Mycoplasmose bei Mäusen

Sobald eine Maus auch nur hartnäckig und dauerhaft niest, wollen manchen Maushalter ganz genau wissen: “Das ist Myco!” Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Mycoplasmen sind eine ganze Erregergruppe, die mausartigen Nagern Reihe sehr verschiedener Symptombilder und Erkrankungen verursachen können. Der nachfolgende Artikel stellt die verschiedenen Erreger bei Farbmaus und Farbratte vor und widmet sich den verschiedenen Symptomen und Behandlungsansätzen.

Ursachen für Mycoplasmose bei Mäusen

Der Erregergruppe der Mycoplasmen gehören die kleinsten bekannten Mikroorganismen an, welche sich selbstständig vermehren können und keine Zellwand besitzen. Die Keime sind typische Parasiten der Zelloberfläche, dringen aber eher selten in die Zelle selbst ein. Besonders häufig sind sie auf Schleimhäuten – meist denen des Atmungstraktes – vertreten. Sie siedeln sich aber auch im Genitaltrakt, in den Ohren und in den Gelenken an.
Ist ein Organismus Träger dieser Erreger, muss er nicht notwendigerweise Symptome aufweisen. Gesunde Tiere mit starkem Immunsystem sind in der Regel symptom-, aber eben nicht unbedingt erregerfrei. Erst wenn eine zusätzliche Erkrankung oder äußere Umstände wie schlechtes Futter oder chronischer Stress den Organismus und damit das Immunsystem schwächen, beginnen auch die Mycoplasmen ihr zerstörerisches Werk, welches sich in der Regel in lokalen, chronisch-entzündlichen Reaktionen äußert.

Mycoplasmen können an vielen Krankheitsphänomenen beteiligt sein. Dazu gehören Atemwegserkrankungen, bei denen sie Gewebe auf Dauer zerstören. Aus dieser Zerstörung resultieren die bekannten, dauerhaft auftretenden Atemgeräusche.
Weitere Erkrankungen, an denen Mycoplasmen verschiedener Stämme beteiligt sein können, sind die äußere und Mittelohrentzündung, Gelenkserkrankungen, Rollkrankheit, Genitalinfektionen und Augenentzündungen.

Ausgehend von einer Untersuchung, die den Haustierbeständen von Farbratten eine nahezu komplette Mycoplasmendurchseuchung bestätigt hat, wird auch bei Mäusen gern von Mycoplasmose, kurz Myco, gesprochen, sobald ein Tier Atemgeräusche zeigt. Eine ähnliche Durchseuchung wird bei Mäusen als Haustiere zwar vermutet, ist bis zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht durch Untersuchungen belegt. Über einen tatsächlichen Durchseuchungsgrad kann also nur spekuliert werden. Bei europäischen Laborbeständen von Farbmäusen geht man von einer Durchseuchung von 0,16% aus.

Die verschiedenen Mycoplasmen

Mycoplasma pulmonis ist ein pleomorphes, gramnegatives Bakterium, das vor allem die Atemwege bei Ratten und Mäusen befällt. Darüber hinaus kann es Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen befallen. Es kann sich neben dem Atmungstrakt auch im Genitaltrakt festsetzen. Es ist der bedeutendste Vertreter der Mycoplasman bei mausartigen Nagern.

Verwandt mit M. pulmonis ist Mycoplasma arthritidis, das als natürliche Infektion nicht pathogen ist, es aber bei intravenöser Übertragung sein kann.

Ebenfalls bei Laborbeständen von Farbmäusen schon gefunden wurde Mycoplasma collis, das aber keinen krankheitserregenden Effekt zu haben scheint. Klinisch unauffällig verlaufen auch Infektionen mit M. arginini, M. hyorhinis, M. orale und M. fermentans bei Mäusen.

Den hat dafür Mycoplasma neurolyticum, der Erreger der Rollkrankheit. Auch Mycoplasma coccoides kann zu Erkrankungen führen.

Mycoplasma haemomuris, Erreger der Haemobartollenosis, ist ein grampositives Bakterium ist ein obligater Parasit. Es parasitiert auf den roten Blutkörperchen von Ratten.

