Überblick
Herkunft: | Ägypten im Nildelta und flussaufwärts bis Assuan |
Sozialverhalten: | sehr sozial, auch für Großgruppen geeignet |
Aktivitätszeit: | dämmerungs- und nachtaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 100 x 50 x 100 cm mit Etage für 4 – 5 Stachelmäuse |
Handling: | bei zahmen Tieren relativ einfach, bei scheuen Tieren Erfahrung nötig, NIE am Schwanz halten! |
Ernährung: | fettarm; Saaten- und Getreidemischung, Insekten, Schnecken, Gemüse und sonstiges Grün, (wenig) Obst |
Größe und Gewicht: | 10 – 12 cm + 9,2 – 13,7 cm, 41 – 52 g |
Geschlechtsreife: | 8 – 12 Wochen |
Tragzeit: | 36 – 42 Tage |
Besonderheiten: | Unkastrierte Böcke können zu Aggressionen untereinander neigen. Kastration löst dieses Problem. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Langschwanzmäuse (Muridae) |
Unterfamilie: | Echte Mäuse (Murinae) |
Gattung: | Stachelmäuse (Acomys) |
Art: | Nilstachelmaus (Acomys cahirinus) |
Unterart: | Dunkle Nilstachelmaus (Acomys cahirinus cahirinus) |
Bei der Aufzählung handelt es sich um die gegenwärtig anerkannten Arten und Unterarten. Jedoch besteht bei den Stachelmäusen eine beständige, wissenschaftliche Diskussion, beispielsweise ob die Arten wirklich selbständige Arten oder nur Unterarten oder Formen darstellen. Es wird sogar diskutiert, ob Stachelmäuse überhaupt den Echten Mäusen zuzurechnen sind.
Daraus resultieren die unterschiedlichen Darstellungen verschiedener Quellen. So wird die im südlichen Algerien vorkommende Tibesti-Stachelmaus einmal als Unterart der Nilstachelmaus mit dem wissenschaftlichen Namen Acomys cahirinus seurati angeführt. Andere Quellen stellen sie unter dem Namen Algerische Stachelmaus mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Acomys seurati als eigenständige Art dar.
Stachelmausart | Entdecker |
Algerische oder Tibesti-Stachelmaus (A. seurati) | Heim de Balsac, 1936 |
Chudeaus Stachelmaus (A. chudeaui) | Kollmann, 1911 |
Feurige Stachelmaus (A. ignitus) | Dollman, 1910 |
Goldstachelmaus (A. russatus) | Wagner, 1840 |
Johanns Stachelmaus (A. johannis) | Thomas, 1912 |
Kap-Stachelmaus (A. subspinosus) | Waterhouse, 1883 |
Kemps Stachelmaus (A. kempi) | Dollman, 1911 |
Kordofan-Stachelmaus (A. cineraceus) | Heuglin, 1877 |
Kreta-Stachelmaus (A. minous) | Bate, 1906 |
Louises Stachelmaus (A. louisae) | Thomas, 1896 |
Mullah-Stachelmaus (A. mullah) | Thomas, 1904 |
Nil- oder Kairo-Stachelmaus (A. cahirinus) | Geoffroy, 1803 |
Percivals Stachelmaus (A. percivali) | Dollman, 1911 |
Sinai-Stachelmaus (A. dimidiatus) | Cretzschmar, 1826 |
Türkei-Stachelmaus (A. cilicicus) | Spitzenberger, 1978 |
Westsahara-Stachelmaus (A. airensis) | Thomas & Hinton, 1921 |
Wilsons Stachelmaus (A. wilsoni) | Thomas, 1892 |
Zwergstachelmaus oder Südafrikanische Stachelmaus (A. spinosissimus) | Peters, 1852 |
Zypern-Stachelmaus (A. nesiotes) | Bate, 1903 |
- Wildtier Dunkle Nilstachelmaus
- Anatomie und Erscheinung
- Dunkle Nilstachelmäuse als Haustiere
- Handling von Dunkle Nilstachelmäusen
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung von Dunklen Nilstachelmäusen
- Ernährung von Dunklen Nilstachelmäusen
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Dunklen Nilstachelmäusen
- Vergesellschaftung von Dunklen Nilstachelmäusen
- Anschaffung von Dunklen Nilstachelmäusen
- Dunkle Nilstachelmäuse in Artengesellschaften
- Weiterführende Literatur
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Die Dunkle Nilstachelmaus als Wildtier
Dunkle Nilstachelmäuse leben im Nildelta und am Nil aufwärts bis nach Assuan, wo sie vor allem als Kulturfolger auftreten. So kommen sie auf Feldern, in Gärten, Siedlungen und Tempelanlagen vor. Hier ernähren sich die wenig wählerischen Nager von Samen und Nüssen, Pflanzenteilen und Früchten, Insekten, Weichtieren und anderen Wirbellosen sowie gelegentlich von Aas.
