Kannibalismus als Verhaltensstörung
Kannibalismus ist eine Verhaltensstörung, die meist bei zu großer Besatzdichte und/oder zu eiweißarmer Ernährung auftritt. Dabei werden die betroffenen Mäuse nicht immer getötet. Teilweise fressen sich die lebenden Tiere „nur“ gegenseitig die Ohren und Schwänze an oder sogar gänzlich ab. Bei Zwergschläfern können Sie auch Exemplare mit Jagdbissen auf dem Kopf und im Nacken und der daraus resultierenden offenen Wunde beobachten.
Hier lässt sich in den meisten Fällen mit einem ausreichend großen Gehege mit vielfältiger Einrichtung und/oder einer Erhöhung des Eiweißanteils in der Nahrung ganz einfach gegensteuern. In seltenen Fällen kommt es aber vor, dass die Nager das einmal erworbene Verhalten nicht mehr komplett ablegen. Besonders bei Stachelmäusen bekommt das sogenannte „Schwanzbeißen“ nach einiger Zeit eine gewisse Eigendynamik. Die lässt sich dann nicht oder nur noch schwer durchbrechen. Sie können es in solchen Fällen eine Neu- oder Umstrukturierung der Gruppe versuchen. Entnehmen Sie der Gruppe einige Tiere oder vergesellschaften Sie weitere hinzu. Außerdem können Sie das betroffene Tier in eine neue Gruppe geben. Ob diese Strategie Erfolg hat, lässt sich jedoch im Vorfeld nicht sagen.
In einigen schweren Fällen frisst sich eine Maus selbst an infolge einer psychischen Störung durch Einzelhaltung bevorzugt Gliedmaßen an oder ab. Hier hilft nur die schnellstmögliche Vergesellschaftung mit artgleichen, notfalls auch erstmal artfremden Partnertieren.
Kannibalismus als natürliches Verhalten
Kannibalismus kann auch zum natürlichen Verhalten gehören. Bei Wasser-, aber mitunter auch bei Nahrungsmangel töten zum Beispiel Afrikanische Knirpsmäuse einen oder mehrere Artgenossen, um mit der aus deren Körper gewonnenen Flüssigkeit und/oder Energie zu überleben. Stellen Sie daher immer sicher, dass diese Tiere Futter und Wasser ganztägig problemlos erreichen können.
Auch tote Tiere werden von vielen Mausarten gefressen. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Störung oder einen Nahrungs- bzw. Proteinmangel. Mit der Beseitigung toter Artgenossen wollen die überlebenden Gruppenmitglieder vermeiden, dass das Aas Fressfeinde anlockt. Zudem vermeiden Sie so, dass sich Keime und damit Krankheiten ausbreiten können.
Dieses Verhalten lässt sich bei vielen exotischen Mäusen sehr zuverlässig beobachten. Farbmäuse fressen mitunter auch Artgenossen. Häufig haben sie dieses Verhalten aber schon abgelegt.