In der kleinen Gruppe der Kranken war leider mehr Unruhe, als mir lieb ist. Wenn das nicht besser würde, würde ich mindestens Siegfried, eventuell auch noch die Aufziehmaus rausnehmen müssen. Diesen Tag lang schau ich mir das noch an. Würde es bis morgen nicht besser, müssen sie umziehen!
Siegfried und die Aufziehmaus hatte ich aus der Krankensippe genommen. Die ließen die drei richtig Kranken Alex, Pit und Orpheus einfach nicht in Ruhe. Seit das Duo Infernale raus war, war hier Ruhe, auch wenn Gerhardt noch in einer Ecke für sich schläft.
Probiert hatte ich es mit dem Duo Infernale in der anderen Gruppe. Während die Aufziehmaus recht schnell und unauffällig in dem großen Haufen verschwand, gab es mit Siegfried nur Ärger. Nach nur 30 Minuten musste ich den Integrationsversuch abbrechen und Siegfried rausnehmen, während die Aufziehmaus bleiben konnte.
Wohin nun mit der unkastrierten Prügelmaus? Meine vier unkastrierten Böcke aus dem Tierheim Weinheim wollte ich damit nicht belästigen. Blieb hier als Option also nur die Gruppe der Jungs aus dem Cuxhavener Notfall, die in der großen Anlage wohnte und die mit Flo auch einen Unkastrierten hatte. Also habe ich die Herren zusammengesucht und in eine Transportbox gesetzt. Siegfried rein. Spannung! Zwei unkastrierte Böcke treffen aufeinander und es passiert… Nichts!
Giftzwerg Siegfried, Böckchenhasser und Kastratenstänkerer vom Dienst, war es völlig Schnuppe, dass der Kleine noch Eier hat. Und auch die Kastraten würdigte er keines Blickes.
Ich denke, damit haben wir für Siegfried nun auch endlich die richtige Gruppe gefunden.
Viel war heute nicht passiert. Die kleine Gruppe war ruhig, seit die Aufziehmaus und Siegfried weg sind. Gerhardt hatte sich ohne Imponiergehabe oder gar Kampf zum Chef aufgeschwungen. Der Rest war froh, dass er seinen Frieden hatte.
Alex kratzte etwas weniger, seit er nicht mehr allein war. Sehr schön!
Das erste Häuschen haben sie auch ohne Probleme und Ärger angenommen.
Die große Gruppe war noch weiter zusammengerückt. Da ich aber krank im Bett lag und nicht so auf die Tiere aufpassen konnte, wie ich sollte, gab es heute für sie leider noch kein Haus.
Bei Wühlmaus Paulchen war der Schorf abgefallen, den er davongetragen hatte, als seine Gruppe ihn rausgebissen hatte. Hoffentlich gibt das keinen Ärger.
Siegfried und seine neue Gruppe hatten heute ebenfalls einen 70er Hamsterknast bekommen. Leider hat es nach nur fünf Minuten so sehr gekracht, dass ich die ganze Gruppe noch mal in die Box gesetzt habe. Letzter Versuch: Wenn es jetzt nicht klappte, würde Siegfried seinen Lebensabend bei einer anderen Mäuseart verbringen.
In der großen Gruppe wurde fleißig gekuschelt und geputzt. Nur am Futternapf mussten wir das mit der Liebe unter den Mäusen noch etwas üben.
Das erste Häuschen wurde eingehend inspiziert und über eine halbe Stunde wurde darin und darauf laut piepsend um die besten Plätze gestritten. Dann kehrte langsam Ruhe ein.
In der kleinen Gruppe war nach wie vor Frieden. Ein neues Häuschen gab es aber noch nicht.
Siegfried und seine Kumpels mussten heute noch mal in ihrer Box schlafen. Sicher ist sicher, bevor der Prügelopa wieder die weißen Jungs haut und überhaupt keine Farbmausgesellschaft mehr bekommen kann. Das wollte ich für den süßen Rentner vermeiden.
Die Krankensippe hatte das zweite Haus – und es war immer noch Ruhe. So stell ich mir das vor. Ich erwartete nicht, dass es hier noch Ärger geben würde.
