Überblick
Herkunft: | Küstenregion Anatoliens |
Sozialverhalten: | sozial, auch für Großgruppen geeignet |
Aktivitätszeit: | dämmerungs- und nachtaktiv |
Minimale Gehegegröße: | 100 x 50 x 100 cm mit Etage für 4 – 5 Stachelmäuse |
Handling: | bei zahmen Tieren einfach, bei scheuen oder bissigen Tieren Erfahrung nötig, NIE am Schwanz halten! |
Ernährung: | fettarm; Saaten- und Getreidemischung, Insekten u.a. Wirbellose, Schnecken, Gemüse und sonstiges Grün, (wenig) Obst |
Größe und Gewicht: | 9,1 – 12,1cm + 9,1 – 11,7 cm, ca. 40g (Schwankungen von 29 bis ca. 63 g) |
Geschlechtsreife: | 8 – 16 Wochen |
Tragzeit: | 38 – 40 Tage |
Besonderheiten: | Unkastrierte Böcke können zu Aggressionen untereinander neigen. Kastration löst dieses Problem. |
Systematik und Biologie
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Langschwanzmäuse (Muridae) |
Unterfamilie: | Echte Mäuse (Murinae) |
Gattung: | Stachelmäuse (Acomys) |
Art: | Türkei-Stachelmaus (Acomys cilicicus) |
Bei der Aufzählung handelt es sich um die gegenwärtig anerkannten Arten und Unterarten. Jedoch besteht bei den Stachelmäusen eine beständige, wissenschaftliche Diskussion, beispielsweise ob die Arten wirklich selbständige Arten oder nur Unterarten oder Formen darstellen. Es wird sogar diskutiert, ob Stachelmäuse überhaupt den Echten Mäusen zuzurechnen sind.
Daraus resultieren die unterschiedlichen Darstellungen verschiedener Quellen. So wird die im südlichen Algerien vorkommende Tibesti-Stachelmaus einmal als Unterart der Nilstachelmaus mit dem wissenschaftlichen Namen Acomys cahirinus seurati angeführt. Andere Quellen stellen sie unter dem Namen Algerische Stachelmaus mit der wissenschaftlichen Bezeichnung Acomys seurati als eigenständige Art dar.
Stachelmausart | Entdecker |
Algerische oder Tibesti-Stachelmaus (A. seurati) | Heim de Balsac, 1936 |
Chudeaus Stachelmaus (A. chudeaui) | Kollmann, 1911 |
Feurige Stachelmaus (A. ignitus) | Dollman, 1910 |
Goldstachelmaus (A. russatus) | Wagner, 1840 |
Johanns Stachelmaus (A. johannis) | Thomas, 1912 |
Kap-Stachelmaus (A. subspinosus) | Waterhouse, 1883 |
Kemps Stachelmaus (A. kempi) | Dollman, 1911 |
Kordofan-Stachelmaus (A. cineraceus) | Heuglin, 1877 |
Kreta-Stachelmaus (A. minous) | Bate, 1906 |
Louises Stachelmaus (A. louisae) | Thomas, 1896 |
Mullah-Stachelmaus (A. mullah) | Thomas, 1904 |
Nil- oder Kairo-Stachelmaus (A. cahirinus) | Geoffroy, 1803 |
Percivals Stachelmaus (A. percivali) | Dollman, 1911 |
Sinai-Stachelmaus (A. dimidiatus) | Cretzschmar, 1826 |
Türkei-Stachelmaus (A. cilicicus) | Spitzenberger, 1978 |
Westsahara-Stachelmaus (A. airensis) | Thomas & Hinton, 1921 |
Wilsons Stachelmaus (A. wilsoni) | Thomas, 1892 |
Zwergstachelmaus oder Südafrikanische Stachelmaus (A. spinosissimus) | Peters, 1852 |
Zypern-Stachelmaus (A. nesiotes) | Bate, 1903 |
- Wildtier Türkei-Stachelmaus
- Anatomie und Erscheinung
- Türkei-Stachelmäuse als Haustiere
- Handling von Türkei-Stachelmäusen
- Sozialstruktur und Verhalten
- Haltung von Türkei-Stachelmäusen
- Ernährung von Türkei-Stachelmäusen
- Fortpflanzung und Lebenserwartung
- Krankheiten bei Türkei-Stachelmäusen
- Vergesellschaftung von Türkei-Stachelmäusen
- Anschaffung von Türkei-Stachelmäusen
- Türkei-Stachelmäuse in Artengesellschaften
- Weiterführende Literatur
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Die Türkei-Stachelmaus als Wildtier
Die Türkei-Stachelmaus (Acomys cilicicus) wurde bis heute nur an einem Fundort nachgewiesen: in der Küstenregion Anatoliens, wo sie 1966 erstmals gesichtet wurde. Fangaktionen ergaben ein Verbreitungsgebiet von etwa 105 km² zwischen Silifke und Erdemil. Die endemische Art bewohnt lichte Küstenwälder sowie felsige Steppen- und Wüstengebiete in einem deutlich kühleren Klima als andere Arten. Wo sie auf Menschen treffen, kommen die Tiere auch bis in die Häuser.