Ursachen im Überblick

Übertragung von Mycoplasmen

Mycoplasmen können ihren Wirt über viele Wege erreichen. Die Übertragung erfolgt durch den direkten Kontakt von Maus zu Maus, über winzigste Tröpfchen (z.B. beim Niesen), beim Deckakt oder von der Mutter auf ihre Jungen. Auch indirekte Übertragung über ungewaschene Hände, verseuchtes Inventar und ähnliches sind möglich.
Mycoplasma pulmonis wird vor allem über Tröpfcheninfektion und sexuell übertragen. Eine intrauterine Übertragung ist nur für Ratten nachgewiesen, nicht aber für Farbmäuse.

M. haemomuris wird von der Rattenlaus Polypolax spinulosa übertragen. Da der Parasit in Europas Haustierpopulation quasi nicht vertreten ist, sind die Mycoplasmen vor allem für Laborbestände von Bedeutung.

M. coccoides wird von der Mäuselaus Polyplax serrata übertragen. Befälle mit diesen Parasiten kommen in Haustierbeständen quasi nicht mehr vor, weshalb diese Mycoplasmen für mitteleuropäische Haustierhalter nicht von Bedeutung sind.

Übertragung im Überblick

Symptome einer Mycoplasmen-Erkrankung

Die Infektion mit Mycoplasmen verläuft meist symptomlos. Erst bei einer Schwächung des Immunsystems, Reizungen der Atemwege (z.B. durch Ammoniak) und sekundäre Infektionen (besonders mit Pasteurella pneumotropica, Bordatella bronchiseptica, Corynebacterium kutscheri, Streptococcus pneumoniae) zeigen sich Symptome. Hier behandelt werden die in der Haustierpopulation bedeutendsten Mycoplasmen: M. pulmonis und M. neurolyticum.

Sie schaden ihren Wirtszellen über eine Nährstoffkonkurrenz oder mit der Abgabe von Toxinen, aber auch durch Schädigung von Zellstrukturen.

Mycoplasma pulmonis

Die Symptome einer Infektion sind abhängig von der aufgenommenen Erregerzahl. Erst in hohen Dosen entstehen ernsthaftere Erkrankungen mit einer höheren Mortalität. Zudem haben Überlebende dann öfter chronische Symptome. Bei einer Aufnahme geringer bis mäßiger Mengen bleibt die Infektion symptomlos oder verläuft vergleichsweise mild.
Resistenz gegen Erreger hängt zudem von Genen der Mäuse ab. Außerdem variieren die
Stämme von M. pulmonis in ihrer Virulenz.

Bei Erkrankungen in der Lunge mit Beteiligung von Mycoplasma pulmonis lassen sich unter anderem ein zunehmendes Niesen und die charakteristischen Atemgeräusche beobachten. Mit fortschreitender Erkrankung wandern die Erreger die Atemwege hinab. Es kommt dann zu vermehrten und konstanteren Geräuschen, zu Flankenatmung, verschlechtertem Allgemeinbefinden und Abmagerung aufgrund von Atemnot. Nasen- und Augenausfluss lassen sich zumindest in der ersten Zeit der Infektion eher selten beobachten. Dafür „plüschen“ die Patienten recht schnell und werden struppig.
Aus einer akuten Infektion kann eine chronische Erkrankung der Atemwege entstehen als Bronchitis, Bronchiolitis oder Alveolitis.
Bei Mäusen können schon sehr junge Tiere von Atemwegssymptomen betroffen sein. Bei Ratten trifft es in der Regel erst erwachsene Nager.

Wandert M. pulmonis ins Ohr ein, verursacht es hier die typischen Symptome einer Otitis media mit der charakteristischen Schiefhaltung des Kopfes.

Besiedeln Mycoplasmen den Genitaltrakt, verursachen sie hier Eierstock- oder Eileiterentzündungen sowie Entzündungen der Gebärmutterwand. Die Folge sind  Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit.
Bei Ratten ist auch eine chronische Endometritis oder Gebärmutterentzündung möglich.

Entzündungen des Gehirns oder des Rückenmarks durch M. pulmonis sind selten. Sie können dann schlaffe Lähmungen verursachen.

Mycoplasma neurolyticum

Mycoplasma neurolyticum äußert sich in den typischen Bewegungen der Rollkrankheit. Die typischen Drehbewegungnen erscheinen recht plötzlich durch das Exotoxin des Erregers. Um eine symptomatische Erkrankung hervorzurufen, braucht es eine Massenvermehrung und Ausscheidung hoher Mengen des Exotoxins durch die enorme Erregerzahl.
Zu den Symptomen zählen spastische Überstreckungen des Kopfes sowie scheinbar ziellose Bewegungen des Vorderbeins, gefolgt von der Rollbewegung entlang der Körperlängsachse. Vor allem sehr scheue Mäuse können bei Berührung auch wie Flummis durch das Gehege schnipsen oder sich heftig, aber unkoordiniert bewegen. Unbehandelt endet die Erkrankung sehr schnell in einem komatösen Zustand und final im Tod des Tieres.