In der großen Gruppe war die Verteilung der Plätze im, vor oder auf dem Häuschen inzwischen geklärt. Und bis auf vereinzelte, kurze Piepsereien, waren die Herren friedlich.
Nachdem der erste Anlauf mit Siegfried und seinen Albinos gründlich in die Hose gegangen war, saßen sie nun zwei Tage lang in ihrer Box. Das lange Schmoren hatte sich aber gelohnt. Nach dem erneuten Umsetzen in den Hamsterknast zeigte Siegfried keinerlei Aggressionen mehr den anderen gegenüber. Ich hoffte also darauf, dass das so bleiben würde und er seinen Lebensabend nicht in artfremder Gesellschaft verbringen musste.
Stänkeropa Lars kriegten heute mit seinen 3 Kastraten noch das nächste Haus und – wenn sie nicht prügeln – bekämen sie noch das große Holzlaufrad. Ansonsten war bei den Herren der Status quo erhalten geblieben. Sie liebten und sie prügelten sich, aber sie liebten sich mehr, als sie sich prügelten.
Es waren auch nur kurze, oberflächliche Zankereien, wenn der Opa den Kastraten mal wieder erklärte, wer der Chef war. Das Ganze war nach fünf Minuten schon wieder vergessen. Außerdem war Lars endlich stabil normalgewichtig. Die Gesellschaft tat ihm sichtlich gut.
Und wieder gab es Häuschen für die Gruppen. Das vierte für Lars und seine Kumpels, das dritte für die Kranken, das zweite für die große Gruppe und das erste für die Siegfriedtruppe.
Bei den Kranken wurde das Häuschen mit eher wenig Interesse registriert, frei nach dem Motto: „Aha, ein Häuschen… Sollen wir deshalb jetzt aufstehen?“ Nur Gerhardt hatte es sich gleich näher angesehen.
Bei der großen Gruppe wurde das neue Haus sofort bestürmt und sogar durch die Gegend gezerrt. Nach einer halben Stunde mit etwas Gepiepse war aber wieder Ruhe eingekehrt und man war froh, dass nun keiner mehr auf dem Dach schlafen musste.
Die Siegfriedtruppe hatte ihr Haus inspiziert und war ohne jeglichen Streit vom Heunest da hinein gezogen. Außer einem kurzen Schwanzwedeln von Siegfried war alles ruhig geblieben.
Lars hatte dank neuem Haus seine 3 Kastraten wieder auf Trab gehalten. Laufrad gab es deshalb doch noch nicht. Das würde dann aber das nächste Inventarstück, das die Vier bekommen.
Diese Woche war die große Gruppe einen Meterkäfig umgezogen, der mit kräftigen Prügeleien begrüßt wurde. Vor allem die Aufziehmaus war durch permanentes Stänkern und Jagen aufgefallen.
Erst nach etwa 3 Stunden war langsam Ruhe eingekehrt. Ab und zu hörte man noch Gepiepse, aber insgesamt war die Gruppe wieder stabil. Nur die Vielzitzenmaus stänkerte nun öfter. Wenn das nicht aufhörte, muss sie umziehen.
Der Sonntag war für alle Gruppen ein sehr ereignisreicher Tag, da ich ein Gehege aufgelöst und mehrere Gruppen umgestellt habe. Für die große Gruppe gab es fremd riechende Leinstreu und zwei neue Häuschen zum Angucken und Beschnüffeln. An der Gruppenzusammensetzung hatte ich hier nur wenig gemacht. Die Vielzitzenmaus musste leider wegen fortgesetzter Aggression ausziehen. Dafür sind 3 hibbelige Rötelmausböcke eingezogen, die trotz lauten Protestes eingehend beschnüffelt wurden, bevor die Gruppe wieder zur Tagesordnung überging.
Das Einbringen der fremden Streu sowie die Änderung der Gruppenzusammensetzung hatten sich insgesamt positiv auf die Tiere ausgewirkt. In der Gruppe konnte ich Streit und Gepiepse jetzt fast nicht mehr beobachten.
Die kleine Gruppe der Patienten hatte die Woche über ein ruhiges Leben ohne Neuigkeiten, da wir auf einen Nachzügler gewartet haben, der leider nicht eintraf.