In ihrer natürlichen Umgebung gilt die Türkei-Stachelmaus als stark bedroht. Der Bestand hat in den letzten 20 Jahren (Stand 2024) vor allem durch Lebensraumverlust rapide abgenommen, sodass diese Stachelmäuse einen IUCN-Status von “Critically endangered” erhalten haben und der Wildbestand je nach Quelle nur auf 250 Tiere geschätzt wird. Daher laufen in verschiedenen Zoos Nachzuchtprogramme, um die Tiere dann später wieder auszuwildern und so die Population zu unterstützen.
Anatomie und Erscheinung
Die geselligen Tiere haben eine graue, leicht violett schimmernde Oberseite mit beige-sandfarbenen Flanken und einer gelblich-weißen Unterseite, die gegen die Flanken stark abgesetzt ist. Dabei haben sie wie fast alle Stachelmäuse ein sehr spitzes Gesicht mit großen, trichterförmigen Ohren und großen, schwarzen Augen, die die Tiere als eher nachtaktiv ausweisen. Durchschnittlich erreichen Türkei-Stachelmäuse eine Körperlänge von rund 9,1 bis 12,1 cm. Der Schwanz ist in der Regel etwas kürzer mit 9,1 bis 11,7 cm. Im Durchschnitt wiegen die Tiere dieser Art etwa 40g, wobei Individuen zwischen 29 und 63 g deutlich schwanken können.
Die Türkei-Stachelmaus als Haustier
Eignen sich Türkei-Stachelmäuse für mich?
Türkei-Stachelmäuse dürfen wie fast alle Mäuse niemals einzeln gehalten werden!
Türkei-Stachelmäuse benötigen ein großes, gut strukturiertes Habitat, das entsprechend Platz in der Wohnung benötigt. Zudem sind sie keine Kuscheltiere, auch wenn die intelligenten Mäuse mit etwas Geduld durchaus futterzahm werden. Anfassen und Streicheln mögen sie dagegen nicht. Resolute Exemplare quittieren es auch mit einem Biss, wenn ihnen ihr Mensch zu aufdringlich wird.
Wer also Tiere sucht, die vielfältige Verhaltensweisen an den Tag legen und bereit ist, ihnen den nötigen Platz und Abstand zu gewähren, wird an Stachelmäusen viel Freude haben.
Für Anfänger empfiehlt sich am ehesten eine Weibchengruppe. Männchengruppen sind in erfahrenen Händen besser aufgehoben und sollten nicht zu groß (max. 5 bis 8 Tiere) sein.
Für kleine Kinder sind Stachelmäuse als Haustiere nicht geeignet. Ältere Kinder, die die neugieren Nager nur beobachten möchten, können unter elterlicher Aufsicht jedoch Freude an den aufgeschlossenen Tieren haben.
Checkliste Türkei-Stachelmaus
- riechen kaum
- für Naturterrarien geeignet
- präsent und lebhaft
- neugierig und dem Menschen zugewandt
- facettenreiches Verhalten
- dämmerungs- und nachtaktiv
- großer Platzbedarf für verhaltensgerechte Haltung
Handling von Türkei-Stachelmäusen
Das Handling der Tiere ist meist etwas schwierig. Die wenigsten Stachelmäuse schätzen es, angefasst zu werden, und noch weniger lassen sie sich gern auf die Hand nehmen. Auch sollten Sie bei diesen Mäusen die Hand nie schließen, da sie sonst schnell zubeißen können.
