Nematoden sind bei Mäusen die häufigsten Parasiten. Oft bleiben sie jedoch unbemerkt, weil sie keine Symptome verursachen. Erst bei massenhaftem Befall oder wenn Würmer ausgeschieden werden, treten sie zutage. Da Würmer nicht aktiv wandern können, gestaltet sich die Quarantäne vergleichsweise einfach. Sie ist auch weniger aufwändig als bei einzelligen Parasiten wie Giardien. Ob Würmer wirklich immer behandelt werden müssen, wird in der Fachwelt inzwischen durchaus kontrovers diskutiert. Wenn Sie sich nach einer Schaden-Nutzen-Abwägung dafür entscheiden, müssen Sie in jedem Fall nachtesten, da Nematoden inzwischen auch verschiedene Resistenzen zeigen.
Die Parasiten
Nematoden oder Fadenwürmer sind eine sehr artenreiche Klasse der Wirbellosen, von denen etwa 15.000 parasitisch leben. Für Ratten, Hamster und Mäuse sind vor allem die Gattungen Oxyuris, Syphacia und Aspiculuris von Bedeutung.
Nematoden sind sehr kleine, farblose bis weiße fadenförmige Würmer. Diese Gestalt hat ihnen auch den deutschen Namen „Fadenwürmer“ eingebracht. Sie haben einen runden Querschnitt, aber keine Segmentierung und nur ein sehr einfaches Nervensystem. Eine Lunge besitzen sie nicht. Den nötigen Sauerstoff nehmen sie über die Haut auf. Die Nahrung gelangt über eine große, muskulöse Mundöffnung in den einfachen Darmraum, wo sie verdaut wird. Nematoden können sich über augenartige Richtungsorgane und Tastfortsätze orientieren.
Parasitische Nematoden haben oft einen recht komplizierten Fortpflanzungszyklus mit Wirtswechseln oder Organwechseln im Wirt, während dem sie 4 Larvenstadien durchlaufen. Die Eier legen sie dabei am Anus des Wirtstieres ab.
Die bei Farbmäusen und Farbratten am häufigsten vorkommenden Nematodenarten sind Syphacia muris, Syphacia obvelata und Aspiculuris tetraptera. Eher selten sind Befälle mit Heterakis spumosa. Bei Mongolischen Rennmäusen sind Syphacia obvelata die häufigsten Nematoden. Außerdem findet man bei ihnen Dentostomella translucida. Bei Hamstern finden sich Befälle mit Syphacia mesocriceti, Syphacia criceti, Syphacia stroma, Syphacia peromysci, Syphacia obvelata, Syphacia muris, Aspiculuris tetraptera (speziell bei Dschungaren) und ebenfalls Dentostomella translucida. Selten lassen sich auch Trichosomoides nasalis nachweisen, eine in den Nasenhöhlen parasitierende Art.
Trichuris muris, Nippostrongylus muris (= N. brasiliensis), Nematospiroides dubius und Strongyloides ratti und andere Peitschenwürmer sind bei Ratten und Farbmäusen dagegen eher selten.
Zu Arten und Verbreitung von Nematoden bei exotischen Mäusearten habe ich leider keine Angaben gefunden.
In einer Mäusegruppe muss nicht jedes einzelne Mitglied Würmer haben. Bei einer exemplarischen Testung einer 12 Tiere starken Stachelmausgruppe ließen sich im Mäuseasyl z. B. nur bei 9 Mäusen Nematoden nachweisen.
Generell variiert die Anfälligkeit für eine Infektion nach Alter, Geschlecht und Immunstatus. Jungtiere sind dabei am anfälligsten und Böcke bekommen eher Würmer als Weibchen
Achtung: Nematoden der Gattungen Syphacia und Oxyuris können auch auf den Menschen übertragen werden!
Nematoden im Überblick
- ca. 1 - 6mm lang
- im Kot mitunter sichtbar
- Gattungen Syphacia und Oxyuris = Zoonose
- befallen verschiedene Organsysteme
Nematoden dieser Gattung bewohnen vor allem das Caecum, einen Abschnitt des Dickdarms, sowie das Rektum. Der Befall reduziert sich in der Regel mit zunehmendem Alter der Nager.