Am Samstag haben die Jungs daher Mädels zum Kuscheln bekommen. Leider haben sie sich nicht so über die Damen gefreut, wie erhofft, sodass ich die Streu der Jungs zum Teil gegen die der Mädels tauschen musste, bevor Ruhe eintrat. Jetzt wohnten sie mit zwei schiefköpfigen Albino-Omas, drei weiteren Rentnerinnen und zwei noch recht jungen Damen zusammen.
Nach dem sehr unruhigen Samstag und Gerhardts Attacken auf die Mädchen fand ich die ganze Gruppe am Sonntagmorgen selig schlafend im Baumwolltuch der Mädchen. Seitdem war auch kein Streit mehr zu beobachten gewesen.
Daher würde die Gruppe jetzt noch ein Häuschen bekommen und noch diese Woche in ihr endgültiges Heim einziehen.
Siegfrieds Gruppe hatte diese Woche insgesamt drei Häuser bekommen, sodass sie jetzt vier hatten. Die neuen Häuschen wurden zwar neugierig beschnuppert und inspiziert, Streit gab es jedoch in der ganzen Woche nicht einmal.
Wenn das nach dem fünften Häuschen so bleibt, konnten sie noch diese Woche in den 120er Käfig umziehen.
Lars und seine Kastraten waren mitsamt ihrem Käfig vom oberen Flur ins Mäusezimmer umgezogen. Trotz der vielen neuen Gerüche und eines neuen Häuschens war die Truppe sehr friedlich. Streit konnte ich keinen beobachten.
Ebenfalls völlig ohne Zoff ging die Integration der Vielzitzenmaus ab, die von der großen Gruppe am Sonntag zu Lars’ Gruppe umgezogen ist, als ich deren Käfig umgestellt habe.
Diese Woche hat uns ein Schicksalsschlag getroffen. Der kleine Alexander lag am Donnerstag friedlich eingeschlafen in das Schlaftuch der Gruppe gekuschelt. Woran er gestorben ist, ließ sich nicht eindeutig sagen. Aber er fehlte mir sehr, weil er etwas Besonderes war. Er hatte sich hier so unglaublich gut entwickelt, war aufgeblüht und hatte Vertrauen gefasst. Auch seine Wunden hatten begonnen, endlich zu heilen. Und dann geht der kleine Mann – zwei Tage vor dem großen Umzug.
Mach’s gut, kleiner Mäuserich! Wir werden Dich hier nie vergessen!
Samstag war dann für alle der große Tag. Bis auf Lars sind alle noch mal umgezogen.
Zuerst hatte ich die Krankengruppe in ihren endgültigen Käfig umgesetzt. Hier war es nach anfänglichem Erkunden und Gewusel recht ruhig. Leider fing Gerhardt nach einer Stunde an, die anderen zu jagen, sodass er kurz entschlossen mit in die Kleine Anlage zur großen Gruppe gezogen ist.
Seitdem war in der kleinen Gruppe Frieden und man erfreute sich des neuen Geheges, das dann die Tage auch noch 2 Etagen und mehr Inventar bekommen würde.
Die schlechte Nachricht für diese Gruppe war nach dem Tod von Alex, dass auch Orpheus schon wieder kränkelte. Ich machte mir ernsthaft Sorgen um den Kleinen. Er bekam Baytril und Bird Bene Bac. Sollte er sich nicht fangen, müsste er diese Woche schon wieder mit nach Hamburg zum Tierarzt fahren.
Bei der großen Gruppe brach die helle Aufregung aus, als ich begann, die Streu aus ihrem Meterkäfig zu nehmen, um sie in der Kleinen Anlage zu verteilen. Schließlich hatte ich die ganze Sippe (außer den Rötelmäusen) in eine Faunabox gepackt und auf die oberste Etage des rechten Schrankes gekippt.
Daraufhin brach das große Wuseln aus, in dem auch Gerhardt als Neuer irgendwie nicht auffiel. Jedenfalls gab es keinerlei Ärger, als ich ihn der Gruppe dazusetzte.
Im Großen und Ganzen waren die Tiere nach dem Umsetzen ruhig. Gab es Gepiepse und ich wollte nachschauen, wer zankt, war es natürlich mal wieder niemand gewesen und alle Nasen schauten genauso neugierig wie unschuldig aus ihren Löchern. Nur einmal hatte ich Fridolin beim Zoff mit Nero erwischt.