Mycoplasma arthritidis

Befallen Mycoplasmen die Gelenke, verursachen sie Arthritis und die daraus resultierenden, typischen Symptome wie schmerzempfindliche und geschwollene Gelenke.

Symptome im Überblick

Diagnose einer Mycoplasmose

Die eindeutige Diagnose einer Mycoplasmose gestaltet sich insbesondere bei Mäusen am lebenden Tier schwierig. In der Regel ist „Myco“ also eine Verdachtsdiagnose aufgrund des Symptombildes und des Krankheitsverlaufes.

Mycoplasma pulmonis

Der Nachweis von Mycoplasmen der Form M. pulmonis, welche die Atemwege angreifen können, ist über einen Antikörpertest möglich. Allerdings werden für diesen Test 0,5 ml Blut benötigt – was 10 bis 12% der Gesamtblutmenge einer Maus ausmacht. Deshalb ist der Test am lebenden Tier kaum durchführbar. Da der Erreger in Nasenhöhlen und tieferen Atemwegen lokalisiert ist, kann auch keine Tupferprobe zur Analyse genommen werden.

Daher kann Mycoplasmose an der lebenden Maus nicht sicher diagnostiziert, sondern lediglich vermutet werden. Bei Atemgeräuschen automatisch gleich von „Myco“ zu sprechen, ist daher falsch, da es viele weitere Erreger gibt, die dieselben Symptome verursachen können.

Bestimmte Formen von Atemgeräuschen bieten wider verbreiteter Annahmen hier ebenfalls keinen sicheren Indikator.
Auch andere Erkrankungen, an denen Mycoplasmen beteiligt sein können, müssen nicht automatisch von diesen ganz oder teilweise verursacht werden, da es auch hier weitere Keime gibt, die analoge Krankheitszeichen hervorrufen.
Sollte ein Tier des Bestandes eingeschläfert werden oder versterben, kann es beim Tierarzt oder direkt in der Veterinärpathologie abgegeben werden, um es auf einen Mycoplasmenbefall hin zu untersuchen. Dafür werden eine Laborkultur und der PCR-Test herangezogen.

Differenzialdiagnosen für eine Mycoplasmose der Atemwege sind alle anderen bakteriellen und viralen Ursachen mit ähnlichem Symptombild, aber auch Herzerkrankungen und Pilzinfektionen des Atmungstraktes.

Mycoplasma neurolyticum

M. neurolyticum wird über die klinischen Zeichen einer Otitis media diagnostiziert und muss von anderen bakteriellen Ursachen abgegrenzt werden.

Mycoplasma haemomuris

M. haemomuris äußert sich bei Ratten über eine Anämie und über Blut im Urin, das sich nachweisen lässt. Diagnostiziert werden muss es über eine Blutuntersuchung, da sich der Erreger in einer Kultur nicht anzüchten lässt.

Möglichkeiten der Diagnose
Typische Ergebnisse der Anamnese:
Weitere Untersuchungen:
Differentialdiagnosen:

Behandlung einer Mycoplasmose bei Mäusen

Da Mycoplasmose nicht sicher diagnostiziert werden kann, ist eine gezielte Behandlung nicht möglich. Die Tiere werden symptomatisch behandelt, wie bei den entsprechenden Erkrankungen, denen andere Erreger zugrunde, liegen üblich.
Die Mycoplasmen können dabei nicht vernichtet, sondern nur die Symptome bekämpft werden. Die Patienten bleiben lebenslang Träger der Erreger.

Schulmedizin bei Mycoplasmose

Die Wirksamkeit der einzelnen Antibiotika in der untenstehenden Tabelle ist jedoch je nach Mycoplasmenstamm sehr unterschiedlich, sodass das Antibiotikum unter Umständen ein- oder mehrmals gewechselt werden muss. Neben den genannten Wirkstoffen können Sie nur Präparate verwenden, die nicht an der Zellwand der Erreger ansetzen. Deshalb sind u. a. Penicilline unbrauchbar.