Als Schädlinge in Kornspeichern, aber auch als Überträger (via Flöhe und Zecken) unter anderem von Typhus, Fleckfieber und Salmonellen sind sie für den Menschen in ihrem Verbreitungsgebiet durchaus von Bedeutung. Selbst stehen sie unter anderem bei Blandford-Füchsen, wahrscheinlich auch bei Schlangen und diversen nachtaktiven Jägern auf der Speisekarte.
Anatomie und Erscheinung
Dunkle Nilstachelmäuse unterscheiden sich schon auf den ersten Blick von anderen Stachelmäusen durch das anthrazitfarbene Haarkleid und die ebenso dunkle Haut an Schwanz und Ohren. Die recht schlanken Nilstachelmäuse haben ein langgezogenes, spitzes Gesicht, große, hochstehende Trichterohren und sehr lange Vibrissen. Namensgebend sind die platten Borstenhaare am Rücken, die an die Stacheln eines Igels erinnern, beim Anfassen aber längst nicht so borstig und stabil sind.
Mit einer Körperlänge von ca. 10 bis 12 cm sind sie etwas größer als Farbmäuse. Der nackte, dunkel geschuppte Schwanz ist mit ca. 9,2 bis 13,7 cm noch einmal etwa lang wie der Körper bzw. ein wenig länger. Das Gewicht variiert durschnittlich von 41 bis 52 g.
Die Dunkle Nilstachelmaus als Haustier
Eignen sich Dunkle Nilstachelmäuse für mich?
Dunkle Nilstachelmäuse dürfen wie fast alle Mäuse niemals einzeln gehalten werden!
Dubnkle Nilstachelmäuse benötigen ein großes, gut strukturiertes Habitat, das entsprechend Platz in der Wohnung benötigt. Zudem sind sie keine Kuscheltiere und können je nach Stamm recht scheu sein und auch bleiben. Das Handling bedarf vor allem bei den scheueren Exemplaren einer gewissen Übung. Sehr scheue Tiere können vor allem Anfänger im Handling überfordern.
Wer also Tiere sucht, die vielfältige Verhaltensweisen an den Tag legen, etwas Erfahrung im Handling kleiner Nager hat und bereit ist, ihnen den nötigen Platz und Abstand zu gewähren, wird an diesen Stachelmäusen viel Freude haben.
Für kleine Kinder sind Nilstachelmäuse durch ihre generell eher zurückhaltende Art als Haustiere nicht geeignet. Ältere Kinder, die die neugieren Nager nur beobachten möchten, können unter elterlicher Aufsicht jedoch Freude an den aufgeschlossenen Tieren haben, wenn diese aus einer zahmeren Linie stammen.
Checkliste Dunkle Nilstachelmaus
- riechen kaum
- für Naturterrarien geeignet
- präsent und lebhaft
- facettenreiches Verhalten
- dämmerungs- und nachtaktiv
- großer Platzbedarf für verhaltensgerechte Haltung
Handling von Dunkle Nilstachelmäusen
Das Handling der Tiere ist meist etwas schwierig. Die wenigsten Stachelmäuse schätzen es, angefasst zu werden, und noch weniger lassen sie sich gern auf die Hand nehmen.Das gilt ganz besonders für Nilstachelmäuse. Vor allem scheue Linien erfordern im Umgang Erfahrung und Umsicht.
WICHTIG: Halten Sie Dunkle Nilstachelmäuse niemals am Schwanz fest! Oft befreit sich das betroffene Tier, indem es die Schwanzhaut teilweise oder ganz abreißen lässt. Sie halten dann nur noch die Haut in der Hand, während die Maus mit nun (teilweise) skelettiertem, blutigem Schwanz flüchtet.
Handling zu Hause
Zahme Tiere können Sie mit beiden Händen greifen, sodass die Maus auf einer Hand sitzt und von der anderen von oben locker bedeckt wird.
