Dieser Steckbrief umfasst alle Eckdaten zur Farbmaus und wurde speziell zur Verwendung in der Tierarztpraxis erstellt. Neben der unten angegebenen Literatur habe ich hier fast 30 Jahre Erfahrung mit tausenden von Farbmäusen verarbeitet. Soweit Sie bestimmte Werte also nicht in der Quellliteratur wiederfinden, entspringen sie meinem Erfahrungswissen.
Der Steckbrief ist ob des großen thematischen Umfangs stichpunktartig gehalten, um Ihnen das Auffinden einer gesuchten Information zu erleichtern. Soweit die Webseite dazu ausführlichere Informationen bietet, sind diese jeweils an der entsprechenden Stelle verlinkt.
Farbmäuse in Zahlen
Lebenszyklus
- Geschlechtsreife: ab 28 Tage
- Zuchtreife: ab 50 - 60 Tage
- Östr. Zyklus: 4 - 5 Tage
- Tragzeit: ca. 21
- Wurfgröße: 8 - 12
- Absatzalter: 18 - 21 Tage
- ∅ Lebenserwartung: 1,5 - 2,5 Jahre
Biologie
- ∅ Gewicht: 20 - 50 g
- Körpertemperatur: 37 - 39°C
- Zahnformel: 1/1-0/0-3/3 (Molaren nicht nachwachsend)
- Herzfrequenz: 300 - 800 n/min
- Atemfrequenz: 60 - 230 n/min
- Trinkmenge: 3 - 5 ml/Tag
- Blutdruck: systolisch 133 - 160 mmHg
- Blutdruck: diastolisch 90 - 110 mmHg
- Blutvolumen: 60 - 75 ml/kg
- Blutentnahme von 0,5 - 0,7 ml/ 100g Körpergewicht möglich
Hämatologie
- Erythrozyten: 7 - 12,5 × 10⁶/mm³
- Leukozyten: 6 - 15 × 10³/mm³
- Thrombozyten: 160 - 410 x 10³/ mm³
- Lymphozyten: 55 - 95%
- Basophile: 0 - 0,3%
- Eosinophile: 0 - 4%
- Monocyten: 0,1 - 3,5%
- Neutrophile: 10 - 40%
- Hämatokrit: 39 - 49%
- Hämoglobin: 10,2 - 16,6 mg/dl
Blutchemie
- Glukose: 62 - 175 mg/dl
- Cholesterin: 26 - 82 mg/dl
- Triglyzeride: 71 - 164 mg/dl
- Serumprotein: 3,5 - 7,2 g/dl
- Albumin: 2,5 - 4,8 g/dl
- Globulin: 1,8 - 3 g/dl
- BUN: 12 - 28 mg/dl
- Kreatinin: 0,3 - 1,0 mg/dl
- Gesamt-Bilirubin: 0,1 - 0,9 mg/dl
- Serum-Calcium: 8,0 - 12,0 mg/dl
- Serum-Phosphor: 3,0 - 6,0 mg/dl
Elektrolyte
- Calcium: 2,25 - 3,02 mmol/l
- Chlor: 96 - 119 mmol/l
- Kalium: 3,8 - 10 mmol/l
- Natrium: 139 - 157 mmol/l
- Phosphor: 2,68 - 4,65 mg/dl
- Eisen: 200 - 220 µg/dl
Enzyme
- Alkal. Phosphatase: 170 - 260 IE/l
- ALT: 84 - 130 IE/l
- AST: 280 - 350 IE/l
- CPK/CK: bis 3,1 IE/l
- LDH: 26,8 - 34,4 mg/ml
- SDH: 25 - 35 IE/l
Laborwerte Urin
- Urinmenge in 24h: 0,5 - 2,5 ml
- Spezifische Dichte: 1,034
- ∅ pH-Wert: 5,01
- Glucose: 0,5 - 3,0 mg/24h
- Protein: 0,6 - 2,6 mg/24h
- bei Männchen natürl. Proteinurie (MUPs)
Handling von Farbmäusen
Handling allgemein
Sind Farbmäuse nicht gerade sehr scheu, springen sie kaum von der Hand. Wichtig dafür: Bleiben Sie ruhig und üben Sie möglichst wenig Zwang auf das Tier aus.
Dann kommen Sie bei den meisten Patienten mit den beiden hier gezeigten Handlingvarianten schon sehr weit.
Die offene Hand eignet sich v. a. für recht zahme Tiere. Mit beiden Händen lassen sich auch scheue Exemplare gut und zuverlässig fangen.
Alternativ können Sie das Tier auch seitlich auf die Hand schieben, wenn es beim Greifen von oben Angst hat und unruhig wird. Ruhige Tiere können Sie so auch untersuchen.
So nehmen Sie eher scheue und unsichere Tiere auf.
Handling zur Untersuchung
Fixierung
Der bei Hamstern beliebte Rucksackgriff funkoniert grundsätzlich auch bei Farbmäusen – allerdings ist er nur bei eher übergewichtigen oder größeren Exemplaren sicher. Sehr kleine oder schlanke Tiere lassen sich damit schlecht fixieren.