Medikamentenaufstellung

AntibiotikumGabeturnusDosierungGabemethode
Doxycyclin1x täglich5-10mg/kgsubkutan
Baytril1x täglich10mgsubkutan , oral
Oxytetracyclin1x täglich10-20mg/kgsubkutan
Marbocyl1x täglich4mg/kgsubkutan , oral
Erythromycin2x täglich10mg/kgoral
SchleimlöserGabeturnusDosierungGabemethode
Acetylcystein2x täglich3mg/kgoral , subkutan
Bisolvon2x täglich0,5mg/kgoral
Kamille o. ä. Inhalat
1 – 3x täglichinhalieren

Es gibt verschiedene Methoden, das Antibiotikum zu verabreichen. Am gebräuchlichsten ist die Gabe direkt ins Maul oder über ein Leckerli. Subkutane Injektionen haben sich als besonders zuverlässig und effektiv erwiesen. Auch berichten viele Halter und einige Tierärzte, dass die Injektionslösung auch bei oraler Gabe besser “greift”. Lassen sich die Tiere nicht oder nur schwer anfassen, hat sich die Gabe über das Wasser bewährt. Die Wasserflasche muss dann je nach Lichtempfindlichkeit des Antibiotikums vom Licht abgeschirmt werden. Lassen Sie sich das Verhältnis von Antibiotikum zu Wasser vom Tierarzt für die Körpermasse und das Trinkverhalten Ihrer Mäuse ausrechnen. Achtung: Einige Antibiotika eignen sich nicht für die Gabe über das Trinkwasser!

Im Allgemeinen sollte eine Antibiotika-Kur nicht länger als 14 Tage dauern. Bei lange bestehenden oder sehr schweren Infekten kann sie aber auch 4 Wochen oder länger dauern. Lassen Sie sich über eine längere Gabe eingehend von Ihrem Tierarzt beraten!
Bei wiederholten Atemwegsinfekten, sollte das Antibiotikum möglichst erst 4 Wochen nach Gabe der letzten Dosis wieder angewendet werden. Früheres Ansetzen einer neuen Kur sollten Sie unbedingt mit Ihrem Tierarzt abklären! Das kann vor allem bei chronisch kranken Mäusen notwendig werden.

Stark verschleimten oder niesenden Mäusen können Sie mit Schleimlösern wie Bisolvon oder ACC Erleichterung verschaffen.

Für Mäuse mit akuter Atemnot aufgrund einer Atemwegserkrankung hat sich außerdem das Cortison Dexametason als schnell wirksam und gut verträglich bewährt.
Mäuse mit starken chronischen Atembeschwerden können Sie mit dem Cortison Depot Medrate und einem cortisonhaltigen Asthmaspray so einstellen, dass die Tiere noch eine gute Lebensqualität haben. Für diese Therapie wird das Depotcortison gespritzt. In schlechten Phasen und in der Einstellungsphase inhaliert der Patient zusätzlich bis zu 3x täglich, indem Sie ihn mit dem Kopf so weit wie möglich in den Inhalator stecken und dann „abdrücken“. Achten Sie bei der Auswahl des Inhalators daher darauf, dass der Nutzer für die Anwendung daran nicht aktiv ziehen muss.

Patienten mit Otitis in sehr schlechtem Zustand müssen Sie eventuell für einige Tage mit nährenden Infusionen (Jecuplex, Sterofundin) überbrücken, bis diese wieder in der Lage sind, oral etwas zu sich zu nehmen.

Komplementärmedizin bei Mycoplasmose

Die hier zusammengefassten Maßnahmen greifen vor allem bei einem Befall der Atemwege mit Mycoplasmen. Sie ergänzen die schulmedizinische Behandlung. Ziel der hier vorgestellten Mittel und Methoden ist, dass die Symptome schneller und nachhaltiger zu bekämpfen

Phytotherapie

Bronchipret Saft (Thymian + Efeu) und auch Prospan (Efeu) werden von Farbmäusen gut akzeptiert und vertragen und reduzieren Atemgeräusche in vielen Fällen hörbar. Beides können Sie vom Löffel, mit einem Leckerli oder im Brei anbieten.
Thymian können Sie außerdem auch frisch füttern. Wählen Sie dafür möglichst stark duftendes Kraut. Die Mäuse inhalieren dann beim Fressen automatisch die ätherischen Öle.
Begleitend können Sie außerdem auf das Immunsystem stimulierende Mischungen zurückgreifen. Die gibt es inzwischen auch in der Veterinärmedizin, z. B. RodiCare Immo von Alfavet.
Auch Arzneitees eignen sich ergänzend für schnupfende Mäuse. Aufgüsse mit Kamille, Fenchel, Thymian, Pfefferminze, handelsübliche „Atme Dich frei“-Mischungen und Erkältungstees mit Schwerpunkt Respirationstrakt passen dafür hervorragend. Bieten Sie am besten den noch gut handwarmen Tee in Schüsseln an. So inhalieren die Mäuse beim Trinken gleich noch.