WICHTIG: Halten Sie Türkei-Stachelmäuse niemals am Schwanz fest! Oft befreit sich das betroffene Tier, indem es die Schwanzhaut teilweise oder ganz abreißen lässt. Sie halten dann nur noch die Haut in der Hand, während die Maus mit nun (teilweise) skelettiertem, blutigem Schwanz flüchtet.
Handling zu Hause
Selbst zahme Tiere kommen kaum auf die Hand. Und wenn doch, bleiben die quirligen Nager nicht still sitzen. Da sie im Gegensatz zu Farbmäusen keine Hemmungen haben, einfach in die Tiefe zu springen, bedarf das Handling auf der Hand einiger Übung, damit die Mäuse nicht ungefragt auf Wohnungserkundungstour gehen.
Eher ungeübte Halter können Türkei-Stachelmäuse mit einer Handlingbox einfangen und sie aus dieser in ihre neue Umgebung oder eine Transportbox beim Saubermachen entlassen. Dabei sollten Sie die Maus sanft in eine Ecke drängen (nicht hektisch werden!) und dann die Maus mit dem Deckel vorsichtig in die Box schieben oder dirigieren. Dann müssen Sie nur noch den Deckel schließen.
In einer transparenten Faunabox lässt sich außerdem leicht das Geschlecht bestimmen, ohne dass Sie die Mäuse direkt anfassen und festhalten müssen.
Handling beim Tierarzt
Beim Tierarzt sind Türkei-Stachelmäuse eher schwierige Patienten, da selbst zahme Tiere kaum stillsitzen werden.
Auch ist der Nackengriff für diese Mäuse eher keine Option. Das Fell sitzt bei ihnen so straff, dass Sie die Hautfalte nur schlecht zu greifen bekommen.
Nehmen Sie die Nager dennoch an der Nackenfalte, lassen diese oft Haare. Manche bekommen regelrecht kahle Stellen. Bei ungeschicktem oder grobem Umgang mit den Mäusen kann beim Nackengriff sogar die Haut reißen. Vermeiden Sie daher nach Möglichkeit den Nackengriff und teilen Sie das auch Ihrem Tierarzt mit.
Schonender ist es, das betreffende Tier in einer Box zu betrachten oder so in ein Handtuch zu wickeln, dass nur der zu untersuchende Teil herausschaut. Mit dem Handtuch-Handling können Sie Türkei-Stachelmäuse auch so fixieren, dass Sie eine Hautfalte für Injektionen ziehen können.
Entflohene Stachelmäuse
Am einfachsten können Sie Türkei-Stachelmäuse zu zweit einfangen, indem einer das Tier in eine bestimmte Richtung lotst, während der Andere dem Tier eine Faunabox (evtl. mit interessant riechendem Inhalt) hinhält. Rennt das Tier aus Neugier oder auf der Flucht in die hingehaltene Box, müssen Sie nur noch den Deckel drauflegen.
Alternativ eignen sich auch Gitterfallen und Wippenfallen zum Einfangen. Verwenden Sie ausschließlich Fallen für Ratten und andere größere Tiere. Bei Fallen mit Klappmechanismus besteht allerdings die Gefahr, dass versehentlich der Schwanz der Tiere eingeklemmt wird und sie diesen verlieren. Wippenfallen sollten Sie daher vorziehen.
Die klassische TripTrap funktioniert bei Türkei-Stachelmäusen nicht. Meist hüpfen die Nager darauf herum, bis sie sich schließt. Außerdem sind sie für diese Falle recht groß.
Mit sehr hohen Vorratstonnen oder Eimern können Sie alternativ auch eine Eimerfalle bauen. Ist die Falle zu niedrig, sind die sprungkräftigen Mäuse allerdings schnell wieder draußen. Ein normaler Wischeimer reicht daher nicht aus.
Sozialstruktur und Verhalten
Türkei-Stachelmäuse lassen sich gut in in kleineren, aber auch in größeren Gruppen halten, da sie sich auch in der Natur zu größeren Gruppen zusammenfinden. Sie kommen auch mit Gruppenstärken von 15 oder 20 Tieren noch sehr gut zurecht und bauen eine friedliche, stabile Gruppenstruktur auf.
In disharmonischen Gruppen können Schwanzverletzungen oder ab-/angefressene Schwänze und Ohren auftreten. Die sind jedoch nicht immer die Folge von Streit. Sie können auch Anzeichen für Verhaltensstörungen, beispielsweise aufgrund von Platz- oder Proteinmangel, sein.
