Überblick
Herkunft: | Nördliches Afrika von Marokko, Senegal bis Südwest-Iran und Somalia in Küsten-, Sand-, Salz- und Felswüsten, Halbwüsten, Savannen und Ausläufern von Gebirgen |
Sozialverhalten: | Paar oder Kleingruppe |
Aktivitätszeit: | nachtaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 300x50x70cm für 2-4 Tiere |
Handling: | Meist recht scheue Tiere; die langen, kräftigen Beine können für Ungeübte ein Problem werden |
Ernährung: | (Sehr) kleine Saaten und Getreide, Gräser und Kräuter, Gemüse, wenig Obst, Insekten |
Größe und Gewicht: | 9 – 14cm + 13 – 18cm, ca. 55g |
Geschlechtsreife: | 8 – 12 Monate |
Tragzeit: | 25 – 30 Tage |
Besonderheiten: | Die intelligenten Tiere sind anfangs sehr schüchtern, tauen aber auf, wenn Sie Ihnen nicht zu sehr auf den Pelz rücken. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Familie: | Springmäuse (Dipodidae) |
Unterfamilie: | Wüstenspringmäuse (Dipodinae) |
Gattung: | Jaculus |
Art: | Kleine Wüstenspringmaus (Jaculus jaculus) |
Kleine Wüstenspringmaus (Jaculus jaculus) | Nordafrika, Sahelzone, Westasien ostwärts bis Iran |
Blanford-Springmaus (Jaculus blanfordi) | Iran, Afghanistan, Pakistan |
Große Wüstenspringmaus (Jaculus orientalis) | Nordafrika, Palästina |
Turkmenische Springmaus (Jaculus turkmenicus) | Turkmenistan, Usbekistan |
- Wildtier Kleine Wüstenspringmaus
- Anatomie und Erscheinung
- Kleine Wüstenspringmäuse als Haustiere
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung Kleiner Wüstenspringmäuse
- Ernährung
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Kleinen Wüstenspringmäusen
- Vergesellschaftung von Kleinen Wüstenspringmäusen
- Anschaffung Kleiner Wüstenspringmäuse
- Kleine Wüstenspringmäuse in Artengesellschaften
- Unterstütze dieses Projekt 🙂
Die Kleine Wüstenspringmaus als Wildtier
Kleine Wüstenspringmäuse kommen im nördlichen Afrika von Marokko, Senegal bis Südwest-Iran und Somalia vor. Dort bewohnen sie Küsten-, Sand-, Salz- und Felswüsten, Halbwüsten, Savannen, aber auch Ausläufer von Gebirgen.
Im harten Boden ihres Lebensraumes legen die Wüstenspringmäuse ein weit verzweigtes Gangsystem an, das bis zu zwei Meter tief in den Boden reicht. Die Ausgänge dieser Bauten verschließen sie in den heißen Sommermonaten tagsüber mit Sand und Pflanzenteilen, um den Bau vor der Austrocknung zu bewahren und sich vor Fressfeinden zu schützen. Während der kühleren Wintermonate bleiben die Ausgänge offen.
Den Tag verschlafen die streng nachtaktiven Tiere in ihrer mit Kamelhaaren, Schafwolle und Pflanzenteilen gepolsterten Schlafkammer, die gleichzeitig auch als Nestkammer dient. Von dieser führen zwei bis drei Fluchtgänge direkt nach draußen.
Es gab lange eine Diskussion, ob Kleine Wüstenspringmäuse in ihren Bauten Winterschlaf halten. Neuere Quellen sprechen eindeutig dafür.
Wenn sich die Nager auf Nahrungssuche begeben, laufen sie mitunter 10km und mehr in einer einzigen Nacht. Dabei sammeln sie Samen, Pflanzenteile, Körner, Früchte, Wurzeln und Insekten. Das notwendige Wasser nehmen sie meist mit der Nahrung auf.
Kleine Wüstenspringmäuse haben in ihrer natürlichen Umgebung viele Feinde. Dazu gehören Fenneks, Eulen, Schlangen und andere kleine Räuber. Auf der Flucht vor diesen Bedrohungen können die Tiere eine enorme Geschwindigkeit entwickeln. Fühlt sich eine Wüstenspringmaus bedroht, kann man allerdings auch beobachten, dass sie mit den Vorderpfoten Sand in das Gesicht des Gegners schleudert.