Inhalieren

Beim Inhalieren wird zwischen feuchter und trockener Inhalation unterschieden. Feucht inhalieren lassen können Sie Ihren Patienten mit Aufgüssen oder Inhaliergeräten. Diese Form eignet sich für alle Zusatzstoffe, die Sie als Aufguss zubereiten können. Dazu zählen unter anderem Meersalz, Kamille, Thymian und Pfefferminze. Diese Behandlung befeuchtet die Schleimhäute und bringt die Wirkstoffe beim Einatmen tief in den Atmungstrakt.
Wichtig: Mäuse mit akuter Atemnot sollten Sie nicht feucht inhalieren lassen. Das kann einen Erstickungsanfall auslösen!

Für trockenes Inhalieren eignen sich ätherische Öle. Für Laien würde ich vor allem Erkältungsbalsame empfehlen. Mit puren Ölen müssen Sie nämlich deutlich vorsichtiger umgehen. Überdosierungen können hier Reizungen bis hin zur Atemnot verursachen. Bewährt haben sich Balsame für Inhalation und Einreibungen wie VapoRub, Pinimenthol oder TransPulmin.
Wichtig: Studieren Sie vor der Anwendung solcher Inhalate deren Zusammensetzung. Für Campher und Menthol sind beim Menschen in seltenen Fällen Bronchospasmen als Nebenwirkung bekannt. Für Mäuse gibt es keine Untersuchungen. Bisher ist mir auch kein Fall bekannt. Trotzdem sollten Sie bei diesen Präparaten eingangs vorsichtig testen, ob Ihr Patient das Mittel gut verträgt. Auch hier gilt: Je schlechter die Atmung, umso vorsichtiger sollten Sie dosieren. Weichen Sie im Zweifel auf mildere Präparate ohne diese Inhaltsstoffe (z. B. Babix) aus.
Wenn Sie Duftöle für die Inhalation kaufen, achten Sie darauf, dass es immer zu 100% reine ätherische Öle sind. Es muss die Bezeichnung „ätherisches Öl“ draufstehen. Parfümöle sind zwar deutlich billiger, aber ohne jeglichen Wirkstoff, weil künstlich erzeugt, und können sogar kontraproduktiv sein!
Wenn Sie sich das Handling konzentrierter Öle für die Therapie nicht zutrauen, können Sie bei einigen Ölen auch auf frische Pflanzen ausweichen. Verreiben Sie etwa frischen Thymian oder frische Pfefferminze, können Sie keine die Atemwege reizenden Mengen der Öle erreichen.

Für die Therapie streichen Sie beispielsweise etwas Öl oder Balsam an das Holz des Geheges oder an ein Stück Holz, das Sie ins Gehege stellen. Geriebene Frischpflanzen stellen Sie einfach in einer Schüssel rein. Die Mäuse können auch davon fressen. So inhaliert der Patient ohne Stress. Das der Rest der Gruppe mitinhaliert ist unproblematisch. Sie müssen die gesunden Mäuse also nicht vom Patienten trennen.

Sonstige Maßnahmen

Bei Atemwegserkrankungen können Sie die Heilung auch durch Wärme unterstützen. Vor allem Mäusen in sehr schlechtem Zustand tut eine permanente Wärmequelle gut. Bewährt hat sich vor allem Rotlicht, das eine angenehme, gleichmäßige Wärme spendet und hier sogar bessere Ergebnisse brachte als eine Wärmematte.
Wärme bedeutet gleichzeitig: Vermeiden Sie Zugluft, Kälte und starke Temperaturschwankungen. Sie belasten Ihren Patienten weiter.

Verlieren die Mäuse im Rahmen von Atemwegserkrankungen stark an Gewicht, sollten Sie sie mit einer Päppelpaste (z. B. Nutrical), Convalescence Support, Critical Care (bei vorrangigen Herbivoren) oder diversen Päppelbreimischungen füttern, um diesen Verlust auszugleichen. Auch gezielte Vitamingaben – vor allem mit B-Vitaminen – können unterstützen. Wichtig für die Schlagkraft des Immunsystems ist außerdem Zink, das Sie über Leckerli oder Brei als Kur supplementieren können.

