OSB-Terrarium 100x60x60cm im Überblick
Das OSB-Terrarium 100x60x60cm von Reptiterra im Test
Das OSB-Terrarium in 100x60x60cm von Reptiterra habe ich als Einzelexemplar beim Terrarium-Discounter online in der Version mit Frontlüftung gekauft. Die Lieferung war flott und zuverlässig. Eine Option für größere Lüftungsflächen oder Öffnungen für Heizelemente und Ähnliches gibt es bei diesem Terrarium vom Händler nicht. Die müssen Sie bei diesem Terrarium mit eigenem Werkzeug reinarbeiten.
Geliefert wurde das Terrarium im Karton mit einem guten Transportschutz und mit “Vorsicht-Glas”-Hinweis. Was mich allerdings schon beim Auspacken genervt hat: Sowohl die Polsterfolie als auch die Pappecken sind direkt an den OSB-Platten festgetackert. Man darf also erstmal beim Auspacken zur Zange greifen und die Tackerklammern ziehen. Nicht schön. Schön war dagegen, dass keine extra Versandkosten anfielen.
Highlights
- 99,95 €
- teilweise vorgebohrt
- mit Anleitung
- unversiegelt
- standardmäßig mit Reptilienlüftung
- inkl. Schrauben
Material
Gefertigt ist das Terrarium aus 1,2cm dicken, formaldehydfreien OSB-Platten. Die geben eine zeitlang einen typischen Holzgeruch von sich. Welche Hölzer verarbeitet sind, steht auf den Platten nicht. Da sie günstig sind, dürften es jedoch Nadelhölzer sein. Das ist im Gehegebau unproblematisch und gibt daher auch keinen Punktabzug. Aus diesen OSB-Platten bestehen Seitenteile, Rückwand, Decke und Boden. Allerdings muss ich an dieser Stelle sagen, das ist das bröseligste OSB, das ich in über 20 Jahren Gehegebau mit OSB gesehen habe. Eine Ecke hätte ich mit wenig Aufwand einfach wegbrechen können. Auch splissen die Platten an verschiedenen Stellen unschön an den Kanten auf.
Die Frontlüftung besteht aus einem Lochblech. Dem kommen selbst starke Nager nicht bei. Da es fest eingesetzt ist, können es auch sehr schlaue Arten nicht aushebeln.
Die Front besteht aus einem Rahmen aus Fichtenholz, in den die unteren Glasscheiben fest eingesetzt sind. In das Holz sind Laufschienen umlaufend an allen vier Seiten gefräst, sodass man die Scheiben versenken kann. Die Scheiben selbst sind sauber und heile gewesen. Der Schriftzug “Reptiterra” ist in die Scheiben aufgebracht. Einen Griff zum besseren Schieben haben die Scheiben nicht. Ich habe aber auch ohne keine Probleme, die Scheiben zu bewegen.
Verschraubt werden die Teile mit Metallschrauben in 2 Größen. Von den längeren Schrauben lagen 2 zu wenig bei, von den kürzeren 1 zu viel.
Das Material im Überblick
- 1,2 cm OSB-Platten
- Fichtenholzleisten
- Lochblech
- Floatglasscheiben
- Scheibenführung ind Holz gefräst
- Metallschrauben in 2 Größen
Verarbeitung
Die OSB-Platten sind sauber geschnitten und halb vorgebort. Eine Versenkung der Schrauben ist aber nicht vorgesehen. Der Rahmen ist geschraubt und recht sauber verarbeitet. Die Glasscheiben für die Türen sind ordentlich geschliffen und sauber. Die OSB-Platten sind passgenau. Der Frontrahmen hat beim Einsetzen ziemlich viel Spiel.
Für den aufgerufenen Preis bin ich mit der Verarbeitung daher insgesamt zufrieden. Sie könnte aber noch ein bisschen besser sein – vor allem bei den Vorbohrungen. Daher gibt es hier ein Pünktchen Abzug.