Verzichten Sie auf diesen Griff, wenn Sie im Handling sehr kleiner Tiere ungeübt sind. Dann besteht Verletzungsgefahr für den Patienten.
Für Injektionen genügt es oft schon, den Patienten auf einer Unterlage abzusetzen, eine Falte über dem Oberschenkel zu ziehen und hier das Medikament zu applizieren. Das Gros der Farbmäuse versucht dabei, nach vorn zu laufen. Eher selten drehen sich die Tiere um und beißen auch dann fast nie. Chronische “Umdreher” können Sie kurz mit dem Nackengriff auf der Unterlage fixieren und dann die Falte zur Injektion ziehen.
So können Sie den Nackengriff schnell und sicher greifen. Hand einfach flach auf die Maus in einer Box, auf dem Tisch oder auf einer Hand legen und die Falte greifen, wenn sie versucht, zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchzuschlüpfen. Maus max. 10 – 15 sek so fixieren. Andernfalls droht bei stressempfindlichen Exemplaren ein Kreislaufkollaps.
Don'ts beim Handling
- nicht auf den Rücken drehen
- nicht am Schwanz hochheben
- kein Nackengriff, außer die Behandlung erfordert eine feste Fixierung
Arttypische Beißneigung
- Beißneigung sehr gering
- Bisse sind oft Folge falschen Handlings (zu viel Zwang, auf den Rücken drehen, nicht erkannte Panik, ...)
Geschlechterbestimmung bei Farbmäusen
Handling allgemein
Farbmaus weiblich
Abstand Harnzapfen – Anus recht klein; Zitzen oft gut als Punkte am Bauch erkennbar; Milchleisten formen eine angedeutete Zweiteilung des Abdomens
Farbmaus männlich
Abstand Harnzapfen – Anus recht groß; deutlich sichtbare Hoden im entspannten Zustand (Maus dafür in eine Box oder auf eine Kante setzen -> Hoden werden sichtbar; Maus am Schwanz anheben -> Hoden werden eingezogen und damit nicht mehr sichtbar!)
Farbmaus männlich kastriert
Abstand Harnzapfen – Anus groß; bei Entfernung von Hoden + Fettkörper nur noch die Hodenspitzen erkennbar; bei verbliebenem Fettkörper Optik wie unkastrierter Bock, aber kein Hodengewebe mehr tastbar
Typische Notfälle bei Farbmäusen
Atemnot
Mögliche Ursachen
- bakterielle Pneumonie
- Herzschwäche
- Raumforderung im Abdomen (v. a. Blähungen, Verstopfung)
Erste Hilfe
- Theophyllin oder Koffeinkaffee
- stressarmes Handling
Behandlung
- Behandlung bei Pneumonie (LINK)
- Behandlung bei Herzschwäche
- Behandlung bei Verstopfung (LINK)
- Behandlung bei Blähungen
Massiver Schiefkopf mit Orientierungslosigkeit
Mögliche Ursachen
- Otitis (media o. interna)
- Enzephalitis
- Schlaganfall
Erste Hilfe
- Wärme (Rotlicht)
- Handfütterung bis zur besseren Orientierung
- evtl. nährende Infusionen (Jecuplex)
Sepsis m. sehr schlechtem Allgemeinbefinden & evtl. Hypothermie
Mögliche Ursachen
- vom Halter übersehene bakterielle Infektion
Erste Hilfe
- Wärme (Rotlicht, Matte o. Platte)
- sofortige Antibiose (Depot o. Hochdosis)
- evtl. nährende Infusionen (Jecuplex)
Dehydrierung
Mögliche Ursachen
- Durchfall
- nicht nachlaufende Tränke
- Haltungsfehler (z. B. fehlende Tränke)
Erste Hilfe
- Wärme (Rotlicht, Matte o. Platte)
- Flüssigkeitsdepot s.c.
- Wasser oral anbieten
Schockreaktion
Mögliche Ursachen
- durch Panik
- als Reaktion auf eine Injektion
- Schockzeichen: Tier kollabiert, wird spontan schlapp, kaum Muskeltonus, kaum/keine oder verzögerte Reaktion auf Reize; krampft evtl.