Ernsthafte Kämpfe gab es aber bis Sonntagabend keine. Ich erwartete auch nicht, dass hier noch was nachkommen würde.
Siegfried war mit seinen Jungs ebenfalls am Samstag vom Hamsterknast in die Große Anlage gezogen. Auch hier habe ich die Streu der Tiere vorher im ersten Schrank, wo ich sie dann ausgesetzt hatte, verteilt. Hier wurde kurz mit den ortsansässigen Stachelmäusen diskutiert, dass die Farbmäuse wieder da sind und noch einen mitgebracht haben. Wirklich Ärger gab es aber keinen.
Ab und zu piepste es kurz, aber im Großen und Ganzen war auch hier nach den ersten Erkundungen Ruhe eingekehrt. Einzig die kleinen Rangeleien der Kastraten untereinander, wie sie vor der Vergesellschaftung mit Siegfried schon üblich waren, stellen sich langsam wieder ein.
Besonders beeindruckt bin ich von Siegfried. Er hatte den Umzug ohne eine einzige Drohgeste oder gar Streiterei gemeistert. Auch dem ebenfalls unkastrierten Flo gegenüber war er nach wie vor friedlich.
Damit hatten alle Gruppen den in meinen Augen wichtigsten Schritt ins Endgehege sehr gut gemeistert. Keine Gruppe zoffte wirklich, geschweige, dass eine zerfällt. So, wie sie jetzt wohnten, würden sie den Rest ihres Lebens zusammenbleiben.
Bei Lars und seinen Kastraten war seit Einzug der Vielzitzenmaus erstaunlich viel Ruhe eingekehrt und die hat sich auch bis dato gehalten. Da auch alle gesund waren, gab es hier schlicht nichts Neues zu berichten.
Lediglich Lars selber hatte sich seit dem Umzug eine süße Marotte angewöhnt: Zum Trinken saß er jetzt immer auf dem Röhrchen der Wasserflasche. So konnte ich auch immer schauen, ob der Opa noch fit ist.
Bei Siegfrieds Gruppe prügelten die Kastraten wieder genauso, wie sie es vor Siegfrieds Einzug schon getan hatten, nämlich ab und zu ein bisschen und wenn ich nachschauen kam, war es wie immer keiner gewesen. Erstaunlicherweise prügelte Siegfried überhaupt nicht mit. Ich vermutete, er war einfach froh, nicht mehr allein zu sein.
Die große Gruppe war ein wenig unruhig. Leider war diese Woche so ereignisreich, dass ich erst am Sonntag herausgefunden hatte, wer hier wen nicht so lieb hat, wie er sollte. Sonntagmorgen hatte ich die Aufziehmaus erwischt, wie sie Gerhardt am Hintern hing. So ging das nicht weiter!
Ich würde die Aufziehmaus probeweise aus der Gruppe nehmen. Kehrt dann Ruhe ein, würde er zu Mädchen vermittelt. Dies war dann für alle Beteiligten die stressärmste Lösung.
Ich denke, zum Teil lag seine Aufmüpfigkeit auch daran, dass Fridolin, der Chef, derzeit krank war und ihn nicht so kurz halten konnte, wie er müsste. Fridolin schnupfte leider seit dem Wochenende und bekam nun Antibiotikum. Ich hoffte, dass das schnell wieder werden würde. Den Kurzen jeden Abend auf 6 qm Gehegefläche zu suchen, war nicht gerade prickelnd.
Auch Tom machte mir etwas Sorgen. Der kleine Kastrat aus Schleswig war schon immer ein recht schmaler, leicht hutzeliger Geselle gewesen. Doch inzwischen war er auch sehr ruhig geworden, hatte im Laufe der letzten zwei Wochen einen ziemlichen Buckel entwickelt und kam von der obersten Schranketage kaum runter.
Daher hatte ich ihn am Sonntagmittag kurz entschlossen aus der Anlage genommen und in die Krankengruppe gesetzt, wo er mit neugierigem Schnüffeln völlig ohne Streit aufgenommen wurde. Hier blieb er unter Beobachtung. Ich hoffte, dass er sich wieder fangen würde in der ruhigen Gruppe.