Verarbeitung im Überblick
- sauber und weitestgehend passgenau
- gute Stabilität
- teilweise vorgebohrt
- Schrauben nicht versenkt
- am vorderen Rahmen keine Absätze
Aufbau
Als erstes fällt auf: Die beiliegende Anleitung gehört nicht zum Modell, das ich erworben habe. Ob sie falsch beigelegt wurde oder es keine separate Anleitung für dieses Modell gibt, weiß ich leider nicht. Da das Modell mit runden Seitenlüftungen aber vermutlich genauso aufzubauen ist, funktioniert sie.
Was Rückwand, Boden und Deckel ist, muss ich per Größenvergleich rausfinden. Das ist zwar nicht schwer. Aber eine vernünftige Kennzeichnung wäre halt irgendwie benutzerfreundlicher und für ungeübte Bastler auch idiotensicherer.
Seiten, Boden und Deckel sind durch die schmale Seite vorgebohrt, die daran anstoßenden Kanten der Seitenteile und der Rückwand nicht. Sie müssen sie also selbst sauber ausrichten. Den Luxus sich selbst ausrichtender Teile haben Sie beim Reptiterra 100x60x60cm Terrarium nicht, da die korrespondierenden Bohrungen in Seiten und Rückwand eben fehlen. Laut Anleitung werden die Seiten zuerst an den Boden angeschraubt, dann der Deckel angebracht. Anschließend setzt man die Rückwand ein. Ich habe bereut, auf die Anleitung gehört zu haben. Es war eine saublöde Fummelei, die Rückwand reinzubasteln und sauber auszurichen. Funfaktor beim Aufbauen = Null.
Während die Rückwand wirklich press reingepasst hat, hatte der Frontrahmen ziemlich viel Spiel. Er ließ sich leicht einsetzen. Man muss ihn aber ordentlich fixieren, damit er beim Verschrauben dann auch grade ist. An dieser Stelle unschön: Eine der Schrauben landete – durch die Vorbohrung in der Seite – direkt auf der Glasscheibe und ließ sich nicht komplett reinschrauben. Das geht besser, wie andere Modelle gezeigt haben.
Am Schluss haben mir zwei lange Schrauben zum Verschrauben des Deckels gefehlt. Dafür war bei den kurzen Schrauben für die Front eine mehr dabei.
Da das Terrarium für den Einbau der Front auf dem Boden steht und diese laut Anleitung von vorn einzusetzen ist, lässt sie sich auch allein recht einfach einpassen. Mit reichlich Luft muss ich hier nicht halb so viel fummeln, drücken und schieben wie bei der Rückwand.Wie erwähnt: Hier war die Herausforderung eher, dass sich die Front beim Anschrauben nicht verschiebt. Wer den Schraubenzieher nimmt, für den könnte das ein wenig nervig werden.
Insgesamt finde ich die Anleitung gut und auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Mit Lesen, Nachdenken und dem eigentlichen Aufbau sollte man in etwa 15 Minuten fertig sein. Wer noch nie ein OSB-Terrarium gebaut hat, braucht vielleicht auch 20 Minuten. Aber nicht länger.
Auch das Handling beim Bauen ist unkompliziert. Durch die überschaubare Größe lässt sich das Terrarium recht einfach drehen und wenden.
Laut Anleitung lässt sich das OSB-Terrarium auch nur mit einem Schraubenzieher aufbauen. Empfohlen wird jedoch ein Akkuschrauber. Da mir der Schmackes in den Armen fehlt, um die nicht vorgebohrten Teile schnell zu verschrauben, war ich faul und hab den kleinen Makita Akkuschrauber genommen. Mit dem ging das super fix und erstaunlicherweise ohne splitterndes Holz.
Fazit: Für absolute Anfänger wären durchgehende Vorbohrungen angenehmer als die halben dieses Modells. Auch eine Kennzeichnung aller Teile täte gut. Abgesehen davon und vom Gefummel mit der Rückwand ist der Aufbau aber kein Hexenwerk. Jeder, der schon einmal mit IKEA-Möbeln erfolgreich gekämpft hat, kriegt auch das Terrarium problemlos zusammen.