Syphacia obvelata befällt vor allem Farbmäuse, aber auch Farbratten, Vielzitzenmäuse, Mongolen, Hamster und exotische Mäuse. Diese 3,4 bis 5,8mm (w) bzw. 1,1 bis 1,5mm (m) großen Nematoden brauchen etwa 11 bis 15 Tage für einen kompletten Vermehrungszyklus. Die Weibchen legen ihre Eier in der Afterregion der Nager ab. Nur etwa 5 bis 20 h nach der Ablage sind diese Eier bereits infektiös.
Syphacia muris, der Rattenmadenwurm, ist die häufigste Nematodenart bei Ratten, befällt aber auch Mäuse.
Bei Hamstern wurden eine ganze Reihe verschiedener Syphacia-Arten nachgewiesen. Dazu zählen Syphacia mesocriceti, Syphacia criceti, Syphacia stroma, Syphacia peromysci, Syphacia obvelata und Syphacia muris.
Aspiculuris tetraptera findet sich vor allem in Mäusen, nur selten in Ratten. Bei ihnen bewohnen die Parasiten vor allem den Dickdarm. Die Weibchen werden 2,6 bis 4,7mm lang. Die Männchen sind etwas kleiner.
Für ihren direkten Vermehrungszyklus brauchen die Würmer 23 bis 25 Tage. Die Weibchen legen dabei ihre Eier direkt am Kotballen im Darm ab. Nach dem Ausscheiden brauchen die Eier bei Raumtemperatur etwa 6 bis 7 Tage, bevor sie infektiös werden. Oral aufgenommen schlüpfen die Eier. Die Larven bewegen sich dann innerhalb verschiedener Abschnitte des Colons. Erwachsene Weibchen können bis zu 50 Tage alt werden
Oft tritt ein Befall parallel zu einem Befall mit Syphacia obvelata auf.
Dentotomella translucida wurde zuerst in der Großen Rennmaus (Rhobomys opimus) gefunden und ist ein für die Gerbillinae spezifischer Parasit. Neben den Mongolischen Rennmäusen können also auch andere Meriones-Arten wie Persische oder Shaw-Rennmäuse, und weitere Rennmäuse wie Bleiche, Fettschwanz- und Buschschwanz-Rennmäuse diese Würmer in sich tragen. Inzwischen tauchen diese recht resistenten Nematoden auch öfter bei Farbmäusen auf.
Diese leben im Dünndarm ihres Wirtes. Die Weibchen werden etwa 15,6 bis 25,4mm groß, die Männchen 10,2 bis 16,8mm. Die Eier dieser Nematoden werden mit dem Kot ausgeschieden.
Trichosomoides crassicauda findet sich bei Ratten. Die nur 10mm langen Weibchen bewohnen die Harnblase. Männliche Würmer leben in Symbiose mit dem Weibchen in dessen Körper. Die Eier dieser Nematoden werden mit dem Urin ausgeschieden und schlüpfen nach oraler Aufnahme im Magen, von wo aus sie in die Lunge, Nieren und andere Gewebe migrieren. Nur Parasiten, die die Niere erreichen, können ihren Vermehrungszyklus vollenden, der insgesamt 8 bis 9 Wochen dauert.
Trichosomoides nasalis befällt Mäuseartige und ist unter anderem bei Nilgrasratten (Arvicanthis niloticus) beobachtet worden.
Nach der oralen Aufnahme von Eiern dauert die Entwicklung der Parasiten bis zum erwachsenen Wurm 3 Wochen. Die frisch geschlüpften Larven migrieren von Magen oder Darm direkt in die Skelettmuskulatur. Hier entwickeln sich die Larven weiter und wandern über das Bindegewebe aus der Muskulatur von Abdomen und Thorax in die Nase. Adulte Weibchen tragen die deutlich kleineren Männchen als Symbionten in sich.
Übertragung
Nematoden sind nicht streng wirtsspezifisch und können in der Regel viele verschiedene Nager oder zumindest Nager einer bestimmten Familie oder Gattung befallen.
Die für Mäuse zutreffenden Nematoden können unter anderem durch die orale Aufnahme der Wurmeier entweder beim Putzen oder über die Nahrung übertragen. Details entnehmen Sie bitte den entsprechenden Reitern.