Die dämmerungs- und nachtaktiven Stachelmäuse sind keine Schmusetiere. Sie bauen aber durchaus eine Bindung zu ihrem Menschen auf. Futterzahm werden die etwas zurückhaltenden Türkei-Stachelmäuse mit etwas Geduld meistens. Nur auf die Hand möchten die wenigsten. Versuche, sie in die Hand zu nehmen und zu „erziehen“, quittieren sie schnell mit einem schmerzhaften Biss.
Wenn Sie etwas mehr Zeit mit den Tieren verbringen, können Sie auch Klickern oder Target-Training mit Türkei-Stachelmäusen machen. Die stacheligen Nager sind durchaus gelehrige und dankbare Schüler. Allerdings braucht das Training mehr Geduld als etwa bei den sehr neugierigen und zugewandten Sinai-Stachelmäusen.
Familiengruppe
Familiengruppen explodieren in ihrer Mitgliederzahl nicht so stark wie Familien manch anderer Mausarten. Die Nachzucht gelingt gelingt nicht immer. Im Schnitt werden dann 2 Jungtiere geboren. Außerdem hat es sich in der Praxis öfter als problematisch erwiesen, wenn in gemischten Gruppen mehrere Männchen leben. Das kann zu Streit und teils massiven Verletzungen führen.
Bedenken Sie: Vermehrt sich die Gruppe, wächst sie langsam – aber stetig. Wenn Sie sich mit den damit verbundenen Problemstellungen nicht auseinandersetzen möchten, verzichten Sie besser auf eine gemischtgeschlechtliche Haltung.
Gleichgeschlechtliche Gruppen
Verbände aus Weibchen und/ oder Kastraten sind sehr stabil und können bei entsprechendem Platzangebot 20 Mäuse und mehr umfassen. Schwierig wird es hingegen nicht erst in größeren Gruppen mit unkastrierten Böcken. Verfolgungsjagden bringen Unruhe in die Gruppe. Auch Verletzungen – vor allem an Schwanz und Ohren – sind hier an der Tagesordnung. Im schlimmsten Fall werden einzelne Tiere so lange gejagt, dass sie schließlich versterben, schreitet der Halter nicht ein.
Haltung von Türkei-Stachelmäusen
Welche Gehegegröße brauchen Türkei-Stachelmäuse?
Das Minimum ist eine Größe von 100x50x100cm (oder vergleichbar) für 4 bis 5 Exemplare. Die Mäuse möchten gern auch in die Höhe klettern. Dafür muss genug Raum vorhanden sein.
Nach oben sind der Käfiggröße keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich halte meine Stachelmäuse zum Teil in größeren Anlagen mit einer Fläche zwischen 2 und 7 qm. Diese Fläche nutzen die Mäuse auch komplett aus.
Welche Gehege eignen sich für Türkei-Stachelmäuse?
Für die agilen Stachelmäuse eignen sich am besten umgebaute Schränke, Volieren mit Etagen, größere Komplexe aus mehreren OSB-Terrarien oder angepasste Eigenbauten entsprechender Größe. Diese lassen sich hervorragend strukturieren und den Bedürfnissen der gut kletternden und hervorragend springenden Mäuse anpassen.
Da Glasterrarien in einer ansprechenden Größe sehr teuer und unhandlich sind, sind sie zur Haltung nur bedingt geeignet. Planen Sie, Ihre Tiere in einem Terrarium zu halten, sollten Sie schon beim Kauf auf eine ausreichende Belüftung achten.
Aquarien sind für Türkei-Stachelmäuse ohne Aufbau zu flach. Hier muss ein Volierenaufsatz her, um das Gehege sowohl in der Fläche als auch in der Höhe zu erweitern.
Einstreu für Türkei-Stachelmäuse
Als Einstreu können Sie Holzstreu, Hanf, Eurolin und ähnliche Untergründe verwenden. Das Einstreumaterial müssen Sie bei Stachelmäusen nicht sehr hoch aufschütten, da die Tiere keine Gänge und auch kaum ausgeprägte Nester anlegen.
Heu, Moos und Ähnliches sollten Sie ihnen aber in jedem Fall trotzdem anbieten.