Scheue Tiere sollten Sie schon aus Gründen der Stressreduktion mit einer Handlingbox einfangen und sie aus dieser in ihre neue Umgebung oder in eine Transportbox beim Saubermachen entlassen. Dabei sollten Sie nicht mit der Box hinter der Maus her hetzen. Manövieren Sie das Tier in eine Ecke und nutzen Sie eine recht große Handlingbox können Sie die Stachelmaus mit dem Deckel in die Box schieben. Vor allem bei recht scheuen Tieren braucht das Prozedere allerdings etwas Übung. Extrem scheue Exemplare sollten Sie mit einer heugefüllten Handlingbox fangen, wenn es unbedingt nötig ist. Vermeiden Sie bei diesen fast panischen Tieren jedes unnötige Handling.
In einer transparenten Faunabox lässt sich außerdem leicht das Geschlecht bestimmen, ohne dass Sie die Mäuse direkt anfassen und festhalten müssen.
Handling beim Tierarzt
Beim Tierarzt sind Dunkle Nilstachelmäuse eher schwierige Patienten.
Der Nackengriff gestaltet sich schwieriger als bei vielen anderen Mäusen. Das Fell sitzt bei ihnen so straff, dass Sie die Hautfalte nur schlecht zu greifen bekommen.
Nehmen Sie die Nager dennoch an der Nackenfalte, lassen diese oft Haare. Manche bekommen regelrecht kahle Stellen. Bei grobem Umgang mit den Mäusen kann beim Nackengriff sogar die Haut reißen. Zudem reagieren die Mäuse auf diese Fixierung oft panisch. Vermeiden Sie daher den Nackengriff und teilen Sie das auch Ihrem Tierarzt mit.
Schonender und erfolgversprechender ist es, das betreffende Tier in einer Box zu betrachten oder so in ein Handtuch zu wickeln, dass nur der zu untersuchende Teil herausschaut. Die Nackenfalte sollte nur bei Injektionen und anderen Handgriffen angewandt werden, die maximale Kontrolle über das Tier erfordern. Bei extrem scheuen Tieren sollten Sie von einem Besuch in der Praxis absehen. Für medizinische Untersuchungen und Behandlungen im heimischen Umfeld hat sich das Handling mit dem Handtuch bisher am besten bewährt. Um den Patienten ins Handtuch zu bekommen, sollten Sie schwer händelbare Mäuse mit ins Bad nehmen und (soweit vorhanden) in die Wanne setzen. Schließen Sie unbedingt die Tür. In der Regel lassen sich extrem scheue Nager im Bad am besten wieder einfangen.
Entflohene Stachelmäuse
Stachelmäuse sind zwar keine typischen Ausbrecher, aber auch sie musste ich schon suchen. Am einfachsten können Sie sie zu zweit einfangen, indem einer das Tier in eine bestimmte Richtung lotst, während der Andere eine Transportbox positioniert und sie über das Tier stülpt. Für diese Fangmethode eignen sich 25er und 30er Faunaboxen erfahrungsgemäß am besten. Sehr scheue Stachelmäuse fangen Sie am besten mit einer mit Heu und vertrauter Streu gefüllten Faunabox, deren Deckel Sie öffnen. Mitunter müssen Sie die Box über Nacht im Raum lassen. Schließen Sie dann am nächsten Morgen erst den Deckel und schauen Sie dann nach, ob der flüchtige Nager sich eingefunden hat. Sonst ist ebendieser ruckzuck wieder draußen.
Alternativ eignen sich auch Gitterfallen und Wippenfallen zum Einfangen. Verwenden Sie ausschließlich Fallen für Ratten und andere größere Tiere. Bei Fallen mit Klappmechanismus besteht allerdings die Gefahr, dass versehentlich der Schwanz der Tiere eingeklemmt wird und sie diesen verlieren. Wippenfallen sollten Sie daher vorziehen.
Die klassische TripTrap funktioniert bei Nilstachelmäusen nur selten. Meist hüpfen die Nager darauf herum, bis sie sich schließt. Auch Eimerfallen sind unzuverlässig. Aufgrund der enormen Sprungkraft der Nager müssten sie sehr hoch sein. Aus dem typischen Wischeimer springen Dunkle Nilstachelmäuse problemlos wieder raus. Besser geeignet sind da hohe Vorratstonnen.
