Gerade die Haltung und der Handel mit Exoten unterliegen immer wieder dem gleichen, für die Tiere fatalen Schema. Ursache ist meist die Lust des Menschen am Neuen, Unbekannten und Besonderen.
Die betroffene Tierart durchläuft dabei mehr oder minder schnell 3 Stadien, die jedem BWL-Studenten irgendwie bekannt vorkommen dürften.
Einführung und Wachstum
Ein Exot erscheint erstmals auf der Bildfläche der Haustierhalter und weckt durch Optik oder Besonderheit das Interesse von Profis und Laien. Es gibt deutlich mehr Interessenten als Abgabetiere. Viele wollen aufgrund der Nachfrage und der relativ hohen Preise diese Art selbst züchten. Die Zucht lohnt sich noch finanziell. Mit der Zeit gibt es immer mehr Halter und Züchter. Angebot und Nachfrage gleichen sich langsam an.
Sättigung
Der Exot ist inzwischen allgemein bekannt und verliert den Reiz des Neuen. Die meisten Exotenfans mit Interesse daran haben die betreffende Art schon. Manche Laien haben die Tiere mehr oder minder überlegt angeschafft.
Es gibt viele Züchter und somit sehr viel Nachwuchs, aber immer weniger Interessenten, da die vorhandenen Plätze mehrheitlich belegt sind. Die Nachfrage stagniert bei wachsendem Angebot. In der Folge fallen die Preise der ursprünglich teilweise über 100 Euro teuren exotischen Mäuse auf wenige Euro. Die Tiere werden zur Ramschware und zu billigen Futtertieren. Die Profis wenden sich neuen, noch seltenen und unbekannten Arten zu oder beenden die Zucht einfach, weil sie keine Abnehmer mehr für den Nachwuchs finden.
Rückgang
Derexotische Säuger gerät langsam in Vergessenheit. Die Exotenfans brauchen den Platz für neue Arten. Die „alten“ Exoten lassen sie aussterben, verkaufen, verschenken oder verfüttern sie. Die Tiere haben für sie meistens weder einen finanziellen, noch einen ideellen Wert. Da kein ausreichender Absatz mehr möglich ist, werden die Tiere weniger gezüchtet, die Bestände gehen zurück. So manche Art, wie etwa die Indische Nacktsohlen-Rennmaus, verschwindet ganz aus der deutschen Heimtierlandschaft
Das Fazit
Die wenigen wirklichen Liebhaber dieser Art sind häufig so stark in der Minderzahl, dass sie die Entwicklung zwar – oft mit Entsetzen – beobachten, sie aber nicht aufhalten können.
Die Verantwortung liegt also bei den Interessenten für die „Neuen“ – also auch bei Ihnen, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, sich einen eher seltenen, teuren Exoten anzuschaffen. Fragen Sie sich lieber einmal mehr, warum Sie ausgerechnet diese exotischen Mäuse haben wollen. Fasziniert Sie wirklich das Tier mit seinen Eigenarten und Eigenschaften? Können Sie sich vorstellen, sich dauerhaft dieser Art zu widmen? Oder zieht Sie eher das Neue, das Exotische dieser Mäuse an?
Sie tragen die Entscheidung mit, ob Sie die aufgezeigte Entwicklung unterstützen wollen. Vielleicht kann Sie eine altbekannte Art genauso begeistern und vielleicht ist sie mindestens genauso gut oder gar noch besser zu Ihnen als der rare Neuling.
Einen Vorteil haben altbekannte Arten wie Farbmäuse und Mongolische Rennmäuse in jedem Fall: Es gibt sehr viel mehr Informationen zu ihnen als zu eher unbekannten Exoten. Sie und Ihre Tiere können von den Erfahrungen anderer Halter profitieren und haben deutlich mehr Gelegenheit, sich bei Fragen mit anderen Haltern auszutauschen.