Erste Hilfe
- Wärme (Rotlicht, Matte o. Platte)
- Kaffee (für aufnahmefähige Patienten)
- Effortil o. Ä. (für nicht ansprechbare oder apathische Patienten)
- physikalische Kreislaufstimulation
Behandlung
- Wärme je nach Verlauf über min. 24 - 48 h
- Kaffeegabe initial: 2 - 3 Tropfen
- Kaffee Folgegabe: tropfenweise nachdosieren 1 Tr., max. 5 Tr./h
- Effortil (Etilefrin) initial: 1 - 2 Tropfen
- Effortil (Etilefrin) Folgegabe: max. 5 Tr. i. d. 1. h, danach max. 2 Tr. stündlich
- Nach Gabe jeweils min. 10 min Effekt abwarten bis zum Nachdosieren
Narkose und OPs bei Farbmäusen
- Injektionsnarkose schlechter vertragen als Isofluran -> Mortalität in der ersten Woche nach der OP auch bei erfolgreicher OP und komplikationslosem Aufwachen bei Injektion höher als bei Isofluran
- Fellformen (Locke, Langhaar) reagieren etwas empfindlicher auf Narkose
- Wundheilung in der Regel sehr gut, Komplikationen auch bei großen Schnitten eher selten
- geringe Neigung, an Wundverschlüssen zu knabbern
Arttypische Erkrankungen bei Farbmäusen
Atemwegserkrankungen
Ursachen
- bakterielle Infekte
- Mycoplasmen (genaue Verbreitung in Haustierpopulation unbekannt)
- virale Infekte (erfahrungsgemäß selten)
- Pilzinfektionen (erfahrungsgemäß selten)
Symptome
- mehr oder minder regelmäßige und deutliche Atemgeräusche
- SELTEN: sichtbar schlechte Atmung, evtl. sogar Zyanose ohne hörbare Geräusche
- verschlechterter Allgemeinzustand, evtl. gesträubtes Fell
- tränende oder entzündete Augen
- Schnupfen und/oder Niesen
- angestrengte Atmung, Flankenatmung
- Dyspnoe (teils Atmung mit offenem Maul, Luftschnappen)
- Zyanose
- Gewichtsverlust und Abmagerung
Differentialdiagnosen
- Herzerkrankung (v.a. bei älteren Tieren ab 1,5 - 2 Jahren mgl.)
- Ödeme
- Allergie
- Septikämien
- Tumore der Lunge (sehr selten!)
- raumfordernde Prozesse im Bauchraum (Tumore, Verstopfung, Blähungen)
- Traumata und Einblutungen
- Hitzschlag
Behandlung
Bei Patienten mit noch gutem Allgemeinzustand:
- Enrofloxacin oral (als Baytril, Enrofloxacin oder Enro-Sleecol; Orniflox hat sich als schlecht in Wirkung und schwierig in der Gabe erwiesen) in normaler Dosis (0,1 mg je angefangene 10 g Maus oder Gruppenbehandlung mit 1 ml Enrofloxacin 2,5% orale oder Injektionslösung auf 30 ml Wasser)
- Alternativen: Marbofloxacin, Sulfadoxin + Trimetoprim, u. a.
- Doxycyclin Depot s.c. nur bei Resistenzen oder sehr hartnäckigen Infekten
Bei Patienten in schlechtem bis (sehr) kritischem Zustand:
- Doxycyclin Depot s.c. (0,05 ml je angefangene 10 Gramm Maus alle 5 Tage; bei sehr kritischem Zustand 1. und 2. Injektion im Abstand von 4 Tagen, danach alle 5 Tage bis zum kompletten Ausheilen der Symptome)
- Alternativ Enrofloxacin oral oder s.c. (1x tgl.; bei sehr schlechtem Zustand anfangs 2x tgl.) in Hochdosis (0,2 mg je angefangene 10 g Maus oder Gruppenbehandlung mit 2 ml Enrofloxacin 2,5% orale oder Injektionslösung auf 30 ml Wasser; Wassertherapie bei Apathie und kritischem Zustand vermeiden!)
Bei Bedarf begleitende Maßnahmen:
- Bronchiodilatatoren (z. B. Kaffee, Thephyllin, Cortison)
- Wärme
- Inhalation (mit Meersalz, mit ätherischen Ölen, z.B. Thymian, Fenchel, Kamille, Pfefferminze oder mit Erkältungsbalsam, z. B. Vaporup)
- Schleimlöser (z. B. ACC, Bisolvon)
- Immunstimulation (z. B. Zylexis, Rodicare Immun)
- orale Phytotherapeutika (z. B. Prospan, Bronchipret) oder Fütterung mit “Erkältungskräutern (frischer Thymian, Salbei u. Ä.)
- bei Gewichtsverlust: Päppeln mit hochkalorischen Pasten und Breien (Proteinkomponente nicht vergessen!); Gabe von Jecuplex
Auszumachen sind diese Schäden während der Therapie recht einfach: Die Geräusche verbessern sich unter der Behandlung mit dem Antibiotikum bis zu einem bestimmten Umfang und bleiben dann mit und ohne Behandlung auf diesem Niveau. Die Geräusche können sich außerdem unter Belastung (Stress) kurzfristig verstärken oder auch nur bei körperlicher Aktivität auftreten. Die Maus gilt dann als auskuriert, wenn sich die Symptome nicht mehr verbessern und ohne Antibiose nicht wieder zeitnah verschlechtern.