Sozialstruktur und Verhalten
Dunkle Nilstachelmäuse sind sehr reviertreu und lassen sich gut in größeren Gruppen halten. Sie kommen auch mit Gruppenstärken von 15 oder 20 Tieren noch sehr gut zurecht und bauen bei ausreichend Platz und bedarfsgerechter Ernährung eine friedliche, stabile Gruppenstruktur auf.
In disharmonischen Gruppen können Schwanzverletzungen oder ab-/angefressene Schwänze und Ohren auftreten. Die sind jedoch nicht immer die Folge von Streit. Sie können auch Anzeichen für Verhaltensstörungen, beispielsweise aufgrund von Platz- oder Proteinmangel, sein.
Die flinken Mäuse kommunizieren unter anderem über Pheromone und andere chemische Botenstoffe.
Die dämmerungs- und nachtaktiven Nilstachelmäuse sind keine Schmusetiere. Manche Gruppen sind recht entspannt und bauen durchaus eine Bindung zu ihrem Menschen auf. Andere Linien sind und bleiben scheu – und damit reine Beobachtungstiere. Auf die Hand möchten die wenigsten Exemplare und selbst diese sollten Sie nie versuchen, festzuhalten. Dann springen sie nicht nur weg. Sie vertrauen Ihnen dann oft auch nicht mehr und werden scheuer.
Futterzahm werden können Dunkle Nilstachelmäuse werden. Zwar braucht es mehr Geduld als bei den extrem neugierigen Sinai-Stachelmäusen, ist aber oft von Erfolg gekrönt. Mit zutraulichen Mäusen können Sie – Geduld und Zeit vorausgesetzt – auch Klickern oder Target-Training machen. Die stacheligen Nager sind überaus gelehrige und dankbare Schüler.
Familiengruppe
Familiengruppen explodieren in ihrer Mitgliederzahl nicht so stark wie Familien manch anderer Mausarten. Die Nachzucht gelingt problemlos und regelmäßig. Im Schnitt werden jedoch nur 2 Jungtiere geboren.
Bedenken Sie trotzdem: Die Gruppe wächst langsam – aber stetig. Wenn Sie sich mit den damit verbundenen Problemstellungen nicht auseinandersetzen möchten, verzichten Sie besser auf eine gemischtgeschlechtliche Haltung.
Gleichgeschlechtliche Gruppen
Verbände aus Weibchen und/ oder Kastraten sind sehr stabil und können bei entsprechendem Platzangebot 20 Mäuse und mehr umfassen. Schwieriger kann es hingegen mit unkastrierten Böcken werden. Zwar sind Dunkle Nilstachelmäuse hier unkomplizierter als andere Arten. Aber auch hier können manchmal Aggressionen und in der Folge auch Verletzungen v.a. an Schwanz und Ohren auftreten. Beobachten Sie Streit, sollten Sie sich der Ursache widmen und diese – soweit möglich – beheben – oder bei fortgesetzten Streitereien oder gar Verletzungen die streitenden Böcke trennen (oder den Streitverursacher kastrieren).
Haltung von Dunklen Nilstachelmäusen
Welche Gehegegröße brauchen Dunkle Nilstachelmäuse?
Obwohl sich in der Literatur Mindestgrößenangaben für zwei Nilstachelmäuse von 50×50 cm Grundfläche finden, sind solche Gehegegrößen deutlich zu klein für diese agilen Tiere. Das Minimum ist eine Größe von 100x50x100cm für 4 bis 5 Exemplare. Für scheue Tiere sollte das Gehege schon aus pragmatischen Gründen mindestens 80 cm tief sein. Da Nilstachelmäuse gewandte Kletterer sind, ist aber auch die ausreichende Höhe für diese Nager sehr wichtig.
Nach oben sind der Käfiggröße keine Grenzen gesetzt. Ich habe meine Nilsdtachelmäuse auch schon in größeren Anlagen mit einer Fläche zwischen 2 und 7 qm gehalten. Diese Fläche nutzen die Mäuse ebenfalls komplett aus.
Welche Gehege eignen sich für Dunkle Nilstachelmäuse?
Für die bewegungsfreudigen Stachelmäuse eignen sich am besten umgebaute Schränke, Volieren mit Etagen, größere Komplexe aus mehreren OSB-Terrarien oder angepasste Eigenbauten entsprechender Größe. Diese lassen sich hervorragend strukturieren und den Bedürfnissen der gut kletternden und hervorragend springenden Mäuse anpassen.