Anatomie und Erscheinung
Die Kleine Wüstenspringmaus ist mit einer Körperlänge von 9 bis 14cm, einer Schwanzlänge von 13 bis 18cm und einem Gewicht von etwa 55g ein mittelgroßer Vertreter ihrer Gattung. Die Hinterbeine, deren Füße je drei Zehen tragen, werden mehr als 10cm lang und erlauben den Tieren Sprünge aus dem Stand von bis zu 1m Höhe und 2 bis 3m Weite. Auf sandigen Böden sorgt ein Büschel weißer Haare unter den Füßen dafür, dass die Tiere nicht zu sehr einsinken. Auf festem Boden bewirken die scharfen, langen Krallen der Hinterfüße optimalen Bodenkontakt, da sie ähnlich wie Spikes wirken. Die vergleichsweise winzigen Vorderbeine tragen starke Krallen, mit denen die Tiere gut wühlen können.
Am rundlichen Kopf sitzen große Ohren. Die großen Augen weisen die Nager als nachtaktiv aus.
Das Fell der Mäuse ist auf der Oberseite blassgelb bis beigebraun, auf der Unterseite hell cremefarben bis weiß. An den Seiten der Oberschenkel tragen sie einen mehr oder minder deutlichen, weißlichen Streifen. Auffallend ist das Büschel schwarzweißer Haare am Ende des sonst nur sehr spärlich behaarten Schwanzes.
Die Kleine Wüstenspringmaus als Haustier
Eignen sich Kleine Wüstenspringmäuse für mich?
Kleine Wüstenspringmäuse versprühen durch ihr starkes Kindchenschema viel Charme. Vergessen Sie darüber nicht, dass es sich um recht sensible, anspruchsvolle Nager handelt, die enorm viel Platz brauchen und in der Regel nicht gern angefasst werden wollen. Zudem müssen Sie sich als Halter mit der recht strengen Nachtaktivität der Mäuse arrangieren können.
Mit Springmäusen holen Sie sich Mitbewohner ins Haus, die Ihre Wohnung unter Umständen ziemlich umkrempeln können, da Sie diese Tiere nicht einfach in ein Gehege normaler Größe stecken können. Die Platzansprüche der possierlichen Nager sollten Sie auf keinen Fall unterschätzen!
Damit qualifizieren sich Kleine Wüstenspringmäuse lediglich als Hausgenossen für echte Liebhaber und erfahrene Exotenhalter.
Für Kinder sind die sensiblen, nachtaktiven Geschöpfe als Haustiere völlig ungeeignet!
Checkliste Springmaus
- riecht nicht
- für naturnahe Gehege geeignet
- sehr interessantes Verhalten
- nachtaktiv
- extrem hoher Platzbedarf
- oft (zumindest anfangs) sehr scheu
- Handling braucht Übung
Handling von Kleinen Wüstenspringmäusen
Die Handhabung hängt stark von der Zahmheit der Tiere ab. Für Springmaus-Einsteiger sind außerdem oft die langen Beine eine Herausforderung.
Zur Handhabung von Kleinen Wüstenspringmäusen benötigen Sie allerdings keine Lederhandschuhe. Diese Nager beißen nur in extremen Notfällen. Selbst Wildfänge beißen nicht vermehrt. Auch bei schmerzhaften, notwendigen Behandlungen sind die Tiere dem Halter gegenüber nicht aggressiv. Massive Bissigkeit kann deshalb bei dieser Mäuseart als Verhaltensstörung angesehen werden.
Grundsätzlich gilt beim Umgang mit diesen Tieren: Agieren Sie ruhig, langsam und vermeiden Sie jegliche Hektik! Dann lassen sich die Tiere wesentlich besser handhaben, da sie so weniger schreckhaft sind.
Handling zu Hause
Ruhige, ausgeglichene Tiere können Sie einfach in die Hand nehmen, um sie umzusetzen oder das Geschlecht zu bestimmen. Lassen Sie dabei die langen Hinterbeine zwischen Fingern herausschauen, sodass die Tiere ins Leere strampeln, wenn sie zappeln. Das vermindert das Verletzungsrisiko für die Mäuse erheblich. Achten Sie dabei darauf, dass die Springmäuse dabei nicht zu weit mit den Füßen in Richtung Kopf kommen, da sich die Tiere mit ihren scharfen Krallen ernsthaft selbst verletzen können. Die Krallen sind so scharf, dass sie auch menschliche Haut, besonders die dünnere Frauenhaut, zerschneiden können.