Daher die Benutzung von Wasserschüsseln statt Flaschen kann die Durchseuchung einer Gruppe fördern und beschleunigen, da die Eier auch über fäkal verunreinigtes Wasser übertragen werden.
Die berühmt-berüchtigten “fliegenden” Wurmeier gehören jedoch nicht zu den gängigen Infektionswegen. Theoretisch können die Eier unter Laborbedingungen mit Staubpartikeln von Box zu Box weitergetragen werden, wie die einschlägige Literatur zu Labortieren auch bemerkt. Für die Haustierhaltung ist dieser Infektionsweg jedoch bisher nicht belegt.
Da einige Nematoden auch den Menschen befallen können, ist Händewaschen nach dem Kontakt mit Kot Pflicht!
Übertragung durch:
- verschmutztes Futter
- verschmutztes Wasser
- anal - oral
Syphacia-Eier sind schon nach rund 6 h nach dem Legen infektiös und können auch in sehr trockener Umgebung für Wochen überleben.
Syphacia obvelata legt die Eier am After des Wirts ab. Deshalb kann dieser sie beim Putzen direkt aufnehmen. Alternativ kann der Parasit auch über verschmutztes Futter oder Wasser übertragen werden. Sind die Mäuse einmal infiziert, können die Eier am Anus auch schlüpfen und durch diesen wieder in den aktuellen Wirt wandern.
Die Eier von A. tetraptera finden sich am Kotballen. Deshalb werden diese Nematoden durch die orale Aufnahme der Eier aus verunreinigtem Futter oder Wasser übertragen. Allerdings brauchen die Wurmeier 6 bis 7 Tage bei 24°C, bis sie infektiös sind.
Die Eier nehmen Mäuse über durch Kot verunreinigtes Futter oder Wasser auf.
Trichosomoides nasalis verbreitet sich durch die orale Aufnahme seiner Eier aus der Umwelt, also hauptsächlich über Futter und Wasser. Eier des Blasenwurms der Ratte, T. crassicauda, werden mit dem Urin ausgeschieden. Entsprechend verläuft der hauptsächliche Übertragungsweg über entsprechend verunreinigtes Futter und Wasser.
Symptome
Ein Nematodenbefall kann über lange Zeit unbemerkt bleiben. Oft treten die Parasiten bis zum Tod ihres Wirts nicht klinisch in Erscheinung. Vermehren sich die Parasiten aber über ein für den Wirt verträgliches Maß hinaus, lässt sich eine Vielzahl an Symptomen beobachten.
Zu den allgemeinen Symptomen, die häufig nicht mit Würmern in Verbindung gebracht werden, zählen ein vermindertes Wachstum befallener Jungtiere, Fruchtbarkeitsstörungen und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit. Ob letztere Ursache oder Folge einer manifesten Wurmerkrankung ist, lässt sich im Einzelfall jedoch nicht sagen.
Ein Nematodenbefall im Darm kann zudem zu einem Vorfall des Enddarmes, einem sogenannten Rektumprolaps, führen. Bei stärkerem Befall kommt es dann öfter auch zu teils starken Durchfällen, Abmagerung und schlechtem Allgemeinzustand. Haben sich die Parasiten stark vermehrt, bekommen die betroffenen Tiere einen kugelförmigen Bauch, den sogenannten „Wurmbauch“. Bei einer Massenvermehrung ist außerdem die mechanische Verstopfung des Darms durch die Würmer möglich.
Neben den typischen Symptomen im Darm lebender Nematoden lässt sich häufig auch bei geringem Befall durch Syphacia ein vermehrtes Putzen der Afterregion, beobachten. Das begründet sich in dem Juckreiz, der entsteht, wenn die Würmer ihre Eier ablegen. Dies wird von Haltern jedoch nicht selten übersehen oder falsch gedeutet.
Ein stärkerer Befall kann außerdem zu einer Enteritis führen.