Da Glasterrarien in einer ansprechenden Größe sehr teuer und unhandlich sind, sind sie zur Haltung nur bedingt geeignet. Planen Sie, Ihre Tiere in einem solchen Terrarium zu halten, sollten Sie schon beim Kauf auf eine ausreichende Belüftung achten.
Aquarien sind für Dunkle Nilstachelmäuse ohne Aufbau zu flach. Hier muss ein Volierenaufsatz her, um das Gehege sowohl in der Fläche als auch in der Höhe zu erweitern.
Einstreu für Dunkle Nilstachelmäuse
Als Einstreu können Sie Holzstreu, Hanf, Eurolin und ähnliche Untergründe verwenden. Aber auch natürliche Untergründe wie Humus, Erde und Sand sind möglich. Das Einstreumaterial müssen Sie bei Stachelmäusen nicht sehr hoch aufschütten, da die Tiere keine Gänge und auch kaum ausgeprägte Nester anlegen.
Heu, Moos und Ähnliches sollten Sie ihnen aber in jedem Fall trotzdem anbieten.
Ob die Einstreu sehr geruchsbindend ist, spielt bei Dunklen Nilstachelmäusen kaum eine Rolle, da die Nager nur wenig Urin absetzen und fast nicht riechen. Lediglich bei Spielsand und Quarzsand berichten einige Halter, dass die Tiere unangenehm riechen. Diese Sandarten sind jedoch ohnehin als Untergrund in der Nagerhaltung ungeeignet. Da Tonminerale wie Sepiolith und Atapulgit zwar saugstark und geruchsbindend sind, aber stark stauben, sollten Sie sich für speziellen Terrariensand oder ungewaschenen Sand aus dem Sandwerk entscheiden, wenn Sie Ihre Tiere auf Sand halten möchten.
Inventar für Dunkle Nilstachelmäuse
Das Habitat der neugierigen Nager sollten Sie möglichst abwechslungsreich gestalten. Dafür eignen sich alle Arten von Naturmaterialien außer dünneren Seilen, die die Tiere nicht benutzen können.
Da Dunkle Nilstachelmäuse häufig auf felsigem Untergrund leben, bietet es sich zum Beispiel an, den Tieren einen kleinen Steinhaufen aus zuvor gut gereinigten Steinen anzubieten. Diesen müssen Sie in jedem Fall gut verkeilen, damit sich kein Stein löst und eines der Tiere erschlägt.
Solche Steinhaufen sind wie dicke Äste und Wurzeln oder ähnliches beliebte Plätze zum Sonnenbaden. Auch wenn die Mäuse dieses Bad sehr genießen, sollten Sie den Käfig nie der prallen Sonne aussetzen. Stachelmäuse brauchen immer einen Schattenplatz zu ihrer Verfügung.
Neben den dicken Ästen, können Sie auch schmalere anbieten, auf denen die Mäuse zum Beispiel auf eine Etage balancieren können. Dies schult Koordination und Gleichgewicht der Tiere.
Für Unterschlupfe eignen sich Korkröhren und –platten, Blumentöpfe, Ton- und Holzhäuser und andere natürliche Einrichtungsgegenstände. Auch Finkennester und hängende Kokosnüsse werden gern angenommen.
Brauchen Dunkle Nilstachelmäuse ein Laufrad?
Ob Dunkle Nilstachelmäuse ein Laufrad brauchen, da scheiden sich die Geister. Ist das Habitat groß genug, ist ein Laufrad eigentlich überflüssig. Die Stachelmäuse sind jedoch sehr bewegungsfreudige und verspielte Nager. Ein Laufrad ist für sie deshalb ein höchst willkommenes weiteres Spielzeug. Achten Sie dabei darauf, dass das Rad einen Durchmesser von mindestens 30cm hat.
Wie biete ich meinen Dunklen Nilstachelmäusen Futter und Wasser an?
Sie können die Mäuse sowohl aus einem zentralen wie auch aus mehreren kleineren Futternäpfen füttern oder das Körnerfutter im Gehege verstreuen. Lebendfutter können Sie – ein geeignetes Gehege vorausgesetzt – einfach ins Gehege entlassen.
Wasser akzeptieren Dunkle Nilstachelmäuse sowohl aus der Flasche als auch aus dem Wassernapf.