Scheue Exemplare sollten Sie nach Möglichkeit niemals anfassen. Lässt es sich nicht vermeiden und Sie können die Tiere nicht mit der Hand fangen, verwenden Sie ein Handtuch, das Sie auf das betreffende Tier werfen, sodass Sie die Maus so mitsamt Handtuch greifen können. Achten Sie hier sorgfältig darauf, dass sich die Springmaus nicht im Stoff verfängt. Das erhöht das Verletzungsrisiko für die dünnen Beine enorm. Frotteehandtücher sind daher für diesen Zweck ungeeignet.
Wickeln Sie das Tier fest in das Handtuch und legen Sie nur die zu betrachtende Stelle, bei der Geschlechtsbestimmung die Afterregion, frei. Wenn Sie die Augen der Springmaus bedecken, wird diese etwas ruhiger.
Geht es nur um das Umsetzen der Mäuse, können Sie sie auch einfach mitsamt Häuschen (Nistkasten) von einem Gehege ins andere verfrachten.
Handling beim Tierarzt
Beim Tierarzt handhaben Sie zahme Tiere wie zu Hause.
Scheue Tiere sollten Sie in einer nicht allzu großen Box zum Arzt transportieren. Wenn die Mäuse an den Deckel stoßen und sich aufrichten, ist die Gefahr wesentlich kleiner, dass sie mit Kraft dagegen springen und sich schwer verletzen.
Müssen sehr scheue Exemplare vom Tierarzt untersucht werden, empfiehlt sich eine leichte Gasnarkose. So kann die Untersuchung besser und schneller ablaufen. Außerdem sinkt die Gefahr, dass die Springmaus bei der Untersuchung flüchtet oder verletzt wird. Alternativ hilft auch hier das Handling mit dem Handtuch.
Vermeiden Sie es unbedingt, Springmäuse am Schwanz festzuhalten! Für Injektionen können Sie das Tier im bei “Handling zu Hause” beschriebenen Griff halten und eine zweite Person zieht eine Hautfalte (für s. c.) oder hält – vorsichtig!!! – eines der Beine am Oberschenkel (für i. m.) fest. Sie sollten eine Springmaus niemals am dünnen, quasi unbemuskelten Part des Beins festhalten, um Zerrungen durch plötzliche, panische Bewegungen zu vermeiden! Auch dafür können Sie übrigens das Handtuch bei sehr scheuen Tieren verwenden.
Entflohene Springmäuse
Entflohene Tiere können Sie einfach wieder mit der Hand einsammeln, wenn sie zahm sind. Besonders neugierige Exemplare laufen Ihnen vielleicht sogar nach. Einige Tiere gehen bei bodennahen Gehegen auch von selbst wieder in ihre Behausung.
Scheue Springmäuse fangen Sie am besten mit einem dünnwandigen, möglichst großen Karton. Der gibt im Gegensatz zu einer Faunabox, mit der man sonst scheue Exoten gut fangen kann, etwas nach, wenn die Tiere dagegen springen. Zudem sehen die Mäuse die Wände im Gegensatz zur durchsichtigen Box. Das Fangen mit dem Karton minimiert also wieder das Verletzungsrisiko für die Tiere.
Haben Sie mehr Zeit zum Einfangen, können Sie auch einen Nistkasten aus dem Gehege aufstellen und warten, bis die Maus sich darin einquartiert. Schlupföffnung zuhalten. Fertig.
Sozialstruktur und Verhalten
Diese streng nachtaktiven Nager leben in freier Natur oft solitär, also als Einzelgänger. In Menschenobhut bilden sie aber auch friedlich zusammenlebende Gruppen. Da die Mäuse als Haustiere nicht wie in freier Wildbahn regelmäßig Artgenossen begegnen können, sollten Sie immer mindestens zwei Tiere halten. Wenn Sie eine Gruppe halten möchten, erkundigen Sie sich unbedingt beim vorherigen Halter, wie harmonisch die Tiere miteinander gelebt haben.
In Gehegehaltung können je nach Gehegegröße Aggressionen auftreten. Sind die Mäuse sonst eher harmonisch gewesen und waren sie beim Vorbesitzer eher verträglich, kann mehr Raum die Konflikte schnell lösen.
Interessant ist die Schlafposition der Wüstenspringmäuse. Entweder schlafen sie auf der Seite liegend und drehen den Kopf leicht ein oder sie sitzen dabei auf ihren Hinterbeinen, den Kopf zur Brust hin eingedreht.