Kratzmaus - Ulzrative Dermatitis - Itching Mouse
Ursachen
- genaue Ursache nicht bekannt - Autoimmungeschehen vermutet
- mögliche Faktoren: überstandener Ektoparasitenbefall, evtl. hormonelle Dysbalance, Mangelernährung
Symptome
- massiver Juckreiz mit starkem Kratzverhalten
- besonders Ohr-, Kopf-, Hals- & Schulterbereich betroffen
- sekundäre Wundinfektionen (m. Bakterien o. Pilzen)
- Unruhe
- Appetitlosigkeit & Abmagerung
- chronischer Stress
Differentialdiagnosen
- Ektoparasitenbefall (v. a. Grabmilben)
- Hautpilze
- bakterielle Dermatitiden
- Allergie
- akuter Nährstoffmangel (sehr selten)
Behandlung
Nach Ausschluss aller Differentialdiagnosen:
- Krallen der Hinterpfoten schneiden
- Vitamin-E-Kur (1 Tropfen Allcura Vitamin E tgl. = 36 I.E, über 4 Wochen)
Diese beiden Maßnahmen haben sich in wissenschaftlichen Untersuchungen als hilfreich erwiesen – greifen aber leider auch nicht immer. Ees gibt aber bis heute keine erfolgreiche Standardbehandlung. Daher folgen hier Maßnahmen, die zumindest in einigen Fällen zum Erfolg geführt haben:
- Cortison lokal & oral
- Chlorhexidin-Puder (Humanpräparat) -> nach Bedarf
- offene Wunde veröden mit Policresulen-Konzentrat (früher Lotagen, Pentant: Albothyl aus der Humanmedizin) -> alle 24 – 48 h
- Cortavanvance + Gentamicin (50mg/ml) -> 2ml Antibiotikum auf eine Sprühflasche -> mehrmals tgl. aufsprühen
- Fenistiltropfen oral (2 – 4x tgl. 1 Tropfen)
Mögliche begleitende Maßnahmen:
- Schmerzmittel
- Fütterung von Omega-3-Fettsäuren
Hautveränderungen - Parasiten, Pilze, Bakterien, idiopatisch
Ursachen
- Parasiten (v. a. Grabmilben)
- Pilze und Hefen
- Bakterien
- Allergie
- idiopatisch
Symptome
- Fellverlust
- evtl. Juckreiz
- gerötete, trockene und/oder schuppende Haut
- Wunden (die keine Biss- oder Kratzwunden sind)
- guter bis mäßiger Allgemeinzustand
- Gewichtsverlust und Abmagerung
Differentialdiagnosen
- Kratzmaus
- Leberschäden (selten)
- Bisswunden
Behandlung
Farbmäuse neigen generell zu Erkrankungen der Haut. Ein erhöhtes Risiko haben die verschiedenen Felllformen, wie:
- Langhaarmaus (längeres Fell)
- Lockenmaus (gewelltes Fell)
- Rosettenmaus (Fell mit Wirbeln)
- Texel/ Rex (stark gekraustes, längeres Fell)
- Fuzzy (stark ausgedünntes, stark gelocktes Fell)
- Patchworkmaus (Mäuse mit genetisch bedingt kahlen Spots im Fell)
- Nacktmaus
Ist die Ursache der Hautveränderung nicht eindeutlig, hat sich im Auschlussverfahren diese Reihenfolge bewährt:
- Milben (Geschabsel oder Suchbehandlung mit Ivermectin)
- Pilze (Woodsche Lampe -> wenn negativ, Kultur)
- Bakterien (Abstrich)
- Allergietest (Streuwechsel, Heu weglassen, Suchdiät)
Zur Behandlung haben sich diese Standardverfahren als erfolgreich erwiesen:
- Grabmilben: Ivermectin (0,1%! -> 1%ige Ivomec-Lösung 1:9 mit Propylenglycol verdünnen! -> 3x im Abstand von 7 Tagen 1 – 2 Tropfen auf gesunde Haut) + Reinigung Umgebung (Mäuse für die Behandlungsdauer in Quarantänebox; Gehege und Inventar heiß reinigen und bis Quarantäneende leer lassen)
- Pilz: Enilconazol (Imaverol 1:50 mit Wasser verdünnen, alle 3 – 4 Tage betroffene Stellen großzügig einpinseln, bis sie durchgeweicht sind -> Tier nicht baden!) + Umgebungsreinigung nur bei massivem Befall
- Bakterien: Antibiose nach Antibiogramm + Umgebungsreinigung nur bei nicht ohnehin omnipräsenten Keimen oder sehr hohem Keimdruck
- Allergie: Allergenvermeidung (z. B. Safebed als Einstreu oder speziell zusammengestelltes Futter – je nach Ergebnis der Suche nach dem Allergen)
- idiopatische Hautveränderungen: bei Wundflächen Denaturieren mit Policresulen-Konzentrat (Albothyl/ früher Lotagen), sonst symptomatisch
Typische Arten
- Sarcoptes scabei
- Notoedres muris
Symptome
- Fellverlust (lichtes Fell, selten flächige Alopezie)
- schuppige, trockene Haut
- Rötungen
- Läsionen
- Juckreiz
- Unruhe
- im Verlauf verschlechterter Allgemeinzustand + Gewichtsverlust
Nachweis
- Hautgeschabsel
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Doramectin
- Moxidectin
- Selamectin
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on
- Inventar: ablagern (3 Wochen)/ heiß und mit Spüli abwaschen/ ausbacken/ einfrieren
- Gehege: Dampfreiniger, “ablagern” (3 Wochen)
- Quarantänekäfig wöchentlich reinigen
- Quarantänedauer: 3-4 Wochen
Tumore
Verteilung
- Tumore treten bei weiblichen Tieren signifikant häufiger auf als bei Böcken
- häufigste Tumorart: Mammatumore
Symptome
- tastbare Umfangsvermehrung
- unter der Haut oft rötlich oder bläulich schimmernd
Differentialdiagnosen
- Abszesse
Behandlung
Operation in Betracht ziehen, wenn:
- klar abgrenzbar
- verschieblich
- noch nicht zu groß
- kein erhöhtes Narkoserisiko (etwa durch vorangegangene Narkose oder höheres Lebensalter)
Wachstumshemmende Mittel haben meiner bisherigen Erfahrung nach keine sichtbaren Effekte gehabt, weshalb ich hier keine empfehle. Vor allem bei jungen Tieren kann eine OP deutlich Lebenszeit und Lebensqualität gewinnen.