Die Krankengruppe war einfach nur lieb. Hier wurde gekuschelt, geputzt und gewärmt. Es herrschte eitel Sonnenschein. Gepiepse gab es die ganze Woche nicht.
Leider ging es mit Orpheus die ganze Woche immer mehr bergab. Also hatte ich ihn schon wieder mit nach Hamburg zum Tierarzt genommen. Der dann festgestellte, dass die Milz riesig angeschwollen ist. Vermutliche Ursache: Entweder eine Entzündung oder ein Tumor. Um eine eventuelle Entzündung zu bekämpfen, bekam er Cortison.
Ich hatte so für den kleinen Mann gehofft und gebangt. Doch fünf Minuten nach meiner Rückkunft in Holt war er in meiner Hand dann eingeschlafen. Ich konnte ihm einfach nicht mehr helfen. Mach’s gut, Orpheus! Wir werden Dich hier sehr vermissen!
Daher hatte Orpheus leider auch nicht mehr die neue Einrichtung und die neuen Etagen miterlebt, die ich der Gruppe am Sonntag eingehängt und eingerichtet hatte. Jetzt waren sie fast komplett eingerichtet. Es war immer noch Frieden und die Nasen hatten den ganzen Sonntag zu tun, Ihr neues altes Reich zu erkunden.
Der November fing gut an für die Jungs. Der Umzug der Süßen hatte keinen neuen Streit verursacht und die Gruppen haben sich eingependelt. Den Kurzen ging es gut und selbst Houdini Kratzmäuserich hat nicht wieder angefangen zu kratzen.
Siegfried genoss die Gesellschaft der großen Gruppe in der Großen Anlage. Selbst auf diesen 7qm prügelte er sich nicht mit den 9 Kastraten und einem weiteren Bock.
Lars prügelte nach alter Gewohnheit ab und zu mal 5 Minuten seine Kastraten, um dann wieder mit ihnen zu kuscheln, als ob nichts gewesen wäre. Ich freute mich so, dass der Kleine noch so lange Zeit hier hatte, obwohl er ja nicht mehr der Jüngste war. Dem tat auch die immer noch kahle Stelle an seinem Po, mit der er schon kam, keinen Abbruch.
Mitte November dann der Schock. In der Pflegestelle sterben innerhalb weniger Tage mehr als ein Dutzend Tiere. Auch von Speedy Gonzales, Tom, Worms I, Remus, Felix, Fridolin und der Aufziehmaus musste ich mich bitter verabschieden.
Wir hatten uns die Staphylokokken eingefangen. Das hieß Antibiotika für alle und hoffen, dass nicht noch mehr Tiere sterben. Trotz der stressigen Zeit schafften aber alle verbleibenden Ex-Solos die Behandlung.
Der Dezemberanfang war noch von den Nachwehen der Staphylokokken in Form der Antibiotikabehandlung gezeichnet. Doch konnten wir Mitte Dezember endlich aufatmen.
Leider gab es für die Tiere nur eine kurze Atempause. Kurz vor Weihnachten verkündete mein Freund aus heiterem Himmel das Ende unserer Beziehung. Das hieß nicht nur, dass die Mäuse und ich aus dem Haus ausziehen mussten, das ich allein nicht bezahlen konnte. Das bedeutete auch, dass viele Tiere gehen mussten, da ich sie in die neue, kleine Wohnung nicht mitnehmen konnte. Schon Anfang Januar stand fest, dass auch einige Solos ausziehen würden, auch wenn mir das sehr schwer fiel.
In dieser Zeit wurde zu allem Überfluss auch noch Siegfried krank. Er erholte sich zwar wieder etwas, starb aber noch Ende Januar. Der beginnende Umzugsstreß war Gift für den kleinen, alten Mann gewesen.
Opa Lars schaffte diese Zeit besser und konnte Anfang Februar mit seinem kompletten Zuhause und seinen Mitbewohnern nach Bremen umziehen. Dort starb er im April.
Auch die große Sologruppe zog zum Teil in erfahrene Hände nach Stuttgart. Bei mir blieben nur Houdini, Arno (der im Januar so schwer krank wurde, dass ich dachte, er stirbt), die Graue Eminenz, Max und Pewe.