Die Tiere sind hochintelligent, langweilen sich schnell und wollen beschäftigt werden. Egal, ob Sie Ihre Springmäuse in einem Gehege oder frei in einem Zimmer halten, Sie sollten ihnen permanent neues Spielzeug anbieten. Dabei sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ich lasse den Nagern öfter etwas im Zimmer stehen, das sie untersuchen, beklettern und zernagen können oder worin sich Futter versteckt. Dazu gehören: alte Naturfaserteppiche, volle Altpapierkartons, Weinsteine mit verstecktem Futter, Inventar aus anderen Gehegen, das ausgiebig untersucht und beschnuppert wird, Foodbälle, Rispensträuße und Ähnliches. Auch Clickern ist eine Option für die neugierigen und gelehrigen Springmäuse.
Im Gegensatz zur Großen Wüstenspringmaus konnte ich aber eher selten beobachten, dass die Kleinen Springmäuse etwas gezielt zernagten.
Familiengruppe
Das Aggressionspotential der Weibchen ist bei Kleinen Wüstenspringmäusen längst nicht so ausgeprägt wie bei Großen, mitunter aber vorhanden. In geschlossenen Gehegen können Jagereien (schwere) Verletzungen nach sich ziehen. Haben Sie daher ein genaues Auge auf Konflikte und trennen Sie die Tiere dann im Zweifel lieber (temporär). Eine dauerhafte Trennung ist nur sehr selten notwendig.
Gleichgeschlechtliche Gruppen
Die meisten Halter berichten, dass es bei den Männchen in einer Gruppe zu heftigen Kämpfen kommen kann. Das kann ich allerdings nicht bestätigen. Bei mir waren auch mehrere Männchen (in Wohnungsfreilaufhaltung) immer verträglich untereinander.
Auch die Weibchen waren hier untereinander immer unproblematisch – in derselben Haltungsform.
Haltung von Kleinen Wüstenspringmäusen
Welche Gehegegröße brauchen Kleine Wüstenspringmäuse?
Einige Quellen empfehlen für die Haltung von Kleinen Wüstenspringmäusen Aquarien mit Grundflächen von mindestens 120×60 bis 200x50cm. Ich habe schnell feststellen müssen, dass selbst mein Gehege von 300x70cm Grundfläche recht klein für die sehr agilen, neugierigen Tiere ist. Meine Springmäuse leben daher mit offenem Gehege freilaufend in Teilen der Wohnung. Mehr darüber finden Sie im Exkurs zur Wohnungshaltung. Insgesamt halte ich etwa 10qm als Bewegungsfläche für Springmäuse für sehr sinnvoll.
Bei anderen Haltern hat sich auch die Haltung in sehr großen Gehegen mit täglichem Freilauf oder der Umbau eines ganzen Zimmers bewährt.
Welche Gehege eignen sich für Kleine Wüstenspringmäuse?
Am besten als Gehege geeignet sind für Wüstenspringmäuse umgebaute Zimmer oder Zimmerbereiche. Sie lassen sich sehr schön als Wüstengehege einrichten und sind in der Regel groß genug für die bewegungsfreudigen, agilen Nager.
Mein Tipp: Im Idealfall fliesen Sie ein solches Gehege am Boden und etwa 40cm die Wand hoch, um Löcher in Boden und Wänden zu vermeiden.
Die Haltung in Aquarien ist dagegen sehr problematisch und alles andere als ideal. Manche Halter berichten von panikartigem Umherspringen, wenn sie im Becken hantieren. Die scheuen Tiere versuchen mit großen Sprüngen zu fliehen, wenn sie sich erschrecken oder der Halter nach ihnen greift. Dabei tendieren sie dazu, ungebremst gegen die Aquarienscheibe zu laufen. Das kann schwere bis tödliche Verletzungen nach sich ziehen. Ein Haltungsexperiment zeigte bei uns ein ähnliches Problem, da die Mäuse die Glasscheiben nicht sehen.
Darüber hinaus sind Aquarien kaum je groß genug für Springmäuse und in großen Größen extrem unhandlich und schwer.
Glas- und OSB-Terrarien haben Aquarien gegenüber den Vorteil, dass sie dank ihrer Scheiben in der Front einen recht problemlosen Freilauf ermöglichen. OSB-Terrarien sind zudem vergleichsweise günstig, weniger fragil als ihr Pendant aus Glas und daher einfacher im Handling. Zusätzlicher Vorteil: Die Tiere sehen die OSB-Platten. Schwere Unfälle sind dadurch in OSB-Terrarien unwahrscheinlicher.