Bei Verzicht auf OP:
- Schmerzmittel
- bei Bedarf: behindertengerechte Einrichtung des Geheges, wenn der Tumor die Bewegung einschränkt
Allgemeine Erkrankungen bei Farbmäusen
Abszesse
Allgemeines
- unreif oft gerötet
- scheinen mit zunehmender Reife gelblich durch die Haut
- Abszesse im Kopf- und Abdomenbereich nicht immer sichtbar
Symptome
- Rötung
- Schwellung
- berührungsempfindlich
- Umfangsvermehrung
- einseitig tränendes Auge
- Sabbern
- Fressunlust bis zur Nahungsverweiguerung (Zahn-/Kieferabszess)
Differentialdiagnosen
- Tumore
Behandlung
Subkutane Abszesse
- Reifung abwarten (und evtl. fördern)
- bei Gefahr, dass sich der Abszess nach innen öffnet, mit Antibiose abdecken
- komplett gereiften Abszess am Schorf öffnen oder (wenn kein Schorf vorhanden) unter Lokalanästhesie spalten
- Abszesstasche spülen (bewährt haben sich dafür Lavasept und Lotagenlösung) – ggf. wiederholt spülen oder vom Halter spülen lassen, bis die Tasche von innen nach außen abheilt (1ml-Spritze mit Braunüle drauf funktioniert sehr gut)
- operative Entfernung v. a. bei sehr hartnäckigen Rezidiven sinnvoll
Abszesse im Schädelbereich
- v. a. Zahnabszesse sind sehr hartnäckig -> deutlich längere Antibiose nötig als üblich
- Antibiose -> je nach genauer Situation 1 – 2 Wochen Hochdosistherapie mit geeignetem Antibiotikum (z. B. Enrofloxacin) -> min. 4 Wochen weiter Normaldosis
- sichtbare Abszesse nach Möglichkeit öffnen und spülen
WICHTIG: Die Strukturen im Schädelbereich von Farbmäusen sind so filigran, dass Abszesse und entzündliche Prozesse diese leicht mit abschmelzen! Um Schäden an den Knochen zu vermeiden, muss schnell und konsequent gehandelt werden. Hier bitte nicht “sanfte Medizin” o. Ä. testen und/ oder abwarten.
Abszesse in tieferen Geweben
- konservativ: Antibiose -> mitunter bis zu 4 Wochen in hartnäckigen Fällen
- invasiv: OP
Bisswunden
Allgemeines
- kleine, punktuelle Wunden
- treten bei streitenden Böcken bevorzugt an Flanken, Schwanzansatz und Schultern auf
- bei fortgeschrittenen Aggressionen unter Böcken gesamte hintere Körperhälfte verletzt
- v. a. bei unkastrierten Böcken; selten bei Weibchen oder Kastraten
Symptome
- sehr kleine Wundoberfläche
- trocknet schnell
- aus vielen Einzelwunden entstehen Schorfplatten (v.a. auf der hinteren Körperhälfte)
- Entzündungen und Eiter unter Schorfplatten möglich
Differentialdiagnosen
- Hautläsionen unterschiedlicher Genese
Behandlung
Einzelne Bisswunden
- Verunreinigungen mit Spüllösung (z. B. Lavasept) entfernen
- beobachten
- nur bei Entzündungszeichen Antibiose und/oder lokale Behandlung
Konfluierende Bisswunden mit Schorf
- Schorf bei Bedarf mit einer Wundsalbe etwas anweichen und geschmeidig halten
- Schorf so lange wie irgend möglich auf der Wunde halten, solange darunter kein entzündliches/ eitriges Geschehen ist
- Wunde nach Abfallen des Schorfes penibel sauber halten (auf Zellstoff oder Safebed setzen)
- bei noch feuchter Wunde und ungenügender Hautbildung systemisch mit Antibiotikum abdecken und je nach Lage und Befund regelmäßig spülen, mit Lotagenlösung (1:10) behandeln oder mit Chlorhexidinpuder abdecken
Durchfall
Ursachen
- Bakterien
- Viren
- Parasiten
- Dysbakteriose
- Antibiotika
- Vergiftungen
- Fütterungsfehler
Symptome
- verschmierte Afterregion
- ungenügender Hautturgor
- Gewichtsverlust
- eingefallene Flanken
- Apathie
- gesträubtes Fell
Differentialdiagnosen
- keine
Behandlung
Hypothermie, Dehydration, Apathie: Lebensbedrohlicher Zustand aufgrund von Durchfall
Entwicklungsstörungen & Zwergwuchs
Ursachen
- Inzucht
- schlechte Haltung
- Nahrungsmangel
- Endoparasiten
Symptome
- bei gleichem Entwicklungsstand deutlich kleiner als Geschwister
- "Babyspeck" fehlt
- schütteres, of glanzloses Fell
- Untergewicht
- Perlschnurschwanz
Differentialdiagnosen
- keine
Behandlung
- Parasitenbehandlung falls nötig (und möglich)
- Päppeln mit Brei (Getreidebreie, Obst- und Gemüsebreie, Nussmus, …)
- immer Proteinkomponente (gekochtes Ei o.ä.) ins Päppelfutter!
