Nystatin

Nystatin für Mäuse und andere Nager

Kurzinfo:

Arzneitropfen
apothekenpflichtig
Schulmedizin für Mäuse

Wirkung und Eigenschaften von Nystatin

Der Wirkstoff Nystatin wird von verschiedenen Bakterien gebildet, darunter Streptomyces noursei, Staphylococcus aureus und andere Streptomyces spp. Er wirkt fungistatisch und fungizid gegen verschiedene Pilze, wird jedoch hauptsächlich gegen Infektionen mit Candida eingesetzt. Gegen Protozoen, Bakterien und Viren greift Nystatin nicht.

Nystatin wirkt, indem es sich an Sterole bzw. Ergosterole der Pilzzellmembran bindet. Daher wirkt der Stoff nur gegen Organismen, deren Zellmembran Sterole enthalten. Durch die Verbindung des Nystatins mit den Sterolen ist die Membran nicht länger fähig, als selektive Barriere zu fungieren. In der Folge strömen Kalium und intrazelluläre Zellbestandteile aus der Zelle, welche schließlich abstirbt.

Nystatin wird auch bei oraler Gabe nicht in den Körper resorbiert und baut daher auch keine Spiegel in diversen Geweben auf.

Nystatin wird bei oraler Gabe nicht resorbiert und wirkt lokal im Darm. Der Wirkstoff wird auch nicht über intakte Haut oder Schleimhaut resorbiert.
Bei oraler Gabe wird Nystatin unverändert mit dem Kot wieder ausgeschieden.

Eigenschaften

Indikationen für Nystatin

Bei Mäusen und anderen Nagern wird Nystatin als Breitbandantimykotikum für Pilzerkrankungen des Verdauungstraktes eingesetzt. Es zielt vor allem auf Infektionen durch Candida spp., aber auch auf andere Pilze und Hefen.

Seltener wird es auch gegen Pilzerkrankungen der Haut verwendet.

Indikationen im Überblick

Erreger im Überblick

Dosierung und Verträglichkeit von Nystatin

Bei Pilzinfektionen des Verdauungstraktes sollten Farbmäuse, Mongolische Rennmäuse, Hamster und Ratten eine Dosierung von 15 – 20mg/kg erhalten, die 2 – 3x täglich über 10 bis 14 Tage verabreicht wird. Die Behandlungserfolge beschreiben Halter bei dieser Gabe als mäßig bis gut. Inwiefern sich bei den weniger erfolgreichen Fällen eine falsche Fütterung negativ auswirkt, konnte ist leider unklar.

Bei Farbmäusen, Mongolischen Rennmäusen, Hamstern und Farbratten treten gelegentlich Verdauungsstörungen unter Nystatin auf. Informationen zur Verträglichkeit bei exotischen Nagern und anderen Kleinsäugerexoten liegen mir leider nicht vor.

Dosierungstabelle für Nystaderm S

 KonzentrationVolumen
Für 15mg/kg0,15mg/10g (= 3125 I.E)0,15mg = 0,007 ml
Für 20mg/kg0,20 mg/10g (= 4166 I.E.)0,20 mg = 0,008 ml

Dosierungsvorschläge aus der Literatur:

GabemodusWirkstoffmenge
oral
  • 15 – 20mg/kg (2 – 3x tgl. über 10 – 14 Tage)
  • 15 – 20mg/kg (2x tgl. über 7 – 10 Tage)
  • 100.000 I. E./kg (2 – 3x tgl. über 14 Tage)

Anwendung

Nystatin sollten Sie oral direkt eingeben oder mit einem nicht zuckerhaltigen Leckerlie verabreichen. Sie können es bei scheueren Tieren auch mit einem Klecks Brei vermengen und anbieten. Achten Sie auch hier darauf, dass der Brei kein Obst, keinen Zucker und möglichst wenige sonstige Kohlenhydrate enthält.
Nystatin kann nicht gespritzt werden.