Bauen Sie Ihr Gehege – so Sie sich für eines entscheiden – selbst ganz oder teilweise aus Glas, sollten Sie wie bei Glasterrarien die Scheiben mit Inventar versehen, das die Mäuse noch vor der Scheibe abbremst. Ein Stein, ein Häuschen oder Ähnliches erfüllen diesen Zweck sehr gut. Damit die Tiere im Gehege gar nicht zu viel Tempo kriegen können, sollte die Einrichtung so verteilt sein, dass die Nager Slalom laufen müssen. Aus einer geraden Strecke machen die flinken Läufer schnell eine Sprintstrecke.
Volieren, klassische Nagerschränke und ähnliche eher in die Höhe gehende Gehege sind für Springmäuse absolut ungeeignet.
Einstreu für Kleine Wüstenspringmäuse
Als Einstreu empfiehlt sich in jedem Fall Sand. Mindestens einen Teil des Geheges sollten Sie mit Attapulgit oder Sepiolith auslegen, sodass die Tiere darin ihre Fellpflege betreiben können. Bekommen Springmäuse keinen geeigneten Sand, verfettet das Fell extrem schnell und die Nager können sich leicht erkälten. Den Rest des Geheges können Sie beispielsweise mit durchgesiebtem Flusssand, Strandsand, Erde oder Kleintierstreu auffüllen.
Ebenfalls sehr gern angenommen wird eine nach oben offene Kiste, die mit Erde oder einem Erde-Humus-Gemisch gefüllt wird. Diese Kiste darf gern bis 10cm unter den Rand gefüllt werden und 50cm hoch oder höher sein. Wissen die Springmäuse erst einmal, was sich in der Kiste verbirgt, wird die Rampe schnell überflüssig und sie springen einfach vom Boden aus hinein. Ich konnte auch schon beobachten, dass in der Erde Nester angelegt und sogar bewohnt werden.
Inventar für Kleine Wüstenspringmäuse
Kleine Wüstenspringmäuse schlafen in der Regel in einem Nest. Manche Exemplare verbringen jedoch die Ruhephase bevorzugt in getrennten Unterschlupfen. Daher sollten Sie mindestens einen Unterschlupf pro Maus anbieten, sonst streiten die Nager eventuell um das Häuschen. Als Einrichtung für das Gehege eignen sich größere Wurzeln, Stammteile und Äste sowie Weinsteine, Tontöpfe oder größere Holzhäuschen für Nager.
In Wohnungshaltung verteilen Sie einfach Schlaf- und Sandkisten im Raum/in den Räumen der Tiere. Sie können den Mäusen auch eine Ecke mit dem genannten Inventar einrichten. Unbedingt notwendig ist eine spezielle Ecke in Wohnungshaltung jedoch nicht.
Als Nistmaterial können Sie beispielsweise Heu anbieten, aber auch Zellstoff, Hanffasern oder Kapok werden gern angenommen. Manche Tiere freuen sich außerdem über Kokosfasern oder Hundehaare. Mit Leidenschaft werden Kleidungsstücke aus Naturfasern zerlegt und in das Nest eingearbeitet. Wenn Sie die Möglichkeit haben, können Sie auch in einem Zoo, der Kamele hält fragen, ob Sie etwas Kamelhaar für Ihre Tiere bekommen.
Brauchen Springmäuse ein Laufrad?
Laufräder oder Laufteller entsprechen absolut nicht der Bewegungsart von Springmäusen. Daher können Sie darauf verzichten.
Wie biete ich meinen Wüstenspringmäusen Futter und Wasser an?
Futter können Sie in einer Schüssel anbieten oder es im Gehege bzw. der Futterkiste verteilen.
Wasser sollten Sie immer in – erhöht stehenden – Schüsseln anbieten. So können die Tiere es bequem mit den Händen schöpfen und aus der Hand trinken.
Checkliste Haltung
- ab 300x50cm für 2 Tiere
- (OSB-)Terrarium + Freilauf, Wohnungshaltung, umgebaute Zimmer(teile)
- ausgedehnte Lauffläche + Buddelfläche
- Maschendraht: Maschenweite bis 12mm
- Sand als Einstreu; ergänzend z. B. Erde, Humus oder Kleintierstreu
- Gehegetemperatur ab 20°C
- Heizlampe (oder -matte)
- Äste, Wurzeln, Kork, Labyrinthe
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan oder Kork
- Futterschüsseln
- Wasserschüssel
Was fressen Kleine Wüstenspringmäuse?