- Jecuplex in den Brei
- stark untergewichtige Tiere extern wärmen (Rotlicht)
Parasiten bei Farbmäusen
Ektoparasiten
Grabmilben
Typische Arten
- Sarcoptes scabei
- Notoedres muris
Symptome
- Fellverlust (lichtes Fell, selten flächige Alopezie)
- schuppige, trockene Haut
- Rötungen
- Läsionen
- Juckreiz
- Unruhe
- im Verlauf verschlechterter Allgemeinzustand + Gewichtsverlust
Nachweis
- Hautgeschabsel
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Doramectin
- Moxidectin
- Selamectin
- begleitende Antibiose! (z. B. Enroflxacin)
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on
- Inventar: ablagern (3 Wochen)/ heiß und mit Spüli abwaschen/ ausbacken/ einfrieren
- Gehege: Dampfreiniger, “ablagern” (3 Wochen)
- Quarantänekäfig wöchentlich reinigen
- Quarantänedauer: 3-4 Wochen
Pelz- und Haarbalgmilben
Typische Arten
- Demodex musculi
- Psorergates simplex
- Myobia musculi (häufigste Pelzmilbe)
- Myocoptes musculinus
- Radfordia affinis
Symptome
- Fellverlust (lichtes Fell, selten flächige Alopezie)
- oft unauffällige Haut
- Schuppen, Rötungen, Entzündungen & Läsionen möglich
- selten Juckreiz
- Unruhe & hektisches Putzen
Nachweis
- Hautgeschabsel
- Haarbüschelprobe
- Tesa-Abklatsch
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Doramectin
- Moxidectin
- Selamectin
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on
- Inventar: ablagern (3 Wochen)/ heiß und mit Spüli abwaschen/ ausbacken/ einfrieren bei Pelzmilben/ nicht reinigen bei Haarbalgmilben
- Gehege: Dampfreiniger, “ablagern” (3 Wochen) bei Pelzmilben/ nicht reinigen bei Haarbalgmilben
- Quarantänekäfig: wöchentlich reinigen bei Pelzmilben
- bei Haarbalgmilben Quarantänekäfig nicht nötig
- Quarantänedauer: 4 – 6 Wochen bei Haarbalgmilben, 3 – 4 Wochen bei Pelzmilben
Flöhe und Haarlinge
Symptome Haarlinge
- Alopezie (lichtes Fell)
- Juckreiz & vermehrtes Kratzen
- verschlechterter Allgemeinzustand bei starkem Befall
Symptome Läuse & Flöhe
- Juckreiz & vermehrtes Kratzen
- Unruhe
- Hautirritationen, Kratzwunden
- Sekundärinfektionen
- Anämie
- Gewichtsverlust
Nachweis
- Flohkot
- Nissen im Fell
- Sichtung von verschiedenen Entwicklungsstadien am Tier & (beim Floh) in der Umgebung
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Selamectin
- Advocate
- Kieselgur (bei Flöhen, wenn Spot-on nicht möglich -> Jungtiere)
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on, Kieselgur
- Inventar: ausbacken/ einfrieren/ bei Läusen und Haarlingen auch ablagern (4 Wochen)
- Gehege: Dampfreiniger; Kieselgur (bei Flöhen)
- Quarantänekäfig: wöchentlich reinigen (alles wechseln, heiß ausspülen)
- Quarantänedauer: 3-4 Wochen (Läuse/ Haarlinge)/ 6 – 8 Wochen (Flöhe)
- bei Flöhen evtl. Umgebungs-/Wohnungsbehandlung nötig!
Blutmilben
Typische Arten
- Tropische Rattenmilbe
- Rote Vogelmilbe
Symptome
- anfangs oft symptomlos
- gehäuft plötzliche Todesfälle scheinbar gesunder Tiere
- laufende rote bzw. dunkle Punkte im/am Gehege
- Juckreiz & Unruhe
- Anämie
- Apathie
- Kachexie
Nachweis
- Milbe im Tesa
- Zewa-Probe (Milbe zerdrücken -> Blutfleck)
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Selamectin
- begleitende Antibiose! (z. B. Enrofloxacin)
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on
- Inventar: ausbacken/ einfrieren/ abdampfen/ abkochen/ wegschmeißen
- Gehege: Dampfreiniger, Kieselgur, Raubmilben
- Gehegeumgebung: Raubmilben, Kieselgur, Fogger (nur bei massiven, älteren Befällen!), Wärmentwesung
- Quarantänekäfig: wöchentlich reinigen, Kieselgur im Sand/ unter Streu bzw. Zellstoff
- Quarantänedauer: 4 – 6 Wochen bei Haarbalgmilben, Gehegeabschirmung v.a. bei massiven/ älteren Befällen bis zu 6 Monate
Halter bitte auf die ausführlichen Steckbriefe zur Information verweisen!