Ob die Einstreu sehr geruchsbindend ist, spielt bei Türkei-Stachelmäusen kaum eine Rolle, da die Nager nur wenig Urin absetzen und fast nicht riechen. Lediglich bei Spielsand und Quarzsand berichten einige Halter, dass die Tiere unangenehm riechen. Da Tonminerale wie Sepiolith und Atapulgit zwar saugstark und geruchsbindend sind, aber stark stauben, sollten Sie sich für speziellen Terrariensand entscheiden, wenn Sie Ihre Tiere auf Sand halten möchten. Für Naturterrarien bietet sich auch mit Sand gemischte Erde oder eine Mischung mit Kokoshumus an. Letztere empfiehlt sich vor allem dann, wenn die Mischung für die Gebäudestatik sonst zu schwer würde.
Inventar für Türkei-Stachelmäuse
Das Habitat der neugierigen Nager sollten Sie möglichst abwechslungsreich gestalten. Dafür eignen sich alle Arten von Naturmaterialien außer dünneren Seilen, die die Tiere nicht benutzen können.
Da Türkei-Stachelmäuse häufig auf felsigem Untergrund leben, bietet es sich zum Beispiel an, den Tieren einen kleinen Steinhaufen aus zuvor gut gereinigten Steinen anzubieten. Diesen müssen Sie in jedem Fall gut verkeilen, damit sich kein Stein löst und eines der Tiere erschlägt.
Solche Steinhaufen sind wie dicke Äste und Wurzeln oder ähnliches beliebte Plätze zum Sonnenbaden. Auch wenn die Mäuse dieses Bad sehr genießen, sollten Sie den Käfig nie der prallen Sonne aussetzen. Stachelmäuse brauchen immer einen Schattenplatz zu ihrer Verfügung.
Neben den dicken Ästen, können Sie auch schmalere anbieten, auf denen die Mäuse zum Beispiel auf eine Etage balancieren können. Dies schult Koordination und Gleichgewicht der Tiere.
Für Unterschlupfe eignen sich Korkröhren und –platten, Blumentöpfe, Ton- und Holzhäuser und andere natürliche Einrichtungsgegenstände. Auch Finkennester und hängende Kokosnüsse werden gern angenommen.
Nur mit entsprechend viel Platz und einem gut strukturierten Käfig können die Stachelmäuse ihre natürliche Neugier ausleben und werden zu mehr Bewegung angeregt. Da die Tiere leicht zu Verfettung neigen, ist dies sehr wichtig.
Brauchen Türkei-Stachelmäuse ein Laufrad?
Ob Türkei-Stachelmäuse ein Laufrad brauchen, da scheiden sich die Geister. Ist das Habitat groß genug, ist ein Laufrad eigentlich überflüssig. Die Stachelmäuse sind jedoch sehr bewegungsfreudige und verspielte Nager. Ein Laufrad ist für sie deshalb ein höchst willkommenes, weiteres Spielzeug. Achten Sie dabei darauf, dass das Rad einen Durchmesser von mindestens 30cm hat.
Wie biete ich meinen Türkei-Stachelmäusen Futter und Wasser an?
Sie können die Mäuse sowohl aus einem zentralen wie auch aus mehreren kleineren Futternäpfen füttern oder das Körnerfutter im Gehege verstreuen.
Ein Wassernapf wird allerdings öfter mit einer Toilette verwechselt, weshalb sich vom hygienischen Aspekt her eher eine Wasserflasche anbietet.
Checkliste Haltung
- ab 100x50x100 cm für 4 - 5 Tiere
- Kletter- und Lauffläche
- Volieren, Nagerschränke, Eigenbauten, OSB- und Glasterrarien, Aquarien mit Aufbau
- Maschendraht: Maschenweite von 12mm
- Einstreu muss keinen Gangbau erlauben
- Sandbad unnötig
- Gehegetemperatur 20 - 25°C -> Heizlampe oder Heizmatte
- Äste, Wurzeln, Kokosnüsse, Kork
- Häuschen aus Holz, Kokosnuss, Ton, Keramik, Porzellan, Kork oder Heu
- Laufrad optional
- Futterschüssel kein Must Have
- Wasserschüssel oder Trinkflasche
Was fressen Türkei-Stachelmäuse?
Türkei-Stachelmäuse neigen weniger schnell zu Verfettung als einige andere Stachelmausarten wie Goldstachlemäuse oder Sinai-Stachelmäuse. Trotzdem sollten Sie bei der Ernährung ein besonderes Augenmerk darauf legen, dass die Diät nicht zu ernergiereich ausfällt.