Checkliste Haltung
- ab 100x50x100 cm für 4 - 5 Tiere
- Kletter- und Lauffläche
- Volieren, Nagerschränke, Eigenbauten, OSB- und Glasterrarien, Aquarien mit Aufbau
- Maschendraht: Maschenweite von 12mm
- Einstreu muss keinen Gangbau erlauben
- Sandbad unnötig
- Gehegetemperatur 20 - 25°C -> Heizlampe oder Heizmatte
- Äste, Wurzeln, Kokosnüsse, Kork
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
- Laufrad optional
- Futterschüssel kein Must Have
- Wasserschüssel oder Trinkflasche
Was fressen Dunkle Nilstachelmäuse?
Dunkle Nilstachelmäuse fressen in freier Wildbahn bis zu 85% Insekten und andere Wirbellose. Diese Nahrung ergänzen sie mit Saaten und Pflanzenteilen. Diesem Ernährungsstil sollten Sie bei den Haustieren Rechnung tragen und auch hier einen großen Anteil an tierischem Protein füttern. Dieses können Sie den Nagern in Form von Mehlwürmern, Zophobas, Wanderheuschrecken, Grillen, Schaben, jungen Achatschnecken, gekochten Eiern oder Ähnlichem zuführen. Bei der Fütterung sollten Sie lebende Insekten bevorzugen. Viele Nilstachelmäuse nehmen aber auch getrocknete Insekten an.
Für die Saatenkomponente eignet sich am besten eine möglichst vielseitige Mischung aus verschiedensten Kleinsaaten, Grassamen und etwas Exotenfutter mit wenig oder keinem Getreide sehr gut als Trockenfuttergrundmischung. Hier ist der Hirseanteil nicht zu hoch und die Mischung kann über die Auswahl der Kleinsaaten gut im Fettgehalt gesteuert werden. Dieser Mischung können Sie auch Waldvogelfutter oder diverse fertige Kleinsaatenmischungen zusetzen.
Als Feuchtfutter sollten Sie in erster Linie Gemüse und sonstiges Grünfutter wie verschiedene Garten- und Wildkräuter, Gräser und Ähnliches reichen. Obst finden die Mäuse in freier Natur kaum und sollten es daher auch als Haustiere nur in (deutlich beschränkten) Maßen bekommen. Vorsicht ist auch bei Tomaten und anderen oxalsäurehaltigen Gemüsen angeraten. Die Oxalsäure kann Nierenschäden verursachen, wenn Sie das Gemüse im Überfluss anbieten.
Auch wenn Stachelmäuse sehr wenig trinken, müssen sie immer Zugang zu einer Wasserquelle in Form einer Wasserflasche oder -schüssel haben.
Checkliste Ernährung
- kleinsaatenbetonte Samenmischung als Grundfutter
- fressen kaum getrocknete Kräuter und Blüten
- Schwerpunkt des Frischfutters auf Gemüse, Gräsern und Kräutern
- wenig Obst
- Insekten als Proteinfutter -> bevorzugt Lebendfütterung
- nicht diabetesgefährdet
Fortpflanzung und Lebenserwartung von Dunklen Nilstachelmäusen
Dunkle Nilstachelmäuse bringen nach einer Tragzeit von etwa 36 bis 42 Tagen inmitten der Gruppe 1 bis 5 weit entwickelte Jungtiere zur Welt. Die Kleinen sind wie bei allen Stachelmäusen Nestflüchter. Schon wenige Tage nach der Geburt probieren sie feste Nahrung, werden aber erst nach 2 bis 3 Wochen entwöhnt.
Bei Dunklen Nilstachelmäusen pflanzen sich in der Regel alle Tiere einer Gruppe fort. Die Weibchen legen auch Familiennester an. Während der Aufzucht kümmern sich die Mütter dann um alle Jungtiere, nicht nur um die eigenen. Auch die Männchen beteiligen sich an der Aufzucht des Nachwuchses und wenden sich insbesondere den kleinen Böckchen zu.
Die Geschlechtsreife tritt bei beiden Geschlechtern dann nach etwa 8 bis 12 Wochen ein. Der Fellwechsel während der Geschlechtsreife ist bei Dunklen Nilstachelmäusen nicht so offensichtlich wie bei hellen Arten, die von Grau auf verschiedene Gelb-, Orange- und Sandtöne wechseln. Er findet hier aber genauso statt.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: 36 - 42 Tage
- Anzahl der Jungen: 1 - 5
- Geschlechtsreife: mit 8 - 12 Wochen
- Nestflüchter
Welche Krankheiten bekommen Dunkle Nilstachelmäuse?
