Mäuse in der Badewanne … Das ist ein durchaus gern und teils leidenschaftlich diskutiertes Thema und zwar nicht, weil die Mäuse darin sauberer würden, als sie es ohnehin schon sind. Baden sollen sie darin nämlich nicht, aber heiraten. Dass solche Projekte nicht immer von Erfolg gekrönt sind und die Scheidungsrate entsprechend hoch ist, hat die Badewanne in Verruf gebracht. Dabei kann das gute Stück gar nichts dafür. Zeit also für etwas Image-Arbeit für Badewanne und Mäusenerven und gegen geraufte Menschenhaare.
Die Patentlösung im Bad
So mancher fängt eine Vergesellschaftung in der Badewanne an und hofft, dass das den Erfolg erhöht und den Stress reduziert. Im Idealfall tut es das auch. Wer allerdings mit der Badewanne auf eine Gelingensgarantie hofft, sollte auf Osterweihnachten warten, um seine Vergesellschaftung mittags bei Neuvollmond zu starten. Dann klappt das ganz sicher.
So einfach ist die Geschichte mit der Wanne nämlich auch wieder nicht. Es gibt Arten, die können sich durch ihre extreme Scheu bei der ersten Begegnung in Boxen oder kleinen Hamsterknästen ernsthaft verletzen. Braune Baumwollratten zum Beispiel oder Springmäuse. Auch Arten wie verschiedene Stachelmäuse, die aggressiv auf Enge reagieren, sind in der Wanne tendenziell besser aufgehoben, wenn sie sich kennenlernen. Jedoch gibt es auch eine ganze Zahl Farbmaushalter, die ihre Kandidaten in die Wanne verfrachten – und mitunter ihr blaues Wunder erleben.
Farbmäuse: In der Wanne ist vor der VG
Hö? Was will die von uns? Erst in die Wanne, dann vergesellschaften? So ein Käse – oder eben auch nicht. Bei Farbmäusen ist die Badewanne im Gegensatz zu den oben erwähnten exotischen Mäusen in der Mehrheit der Fälle eine Methode der Informationsgewinnung, nicht der Vergesellschaftung an sich. Die Badewanne hat nämlich gleich mehrere Vorteile:
- Flott am Tier. So schnell an den Mäusen mit der Hand oder einer Papprolle wie in der Wanne seid Ihr bei keiner (geschlossenen) Transportbox.
- Freie Sicht auf freie Mäuse. Die Nager können sich frei entfalten und Ihr könnt sie dabei ohne Sichthindernis beobachten.
- Geringere Verletzungsgefahr. Wenn es kracht, ist mehr Platz zum Ausweichen da. Die Gefahr ernsthafter Verletzungen sinkt.
Vor allem 2. ist es, warum ich die Badewanne heiß und innig liebe. Bin ich mir nicht sicher, was Farbmaussippe A zu Sippe B und vielleicht noch zu Solo C sagt und umgekehrt, kippe ich das Völkchen einfach erstmal in die Wanne und schaue zu. Wie groß ist das Interessa aneinander? Wer mag wen oder eben auch nicht? Wer hat Angst und wen macht Angst aggressiv? Diese und viele weitere Fragen fördern Beobachtungen zu Tage, die man in einer (Panik)Box nicht machen kann. Von Vornherein ein Vergesellschaftungsbeginn ist die Aktion aber nicht – und das wird gern vergessen.
Und warum dann in die Wanne?
Kann man sich das nicht eigentlich auch sparen? Wenn man riskieren will, ewig rumzudoktern, dann definitiv. Bei mir landet der Zwergenaufstand schon allein deshalb in der Wanne, weil ich nicht so auf die Vergesellschaftungsmarathons stehe, die nach wie vor in Mode sind. Ich muss nicht jeden Sport mitmachen.
Hier sehe ich sehr gut, wovon ich am besten gleich die Finger lasse, wer in welcher Reihenfolge wen kennenlernen sollte und welche Methode ich jetzt eigentlich für die Vergesellschaftung wählen sollte. Das macht es den Mäusen und mir um einiges einfacher. Und deshalb liebe ich die Wanne auch so heiß und innig und würde niemals nicht auf sie verzichten wollen.
Aber Ihr habt es wahrscheinlich schon gemerkt, die Sache mit der Wanne hat einen klitzekleinen Nachteil: Sie ist nix für Anfänger. Wer feine Verhaltensnuancen nicht deuten kann oder gar nicht sieht, der zieht kaum einen Nutzen aus einer Runde in der Wanne. Deshalb überlegt Euch vorher, was die Badewanne für Euch leisten kann und leisten soll – ein Allheilmittel ist sie nämlich (leider) nicht …
Wie ist das mit dem zusätzlichen Stress, der duch den Badewannengang entsteht? Beobachten im Mini-Awua bringt also nicht diese Erkentnis *Anfängerbin*
Nein, das Aqua bietet nicht dieselbe Erkenntnis. In der Wanne haben sie mehr Platz, sich zu entfalten. Die Dynamik, die sich da entwickelt, ist tatsächlich eine andere. Stresstechnisch ist das auch nicht anders als Aqua – im Zweifel sogar entspannter, weil Du dann weißt, wie es weitergeht. Aber wie im Artikel geschrieben, das lohnt sich leider für Anfänger kaum, da Du als solcher noch nicht so genau siehst, was Du sehen müsstest, um aus der Wanne einen Nutzen zu ziehen.
Also zumindest in meinen früheren Farbmauskreisen hatte das rein garnix mit der Scheidungsrate zu tun, im Gegenteil hätte man die Badewanne wohl sogar bei einer höheren Erfolgsquote abgelehnt. Denn man hielt das einfach für grausam, für uns Menschen wäre es doch auch Folter in einem komplett weißen Raum zu sein, usw… 😉