Endoparasiten
Nematoden
Typische Arten
- Syphacia spp.
- Oxyuris spp.
- Aspiculuris tetraptera
- Dentostomella translucida (noch selten, Befunde zunehmend)
Symptome
- meist symptomlos
- Durchfall
- Rektumprolaps
- Gewichtsverlust
- vermindertes Wachstum
- verschlechterter Allgemeinzustand
Nachweis
- Sammelkotprobe
- Tesa-Abklatsch Analregion (für Syphacia ssp.)
- (selten) Würmer im Kot sichtbar
Behandlung
- Ivermectin (1 Teil 1%ige Lösung mit 9 Teilen Proylenglycol verdünnen!)
- Selamectin
- Flubendazol
- Fenbendazol (Cave: selten schwerwiegende bis tödliche Unverträglichkeitsreaktionen bekannt!)
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on/ orale Wurmkur
- Inventar: ausbacken/ einfrieren/ abkochen/ abdampfen
- Gehege: Dampfreiniger/ Neopredisan
- Quarantänekäfig: alle 3 Tage reinigen (alles wechseln, ausbrühen)
- Quarantänedauer: 3-4 Wochen
Bandwürmer
Typische Arten
- Hymenolepis nana
- Hymenolepis diminuta
Symptome
- meist symptomlos
- Verstopfung
- Darmverschluss
- Wachtsumsverzögerung
- Gewichtsverlust
Nachweis
- Sammelkotprobe
Behandlung
- Praziquantel (Spot-on)
- Flubendazol
- Fenbendazol (Cave: selten schwerwiegende bis tödliche Unverträglichkeitsreaktionen bekannt!)
Quarantäne
- Mäuse: Spot-on/ orale Wurmkur
- Inventar: ausbacken/ einfrieren/ abkochen/ abdampfen
- Gehege: Dampfreiniger/ Neopredisan
- Quarantänekäfig: alle 3 Tage reinigen (alles wechseln, ausbrühen)
- Quarantänedauer: 3-4 Wochen
Kokzidien
Typische Arten
- Eimeria spp.
- Klosiella muris
Symptome
- meist symptomlos
- teils massiver Durchfall
- verschmutzte Afterregion
- Apathie
- Kachexie
- (sehr) schlechter Allgemeinzustand
- Septikämie
Nachweis
- Sammelkotprobe
Behandlung
Quarantäne
- Mäuse: Antiparasitikum
- Inventar: ausbacken/ abkochen/ abdampfen/ Neopredisan
- Gehege: Dampfreiniger/ Neopredisan
- Quarantänekäfig: alle 3 Tage reinigen (alles wechseln, ausbrühen)
- Quarantänedauer: 4 – 5 Wochen
Giardien
Typische Arten
- Giardia spp.
Inzwischen sehr häufig bei Mäusen!
Symptome
- meist symptomlos
- (teils massiver) Durchfall
- verklebte Analregion
- Enteritis
- Blähungen
- Apathie
- Wachtsumsstörungen
- gekrümmte Haltung
Nachweis
- Sammelkotprobe
Behandlung
- Metronidazol
- Fenbendazol (Cave: selten schwerwiegende bis tödliche Unverträglichkeitsreaktionen bekannt!)
- Flubendazol
- Ronidazol
- Dimetridazol
- Tinidazol
Quarantäne
- Mäuse: orale Medikation
- Inventar: ausbacken/ abkochen/ abdampfen/ einfrieren/ Neopredisan
- Gehege: Dampfreiniger/ Neopredisan
- Quarantänekäfig: alle 3 – 5 Tage reinigen (alles wechseln, ausbrühen)
- Quarantänedauer: 4 – 5 Wochen
Alterserscheinungen bei Farbmäusen
Farbmäuse haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von 1,5 – 2,5 Jahren. Mitunter werden Tiere aber auch 3, manchmal fast 4 Jahre alt. Etwa ab 1,5 – 2 Jahren können erste Alterserscheinungen auftreten, v. a. eine Herzschwäche
- Herzschwäche (oft mit Atemwegsinfekt verwechselt!)