Vor allem bei einem Hefebefall des Verdauungstraktes ist auch eine “Pilzdiät” parallel zur Medikation sinnvoll. Die gestaltet sich vor allem bei Granivoren und Obstfressern schwierig, ist aber möglich. Verlagern Sie die Futteranteile für die Behandlungsdauer soweit wie bei der von Ihnen gehaltenen Art möglich auf Fette und Proteine.

Labortest
Pilze können im Verdauungstrakt zu Symptomen führen, die nicht spezifisch für eine Pilzerkrankung sind, sondern auch von anderen Erkrankungen herrühren können. Für eine zielführende Behandlung sollten Sie daher vorher beim Tierarzt eine Probe nehmen und im Labor bestimmen lassen. Eine solche Pilzkultur kann bis zu 4 Wochen dauern, bis das Ergebnis feststeht. Erfordert es der Zustand des Patienten, können Sie natürlich vorher eine versuchsweise Behandlung mit Nystatin starten.

Kontraindikationen für Nystatin

Nystatin darf nicht bei einer bekannten Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff angewendet werden.

Resistenzen
Candida spp. Weisen nur selten eine Nystatinresistenz auf. Dann besteht i. d. R. auch gegen alle anderen Polyenantibiotika eine Resistenz.

Nebenwirkungen und Toxizität

Der Wirkstoff Nystatin kann bei oraler Gabe in höheren Dosen eine ganze Reihe von Nebenwirkungen verursachen. Dazu gehören Appetitlosigkeit, Übelkeit und Durchfall.
Bei der Anwendung von Präparaten auf der Haut kommt es selten zu Irritationen.
Nystatin wird nicht intramuskulär, also in den Muskel, oder subkutan verabreicht, da es stark gewebsschädigend ist.
Eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene während der Schwangerschaft konnte nicht nachgewiesen werden.

Eine akute Vergiftung durch Überdosis ist bei Nystatin nach oraler Gabe unwahrscheinlich, da der Stoff nicht resorbiert wird.

Nebenwirkungen im Überblick

Durchfall
Durchfälle sind vor allem bei oral verabreichten Antimykotika die häufigste Nebenwirkung. Bieten Sie den Tieren daher nach einer Behandlung ausgleichende Mittel für den Darm (z.B. Bird Bene Bac, Naturjoghurt) an. Treten schwere Durchfälle auf, sollten Sie mit Dysticum gegensteuern.

Wechselwirkungen

Nystatin sollte oral nicht zusammen mit Tetracyclin verabreicht werden, da sonst die Absorption von Tetracylin verringert wird. Eine parallele Gabe eines gespritzten Depots ist unproblematisch.

Lagerung und Haltbarkeit

Nystatinhaltige Präparate lagern Sie am besten fest verschlossen, lichtgeschützt bei 15 bis 30°C. Ist ein Präparat Temperaturen von 40°C und mehr auch nur einmalig ausgesetzt, können Sie es nicht mehr verwenden. Frieren Sie orale Lösungen und Suspensionen nicht ein.
Schütteln Sie die Flasche bei Suspensionen vor Gebrauch kräftig.

 Das Verfallsdatum ist auf der Packung aufgedruckt. Verwenden Sie dieses Arzneimittel nicht mehr nach diesem Datum!
Wenn Ihnen Ihr Tierarzt ein Präparat abfüllt, fragen Sie ihn immer, wie lange es verwendbar ist und notieren Sie sich dieses Datum auf dem Behälter.

Lagerung im Überblick

Entsorgung
Entsorgen Sie Reste im Hausmüll. Leeren Sie das Antimykotikum niemals in Klo oder Spülbecken!
Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Wikipedia

Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; Enke, 1. Auflage 2008, S. 258
I. U. Emmerich, J. Hein: Dosierungsvorschläge für Arzneimittel bei Kleinnagern, Kaninchen, Frettchen und Igeln; 2. Aufl., Thieme-Berlag, Stuttgart New York 2018, S. 138ff.
Beipackzettel

Letztes Update: 20.05.2020