Das Grundfutter sollte daher zum größten Teil aus feineren Saaten bestehen. Allerdings ist schon länger in der Diskussion, ob stark kohlenhdrathaltige Saaten als Übeltäter für kugelrunde Stachelmäuse in Frage kommen. Vor allem Hirse steht hier im Fokus. Daher sind vor allem Wild- und Grassaaten wichtige Bestandteile in der Basismischung für das Trockenfutter.
Als Feuchtfutter sollten Sie in erster Linie Gemüse und sonstiges Grünfutter wie Gräser und Kräuter reichen. Obst finden die Mäuse in freier Natur kaum und sollten es daher auch als Haustiere nur in (deutlich beschränkten) Maßen bekommen. Vorsicht ist auch bei Tomaten und anderen oxalsäurehaltigen Gemüsen angeraten. Die Oxalsäure kann Nierenschäden verursachen, wenn Sie das Gemüse im Überfluss anbieten.
Auch wenn Stachelmäuse sehr wenig trinken, müssen sie immer Zugang zu einer Wasserquelle.
In freier Wildbahn nehmen die Mäuse auch einen mehr oder weniger großen Anteil tierischer Kost wie beispielsweise Schnecken und Insekten zu sich.
Dieses essentiell notwendige Eiweiß können Sie den Haustieren in Form von Insekten wie Mehlwürmern, Zophobas, Wanderheuschrecken, Grillen, Schaben sowie mit Schnecken, Asseln magerem Fleisch, gekochten Eiern oder ähnlichem zuführen.
Auf Mehlwürmer, Zophobas und andere Larven als Lebendfutter sollten Sie jedoch nur selten zurückgreifen, da diese zu fetthaltig sind und die Tiere kaum zu mehr Bewegung anregen, wie etwa die Jagd nach Heuschrecken. Einen besonderen Leckerbissen für viele Stachelmäuse stellen Gehäuseschnecken wie die Achatschnecke dar. Diese lassen sich zudem relativ einfach selbst züchten.
Dass Stachelmäuse zu Verfettung neigen, wurde bereits angesprochen. Diesem Fakt sollten Sie in der Ernährung unbedingt besondere Beachtung schenken, da die Verfettung das Leben der Tiere enorm verkürzen kann.
Türkei-Stachelmäuse sind in der Haustierhaltung fast immer zu dick, da sie zu reichhaltig gefüttert werden.
Checkliste Ernährung
- kleinsaatenbetonte Samenmischung als Grundfutter
- fressen kaum getrocknete Kräuter und Blüten
- Schwerpunkt des Frischfutters auf Gemüse, Gräsern und Kräutern
- wenig Obst
- Insekten als Proteinfutter -> bevorzugt Lebendfütterung
- nicht diabetesgefährdet
Fortpflanzung und Lebenserwartung von Türkei-Stachelmäusen
Die Paarung ist bei dieser Stachelmausart nicht an eine feste Zeit im Jahr gebunden und findet ganzjährig statt. Nach einer Tragzeit von 38 bis 40 Tagen kommen durchschnittlich 1 bis 3 nestflüchtende Junge mit einem Geburtsgewicht von 5g zur Welt. Obwohl die Zähne der kleinen Nestflüchter schon mit 9 bis 10 Tagen komplett sind, säugen sie bis zu 3 Monate zumindest gelegentlich noch weiter.
Kleine Türkei-Stachelmäuse tragen ein Jugendfell, welches grau ist und kaum ausgebildete Stacheln besitzt. Einige Wochen nach der Geburt bekommen die Jungen auf dem Rücken einen kreisrunden Fleck. Dieser besteht aus grauen bis grau-beigen Borsten und wird im Laufe der Zeit immer größer, bis das Tier sein komplettes Erwachsenenfellkleid ausgebildet hat. Gleichzeitig werden die Stacheln immer ausgeprägter.
Die Geschlechtsreife erreichen die jungen Türkei-Stachelmäuse mit 2 bis 4 Monaten.
Während wilde Vertreter der Art kaum 2 bis 3 Jahre alt werden, können die Tiere in der Haustierhaltung ein Alter von 3 bis 4 Jahren erreichen.