Dunkle Nilstachelmäuse sind im Allgemeinen sehr gesunde und robuste Tiere bei korrekter Haltung und Fütterung.
Auch bei zu reichhaltiger Fütterung neigen die Nager nicht so schnell zu Adipositas wie etwa Sinai-Stachelmäuse. Trotzdem sollten Sie sie nicht zureichhaltig und nicht zu süß füttern. Auch andere typische Erkrankungen lassen sich bei diesen Stachelmäusen nicht ausmachen.
Jedoch reagieren sie wie andere Stachelmäuse auch bei falscher Haltung und/oder falscher Ernährung zu Verhaltensstörungen wie Schwanznagen.
Typische Krankheiten
- Verhaltensstörungen
Wie kann ich Dunkle Nilstachelmäuse vergesellschaften?
Die Vergesellschaftung junger, noch nicht komplett umgefärbter Stachelmäuse mit Altersgenossen oder Alttieren gestaltet sich in der Regel recht unkompliziert. Die erwachsener Stachelmäuse kann mitunter etwas schwierig werden – vor allem bei Männchen. Bei der Vergesellschaftung erwachsener Tiere sollten Sie daher schon im Idealfall etwas Erfahrung mit anderen Arten gesammelt haben.
Erwachsene Tiere gewöhnen Sie am besten mit der Etappenmethode oder dem neutralen Boden aneinander, in schwierigen Fällen in Kombination mit der Duftmethode. Wichtig ist dabei, dass Sie in der Etappenmethode die erste Box nicht zu klein wählen. Gute Dienste leisten hier zum beispiel Haushaltsboxen mit einer Seitenlänge ab 60 cm. Die gesamte Integration sollten Sie sehr behutsam betreiben. Sie sollte bei Weibchen und Kastraten über etwa 1 bis 2 Wochen, bei Böcken über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Wochen gezogen werden. So gehen Sie sicher, dass die Gruppe stabil bleibt. Bei der Vergesellschaftung junger Tiere untereinander oder junger Tiere mit erwachsenen Mäusen reicht es in der Regel, wenn Sie die Etappenmethode über eine Woche anwenden.
Eine Alternative für Gruppen aus Weibchen mit oder ohne Kastraten bietet die Großraummethode. Da Dunkle Nilstachelmäuse aggressiv auf Enge reagieren können, kann diese Methode vor allem solche Exemplare entspannen, die in kleineren Behältnissen starke Angst oder Aggression zeigen und so den Vergesellschaftungserfolg gefährden.
Es gibt aber vor allem unter Böcken durchaus auch Individuen, die sich gar nicht aneinander gewöhnen lassen. Hier hilft nur eine endgültige Trennung beider Tiere und die Suche nach jeweils neuen Partnern oder die Kastration.
Anschaffung von Dunklen Nilstachelmäusen
Sie glauben, dass Sinai-Stachelmäuse die richtigen Haustiere für Sie sind? Dann haben Sie mehrere Möglichkeiten, woher Sie Ihre Mäuse beziehen können.
1. Tierschutz
Dunkle Nilstachelmäuse sind inzwischen (Stand 2023) selten geworden und landen daher quasi gar nicht mehr im Tierschutz. Nachfragen lohnt am ehesten noch bei spezialisierten Pflegestellen. Diese Stachelmäuse in einem Tierheim zu finden, wäre inzwischen ein ganz großer Ausnahmefall.
Rechnen Sie bei Tierheimen jedoch nicht mit Stachelmauserfahrung und damit mit Beratungskompetenz. Die dort gegebenen Informationen sollten Sie gemeinsam mit erfahrenen Haltern noch einmal prüfen. Auch müssen Sie vor allem bei Tierheim mit unerkannten Krankheiten und Parasiten rechnen.
2. Seriöser Züchter
Werden Sie im Tierschutz nicht fündig, sollte Ihr nächster Gang zu einem seriösen Züchter führen. Hierbei kann Ihnen das Mäuseasyl evtl. bei der Suche beratend zur Seite stehen. Der Züchter kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen.
3. Messen und Börsen
Auch auf diversen Messen und Börsen sind Dunkle Nilstachelmäuse ab und zu vertreten. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke und alte Tiere verkaufen.
