Mäuse sind keine Veganer. Das zumindest ist heute zu den meisten Haltern durchgedrungen. Wurde früher eher über das “muss das sein?” diskutiert, debattiert man heute fleißig über das “ja, was denn nun? und wie viel?”.
Manche ahnen es wahrscheinlich schon: Es geht ums Protein – um das tierische, um genau zu sein. Ohne das ist nämlich die mäusische Diät nicht komplett.
Krabbel, krabbel, mampf, mampf
Im Zuge dessen habe ich eine schlechte Nachricht für alle Mäusefreunde, die es nicht so mit der sechsbeinigen Fraktion haben. Im Gegensatz zu Euch lieben die meisten Mäusearten diese Fraktion und haben sie zum Fressen gern. Wer dabei denkt, er kann sich mit ein paar getrockneten Mehlwürmern aus der Affäre ziehen, befindet sich bei der überwiegenden Mehrheit der Mäuse auf dem Holzweg. Zum einen ist das sehr einseitig. Zum anderen haben die meisten Arten einen mehr oder minder ausgeprägten Jagdtrieb, der ausgelebt werden will.
Wer also nix Lebendes füttern will, hat idealerweise Maushamster oder ähnlich jagdfaules Gesindel. Doch bei Farbmäusen fängt es schon an. Da fällt so mancher Halter aus allen Wolken, wenn er es dann trotz meterhoher Erpelpelle mal mit Lebendfutter probiert, und sieht, wie seine geliebten Knopfaugen zu kleinen Monstern mutieren. Die sind doch domestiziert. Die machen doch sowas gar nicht. Kann gut sein, dass das so sein sollte. Nur hat es dann jemand vergessen, den Mäusen zu sagen.
Während allerdings Farbmäuse und Co. auch mit totem Insektenmix und Gekrabbel aus der Tiefkühle noch ganz entspannt leben, wird das Thema Lebendfutter bei anderen Plüschbeinen zum K.O.-Kriterium. Wer von mir zum Beispiel Fettschwanz-Rennmäuse oder Zwergschläfer haben will, muss Lebendfütterung garantieren. Warum das so ist, wissen die neuen Besitzer spätestens dann, wenn sie sehen, wie diese Tiere Schaben hinterher gehen, die (fast) so groß sind wie sie selbst. Bon Appetit!
Geht nicht auch Sahne?
Alles schreit nach artgerechter Ernährung. Für viele Halter heißt das: so naturnah wie möglich. Beim tierischen Protein endet dieses Bestreben meist recht abrupt an haarigen Schabenbeinen oder wie Flummis durch die Gegend hüpfenden Grillen. Gibt’s nicht auch was, was nicht bei der ersten Gelegenheit das Weite sucht und dann mühsam hinter Kühlschränken und unter Möbeln wieder hervorgepopelt werden muss? Sahne wär doch gut, oder?
Mal davon ab, dass ausgerechnet Sahne einen wenig spannenden Proteinanteil hat (der liegt noch unterhalb der enthaltenen Kohlenhydrate!) … Habt Ihr schon mal ne Maus Kühe melken sehen? Also ich nicht. Dasselbe gilt deshalb auch für Quark, Johgurt, Käse und andere Leckereien, mit denen uns das liebe Milchvieh beschenkt.
Zumindest der Joghurt hat aber eine ganz gute Entschuldigung für sein mausrelevantes Dasein: in Verbindung mit Dysticum ist er ein hervorragender Durchfallstopper. Als regulärer Eiweißlieferant gehört er jedoch nicht ins Mausmenü. Sorry, kein Hintertürchen für Insektenphobiker.
Vom (Nicht) Jagen und Sammeln
Vor allem Garnelen und Gammarus sind eine überaus beliebte Proteinquelle. Mit einem Eiweißgehalt von jeweils über 40% stehen sie auch nicht mal schlecht da. Ähnliches gilt für getrockneten Fisch. Das Ganze hat nur einen Haken: Ich hab noch nie eine Maus mit einer Angelrute oder einem Mini-Schleppnetz durch die Gegend wuseln sehen. Ihr vielleicht?
Was sagt uns das für das Konzept “naturnahe Ernährung”? Genau, dass Wassertiere bäh-bäh sind. Womit wir dann doch wieder bei den ungeliebten, terrestrischen Krabbeltieren wären. Aber vielleicht tut es ja auch Fleisch?
Ja … Nein … Jein … Geht man von dem aus, was die jeweiligen Arten in der Natur fressen, fällt diese auf den ersten Blick recht sympatische Lösung flach. Aggressive Mausrudel in Jagdformation wurden nämlich weder in Europa, noch in der afrikanischen Savanne oder der nordamerikanischen Prärie gesichtet. Einzig Halter von Zwergschläfern und ähnlichen Wirbeltierjägern können sich mit Fleisch zumindest teilweise ums ungeliebte Krabbelviehzeug drücken.
Kein Gekrabbel, keine Mäuse
Das ist doch nicht ihr Ernst, oder!? Doch, ist es. Ich bin immer noch der Meinung, wer Mäuse will, muss Insekten mögen. Ok, es muss ja nicht jeder gleich wie ich ein Meterterra anschaffen und dort mit Leidenschaft ganze Schabenvölker züchten. Aber wer schon an gefrorenen oder getrockneten Insekten scheitert, disqualifiziert sich für Mäuse als Haustiere.
Wer jetzt allerings auf den Geschmack gekommen ist und mal (lebende) Insekten ausprobieren will, für den hab ich noch einen heißen Tipp: keine Schokoschaben! Und das liegt nicht daran, dass Mäuse keinen Zucker haben sollen. Wer es trotzdem mit ihnen probiert, wird an diese Warnung vielleicht denken, wenn er im Netz die Nummer für den Kammerjäger raussucht. Nehmt lieber Waldschaben oder Fauchschaben. Die vermehren sich nicht in der Wohnung und sie schmecken besser – sagt zumindest eine Freundin von mir …