Farbmäuse werden auch heutzutage noch oft und gern in Aquarien gehalten. Sie scheiden allerdings relativ viel Urin aus. An der Luft bilden Bakterien daraus aggressiven Ammoniak, der die empfindlichen Atemwege der Tiere dauerhaft schädigen kann. Die Haltung von Farbmäusen in Aquarien ist also ein zweischneidiges Schwert.
Vor allem die Belüftung ist ein zentraler Streitpunkt. Dabei gilt die Daumenregel: Je größer das Aquarium ist und je weniger Tiere es bewohnen, umso besser ist die Luftqualität im Gehege.
Was spricht für das Aquarium?
Die Argumente für ein Aquarium sind bei Farbmäusen meist praktischer Natur:
- kein störendes Gitter
- einfache Reinigung
- einfache, preiswerte Anschaffung
- lässt sich hoch einstreuen
- lassen sich zu großen Verbünden kombinieren
Was spricht gegen das Aquarium?
Die Contras finden sich dann in Haltung und Gesundheit wieder:
- schlechte Belüftung
- Ammoniakgeruch wird spät wahrgenommen -> Mäuse zu selten ausgemistet
- fehlende Kletterflächen
- oft insgesamt zu flach + Etagen fehlen meistens
- schwerer verhaltensgerecht einzurichten
- Tiere müssen von oben angefasst werden
Aquarienmaße und Atemwegserkrankungen
Aquarien, die nicht höher sind als tief – also z. B. 100x50x50cm oder 120x60x60cm – lüften auch für Farbmäuse ausreichend. Mit einem Gitterkäfig, einer Voliere oder angepassten Terrarien und Eigenbauten mit entsprächen großen Gitterflächen sind sie trotzdem nicht vergleichbar. Das liegt in der Natur von Gitter und Glas. Ob sie dennoch ausreichend lüften, ist ein permanentes Streitthema, bei dem es noch kein abschließendes Fazit gibt. Meiner Erfahrung nach sind Aquarien, die nicht höher als breit sind, der Gesundheit nicht abträglich, solange die Besatzdichte entsprechend gering ist. Reizen Sie bei Aquarienhaltung also die maximale Besatzdichte nicht aus. Weitgehend einig ist man sich darüber, dass Aquarien, die höher als breit sind, für Farbmäuse zu schlecht durchlüftet sind. Die sollten Sie nur nutzen, wenn Sie einen Lüftungsstreifen in die Seite des Aquariums einarbeiten.
Hält man die Nase in ein Aquarium mit Farbmäusen, ist der Geruch darin mitunter ein ganz anderer als in der Umgebung. Da er aber außerhalb nicht so stark wahrnehmbar ist, besteht das Risiko, dass Sie die Behausung zu spät reinigen. Es staut sich also unbemerkt vermehrt Ammoniak im Aquarium an. Das Gas wirkt reizend auf die Lunge und macht sie damit anfälliger für Lungenerkrankungen, zu denen Farbmäuse ohnehin schon neigen.
Eine gereizte oder gar geschädigte Lunge bietet zudem eine gute Angriffsfläche für Pilze. Diese sind im Lungengewebe nur schwer zu bekämpfen. Haben Sie also Farbmäuse im Aquarium und bei einigen Tieren Lungengeräusche, die sich mit einem Antibiotikum nicht bekämpfen lassen, könnten die Geräusche auch von einer Pilzerkrankung, einer sogenannten Mykose, herrühren.
Die Einrichtung von Farbmausaquarien: ein praktisches Problem
An Glas können Farbmäuse nicht klettern. Damit fallen die Seitenwände des Geheges als Bewegungsfläche aus. Gerade bei Aquarien in Mindestgröße reicht dann aber das Inventar oft nicht für genügend Bewegung aus. Das fällt allerdings erst auf, wenn Sie die Tiere aus dem Aquarium in ein Gehege setzen, das ihre Bewegung mehr fordert. Die Farbmäuse zeigen dort anfangs Defizite in Koordination und Kondition.
Ein eher praktisches Problem ist die Befestigung der Einrichtung in Aquarien. Die Befestigung von Trinkflasche und Inventar ist eher schwierig, das Einhängen von Nestern und Nistkästen in den Seiten unmöglich. Damit sind die Möglichkeiten der Einrichtung insgesamt beschränkt.
Auch die Höhe schränkt die Möblierung ein. Ausladende Äste, große Wurzeln und Ähnliches finden keinen Platz, da etwa 20 bis 25cm der Höhe im Idealfall zum Buddeln genutzt werden.
Fluchttier Farbmaus – Nicht von oben greifen
Mäuse sind Fluchttiere, deren Feinde meist von oben auf sie herabstoßen. Dieses Feindbild des von oben angreifenden Räubers ist auch den Farbmäusen noch instinktiv erhalten geblieben. Entsprechend unangenehm ist es für die Tiere, wenn sie nur von oben angefasst werden. Mitunter lässt sich das an größerer Scheu im Vergleich zu anderen Haltungsformen beobachten. Der Unterschied wird jedoch auch hier erst nach einem Umsiedeln der Tiere deutlich.
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Letztes Update: 18.01.2020