Die Ernährung Ihrer Kleinen Wüstenspringmäuse sollte sich an der natürlichen Nahrung orientieren, die vor allem aus viel frischem Grün, Wurzeln, Saaten und Getreiden besteht.
Hier allerdings haben die Mäuse Frischfutter als Hauptmahlzeit verschmäht. Als trockenes Basisfutter gibt es hier daher einen Mix aus Exoten- und Wellensittichfutter, dem Sie nach Belieben Grassamen und verschiedenste Mischungen von Wild- und Unkrautsamen beifügen können. Auch sehr kleine Saaten wie Mohn oder Amaranth nehmen Wüstenspringmäuse gut an. Der Versuch, Löwenzahn- und Petersilienwurzeln zu verfüttern, ist bei mir bis jetzt aber gescheitert. Dafür können sich die Nager sehr für getrocknete Möhren begeistern.
Obst und Gemüse werden mitunter verschmäht. Sie können es aber trotzdem immer wieder anbieten. Manche Tiere entdecken erst nach einiger Zeit ihre Leidenschaft für ein bestimmtes Obst oder Gemüse. Achten Sie jedoch darauf, dass Sie Obst nur selten anbieten, da die Tiere nicht zu süß gefüttert werden sollten. Sonstiges Grün wie Gräser und Kräuter werden zwar oft interessiert beäugt und umher getragen. Jedoch frisst nicht jede Springmaus davon. Auch hier dauert es mitunter eine Weile, bis sie ihre Begeisterung dafür entdecken.
Auch bei Eiweißfutter dauert es oft lange, bis die Tiere überhaupt etwas annehmen. Um dennoch die Eiweißversorgung zu sichern, mische ich Brösel von getrockneten Seidenraupen oder andere Trockeninsekten unter die Kleinsaatenmischung.
Ebenfalls anbieten können Sie einen Kalkstein (keinen Salzleckstein!) oder eine Sepiaschale. Achten Sie hier darauf, dass die Tiere nicht zu viel davon fressen. Nehmen Sie den Stein notfalls für einige Zeit aus dem Gehege. Oft wird der Stein aber lediglich mit Zähnen und Krallen bearbeitet, ohne dass die Mäuse davon etwas fressen.
Die Saaten bieten Sie Ihren Mäusen am besten in einer Schüssel an. Fruchtstände von Gräsern und Getreiden können Sie einfach im Gehege verteilen, aufstellen oder aufhängen.
Auch wenn die Tiere sehr wenig trinken, sollten Sie ihnen immer eine Wasserschüssel mit frischem Wasser zur Verfügung stellen. Stellen Sie die Schüssel am besten erhöht auf, sodass die Mäuse sie nicht mit Einstreu oder Sand verschmutzen können.
Checkliste Ernährung
- variationsreicher Kleinsaatenmix als Basis
- fressen auch extrem kleine Saaten wie Amaranth
- Gemüse, Gräser und Kräuter
- wenig Obst
- (getrocknete) Insekten als Proteinfutter
- Wasser in offenen Schalen
Fortpflanzung und Lebenserwartung Kleiner Wüstenspringmäuse
Die Nachzucht Kleiner Wüstenspringmäuse gelingt zumindest bei einigen Haltern regelmäßig. Nachzuchten vermehren sich dabei eher als Wildfänge. Auch erhöht die Haltung im dauerhaften Freilauf die Chance auf Nachwuchs.
War die Paarung erfolgreich, werden nach durchschnittlich 25 bis 30 Tagen drei bis vier nackte und blinde Jungtiere geboren. Maximal 4 Würfe zieht eine Springmausmutter dabei im Jahr groß. Erst mit etwa 5 Wochen verlassen die kleinen Wüstenspringmäuse mit geöffneten Augen das Nest. In den nächsten 8 bis 10 Tagen sind sie damit beschäftigt, das Gehen auf den stelzenartigen Beinen zu üben. Insgesamt benötigen sie aber noch mindestens weitere vier Wochen, bis sie selbständig sind. Mit 6 Wochen beginnen sie Grünfutter zu probieren, wenig später auch Saaten. Erst nach mindestens 2,5 Monaten können die Jungen ihre Eltern verlassen.
Als hilfreich bei der Aufzucht hat sich die Verwendung von Nagerhäuschen und Nistkästen erwiesen, deren Eingang mehrere Zentimeter über dem Boden liegt. So wird vermieden, dass die Mutter den Nachwuchs an den Zitzen aus Versehen mit aus dem Nest schleppt. Dies kann fatal für die Springmauskinder enden, da bei vielen Exemplaren kaum ein Instinkt zum Zurückholen der Jungen ins Nest vorhanden ist. Die Jungtiere werden schlicht „vergessen“. Alternativ können Sie spezielle Schlafhäuschen selbst bauen.