Insgesamt ist recht wenig speziell über das Fortpflanzungsverhalten von Türkei-Stachelmäusen bekannt. Die vorhandenen Beobachtungen legen aber nahe, dass es zumindest in einigen Aspekten dem von geografisch nahen Arten wie Nil-Stachelmaus, Goldstachelmaus und Sinai-Stachelmaus gleicht, in einigen aber auch abweicht.
Checkliste Fortpflanzung
- Tragzeit: 38 - 40 Tage
- Anzahl der Jungen: 1 - 3
- Geschlechtsreife: mit 2 - 4 Monaten
- Nestflüchter
Welche Krankheiten bekommen Türkei-Stachelmäuse?
Türkei-Stachelmäuse sind im Allgemeinen sehr gesunde und robuste Tiere bei korrekter Haltung und Fütterung.
Bei zu kohlenhydratreicher und/oder zu fetter Ernährung neigen die Tiere außerdem Verfettung mit ihren das Leben der Tiere erheblich verkürzenden Begleiterscheinungen. Vor allem stellt die Fettleibigkeit ein großes Problem dar, weil sie von vielen Haltern nicht als solche wahrgenommen und entsprechend selten gegengesteuert wird.
Außerdem reagieren Stachelmäuse bei falscher Haltung und/oder falscher Ernährung zu Verhaltensstörungen wie Schwanznagen.
Typische Krankheiten
- Adipositas
- Verhaltensstörungen
Wie kann ich Türkei-Stachelmäuse vergesellschaften?
Die Vergesellschaftung junger, noch nicht komplett umgefärbter Stachelmäuse mit Altersgenossen oder Alttieren gestaltet sich in der Regel recht unkompliziert. Die erwachsener Stachelmäuse ist mitunter etwas schwierig. Bei der Vergesellschaftung erwachsener Tiere sollten Sie also schon etwas Erfahrung mit anderen Arten gesammelt haben.
Erwachsene Tiere gewöhnen Sie am besten mit der Etappenmethode, in schwierigen Fällen in Kombination mit der Methode Käfig in Käfig aneinander. Wichtig ist dabei, dass Sie in der Etappenmethode die Transportbox nicht zu klein wählen. Alternativ können auch kleine Gitterkäfige verwendet werden. Die Mäuse reagieren sonst mitunter sehr aggressiv aufgrund der Enge. Die gesamte Integration sollten Sie sehr behutsam betreiben. Sie sollte bei Weibchen und Kastraten über etwa 1 bis 2 Wochen, bei Böcken über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Wochen gezogen werden. So gehen Sie sicher, dass die Gruppe stabil bleibt. Bei der Vergesellschaftung junger Tiere untereinander reicht es in der Regel, wenn Sie die Etappenmethode über 1 Woche anwenden.
Eine Alternative für Gruppen aus Weibchen mit oder ohne Kastraten bietet die Großraummethode. Da Türkei-Stachelmäuse aggressiv auf Enge reagieren, kann diese Methode vor allem solche Exemplare entspannen, die in kleineren Behältnissen starke Angst oder Aggression zeigen und so den Vergesellschaftungserfolg gefährden.
Es gibt aber vor allem unter Böcken durchaus auch Individuen, die sich gar nicht aneinander gewöhnen lassen. Hier hilft nur eine endgültige Trennung beider Tiere und die Suche nach jeweils neuen Partnern oder die Kastration.
Anschaffung von Türkei-Stachelmäusen
Sie glauben, dass Türkei-Stachelmäuse die richtigen Haustiere für Sie sind? Dann haben Sie mehrere Möglichkeiten, woher Sie Ihre Mäuse beziehen können.
1. Tierschutz
Türkei-Stachelmäuse sind seltene Exoten und kommen im Tierschutz quasi nicht vor. Einzig bei spezialisierten Exotenpflegestellen wie der des Mäuseasyls kann sich das Nachfragen lohnen.
2. Seriöser Züchter
Ihr Gang sollte Sie also zu einem seriösen Züchter führen. Der kann Sie fundiert beraten und kennt seine Tiere gut. Hier ist das Risiko, kranke Mäuse oder das falsche Geschlecht zu erwerben, ähnlich gering wie bei spezialisierten Pflegestellen.
3. Messen und Börsen
Auch auf diversen Messen und Börsen sind Türkei-Stachelmäuse selten vertreten. Schauen Sie sich die angebotenen Tiere hier gründlich an, ob diese gesund sind. Denn gerade in diesem Umfeld tummeln sich oft schwarze Schafe, die kranke und alte Tiere verkaufen.