A. tetraptera verursacht die typischen, oben beschriebenen Symptome im Darm lebender Nematoden.
D. translucida verursache bei Mäusen die typischen, oben beschriebenen Symptome im Darm lebender Nematoden, soweit der Befall nicht ohnehin symptomlos verläuft
Trichosomoides nasalis führt zu einer Entzündung der Nasenschleimhaut und äußert sich daher mit Verkrustungen und “laufender” Nase wie eine Rhinitis anderer Genese.
Der Rattenblasenwurm ist fast immer symptomlos und dadurch oft ein Zufallsbefund. Bei einem klinisch unauffälligen Befall lassen sich im Epithel der Blase leichte Hyperplasien beobachten. Breiten sich die Würmer ins Becken aus, können sie auch eine milde Pyelitis oder Pyelonephritis (Formen der Nierenbeckenentzündung) verursachen.
Larven, die sich in anderen Geweben als der Niere festsetzen, können dort Granulome und Einblutungen auslösen.
Symptome im Überblick
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- vermindertes Wachstum
- verschlechterter Allgemeinzustand
- Rektumprolaps
- Wurmbauch
- Blasenentzündung
- Schnupfen
Diagnose
Besteht der Verdacht auf einen Nematodenbefall, gibt es mehrere Möglichkeiten des Nachweises. Zum einen können Sie eine Sammelkotprobe zur Untersuchung bei Ihrem Tierarzt abgeben. Der arbeitet die Probe in der Regel im Flotationsverfahren auf und untersucht sie dann unter dem Mikroskop nach Nematodeneiern. Der Kot kann aber auch in anderen Verfahren, etwa als Nativausstrich oder im SAF-, Auswanderungs- oder ähnlichen Verfahren bearbeitet und mikroskopiert werden.
Im Kot lassen sich auch die Eier von T. nasalis nachweisen, die hier nur als Passanten gelten.
Da Syphacia ihre Eier jedoch am After ablegen, kann bei ihnen die Kotprobe falsch negativ sein, das heißt, der Tierarzt findet keine Eier in der Probe, obwohl ein Nematodenbefall vorliegt. Daher gibt es noch ein weiteres Nachweisverfahren, bei dem ein Tesa-Abklatsch vom After genommen und mikroskopiert wird.
T. crassicauda kann mit einer Kotprobe nicht nachgewiesen werden, da Ratten die Eier nur mit dem Urin ausscheiden. Hier muss entsprechend der Urin mikroskopisch untersucht werden. Dafür wird der Urin gefiltert und das Filtrat mikroskopiert.
Alle Nematoden lassen sich in den von ihnen bevorzugten Geweben außerdem bei einer Sektion nachweisen.
Checkliste Diagnose
- Flotationsprobe
- Nativausstrich
- weitere Verfahren
- Tesa-Abklatsch vom Anus
- Sektion
Behandlung - Nematoden bekämpfen
Am gängigsten ist die Behandlung eines Nematodenbefalls mit Ivomec, das als Spot-on, oral oder subkutan verabreicht wird. Für die subkutane Gabe wird eine Dosierung von 0,2 bis 0,4 mg/kg empfohlen. Die Injektion muss dann nach 10 bis 14 Tagen wiederholt werden. Für die orale Gabe gehen die Literaturangaben weit auseinander und empfehlen:
- 0,2 bis 0,4mg/kg über 3 Wochen (Mongolen)
- 0,8mg/100ml Trinkwasser 4x wöchentlich für 5 Wochen (bei Farbmäusen gegen Oxyuren)
- 2,5mg/100ml Trinkwasser 4x wöchentlich über 5 Wochen bei Ratten.
Beim Spot-on gilt die Dosierung, die auch für Ektoparasiten verwendet wird (z.B. Farbmaus = 1 Tropfen). Die Gabe sollte dann noch zweimal im Abstand von einer Woche wiederholt werden.
Von einigen Tierärzten wird auch Stronghold gegen Nematoden eingesetzt. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass es nicht alle Nematodenarten bekämpft. Ivomec ist ihm daher vorzuziehen.