Noch mehr als bei gesunden Tieren gilt bei kranken Mäusen die Stressvermeidung. Ausmisten, unnötige Fang- und Transportaktionen oder Vergesellschaftungen sollten Sie in dieser Zeit also möglichst vermeiden. Auch das von Tierärzten oft fälschlicherweise angeratene Separieren der kranken Tiere bedeutet enormen Stress. Da der Erreger aber ohnehin schon in der gesamten Gruppe kursiert, wenn Sie Symptome an einem Tier feststellen, ist es für eine Separation ohnehin zu spät.

Antibiotika greifen nicht nur schädliche Keime an. Auch die Darmflora kann leiden. Unterstützen Sie sie mit der Gabe von Bene Bac, Mutaflor oder Naturjoghurt. Bei Durchfall können Sie mit Naturjoghurt + Dysticum (2:1) gegensteuern.

Bei einer Otitis müssen sie schlecht oder nicht orientierten Patienten anfangs helfen und mitunter Wasser und Brei von Hand füttern. Diese Hilfe brauchen die Nager so lange, bis sie wieder ausreichend im Raum orientiert sind, um selbst zu fressen und zu trinken.

Behandlungsmöglichkeiten
Bewährte Mittel und Medikamente
CAVE – MEDIKATION BEI ATEMNOT!
Mäuse mit Atemnot müssen alle Medikamente, die ins Tier sollen, gespritzt bekommen! In der Regel bekommen Sie diese nicht mehr oder nicht mehr in ausreichender Menge oral in den Patienten, da er je nach Grad der Atemnot entweder nicht mehr fressen will oder schon nicht mehr kann. Erst wenn der Patient wieder besser atmen kann, können Sie die Therapie oral fortsetzen, soweit die Medikamente dafür geeignet sind.
Rotlichtbox für gleichmäßige Wärme
Vor allem für schwerkranke Mäuse hilfreich: Rotlichtbox für gleichmäßige Wärme
Chronische Atemgeräusche
Nach Ende der Behandlung sind nicht alle Mäuse symptomfrei. Besonders bei Farbmäusen kommt es öfter vor, dass Atemgeräusche zurückbleiben, die von chronischen, irreversiblen Schädigungen der Lunge herrühren. Beobachten Sie solche Tiere besonders genau, um eine Verschlechterung des Zustandes rechtzeitig wahrnehmen. Auszumachen sind diese Schäden während der Therapie recht einfach: Die Geräusche verbessern sich unter der Behandlung mit dem Antibiotikum bis zu einem bestimmten Umfang und bleiben dann mit und ohne Behandlung auf diesem Niveau. Die Geräusche können sich außerdem unter Belastung (Stress) kurzfristig verstärken oder auch nur bei körperlicher Aktivität auftreten.
Maus mit Lungenentzündung
Sehr schlechter Allgemeinzustand und Apathie: So kann auch eine Mycoplasmose aussehen

Mycoplasmose bei Mäusen vorbeugen

Einer Mycoplasmose können Sie nicht sinnvoll vorbeugen. Da das Gros der betroffenen Nager symptomlos und der Erreger vor allem bei Mäusen am lebenden Tier nicht nachzuweisen ist, können Sie mit jedem Neuzugang Mycoplasmen unbemerkt einschleppen.

Vorbeugende Maßnahmen im Überblick
Disclaimer
Diese Seite dient nur der Information. Sie ist kein Ersatz für den Tierarzt und soll auch keine Behandlungsanleitungen für den Alleingang bieten. Haftung für Schäden an Ihren Tieren bei Handeln ohne Ihren Tierarzt wird daher nicht übernommen!

Quellen

Ewringmann, Anja; Glöckner; Barbara: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; 1. Auflage, Enke 2008, S. 38ff., 177ff.
Anderson, Fox, et al.: Laboratory Animal Medicine, 3. Aufl., Academic Press 2015, S. 73ff. und 166ff.
Fox, James G.; Barthold, Stephen W. ; Davisson, Muriel T. (Hrsg.): The Mouse in Biomedical Research 2 – Diseases: 2; 2. Auflage, Academic Press 2006, S. 438ff.

Letztes Update: 02.07.2020