Eignung
Diese Methode eignet sich am besten für wenig aggressive Arten und Exemplare sowie für eher unkomplizierte Konstellationen.
Das brauche ich:
- (neutrales Gelände)
- Endgehege
- 1 – 2 Wochen Zeit
So funktioniert neutraler Boden als Vergesellschaftungsmethode
Bei dieser Methode lernen sich die Mäuse auf neutralem Areal ohne Einrichtung kennen. Dieses Areal betreten alle Tiere zum ersten Mal – oder es wurde zumindest gründlich gereinigt. Im Idealfall ist dieser neutrale Boden schon das Endgehege, in dem die Gruppe später leben soll. Es kann sich aber auch um einen Freilauf in der Wohnung handeln oder – bei einer Kombination mit anderen Methoden – um die Badewanne.
Idee dieser Methode ist: Alle sind neu im Revier. Es kann also niemand ältere Besitzansprüche herleiten. Die Gruppe lebt sich daher gemeinsam im unbekannten Revier ein und akzeptiert mit der neuen Umgebung auch die neuen Familienmitglieder. Dafür bekommen die Gruppenmitglieder vergleichsweise viel Platz. So können sie entspannt und mit eher positiver Neugier aufeinander zugehen. Das ist vor allem für viele ängstliche, auf Enge sensibel reagierende Tiere eine emotionale Entlastung.
Dieser Weg der Vergesellschaftung eignet sich vor allem für als friedlich und unkompliziert bekannte Arten, Individuen bzw. Geschlechter.
Der Stresspegel ist vergleichsweise niedrig und die Methode braucht mit durchschnittlich 1 bis 2 Wochen nicht allzu viel Zeit.
Jedoch hat sie nicht in jedem Fall ein stabiles Resultat. Dann sollten Sie sie mit anderen Methoden kombinieren. So können Sie zum Beispiel die Tiere erst im Trenngitter einige Tage einander vorstellen, bevor sie einander das erste Mal direkt begegnen. Auch kann der neutrale Boden als erste Etappe der Etappenmethode dienen.
Bleiben Sie beim Inventar bis zum Endgehege minimalistisch. Einstreu + Futter und Wasser oder ein leerer Auslauf mit Proviant reichen. Extrem ängstlichen und scheuen Arten können Sie Deckung in Form eines offenen Häuschens anbieten.
Bei mehr-etagigen Gehegen haben Sie zwei Optionen:
- Sie geben erst alle Etagen nach und nach frei und beginnen dann mit der Möblierung.
- Sie möblieren erst eine Etage mit der Grundmöblierung und arbeiten sich so Etage für Etage nach unten oder oben.
Der neutrale Boden lebt davon, dass die Tiere eine friedliche, ruhige Dynamik miteinander entwickeln. Merken Sie, dass die Gruppe tendenziell immer unruhiger wird oder sich hochschaukelt, ist die Methode gescheitert!
Vorteile
- relativ stressarm
- dauert nicht allzu lange
Nachteile
- Resultat nicht immer stabil
- braucht etwas Erfahrung in der Charaktereinschätzung
Schema des neutralen Bodens im Endgehege
Wenn Sie das Endgehege als neutralen Boden nutzen wollen, sollten Sie Gehege mit Essigwasser reinigen ODER das Gehege neu auslackieren ODER ein allen Gruppenmitgliedern fremdes Gehege ODER ein komplett neues Gehege verwenden. Ähnliches gilt auch für das spätere Inventar. Etagen zählen für diese Methode zum Inventar. Entfernen Sie sie also oder machen Sie sie unzugänglich. Ist das nicht möglich, müssen Sie eine andere Methode wählen.
Geben Sie nur 1 bis 2cm Einstreu ins leere Gehege, eine Schüssel Wasser und etwas Futter. Dann setzen Sie die Mäuse in das sonst leere Gehege. Beginnen Sie dabei – soweit bekannt – mit eher ängstlichen Tieren. Dann folgen soziale, entspannte und tolerante Charaktere.
Bekannte Krawallschachteln und Prügelprinzen machen grundsätzlich das Schlusslicht. Sind diese Tiere recht dominant oder gar aggressiv in anderen Vergesellschaftungen aufgefallen, kann es helfen, sie erst etwa 10 bis 30 Minuten nach dem Rest der Gruppe ins Gehege zu lassen. Dieses Vorgehen setzt jedoch eine gute Kenntnis mäusischen Verhaltens und der einzelnen Tiere voraus.
Geben Sie den Mäusen jetzt Zeit, sich in Ruhe zu beschnuppern und einzuschätzen. Im Idealfall beobachten Sie den Vergesellschaftungsbeginn in den ersten 5h lückenlos. Aggressionen entwickeln nicht immer sofort. Knackpunkte für den Erfolg der Methode sind außerdem Etagen. Nach Freigabe einer Etage sollten Sie einen genaueren Blick auf die neue Gruppe haben.
Sind die Mäuse auch nach 24 Stunden friedlich, können Sie ihnen erstes Inventar anbieten. Wichtig: Arbeiten Sie sich beim Einrichten immer von offenem Inventar (Weidenbrücken, Wurzeln, Äste) zu geschlossenem Inventar (Häuschen, Labyrinthe, …) vor. Mit den ersten Inventarstücken sollten Sie die neue Gruppe wieder mindestens 2 bis 5h beaufsichtigen. Steht eine gewisse Grundeinrichtung, ist eine so lange Aufsicht nicht mehr nötig. Ein offenes Ohr für die Gruppe sollten Sie aber haben, bis das Gehege komplett eingerichtet.
Checkliste Neutraler Boden
- Zeitrahmen: 1 - 2 Wochen
- erfolgreich beendet harmonischer Gruppe in eingerichtetem Gehege
Das ist ok:
- neugieriges Beschnüffeln
- anfänglich aufgeregtes Umherlaufen und interessiertes Nachlaufen
- dezente Angst- und Abwehrgesten
- Aufreiten ohne Gegenwehr
Aufpassen bei:
- allgemeiner Unruhe z.B. durch penetrantes Beschnüffeln oder Nachlaufen
- nicht abebbenden Angst- und Abwehrgesten
- jeglichen Drohgesten und starker Erregung
- Gegenwehr beim Aufreiten
Das ist ein No-Go:
- unblutige Beißereien
- blutige Beißereien
- sofortiges Verbeißen in ein Gegenüber
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