Kennt Ihr diese Leute in Diskussionen, die da rein hüpfen und einem alles sabotieren, was man dem werten Publikum gern beibiegen möchte? Begründung: “Ich mach das auch immer so. Ist noch nie was passiert.” Diese Phrase gehört zu meinen besten Mitteln gegen niedrigen Blutdruck. Vom Glück der Dummen haben solche Leute zwar irgendwie noch nie was gehört, aber sie haben es. Anders kann ich es mir manchmal nicht erklären, dass solche Blitzbirnen noch nie Katastrophen mit ihren Geniestreichen fabriziert haben.
Farbmausböcke sind toll
Wieso soll man Farbmausböcke nur kastrieren? Das ist doch viel zu teuer und außerdem geht das doch bei mir bisher wunderbar. Ich hab die schon ewig so und die streiten sich nie. Bumm. Schon sind alle Bedenkenträger abgebügelt. Das geht ja schließlich schon seit Jaaaaaahren gut.
Na, ich fänd es einen Traum, wenn das mal so einfach wäre. Schaut man aber mal genauer hin, erklärt sich das Phänomen zumindest in einem Großteil aller Fälle. Da gibt es die Deppen, die per dummem Zufall tatsächlich eine verträgliche Linie erwischt haben. Und dann gibt es die, die ihre Mäuse noch kein halbes Jahr haben. Die Kurzen haben also noch reichlich Zeit, für Leben in der Bude zu sorgen. Und dann sind da noch die Helden mit den Miniknästen, wo es kein Wunder ist, dass es nicht kracht. Warum sollten sich halbwegs intelligente Mäuse auch um fünf Quadratzentimeter streiten?
Solche Leute möchten dann Anfängern weismachen, dass das mit den Böcken alles nicht so schlimm ist und sie ruhig welche anschaffen oder die angeschafften unkastriert lassen können – und das, ohne irgendwas über die Tiere zu wissen, um die es geht. Na klar … Und wenn es dann doch rauscht? “Also, das kann ich mir jetzt gar nicht erklären. Ich mach das immer so. Und das hat bis jetzt immer funktioniert.”
Wenn ich dann daneben stehe und sage “Ich hab’s ja gleich gesagt”, bin ich wieder die Böse. Dabei bin ich ja bekanntermaßen kein Fan von Kastrieren auf Teufel komm raus. Aber von der Wiederholung von Experimenten, die schon tausendfach schief gegangen sind, bin ich erst recht kein Fan.
Zooladen ist auch keine Lösung
Es ist mir ein Rätsel, dass es trotz tausender, fusslig geredeter Münder immer noch Leute gibt, die höchst vertrauensvoll in eine Zoohandlung spazieren und dort Tiere erwerben. In deutlich über 50 Prozent aller Fälle sind das dann die gleichen Leute, die ein bis zwei Wochen später im Forum, in einer Facebookgruppe oder in meinem Mailpostfach auf der Matte stehen und sich wahlweise über kranke, sich zoffende oder plötzlich ziemlich kullerrunde Mäuse wundern.
Dann packe nicht nur ich die Gebetsmühle mit dem “Du sollst doch nicht im Zoola kaufen”-Band aus – und irgendwer kommt dann aus irgendeiner Ecke. Plopp! “Ich hab meine Mäuse auch aus dem Zooladen und die sind gesund und die Geschlechter stimmen auch und beraten wurde ich auch gut.” Basta.
Da wären wir dann wieder beim Glück der Dummen. Es gibt aber – und das ist die Mehrheit – eben auch den anderen Fall. Und wenn da drei Leute angekrümelt kommen, dass der Zooladen nicht so schlimm ist, wie wir ihn machen. Nein, ist er nicht – meistens ist er noch schlimmer! Was ich da jetzt in bald 20 Jahren Tierschutz schon alles gesehen habe, sprengt die Fantasie selbst der kreativsten Mäusehalter.
Also glaubt es mir einfach mal, auch wenn wieder jemand angesch… kommt, dass das doch bei ihm ganz toll gelaufen ist: Es geht schief! Vor allem dann, wenn man nicht drauf vorbereitet ist und ungeplante Überraschungen so gar nicht brauchen kann. Wer das dann löst, indem er die Tiere zurückbringt oder gar wie ein paar Socken der falschen Größe umtauscht, dem gönn ich den Terz, den er damit lostritt, von Herzen!
Ach, da passiert schon nichts
Und da wären dann noch die Leute mit dem kreativen Mauszubehör. Mein Liebling: diese widerlichen Foodbälle aus Drahtgitter. Nein, da bleibt natürlich keine Maus drin hängen. Die klettern doch viel zu gut. Das zumindest erfährt man nachfedernd, wenn man selbst den Besitzer eines solchen kleinen, runden Widerlings über das Teilchen aufklärt.
Irgendein Depp kommt dann aus irgendeinem sehr finsteren Loch gekrochen und weiß ganz genau, dass ich übertreibe. Die geschätzt 30 Mäuse, die ich über die Jahre mit nur noch 3 Beinen in meiner Obhut hatte, würden das wahrscheinlich anders sehen. Ok, es sind nicht viele, wenn man es auf fast 20 Jahre rechnet. Aber erstens landet nicht jeder Fall bei mir und zweitens ist jeder einzelne einer zu viel.
Da haben sich Mäuse schon die Pfote abgefressen, um aus den Mistdingern wieder rauszukommen. Einige haben sich die Beine gebrochen, die Hüfte ausgerenkt oder die Gliedmaße so überdehnt, dass sie nie wieder voll funktionsfähig war. Und einige Unglücksmäuse haben das ach so lustige Spiel mit dem Foodball gar nicht überlebt. Man möge mir also verzeihen, wenn ich den kleinen Klugscheißern, bei denen ja alles halb so schlimm ist und die meinen, ich übertreibe maßlos, gerne Bömbchen basteln möchte. Ihr findet Bömbchen übertrieben? Wieso? Passiert doch nix. Ist doch schon lange keins mehr explodiert!
Du schreibst mir aus der Seele. Nur sind es bei mir größten Teils Hamster.