Ruhe ist für die Aufzucht der Kleinen unabdingbar. Verzichten Sie daher auf Nestkontrollen, sonst besteht die Gefahr, dass die Eltern ihren Nachwuchs verlassen und Sie die Waisen mit der Flasche aufziehen müssen. Sie müssen das Nest auch nicht kontrollieren. In der Regel ist aus diesem das leise Fiepen der Jungen mehrmals am Tag zu hören.
Die Geschlechtsreife tritt bei der Kleinen Wüstenspringmaus mit 8 bis 12 Monaten ein.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: ca. 25 - 30 Tage
- Anzahl der Jungen: 3 - 4
- Würfe pro Jahr: max. 4
- Geschlechtsreife: mit 8 - 12 Monaten
- Nesthocker
- Vermehrung gelingt nur selten
- Schlafhäuschen mit erhöht liegendem Schlupfloch erhöhen Zuchterfolg
Welche Krankheiten bekommen Kleine Wüstenspringmäuse?
Wenn Sie die grundlegenden Bedürfnisse dieser Tiere in Haltung und Ernährung beachten, sind Wüstenspringmäuse eher selten krank.
Empfindlich reagieren sie allerdings auf starke Temperaturschwankungen oder auf ein stark verfettetes Fell. Beides kann Erkältungen auslösen, die in jedem Fall behandelt werden müssen.
Sind sich Springmäuse nicht grün, können auch Bissverletzungen schnell die Folge sein. Mit einem minimalen Wundmanagement heilen diese aber in der Regel problemlos ab.
Vor allem in Glasgehegen kommen immer wieder Aufprallverletzungen wie Hämatome, Traumata und Knochenbrüche vor.
Achtung: Eine Kastration männlicher Tiere endet bei klassischen Kastrationsverfahren tödlich! Durch die Körperhaltung der Springmäuse drücken die Organe des Bauchraums auf die Schnittöffnung und rutschen durch. Der betroffene Darmteil stirbt ab, was den Tod des Tieres zur Folge hat. Sollte – etwa aufgrund einer Verletzung oder Hodendrehung – eine Kastration notwendig werden, weisen Sie Ihren Tierarzt unbedingt auf dieses Problem hin, da die OP-Wunde entsprechend alternativ verschlossen werden muss!
Springmäuse und Gesundheit
- Erkältungen
- Bissverletzungen
- Aufprallverletzungen
Wie kann ich Wüstenspringmäuse vergesellschaften?
Die Vergesellschaftung Kleiner Wüstenspringmäuse im Gehege ist eher schwierig und risikobehaftet. Hier kann es durchaus vorkommen, dass die meist recht dominanten Weibchen ihren Bock jagen. Da er mangels Platz nicht ausweichen kann, kann dies zu ernsthaften Verletzungen und sogar zur Tötung des Männchens führen. Auch kann eine flüchtende Maus an den Wänden des Geheges schwer oder gar tödlich verunglücken. Auf der Flucht entwickeln die Tiere ein enormes Tempo, mit dem sie dann ungebremst gegen ein Brett oder eine Scheibe laufen.
Bei Vergesellschaftungen im (dauerhaften) Freilauf ist dieses Problem noch nicht aufgetreten.
Bewährt hat es sich, die Tiere vormittags einander vorzustellen. Zu dieser Zeit sind sie ruhiger. Meist fällt das Kennenlernen dann recht kurz aus, bevor alle wieder schlafen gehen. Nutzen Sie für die Vergesellschaftung ein Wochenende, um auch am ersten Abend und der darauffolgenden Nacht ein Auge auf die Tiere haben zu können. Im Idealfall nutzen Sie einen Raum dafür, den die Tiere sonst nicht betreten dürfen.
Bewährt hat sich auch, ein neues Tier einfach in das Nest der schlafenden Gruppe zu setzen. Hier verschläft es mit den anderen den Tag und nimmt so schon den Gruppengeruch an. Auch hier sollten Sie am Vormittag anfangen und die erste Nacht gut überwachen.
Da die Mäuse sehr unterschiedlich reagieren, kann hier nicht jeder Fall für die folgende Zeit beschrieben werden. Wenn Sie Fragen dazu haben, helfe ich bei Bedarf gern weiter.