4. Zoohandlung und Vermehrer
Ähnlich wie beim Tierschutz sind Türkei-Stachelmäuse auch in Zoohandlungen quasi nicht vertreten. Vor mit eher wenig Wissen gesegneten Vermehrern sind Sie aber auch bei diesen Raritäten nicht sicher.
Ein Kauf kann für Sie hier recht unproblematisch sein. Wahrscheinlicher ist es aber, dass Sie sich Probleme einhandeln, etwa kranke oder parasitenverseuchte Tiere, instabile Gruppen oder sozial inkompetente Mäuse. Zudem ist die Beratung hier – ähnlich wie auf Messen – oft mangelhaft oder gar falsch.
Checkliste Anschaffung
- Gehege
- Einstreu und Nistmaterial
- Einrichtung (Wurzeln, Häuschen, ...)
- Wärmequelle
- Schüsseln oder Spender für Wasser und/oder Futter
- Transportbox
- Tierarzt, der im Zweifel bereit - und fähig! - ist, die Winzlinge zu behandeln
Türkei-Stachelmäuse in Artengesellschaften
Bitte bedenken Sie in jedem Fall: Artengesellschaften gehören immer in Hände erfahrener Halter und benötigen deutlich mehr Platz als die artreine Haltung!
Für eine Artengesellschaft sind Stachelmäuse durch ihr neugieriges, meist offenes Wesen recht gut geeignet. Bedenken Sie jedoch, dass sich nicht jedes einzelne Exemplar gleich gut mit anderen Arten verträgt.
Der Knackpunkt bei Artengesellschaften mit Türkei-Stachelmäusen ist oft die Fütterung. Karge Kost sollte also auch der Partnerart bekommen. So passen zu beispielsweise diese Kombinationen:
- Türkei-Stachelmäuse + Afrikanische Vielzitzenmäuse (kommen beide gut mit der energiearmen Fütterung und einem gut dreidimensional strukturierten Gehege klar)
- Türkei-Stachelmäuse + Streifengrasmäuse (oft friedliches Nebeneinander, weniger ein Miteinander)
- Türkei-Stachelmäuse + Tüpfelgrasmäuse (oft friedliches Nebeneinander, weniger ein Miteinander)
Nicht jede Mäuseart kommt aber mit der energiearmen Fütterung klar. Das gilt u.a. für die beliebte Kombination von Farbmäusen und Türkei-Stachelmäusen! Farbmäuse brauchen erheblich mehr Energie, als die sparsamen Wüsten- und Steppenbewohner.
Problematisch sind mitunter auch Artengesellschaften zwischen verschiedenen Stachelmausarten. Hier ist im Vorfeld eine gründliche Recherche nötig. Einige Arten verdrängen einander in freier Wildbahn und sollten daher auch als Haustiere nicht zusammen wohnen. Außerdem sollten Sie bedenken, dass sich die einzelnen Stachelmausarten miteinander fortpflanzen können.
Ungünstige Kombinationen mit Türkei-Stachelmäusen ist z. B.:
- Türkei-Stachelmäuse + Farbmäuse (Fütterung passt nicht)
Das Gehege sollte je nach Gruppengröße und zweiter Art eine Gesamtgrundfläche (Etagen eingerechnet) von mindestens 2 bis 4 qm haben. Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft absehen!
Schaffen Sie niemals Tprkei-Stachelmäuse für eine Artengesellschaft an, wenn Sie bei Nichtvertragen nicht auch die Möglichkeit haben, beide Arten getrennt zu halten.
Sie sollten beide Arten auch schon als artreine Gruppe längere Zeit gehalten haben und ausreichend über deren Bedürfnisse und Eigenheiten informiert sein. So vermeiden Sie, dass grundlegende Bedürfnisse der Tiere in der Artengesellschaft leiden.
Können Sie diese Grundbedingungen nicht sicherstellen, sollten Sie von einer Artengesellschaft in jedem Fall absehen!
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Quellen:
Biologiezentrum.at
gbif.org
Tierdoku.com
Wikipedia – DE
Wikipedia – EN
Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder, (Hrsg.): Mammal species of the world Vol. 2, 3. Auflage, The Johns Hopkins University Press, Baltimore, 2005
Letztes Update: 27.02.2024