4. Zoohandlung und Vermehrer
Ähnlich wie beim Tierschutz sind Dunkle Nilstachelmäuse auch in Zoohandlungen eine Rarität. Mit Pech können Sie auch an einen mit eher wenig Wissen gesegneten Vermehrer geraten.
Ein Kauf kann für Sie hier recht unproblematisch sein. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Sie sich Probleme einhandeln, etwa kranke oder parasitenverseuchte Tiere oder instabile Gruppen. Zudem ist die Beratung hier – ähnlich wie auf Messen – meist mangelhaft oder gar falsch.
Checkliste Anschaffung
- Gehege
- Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Wurzeln, Häuschen, ...)
- Wärmequelle
- Schüsseln oder Spender für Wasser und/oder Futter
- Transportbox
- Tierarzt, der im Zweifel bereit - und fähig! - ist, die Winzlinge zu behandeln
Dunkle Nilstachelmäuse in Artengesellschaften
Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Artengesellschaften gehören immer in Hände erfahrener Halter und benötigen deutlich mehr Platz als die artreine Haltung!
Für eine Artengesellschaft sind Stachelmäuse durch ihr neugieriges, meist offenes Wesen recht gut geeignet. Bedenken Sie jedoch, dass sich nicht jedes einzelne Exemplar gleich gut mit anderen Arten verträgt.
Der Knackpunkt bei Artengesellschaften mit Dunklen Nilstachelmäusen ist oft die Fütterung. Eine eher karge, kleinsaatenlastige Kost sollte also auch der Partnerart bekommen. So passen zu beispielsweise diese Kombinationen:
- Dunkle Nilstachelmäuse + Afrikanische Vielzitzenmäuse (kommen beide gut mit der energiearmen Fütterung und einem gut dreidimensional strukturierten Gehege klar)
- Dunkle Nilstachelmäuse + Streifengrasmäuse (oft friedliches Nebeneinander, weniger ein Miteinander)
- Dunkle Nilstachelmäuse + Tüpfelgrasmäuse (oft friedliches Nebeneinander, weniger ein Miteinander)
Nicht jede Mäuseart kommt aber mit der energiearmen Fütterung klar. Das gilt u.a. für die beliebte Kombination von Farbmäusen und Dunklen Nilstachelmäusen! Farbmäuse brauchen erheblich mehr Energie, als die sparsamen Wüsten- und Steppenbewohner.
Problematisch sind mitunter auch Artengesellschaften zwischen verschiedenen Stachelmausarten. Hier ist im Vorfeld eine gründliche Recherche nötig. Einige Arten verdrängen einander in freier Wildbahn und sollten daher auch als Haustiere nicht zusammen wohnen. Außerdem sollten Sie bedenken, dass sich die einzelnen Stachelmausarten miteinander fortpflanzen können.
Ungünstige Kombinationen mit Dunklen Nilstachelmäusen ist z. B.:
- Dunkle Nilstachelmäuse + Rötelmäuse (Habitat passt nicht)
Das Gehege sollte je nach Gruppengröße und zweiter Art eine Gesamtgrundfläche (Etagen eingerechnet) von mindestens 1,5 qm haben. Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft absehen!
Schaffen Sie niemals Dunkle Nilstachelmäuse für eine Artengesellschaft an, wenn Sie bei Nichtvertragen nicht auch die Möglichkeit haben, beide Arten getrennt zu halten.
Sie sollten beide Arten auch schon als artreine Gruppe längere Zeit gehalten haben und ausreichend über deren Bedürfnisse und Eigenheiten informiert sein. So vermeiden Sie, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere in der Artengesellschaft leiden.
Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft in jedem Fall absehen!
Weiterführende Literatur zu Dunklen Nilstachelmäusen
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Quellen:
Animal Diversity Web
Wikipedia
Wiley Online Library
Physiology.org
Honigs, Sandra: Stachelmäuse – Biologie, Haltung, Zucht. Natur und Tier-Verlag, Münster 2008; S. 26
Honigs, Sandra: Ernährung von Stachelmäusen. Rodentia Nr. 68. Natur und Tier-Verlag, Münster 2012; S. 18
Wilson, Don E.; Reeder, DeeAnn M. (Hrsg.): Mammal species of the world Vol. 2, 3. Auflage, The Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005
Letztes Update: 24.03.2023