Mitten im Umzugs- und persönlichen Chaos hatte ich 8 Wochen um Arno gekämpft mit den verschiedensten Therapien. Der kleine Albino aus dem Nürnberger Tierheim wurde immer weniger, das Fell immer dünner, die einst rosafarbenen Ohren und Schwanz erst blass, dann grau. Als nichts auch nur die geringste Besserung brachte, beschloss ich, ihn in Frieden gehen zu lassen, ohne ihn mit weiteren Therapien zu quälen. Ich versuchte lediglich, die Auswirkungen der Wohnungsauflösung und des Umzuges soweit wie möglich von ihm fern zu halten.
Ich weiß bis heute nicht, was er hatte, aber im März, etwa 4 Wochen nach dem Ende der letzten Therapieversuche ging es dem kleinen Kerlchen langsam wieder besser. Er bekam Farbe und ganz langsam auch Fell, nahm – wenn auch langsam, so doch stetig – zu. Das war wenigstens ein kleiner Lichtblick in einer für alle schweren Zeit.
Ein kleines Sonnenscheinchen erreichte die Solos auch in Gestalt des kleinen Mäuserichs Pieps aus Hamburg. Der kleine, zierliche Albino war von einer Katze auf der Straße gefangen und von ihren Besitzern gebracht worden. Wie durch ein Wunder hatte er das unbeschadet überstanden. Pieps zog bei den Soloherren ein, mit denen er sich so gut verstand, dass ich aufgrund der selbst für eine Farbmaus sehr geringen Größe von einer Kastration absah.
Es gab mal wieder News von Houdini. Der kleine Ex-Bonner hatte im Mai eine recht stattliche Damengruppe bekommen, nachdem ich aus dem Tierheim Duisburg mehr als 10 Damen wegen schwerer Atemwegsinfekte mitgenommen hatte. Als die Damen wieder gesundet waren, fand die Vergesellschaftung der insgesamt 5 Gruppen statt. Wider Erwarten verlief sie schnell und erstaunlich harmonisch, da ich gleichzeitig einen Platz für die dominante Zicke der Gruppe gefunden hatte.
Für die Tiere war die Vergesellschaftung gleichzeitig ihre Quarantäne, da bei den zu Houdinis Gruppe gehörenden Stachelmäusen Nematoden gefunden worden waren. So blieb den Mäusen der doppelte Stress erspart.
Inzwischen waren sie schon wieder in einem Teil ihres Endgeheges und Houdini turnte mit seinen Damen fröhlich durch die Einrichtung.
Auch bei der Sologruppe ist einiges passiert. Nachdem Pieps im Mai anfing, gegen die ganz alten Böcke aus Weinheim zu stänkern und Fix und Pewe, die Jüngsten der Gruppe, fleißig mitmachten, musste die Gruppe im Interesse der Senioren geteilt werden.
Fix und Pewe zogen vorerst zu der aus Duisburg mitgebrachten Fünfergruppe Jungs, die sich gerade von ihren Lungeninfekten erholt hatten. Da sich die Duisburger sowohl untereinander als auch den Kastraten gegenüber als für Böcke äußerst verträglich erwiesen, residierte die Gruppe dato in der 100 x 50 x 200 cm großen Küchenvoliere, aus der sie nur für 24 Stunden zur Kastration der Duisburger ausziehen mussten.
Pieps saß wegen fortgesetztem Giftzwergentums allein und wartete nun doch auf seine Kastration, auch wenn mir der Gedanke gewisse Magenschmerzen bereitet.
Bei den älteren Solos zogen beim Ausmisten Kastrat Mike und Opa-Böckchen Moritz aus dem tiefen Süden sowie Squali aus Bonn ein, die sich problemlos in die Gruppe einfügten und ohne Streit aufgenommen wurden. Mike hatte inzwischen den Chefposten vom langsam altersschwachen Bremer Max übernommen. Doch auch nach dem Chefpostenwechsel funktionierte die Gruppe ruhig und harmonisch, sodass ich hoffte, dass mir meine Jungs trotz des hohen Durchschnittsalters noch lange erhalten bleiben würden.
Diesmal gab es neben schönen auch sehr traurige Neuigkeiten von den kleinen Solojungs. Pieps hatte seine Kastration gut überstanden und sich danach gut in der Gruppe der Küchenvoliere eingelebt. Einen kleinen Abszess aus seiner Stänkerzeit konnte ich problemlos behandeln und der kleine Mann turnte mit Genuss durch die große Voliere.
