“Ich hab mir da mal ein paar Zwergmäuse gekauft und … ” Das ist der Satzanfang, der das Problem meines oft etwas niedrigen Blutdrucks ganz schnell lösen kann. Zwergmäuse – oder genauer Afrikanische Knirpsmäuse – sind die genauso exotische wie pflegeleichte Platzsparversion der Maus. Soweit zumindest die Annahme mancher Mitbürger hierzulande.
Klärt man eben diese Mitbürger über die wahren Bedürfnisse ihrer pelzigen Spielzeuge auf, kann man den Aufschlag ihrer Kinnlade auf dem Boden förmlich hören. Nein, sooooo hatten sie sich das eigentlich nicht vorgestellt.
Kleine Mäuse, großer Haken
Knirpsmäuse sind klein. Sehr klein. Die kleinsten Nagetiere der Welt, um genau zu sein. Deshalb passen sie ja auch so praktisch in ein 60er Aquarium oder noch kleinere Knäste – auch wenn sie da beileibe nicht reingehören. Zumindest ist da noch “reichlich” Platz, denn in der Regel schmoren darin zwischen zwei und fünf Mäuse.
Weiß der geneigte Maushalter heute zumindest in der Mehrheit der Fälle, dass eine Maus keine Maus ist, wissen doch die Wenigsten, dass 2 Knirpse immer noch kein Knirps sind. Das gilt auch für 3, 4 oder 5. Interessant wird es für die kleinen Kobolde erst ab einem Dutzend und das auch nur, wenn sie von da aus die Familie gründen dürfen, die sie gern hätten und für die sie eigentlich gemacht sind.
Nun ist genau diese Familiengründung für so manchen Menschen ein Problem. Uninformiertes Volk meint einfach, die 2 bis 5 traurigen Gestalten im Knast reichen. Meine bereits andernorts erwähnten Bömbchen möchte ich aber noch lieber denen basteln, die meinen, man müsse diese 2 bis 5 Elendsmäuse ja unbedingt gleichgeschlechtlich halten, da Vermehrung – mit oder ohne Genetikkentnisse – nicht tierschutzkonform sei. Nicht tierschutzkonform ist hier höchstens die Dummheit, die den armen Kreaturen immenses Leid beschert.
Knirpse sind nicht dafür gemacht, 2, 3, 4 oder 5 Mäuse zu sein, sondern eher 40, 50, 60 oder 70. Ja, das ist mein Ernst und da ist auch keine Null zu viel. Knirpse wollen und brauchen die Großfamilie und müssen sie haben, um sich wohl zu fühlen.
Wahnwitz Geschlechtertrennung
Es gibt immer noch – leider nicht so wenige – Leute, die meinen, man könne Knirpse ja wunderbar in gleichgeschlechtlichen Gruppen halten. Ob man das jetzt aus vorgeblich tierschutzorientierten Gründen tut oder weil man einfach Angst vor der immensen Familiengröße der Tiere hat, interessiert die Mäuse herzlich wenig. Es fliegen vor allem bei den Jungs die Fetzen, bis es Schwerverletzte und Tote gibt. Und dass diese Regel keine Ausnahme hat, zeigt die Praxis. Früher oder später explodiert das Pulverfass folgenschwer, das man sich mit Knirpsmausjungs anschafft.
Die Mädels finden eine Familientrennung in der Regel auch wenig lustig. Das Elend entfaltet sich hier jedoch oft diffizieler. Spätestens wenn die Gruppe schrumpft und neue Mäuse dazu sollen, steigt die Spannung. Klappt es? Oder gibt es Keile? Haben wir nur moderaten Stress oder fallen welche tot um? Wetten werden noch angenommen.
Allen (potenziellen) Knirpsmaushaltern da draußen soll ich von den Mäusen was ausrichten: “Entweder Ihr wollt uns als Familie und lasst uns auch eine sein oder Ihr wollt uns GAR NICHT!”
Das Ding mit der Schlange und den Mäusen
Kommen wir zu einem Punkt der Knirpsmaushaltung, der auch engagierte Laien schnell von der Idee heilt, sich Knirpsmäuse anzuschaffen. Knirpse sind recht inzuchttolerant und bilden seltener gesundheitliche Probleme aus, als das zum Beispiel die sehr empfindlichen Streifenmäuse tun. Sind aber Tiere sichtbar krank oder werden sie aus irgendwelchen, meist in nicht für uns sichtbaren, gesundheitlichen Problemen begründeten Ursachen aus der Gruppe gebissen, müssen diese Tiere die Gruppe verlassen, noch bevor sie sich vermehren können.
Diese recht einfach zu begründende Praxis dient der Gesundheit der Gruppe. Erblich bedingte Krankheiten und Schwächen erhalten so gar nicht die Chance, die Gruppe zu schädigen. Das Ergebnis ist eine rundum gesunde Knirpsmausgruppe.
Aber halt! Da sind ja noch die Mäuse, die wir rausgenommen haben. Die müssen natürlich alle betütelt und gesund gepflegt werden. Müssen sie? Nein, müssen und sollten sie nicht! Der Stress von ständigen Vergesellschaftungen (siehe gleichgeschlechtliche Gruppen) und Behandlungen und immer neuen Gruppenkonstellationen, weil auch bei den Kranken der Einäugige König ist, sind vieles, aber nicht tiergerecht.
Hier kommen dann die Mäusefreunde zum Zuge, die von ihren Fans auch liebevoll Nullbeiner genannt werden. Im Idealfall hat der Knirpsmaushalter solche im Haus oder zumindest in sinnvoller Nähe.
Knirpsmäuse als Haustiere
Euch ist die Lust auf Knirpsmäuse tatsächlich noch nicht vergangen? Ich bin beeindruckt! Dann gibt es im Steckbrief Knirpsmaus auf meiner Homepage weitere Infos.
Wer sich die Sache mit der Geschlechtertrennung nochmal so richtig auf der Zunge zergehen lassen will, kann hier nachlesen, warum man Knirpse nicht nach Geschlechtern trennt.
Pelzige Spielzeuge? Ich hoffe das war ironisch gemeint *Keule schwing* 🙂 :*
Gibt leider Leute, die sehen sie tatsächlich so. 🙁
Name? Adresse? Ich hab am Wochenende noch Zeit da mal für Klarheit zu sorgen…
Wenn Du alle Leute belehren willst, die Kleintiere wie Spielzeuge behandeln, hättest Du ne Menge zu tun. >.< Beschränkt sich ja leider nicht auf Knirpse…