Der Aufbau im Überblick
- brauchbar vorbereitet
- simples, laientaugliches Prinzip
- gut nachvollziehbare Anleitung
Was brauche ich für den Aufbau?
- Akkuschrauber
- Kreuz-Bit
- Alternativ: Kreuz-Schraubenzieher
- Zange zum Entfernen der Tackernadeln
Die Fummelei mit der Rückwand
Belüftung
Die Lüftung des OSB-Terrariums ist auf Reptilien ausgelegt. Entsprechend sind die vorderen, senkrechten Lüftungsflächen nur 5,4 x 42cm groß. Diese Lüftung reicht für Wüstennager bei geringem Besatz, etwa für Wüstenspringmäuse oder Turkmenische Maushamster.
Für Nager, die mehr Lüftung brauchen, können Sie einfach zur Stichsäge greifen und seitlich, hinten und/oder oben weitere Lüftungsflächen anbringen. Durch OSB als Material ist die Lüftungsergänzung sehr einfach und flexibel.
Fazit: Wenn die Lüftung nicht ohnehin schon passt, ist sie recht einfach passend zu machen. Gibt von mir ein Däumchen hoch und 5 Punkte für die Belüftung.
Die Belüftung im Überblick
- simple Frontlüftung
- ausreichend für Wüstenbewohner bei geringem Besatz
- einfach per Stichsäge und Lochblech erweiterbar
Hygiene
Das Reptiterra OSB-Terrarium besteht bei Lieferung aus unbehandeltem Holz. Eine Oberflächenbehandlung ist also sinnvoll. Das kann der berühmte “Sabberlack” sein, wenn es ein trockenes Terrarium wird. Wenn Sie Arten halten, die viel Urin absondern oder das Terrarium mit Erde, (feuchtem) Sand und Wasserstellen oder ähnlichen Feuchtigkeitsquellen gestalten wollen, ist eine Behandlung mit Epoxidharz sinnvoller. Lackiertes oder gar unbehandeltes OSB schimmelt sonst sehr schnell. Alternativ können Sie das Terrarium auch fliesen und die Fliesen einsilikonieren.
Eine Oberflächenbehandlung sorgt außerdem dafür, dass Sie das Terrarium ganz einfach auswaschen und/ oder abdampfen können. Je nach Oberlächenbeschichtung ist auch eine Desinfektion mit Neopredisan oder ähnlichen scharfen Desinfektionsmitteln möglich.
Gleichzeitig versiegeln Sie bei der Oberflächenbehandlung die Spalten zwischen den einzelnen Platten. Das gereicht Ihnen spätestens dann zum Vorteil, wenn Sie sich Rattenmilben oder ähnlich hartnäckige, mobile Parasiten einhandeln. Die finden im behandelten Terrarium dann weniger Ritzen zum Verstecken. Da die Scheiben im Rahmen nur gesteckt und nicht gekittet oder einsilikoniert sind, können sich hier bei einem Befall Milben reinsetzen. Achtung: Auch wenn Sie die Spalten zu silikonieren, kann es Ihnen passieren, dass sich Milben daruntersetzen – wie ich bei Glasterrarien schon beobachten musste.
Die Hygiene im Überblick
- saugende Oberfläche
- Oberflächenbehandlung entsprechend der Bewohner empfehlenswert
- Heißdesinfektion mit Dampfreiniger möglich
Sicherheit
Sind wir mal ehrlich: Das Terrarium ist aus Holz und Sie wollen im Zweifel Nager darin halten. Das kann natürlich eine Einladung an die lieben Kleinen sein, sich durch Boden oder Wände zu fressen. OSB-Platten geben Nagern auch mehr Ansatzfläche als glattgehobeltes Massiv- oder Leimholz. Besonders groß ist diese Einladung bei diesem Terrarium aber nicht. Wer nicht gerade übermäßig motivierte Nager wie etwa Vielzitzenmäuse darin halten möchte, muss sich hier wenig Sorgen machen. Gut sichtbare, exponierte Stellen wie die Front – deren Leisten tatsächlich der beste Ansatzpunkt zum Nagen wären – meiden die kleinen Vandalen in der Regel. Wie verführerisch meine Testbewohner die Leisten des Frontteils finden, reiche ich noch nach, sobald es hier Wissenswertes zu vermelden gibt.