Ende August vermisste ich Pieps das erste Mal bei der Fütterung. Nach einiger Suche fand ich den kleinen Mann eingeschlafen im Häuschen neben der Futterschüssel. Mach´s gut kleiner Mäuserich. Ich hoffe, Dein Leben hier hat Dir gefallen, auch wenn Du nur etwa ein Jahr alt geworden bist.
Leider war Pieps nicht der Einzige, der uns in diesem Vierteljahr verlassen hat. Auch an Max und Chefchen hat das Alter nun seinen Tribut gefordert. Max wurde über 24, Decker und Chefchen sogar etwas über 36 Monate alt. Unser kleiner Bremer Graue Eminenz starb im fortgeschrittenen Alter an einer Herzschwäche. Und schließlich hatte uns auch der schon schwer krank angekommene Squali nach nur drei Monaten wieder verlassen.
Neu eingezogen waren nach diesen für mich sehr traurigen Verlusten Conrad und ein kleiner, unkastrierter Kratzmäuserich aus dem TH Schleswig. Außerdem waren Pewe zusammen mit Houdini in die Herrengruppe zurückgekehrt, von der sie ohne Zankereien aufgenommen wurden. Beide zeigten inzwischen deutliche Alterserscheinungen und kamen mit den großen Gehegen und den zum Großteil deutlich jüngeren Mitbewohnern nur noch schlecht zurecht. Einst kleine Krawallzwerge, genossen sie nun die Ruhe des Altherrenkränzchens: Die wurde nur ab und zu etwas vom fast 2jährigen Bock Conrad gestört, der sich inzwischen zum Chef aufgeschwungen hat. Der kleine Kratzerich aus Schleswig konnte sich an der neuen Gesellschaft leider nur noch 3 Wochen erfreuen, bevor er starb. Kleiner Mann, Du warst einer der bravsten und verträglichsten Böcke, die ich je hatte. Mach’s gut!
Einer lebte allerdings wider alle Voraussagen immer noch: Decker aus Weinheim. Am 02.05.2007 im Alter von fast zwei Jahren hier angekommen, zeigt er dem Alter die kalte Schulter. Er litt zwar an einer fortschreitenden Lähmung der Hinterläufe, war aber immer noch recht mobil und von kräftigem Appetit. Ich hoffte, dass das noch eine ganze Weile so bleiben würde.
Auch Arno zeigt nun erste Alterserscheinungen. Das hielt den kleinen, buckligen Albino aber nicht davon ab, jeden Abend fleißig nach Nutrical und anderen Leckerli zu betteln.
Sorgen machte mir in der Zeit Socke aus Koblenz. Der kleine, dicke Kastrat hatte ziemlich abgenommen und auch wieder die Löcher, die er bei seiner Ankunft schon hatte. Nur wurde eines davon immer größer. Er wurde mit Lavasept und Chlorhexidinpuder behandelt, was eine Ausweitung des Problems verhindert hatte. Ob die Wunden jetzt wieder abheilen, stand noch aus.
Sorgen anderer Art macht mir Fix. Der kleine, auf dem Müll gefundene Mäusemann hatte seinen Spaß am Stänkern von Artgenossen entdeckt und brachte zunehmend Unruhe in die große Damen-Kastraten-Gruppe, in der er lebte. Auch hatte er sich beim Stänkern einen Abszess an der Pfote zugezogen. Dieser war zwar gut verheilt, jedoch war seine rechte Vorderpfote nun dauerhaft etwas nach innen gestellt. Sollte sich nach der Herbstreinigung der Gruppe keine Ruhe einstellen, wird Fix wohl mit den Solos zusammenziehen, die ich derzeit aus Braunschweig erwarte. Auch Conrad würde in diese Gruppe einziehen müssen, wenn sich sein Dominanzverhalten so weiterentwickelt.
Ergebnis des Projekts
Das Solo-Projekt der Exotenpflegestelle hat eine gewisse Eigendynamik bekommen und sich weiterentwickelt. Herausgekommen ist die Männer-WG, aus der in einem separaten Projekt berichtet wird.
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