Ist die Gabe von Ivomec nicht möglich oder zeigt sie keine Wirkung, können auch oral verabreichte Präparate eingesetzt werden. Üblich sind dabei diese Wirkstoffe:
- Piperincitrat
- Flubendazol
- Fenbendazol
Piperincitrat hat den Vorteil, dass Sie die Mäuse zur Gabe nicht direkt berühren oder anlocken müssen und es sich daher auch für sehr scheue Tiere eignet. Es wird mit einer Konzentration von 2 bis 5mg/ml (bei Hamstern bis 10mg/ml) ins Trinkwasser gegeben. Bei Arten, die sehr wenig trinken, sollte die Konzentration entsprechend erhöht werden. Die Gabe erfolgt über 7 Tage. Dann folgt eine siebentägige Pause und noch eine weitere Gabe über 7 Tage. Ist die behandelte Art nicht zuckersensibel, können Sie das Wasser eventuell auch etwas süßen, da Piperincitrat nicht besonders gut schmeckt.
Flubendazol (Handelsname z.B. Flubenol) muss direkt oral oder über ein Leckerli verabreicht werden. Empfohlen wird bei kleinen Nagern eine Dosierung von etwa 10mg/kg bzw. 22mg/kg bei Ratten, die sich in der Praxis auch bewährt hat. Die Gabe erfolgt 1x täglich über 5 Tage. Eine Wiederholung nach 14 Tagen ist sinnvoll.
Ebenfalls bei Nematoden eingesetzt werden kann der Wirkstoff Fenbendazol (Handelsname Panacur). Er wird in einer Dosierung von 20mg/kg 1x täglich über 5 Tage verabreicht. Die Gabe wird nach 14 Tagen wiederholt. Allerdings hat sich Panacur in der Praxis als sehr belastend für Mäuse erwiesen, sodass Sie andere Präparate diesem vorziehen sollten.
Wenn Sie orale Wurmkuren anwenden, sollten Sie den Tieren in jedem Fall täglich Bene Bac oder Mutaflor anbieten, um die Darmflora zu stabilisieren, die von den Mitteln in Mitleidenschaft gezogen wird. Besonders wichtig ist das bei Panacur.
Behandeln müssen Sie grundsätzlich immer die gesamte Gruppe, auch wenn der Befall nur an einem Tier nachgewiesen wurde.
Checkliste Behandlung
- Ivermectin
- Flubendazol
- Fenbendazol
- Piperincitrat
- gründliche Umgebungshygiene
Der Quarantänekäfig
Für die Zeit der Behandlung empfiehlt sich die Unterbringung der Tiere in einem leicht zu reinigenden, krümelfreuen Quarantänegehege (Samla, Duna, Aquarium, Makrolonbox o. ä.). Wechseln Sie Streu und Inventar mindestens wöchentlich und überbrühen Sie die Bodenschale des Quarantänegeheges nach der mechanischen Reinigung mit Schwamm und Seife, sodass die Gefahr einer erneuten Aufnahme der Nematodeneier über den Kot vermindert wird.
Inventar behandeln Sie – soweit möglich – genauso. Schlecht oder nicht zu reinigendes Inventar sollten Sie 3 Wochen einfrieren oder bei 90°C 30min lang ausbacken. Alternativ können Sie auch einfach Schachteln, Pappröhren u. Ä. als Einweginventar verwenden und nach Gebrauch entsorgen.
Außerdem ist tägliches Abkochen der Futterschüsseln sinnvoll. Verwenden Sie für die Zeit der Quarantäne keine Wasserschüsseln, da auch durch Kot verseuchtes Wasser schnell zu einer wiederkehrenden Infektion führen wird.
Da Nematoden eine feuchte Umgebung mögen, sollten Sie die Quarantäne sehr trocken halten. Erde oder Wasserbäder, wie sie für einige Arten üblich sind, sind für diese Zeit also tabu. Als Einstreu sollten Sie Safebed, eine Holz-, Hanf- oder Leinstreu verwenden. Organische Bodengründe sollten Sie allerdings nicht – soweit bei Ihnen üblich – auf dem Kompost oder in der Biotonne entsorgen, sondern im Restmüll. So vermeiden Sie es, die Parasiten nach draußen zu verschleppen.
Checkliste Quarantänekäfig
- abwaschbar
- heiß desinfizierbar
- krümelfrei
- Einweg- oder abwaschbares Inventar
- beliebige Einstreu
Wie kriege ich das Gehege wieder sauber?
