Wer eine Wildmaus findet, will oft sofort wissen: Welche Mäuseart habe ich da eigentlich gefunden? Je kleiner die Findlinge sind, umso schwieriger lässt sich das sagen. Bis die Jungtiere die Augen öffnen, ist die Artbestimmung jedoch noch nicht so wichtig. Eine Waldmausaufzucht unterscheidet sich anfangs nicht von der Aufzucht kleiner Feldmäuse oder einer Hausmaus. Einzig Spitzmäuse lassen sich schon als neugeborene Mäusekinder dank der markanten Nase eindeutig identifizieren – was für ihre Versorgung, Aufzucht und spätere Fütterung auch von Bedeutung ist.
Wichtig wird die Artenfrage erst, wenn die Milchmahlzeiten nach und nach durch feste Nahrung ersetzt und Sozialpartner gesucht werden, die den Findling bis zur Auswilderung begleiten sollen. Besonders häufig gefunden werden in Deutschland:
- Waldmäuse
- Gelbhalsmäuse
- Rötelmäuse
Die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Findling einer dieser 3 Arten angehört, ist also recht groß.
Brandmaus - Apodemus agrarius
Erscheinung
- typische Mausform
- mittelgroße Augen
- mittelgroße Ohren
- Schwanz nur wenig kürzer als Körper
- Schwanz rund und eher schmal
Farbe
- oben: gelb-, rot- oder graubraunes Agouti mit markantem Aalstrich
- unten: grauweiß, nie reinweiß
- Jungtiere Tendenz zu Grau
Wissenswertes
- durch Aalstrich nicht zu verwechseln
- Aalstrich ab ca. 2. oder 3. Lebenstag sichtbar
- kein Schutzstatus
Verbreitung
- Deutschland: im Norden und Osten
- Steiermark, Niederösterreich & Burgenland
- Schweiz: kein Nachweis einer Population
Lebensraum
- v.a. Übergangsgebiete von Wald zu Feld oder Wiese
- eher feuchte Biotope wie Feuchtwiesen & Wasserränder
- seltener wilde Gärten, Scheunen u.ä.
Auswilderungsstellen
- wilde Gärten
- Auen mit Deckung
- Feuchtgebiete mit Deckung
- Waldränder mit Unterholz & Gewässernähe
Hausmaus - Mus musculus
Erscheinung
- klassische Mausform
- durchscnittlich große Augen
- sehr große Ohren
- Schwanz etwa körperlang, rund und recht dick
Farbe
- oben: grau- oder gelb- bis kastanienbraunes Agouti
- unten: grau bis fast weiß
- Seiten mitunter gelblicher Streifen
- Schwanz einfarbig dunkel
- große, von Region abhängige Farbvarianz
Wissenswertes
- hat nie einen rosa Schwanz -> rosa = Farbmaus = Haustier
- oft mit Waldmaus & Gelbhalsmaus verwechselt -> Hausmaus dickeren Schwanz, kleinere Augen & Unterseite nicht so klar abgesetzt
- kein Schutzstatus
Verbreitung
- ganz Deutschland
- ganz Österreich
- Schweiz: Siedlungsgebiete bis 2.000m
Lebensraum
- Kulturfolger
- Gebäude aller Art
- Kulturland wie Gärten und Felder
Auswilderungsstellen
- deckungsreiche, feuchte, feuchte Wiesen-, Feld- und Waldränder
- Wiesen- und Feldraine mit Hecken
- Nadel- und Mischwälder mit Unterholz und Bachlauf
- wilde Gärten mit Teich oder Bachlauf
Rötelmaus - Myodes glareolus
Erscheinung
- gedrungene Körperform
- durchschnittlich große Augen
- gut sichtbare, dreieckige Ohren
- grob dreieckige Gesichtsform von vorn
- Schwanz deutlich kürzer als Körper, aber länger als bei anderen Wühlmäusen
Farbe
- oben: rotbraun bis rostrot
- unten: hellgrau bis fast weiß mit grauer Unterwolle
- Seiten oft gräulich bis gräulich-braun
- Schwanz deutlich zweifarbig -> oben dunkel
- große, von Region abhängige Farbvarianz
Wissenswertes
- oft mit anderen Wühlmäusen verwechselt
- einzige Maus mit markant rötlichem Fell
- kein Schutzstatus
Verbreitung
- ganz Deutschland
- ganz Österreich
- Schweiz: v. a. Waldgebiete bis 2.400m
Lebensraum
- Nadel- und Mischwälder sowie strauchreiche Landschaften in feuchten bis nassen Bereichen
- seltener: Wiesen- & Feldränder mit Bewuchs, Gärten & Nutzflächen
Auswilderungsstellen
- deckungsreiche, feuchte, feuchte Wiesen-, Feld- und Waldränder
- Wiesen- und Feldraine mit Hecken
- Nadel- und Mischwälder mit Unterholz und Bachlauf
- wilde Gärten mit Teich oder Bachlauf
Waldmaus - Apodemus sylvaticus
Erscheinung
- typische Mausform
- sehr große Augen
- große Ohren
- Schwanz in etwa so lang wie Körper
- Schwanz sehr schmal und rund
Farbe
- oben: hell- bis graubraunes Agouti, ab und zu mit Rot- oder Olivstich
- unten: grauweiß, nie reinweiß
- Brust variabler, ockerfarbener Fleck (nie Band)
Wissenswertes
- oft mit Gelbhalsmaus verwechselt
- deutlich kleiner als Gelbhalsmaus
- kein Schutzstatus
Verbreitung
- ganz Deutschland
- ganz Österreich
- gesamte Schweiz bis 1.900m
Lebensraum
- an/in Häusern in der Stadt & auf dem Land
- Gärten & Nutzflächen
- Wiesen, Felder und Mischwälder mit ausreichend Deckung
Auswilderungsstellen
- wilde Gärten
- Schuppen, Scheunen, Stallungen
- Wiesen- und Feldraine mit Hecken
- Mischwälder mit Unterholz
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Quellen:
https://kleinsaeuger.at – alle entsprechenden Artensteckbriefe
Bildnachweis
Brandmaus Altersstufen – B. Schlösser
Brandmaus Video – J. Licari
Letztes Update: 10.02.2021