- langsam aufsteigende Hinterhandlähmung
- Gewichtsverlust
- dünner werdendes, mitunter glanzloses Fell
- symptomatische Milbenerkrankungen häufen sicht
- Grauer Star
- zunehmender Buckel
- Fellverlust rund ums Auge (Altersring)
Qualzuchten bei Farbmäusen
Qualzucht | Mögliche gesundheitliche Folgen |
---|---|
A(y)-Mäuse (Farbschläge dominant red, fawn, cream, sable und marten sable -> rote, gelbe und orangefarbene Mäuse |
|
Blackeyed White (BEW) – nur bei Zucht über Scheckung/Varigiated problematisch |
|
Brindle (quergestreifte Farbmäuse) |
|
Langhaarmaus |
|
Lockenmaus (gewelltes bis krauses Fell -> Rex/Texel, Frizzy, Fuzzy) |
|
Nacktmaus |
|
Haltung & Haltungsfehler bei Farbmäusen
Haltungsanforderung | Haltungsanforderung und mögliche Folgen |
---|---|
|
|
|
|
|
|
|
|
Fütterung & Fütterungsfehler bei Farbmäusen
Farbmäuse sind Granivoren mit einem sehr weit gefassten Nahrungsspektrum und wenigen Problemen in der Fütterung. Eine artgerechte Ernährung besteht aus einem kleinsaatenbetonten Saatenmix, dem getrocknete Kräuter, Blüten u. ä. zugesetzt sein können. Hinzu kommen Gemüse, (Wild-)Kräuter und Obst sowie Insekten und/oder gekochtes Ei für den Anteil tierischen Proteins.
Typische fütterungsbedingte Erkrankungen sind nicht bekannt. Farbmäuse haben keine gesteigerte Diabetesneigung. Probleme mit Verdauung, Immunsystem oder Haut und Fell können aber Folge sehr minderwertigen und/oder hoch verarbeiteten Futters sein.
Verhalten & Verhaltensauffälligkeiten bei Farbmäusen
Farbmäuse sind soziale Nager, die mindestens zu viert gehalten werden sollten. Dabei ist es egal, ob die Gruppe aus Weibchen, Kastraten oder einem beliebigen Zahlenverhältnis von Weibchen zu Kastraten besteht. Die Chemie zwischen den Individuen muss stimmen und bestimmt die Gruppenharmonie deutlich stärker als das Geschlecht bzw. das Geschlechterverhältnis.
Bei Haltungsfehlern kann es zu Verhaltensstörungen kommen. Besonders häufig sind die nachfolgenden:
Rasieren
Erscheinungsbild
- kahle Stellen (häufig im Kopf- & Schulterbereich)
- intakte Haut
- Haar sieht bei genauem Hinsehen aus wie abgeschnitten
- Differentialdiagnose zu diversen Milben & zu Hautpilzen
Ursache
- Dominanzverhalten
- ungünstige Gruppenzusammensetzung bzgl. Charaktere der Tiere
Lösung
- nicht zwingend behandlungsbedürftig
- bei reinen Weibchengruppen hilft oft Integration eines Kastraten
- generell: Veränderung der Gruppenstruktur durch Entfernen & Dazuvergesellschaften von Mäusen kann helfen
Aggressive Böcke
Erscheinungsbild
- teils massive Bisswunden
- Wunden v. a. am hinteren Rücken, an den Schultern & am Schwanz
- chronischer Stress
- zunehmend schlechtes Allgemeinbefinden
Ursache
- Hormone
- natürliches Verhalten unkastrierter Böcke
Lösung
- Kastration
Folgen von Einzelhaltung
Erscheinungsbild
- auffälliges Fressverhalten -> Über-/Untergewicht
- leider oft sehr subtil bis unsichtbar beim Einzeltier -> tritt erst bei neuer Vergesellschaftung zu Tage
- Probleme bei neuer Vergesellschaftung (v. a. massive Aggressivität durch Überforderung)
Ursache
- fehlen elementarer sozialer Reize
- Nichterfüllung sozialer Grundbedürfnisse
Lösung
- Wiedereinführung in einen artgleichen Sozialerband von einem erfahrenen Halter
- Resozialisierung über dritte Mäuseart (v. a. Vielzitzenmäuse)
- gezielte, an gezeigte Probleme angepasste Verhaltenstherapie
Unterstützen Sie dieses Projekt! 🙂
Das Mäuseasyl steht für fundierte, praxisnahe Informationen. Für einen Artikel brauche ich deshalb zwischen 2 und 30 Stunden, um diesen zu schreiben, Fotos, Zeichnungen und Videos zu machen und zu bearbeiten und die Seite strukturiert zusammenzustellen. Diese Seite ist also ein Full Time Job! Wenn Ihnen dieser Artikel hilfreich war, unterstützen Sie das Projekt bitte mit einer kleinen Summe. Die verschiedenen Möglichkeiten können Sie hier nachlesen: https://das-maeuseasyl.de/was-passiert-mit-meinem-kaffeegeld/
Quellen:
Allcura Vitamin E
LafeberVet
LafeberVet – Tumore
LafeberVet – Parasiten
LMU Referenzwerte Maus
LVMA
Merck VetManual Physiologie
Merck VetManual Haltung
Merck VetManual Mäuse und Ratten als Heimtiere
VetenarianKey
Brayton, C.; Danneman, P.; Suckow, M. A.: The Laboratory Mouse; CRC Press 2001; S. 18ff. [Buch online]
Letztes Update: 11.11.2022