Leeren Sie das Gehege, saugen Sie es aus und entsorgen Sie die gesamte Einstreu im Restmüll. Das mit Wasser und Spülmittel vorgereinigte Gehege können Sie mit Dampfreiniger behandeln und so reinigen. Glatte Flächen können Sie auch mit chlorkresolhaltigen Desinfektionsmitteln (z.B. Neopredisan, 2% über min. 2h Einwirkzeit) desinfizieren. Beachten Sie bei der Anwendung eines Desinfektionsmittels immer die dafür geltenden Einwirkzeiten und Handhabungshinweise! Milde Desinfektionsmittel wie Bactazol wirken nicht gegen Nematoden.
Nematodeneier können sich über Wochen und sogar Monate außerhalb ihres Wirtes halten und infektiös bleiben. Wollen Sie die Parasiten also aussitzen, sollten Sie Gehege oder Inventar mindestens 12 Wochen bei sehr trockenen Bedingungen ablagern.
Für das Inventar gilt Ähnliches. Mit Wasser und Seife gereinigtes Mobiliar können Sie einfach einfrieren, abdampfen, abbrühen oder ausbacken. Verzichten Sie hier nach Möglichkeit vor allem bei saugenden Untergründen wie rohem Holz oder Kork auf Desinfektionsmittel.
Eingangsquarantäne bei Nematoden
Nematoden haben keine Beine, können also nicht aktiv auswandern. Das macht die Eingangsquarantäne recht unkompliziert. Sie bringen die ankommenden Tiere mit bekanntem Befall einfach gleich im krümelfreien, eingerichteten Quarantänebehälter unter und beginnen mit der Behandlung. Bei ungetesteten Tieren gilt dieselbe Unterbringung bis zum Testergebnis.
Können Streu und Kot aus dem Quarantänegehege nicht rausfallen und halten Sie eine gründliche Handhygiene ein, bauen Sie einer Verbreitung von Nematoden auf andere Nager, weitere Tiere oder Menschen im Haushalt schon ausreichend vor. Händewaschen nach dem Hantieren mit den Tieren und vor allem mit verunreinigter Streu und Kot ist also oberstes Gebot.
Vermeiden Sie es auch grundsätzlich (!), mit den Futterschüsseln aus Futtereimern oder Futtertonnen zu schöpfen. Auch so können Sie eine unerkannte Wurminfektion an andere Gruppen und Haustiere weitertragen. Legen Sie sich dafür eine eigene Schöpfkelle oder ein Schäufelchen zu.
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Quellen
Wikipedia – Fadenwürmer
Ilgen-Wilcke, B.: Oxyurina
PubMed – D. translucida infection in Mongolian Gerbil
D. translucida – new species for the European nematofauna
Trichosomoides nasalis (Nematoda: Trichinelloidea) in the murid host Arvicanthis niloticus
Development of Trichosomoides nasalis (Nematoda: Trichinelloidea) in the murid host
Anderson, Fox, et al.: Laboratory Animal Medicine, 3. Aufl., Academic Press 2015, S. 43ff., 151ff. und 209ff.
Boch, J.; Supperer, R.; Schnieder, Th. (Hrsg.): Veterinärmedizinische Parasitologie, Parey, 6. Aufl., 2006
Emmerich, I. U.; Hein, J.: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen, Frettchen und Igeln: 2. Aufl., Thieme 2018; S. 76ff., 82ff, 150ff.
Ewringmann, A.; Glöckner, B.: Leitsymptome bei Hamster Ratte, Maus und Rennmaus, Enke-Verlag 2008, S. 56 ff.
Gabrisch, K.; Zwart, P.: Krankheiten der Heimtiere; Schlütersche Verlagsgesellschaft, 7. Auflage, 2008
Lucius, R.; Loos-Frank, B.: Biologie von Parasiten; Springer, Berlin, 2. Aufl., 2007
Pantschev, N.; Beck, W.: Praktische Parasitologie bei Heimtieren – Kleinsäuger Vögel – Reptilien – Bienen; Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1. Aufl., 2005, S. 83ff.
Vorlesung „Parasitologie – Nemathelminthes“
Bildnachweis:
Nematodenei Syphacia – M. Halliger (Exomed)
Letztes Update: 04.12.2020