Anschaffung Kleiner Wüstenspringmäuse
Haben Sie nach der Lektüre festgestellt, dass Kleine Wüstenspringmäuse die richtigen Tiere für Sie sind, beginnt die – vermutlich langwierige – Suche nach den Nagern.
1. Tierschutz
Im Tierschutz habe ich schon seit 2015 keine Wüstenspringmäuse mehr gesehen. Dass Sie hier heutzutage noch fündig werden, ist fast ausgeschlossen.
2. Seriöser Züchter
Im Idealfall führt Ihr Gang Sie deshalb zum seriösen Züchter. Den finden Sie unter anderem in Zoos oder über Kleinanzeigen spezialisierter Portale, aber auch in den sozialen Medien.
Der kann Sie fundiert beraten, kennt seine Tiere gut und ist sicher bei der Geschlechtertrennung. Hier ist das Risiko gering, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben.
3. Messen und Börsen
Auch auf Messen und Börsen treffen Sie manchmal auf Springmäuse. Hier lässt sich leider nicht zuverlässig nachvollziehen, woher die angebotenen Mäuse wirklich stammen. Sie können also auch – wider Willen – Farmzuchten oder Wildfänge erwerben.
Schauen Sie sich in jedem Fall die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke und ältere Tiere verkaufen.
4. Zoohandlung und Vermehrer
Für Vermehrer ist die Zucht in der Regel uninteressant, da sie zu selten gelingt. Manche “Züchter” verkaufen jedoch auch Wildfänge oder Farmzuchten als eigene Nachzuchten. Seien Sie hier also vorsichtig.
Sehr selten verkaufen auch spezialisierte Zoohandlungen Kleine Wüstenspringmäuse. Die Gefahr, kranke und/oder parasitenbehaftete Tiere verkauft zu bekommen, ist hier groß. Zudem führen die Läden in der Regel Wildfänge oder Farmzuchten.
Checkliste Anschaffung
- (Gehege)
- Freilauf
- Sand u. a. Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Wurzeln, Äste, Stammstücke, Kork, Buddelaqua, ...)
- Schüsseln für Wasser und/oder Futter
- Transportbox
- Tierarzt, der im Zweifel bereit - und fähig! - ist, die flinken Exoten zu behandeln
Kleine Wüstenspringmäuse in Artengesellschaften
Kleine Wüstenspringmäuse sind sehr friedliche Tiere, die sich mit jedem Nager vertragen, der ihnen freundlich begegnet. Jedoch würden Artengesellschaften mit Kleinen Wüstenspringmäusen so viel Platz beanspruchen, dass es für den normalen Nagerhalter nicht praktikabel ist. Daher sollten Sie davon absehen, diese Tiere mit anderen Arten zu vergesellen.
Lediglich die Gesellschaft mit ihren größeren Verwandten, den Großen Wüstenspringmäusen hat sich als praktikabel erwiesen. Hier sollten Sie jedoch immer ein Auge auf die Tiere haben. Zum einen sind Große Wüstenspringmäuse dominanter und mitunter aggressiver im Umgang miteinander. Dadurch können sie auch die kleinen Verwandten eher verletzen. Zum anderen können sich beide Arten miteinander fortpflanzen, da sie derselben Gattung angehören.
Unterstützen Sie dieses Projekt! 🙂
Das Mäuseasyl steht für fundierte, praxisnahe Informationen. Für einen Artikel brauche ich deshalb zwischen 2 und 30 Stunden, um diesen zu schreiben, Fotos, Zeichnungen und Videos zu machen und zu bearbeiten und die Seite strukturiert zusammenzustellen. Diese Seite ist also ein Full Time Job! Wenn Ihnen dieser Artikel hilfreich war, unterstützen Sie das Projekt bitte mit einer kleinen Summe. Die verschiedenen Möglichkeiten können Sie hier nachlesen: https://das-maeuseasyl.de/was-passiert-mit-meinem-kaffeegeld/
Quellen:
Animal Diversity
Rodent-Info
El Hilali, M., J. Veillat. 1975. Jaculus orientalis : A True Hibernator. Mammalia, 39: 401-404.
Hooper, E., M. El Hilali. 1972. Temperature Regulation and Habits in Two Species of Jerboa, Genus Jaculus. Journal of Mammalogy, 53: 574-593.
Kirmiz, J. 1962. Adaptation to Desert Environment: A study on the jerboa, rat, and man. London: Butterworth & Co.