Die Lüftung gibt den Nagern dagegen keinen Ansazupunkt. Das verwendete Lochblech ist zu dick und hat keine wirklich einladenden Stellen zum direkten Benagen..
Insgesamt ist das OSBTerrarium in 100x60x60cm von Reptiterra ein sicheres, solides Gehege, das auch keine eklatanten Unfallquellen aufweist. Daher nur der obligatirische halbe Punkt Abzug, weil Nager Holz eben durchfressen können im Gegensatz zu Glas.
Die Sicherheit im Überblick
- hohe Materialsicherheit
- keine Teile, die sich leicht lösen
- nur sehr geringe Gefahr, eine Maus einzuklemmen
Eignung
Für Farbmäuse und ähnlich “ausdünstende” Arten müsste ich jetzt noch Lüftungsflächen mit der Sticksäge ergänzen, da das Terrarium für Reptilien ausgelegt ist. Für einen dünnen Besatz an kaum pieselnden Wüstennagern reicht das Lochblech aus.
Das OSB-Terrarium im Test ist 100x60x60cm groß und hat eine 12,5cm hohe untere Einstreukante. Damit eignet es sich am besten für nicht buddelnde, wenig platzintensive Arten, die keine besonderen Ansprüche an die Höhe zum Klettern stellen. Auch kleinen buddelnden Arten wie Knirpsmäusen reicht diese Höhe aus. Durch die lediglich 12,5cm hohe Streukante ist das Terrarium in seiner Grundform für Wühler und andere gern grabende Arten ungeeignet. Für weniger buddelnde Arten, denen eine kleinere Buddelfläche reicht, können Sie mit Buddelkisten arbeiten oder Teile des Terrariums mit einer erhöhten Streukante abtrennen.
Vorstellen könnte ich mir das Terrarium vor allem als Turm mit mehreren Terrarien übereinander oder als Kombi mit mehreren Terrarien nebeneinander beispielsweise für Sinai-Stachelmäuse und andere Stachelmausarten und für Grasmäuse. Als einzelnes Terrarium sehe ich darin eher Knirpsmäuse.
Mit leichten Anpassungen könnte es aber auch für Farbmäusepassen.
Für explizite Wühler wie Rötelmäuse, Schilfwühlmäuse und die verschiedenen Hamster oder für Baumbewohner wie Zwergschläfer oder Akazienratten sind Maße und/oder Aufbau des Terrariums ungeeignet. Dasselbe gilt für Eurasische Zwergmäuse. Für die meisten Mäusearten ist das Reptiterra-Terrarium in 100x60x60cm als Einzelterrarium einfach zu klein.
Fazit
Das OSB-Terrarium in 100x60x60cm von Reptiterra “glänzte” von den drei getesteten Herstellern bisher mit Abstand mit der schlechtesten Materialqualität beim OSB. Für den Preis habe ich schon deutlich Besseres gesehen. Der direkt am Terrarium festgetackerte Transportschutz ist auch kein Kundentraum. Die Verarbeitung ist durchschnittlich, der Aufbau nach Anleitung teils fummelig, aber durchaus auch für Laien machbar. Das Terrarium selbst hat keine eklatanten Unfallquellen, erlaubt das Einarbeiten zusätzlicher Belüftungen und das Einfache Anbringen fester Elemente wie Etagen oder Sitzbretter. Die Lieferung über den Terrarien-Discounter war flott. Ob das bei anderen Shops ähnlich ist, kann ich nicht sagen.
Insgesamt muss ich sagen: Das Terrarium ist mehr Frust als Lust und aufgrund der miesen OSB-Qualität gibt es vom Mäuseasyl auch leider keine Kaufempfehlung. Das war mir zu viel Geld für zu viel Gebrösel.
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Testdatum: 10.07.2021